madonna frau - mutter

madonna
frau - mutter - kultfigur
Pressebilderübersicht
12.10.2015
Muttergöttin, Jungfrau, Heilige und Pop-Ikone – kaum eine Frau hat die
Menschheit über Jahrtausende so bewegt wie die Madonna.
Kunstwerke aus über 11.000 Jahren, darunter hochkarätige Leihgaben
aus internationalen Museen wie Rom, London oder Berlin, skizzieren
den Werdegang der wohl berühmtesten Frauenfigur der Geschichte.
Von den antiken Muttergöttinnen über den Marienkult im Mittelalter bis
zur Brechung der Madonna in zeitgenössischen Werken: das Bild der
Madonna als Frau, Mutter und Kultfigur wandelt sich im Lauf der
Jahrhunderte.
Pressekontakt:
Dennis von Wildenradt
Pressesprecher
Leiter Kommunikation +
Kulturvermittlung
T 0511 98 07 – 626
F 0511 98 07 – 99 626
dennis.wildenradt@
landesmuseum-hannover.de
Niedersächsisches
Landesmuseum Hannover
Willy-Brandt-Allee 5
30169 Hannover
landesmuseum-hannover.de
Eine Institution des Landes
1 | 10
Hockende Stillende
Ägypten, Mittleres Reich
Amenemhet II., um 1900 v.
Chr., Bronze 13 x 8 x 12 cm,
Berlin, Staatliche Museen,
Ägyptisches Museum
Als eines der frühen Rundbilder
aus Bronze zeigt diese Figur
eine Mutter, die ihr Kind stillt. In
der Inschrift wird Isis genannt,
doch weist die Figur keine
göttlichen Attribute auf.
Vielmehr ist der
Text, der aus der Frau eine
Göttin machte, erst später in die
Bodenplatte eingeritzt worden.
© Staatliche Museen zu Berlin –
Ägyptisches Museum und
Papyrussammlung/Jürgen Liepe
Kameo der Livia-Magna
Mater-Ceres mit Büste des
vergöttlichten Augustus
Rom, kurz nach 14 n. Chr.
Sardonyx mit Goldfassung, 0,9
× 0,66 cm, Wien,
Kunsthistorisches Museum
Dieser Schmuckstein zeigt die
Kaiserin Livia mit Mauerkrone,
dem Symbol der Kybele und der
Magna Mater, und mit Ähren,
die sie als Schützerin der Ernte
kennzeichnen. Gleichzeitig ist
sie in den Kult ihres verstorbenen Mannes, des Kaisers
Augustus, eingebunden, dessen
Büste sie in der Rechten hält.
© Kunsthistorisches Museum
Wien
2 | 10
Kosmetikpalette:
Aphrodite schlägt Eros
Gandhara, 1.- 2. Jh. n. Chr.
Steatit, Dm 12,3 cm, London,
British Museum 1973
Aphrodite und ihr Sohn Eros
haben ein spielerisches
Verhältnis zueinander. So ist
auch die sehr seltene
Darstellung der strafenden
Mutter wohl nicht ganz ernst
gemeint. Sie nimmt Bezug auf
die späthellenistische
»Pantoffelgruppe«, bei der
Aphrodite mit einer Sandale den
bocksbeinigen Pan abwehrt.
© The Trustees of the British
Museum London
Artemis von Ephesos
Rom, 2. Jh., weißer und grauer
Marmor, 110 x 38 x 25 cm, Rom,
Musei Capitolini
Alle unbekleideten Körperteile
sind bei der Statue aus
schwarzem Marmor eingefügt,
womit das alte hölzerne Kultbild
imitiert wird. Ebenso wie
spätere Marienbildnisse wurde
es bekleidet und reich
geschmückt. Neben den
Schutzsymbolen fallen die
»Brüste« als nährende Organe
und die Tierprotomen auf:
Artemis schützt, nährt und
beherrscht die Natur wie den
Kosmos. Das Kultbild ist also die
exakte bildliche Umsetzung
ihres Kults.
© Musei Capitolini Rom,
Palazzo Nuovo/ Stefano
Castellani
3 | 10
Thronende Madonna aus
Schillingskapellen
Niederrhein, um 1170,
Nussbaumholz,
51,8 × 16 × 16 cm, Frankfurt a.
M., Liebieghaus
Das Werk zeigt die Gottesmutter in dem im 12. Jh. aufkommenden Typus mit mädchenhaftem Antlitz und einem
schlank aufragenden Körper.
Maria trägt hier zwei dick
geflochtene Zöpfe, die sich
ursprünglich auf der Rückseite
der Figur fortsetzten. Sie sind
Zeichen ihrer Jungfräulichkeit
und ersetzen das lang herabfallende Schleiertuch, das die
westliche von der byzantinischen Kunst übernommen
hatte.
© Liebieghaus
Skulpturensammlung Frankfurt
a. M. /ARTOTHEK
Albrecht Dürer, Maria auf der
Mondsichel
Das Marienleben, 1501/02 1511, Folge von 20
Holzschnitten, Bildmaß je ca.
29,7 × 21 cm, Hannover,
Landesmuseum
Das Titelblatt ziert die demütig
auf einem Kissen kauernde
stillende Gottesmutter, die von
einer Mondsichel in die himmlische Sphäre emporgehoben
wird. Das Bild vereint zentrale
Aspekte spätmittelalterlicher
Marienfrömmigkeit, indem es
die DemutMarias mit ihrer alles
überragenden Bedeutung als
himmlische Königin verbindet.
Jedem Holzschnitt ist ein Text
des Nürnberger Benediktiners
Chelidonius an dieSeite gestellt.
© Landesmuseum Hannover
4 | 10
Benedikt-Meister, Madonna
um 1515 / 20, Lindenholz,
farbig gefasst, 114 × 51 × 30
cm, Nürnberg, Germanisches
Nationalmuseum
Der Umriss des blau gefütterten
Mantels ist deutlich sichtbar,
seine Binnenformen zeugen von
kantiger Bewegtheit, und das
ausgestellte Bein der Gottesmutter suggeriert entschiedenes
Voranschreiten; die Gewandführung charakterisiert die
Maria als himmlische Königin.
Ursprünglich dürfte ein Strahlenkranz die Gruppe umfangen
haben, in ihrer Linken trug
Maria einst ein Zepter und auf
ihrem Kopf ruhte gewiss eine
Krone. Der Bildschnitzer gehört
zu den bedeutendsten Künstlern
seiner Zeit.
© Germanisches
Nationalmuseum Nürnberg
Giovanni Battista Cima da
Conegliano, Madonna mit
Kind
um 1500, Pappelholz, 68 × 52,7
cm, Frankfurt a. M., Städel
Museum
Cima da Conegliano schuf in
Venedig viele große Altargemälde, in denen die
Madonna ehrfurchtsheischend
in ganzer Figur thront. Hier
reduziert er den Bildausschnitt
und rückt die Madonna nah an
den Betrachter heran. Statt auf
einem aufwendigen Thron wird
sie in einem Zimmer mit Ausblick gezeigt. Ein wie lose
angehefteter Zettel an der
Brüstung unten trägt die
Signatur des Künstlers.
© Städel Museum Frankfurt a.
M. – U. Edelmann/ARTOTHEK
5 | 10
Peter Paul Rubens,
Madonna mit stehendem
Kind
um 1615/1620, Eichenholz,
63,5 x 47 cm, Hannover,
Landesmuseum
Das Bild der Muttergottes
mit dem stehenden
Jesusknaben interpretiert
Rubens neu: Das Aussehen
der Figuren gleicht er seiner
Frau Isabella Brant und dem
gemeinsamen Sohn Albert
an und verleiht dem Werk so
einen besonders intimen
Charakter. Kaum sichtbar
sind die Strahlenkronen, die
die Heiligkeit des Paares
unterstreichen. Marias
schwarzer Schleier verweist
auf die spätere Passion.
© Landesmuseum Hannover
Madonna mit dem Kind
im Strahlenkranz
Niedersachsen (?), um 1750,
Lindenholz (?), farbig gefasst,
220 × 109 × 52 cm,
Göttingen, Städtisches
Museum
Die monumentale Skulptur
zeigt Maria in fürstlichem
Gewand und Brustpanzer als
siegreiche Königin und
Streiterin für den Glauben:
Sie zertritt die Schlange, die
für den falschen Glauben
steht. Der Strahlenkranz
kennzeichnet Maria als
apokalyptisches Weib, das in
der Offenbarung des
Johannes als »mit der Sonne
bekleidet« beschrieben wird.
© Göttingen, Städtisches
Museum/Kerstin Schmidt
6 | 10
Eduard Karl Steinbrück,
Madonna in der WerkstattTür
1832, Öl auf Leinwand,
181,5 × 137,3 cm,
Hannover, Landesmuseum
Als Vorbild diente Steinbrück
Raffaels »Sixtinische
Madonna«, deren Haltung
und Gewand er nur leicht
variiert. Doch verleiht der
Künstler Maria die Züge der
eigenen Ehefrau und versetzt
sie in ein gänzlich irdisches
Umfeld: Statt auf Wolken zu
wandeln, tritt sie aus der Tür
von Josefs Zimmermannswerkstatt.
© Landesmuseum Hannover
Lovis Corinth, Ottchen
mit Mutter
1905, Öl auf Leinwand, 95 x
75 cm, Leihgabe der Stadt
Hannover
Wie eine Figur der
altdeutschen Malerei
erschien Corinth der kleine
Otto, ein Bauernkind. Sein
Porträt ähnelt Darstellungen
Marias mit dem Jesusknaben,
wie sie etwa schon Rubens
geschaffen hatte. Doch
verzichtet Corinth auf jede
Idealisierung: Ungeschönt
sind der nackte Körper des
Kindes und seine ausdrucksstarke Mimik
wiedergegeben.
© Landesmuseum Hannover
7 | 10
Kurt Schwitters, Mz. 151
Wenzel Kind Madonna mit
Pferd
1921, Collage, Papier auf
Papier, 19,3 × 14,9 cm
Hannover, Sprengel
Museum, Leihgabe
Sammlung NORD / LB in der
Niedersächsischen
Sparkassenstiftung seit 1994
Kurt Schwitters verwandelt
das Marienantlitz der
»Sixtinischen Madonna« in
das Gesicht einer ›neuen
Frau‹ der 1920er Jahre mit
modischem Kurzhaarschnitt–
eine Provokation ganz im
Sinne der Dada-Kunst.
© VG Bild-Kunst, Bonn
2015/Sprengel Museum
Hannover – Aline Gwose,
Michael Herling, Benedikt
Thomas Bayrle, Madonna
Mercedes
1989, Fotokopie Collage und
Farbe auf Holz, 198 × 146
cm, Frankfurt a. M., Städel
Museum, Eigentum des
Städelschen MuseumsVereins e.V.
Thomas Bayrle lehnt seine
Madonna Mercedes an die
Darstellungstradition
byzantinischer Ikonen an,
collagiert die Muttergottes
jedoch aus verzerrten
Fotokopien von Luxuswagen
und hinterfragt so die
quasireligiöse Überhöhung
des Konsums.
© VG Bild-Kunst, Bonn
2015/ Frankfurt a. M., Städel
Museum/ARTOTHEK
8 | 10
Sam Jinks, Still life (Pietà)
2014, Silikon, Kunsthaar,
Echthaar, Textil, 165 × 123 ×
73 cm, Melbourne,
Australien, Privatbesitz
Michelangelos berühmte
Pietà diente als Vorbild für
die Pose von Jinks‘
hyperrealistischen Figuren.
Doch werden nicht Maria
und der tote Christus
gezeigt, sondern ein
namenloser Sohn in
zeitgenössischer Kleidung,
der um seinen greisen Vater
trauert.
© Sam Jinks /
Sullivan+Strumpf 2015
Dieter Froelich,
Schabmadonnen
2015, gepresste
Keramikmasse, Multiple,
unbegrenzte Auflage, 13 x
5,5 x 3,5 cm, Hannover,
Besitz des Künstlers
Der Künstler greift auf ein
christliches Brauchtum
zurück, bei dem in Getränke
und Speisen z. B. Erde eines
Wallfahrtsortes beigemischt
wurde und ihr Verzehren
Genesung und Heil
versprach. So wird auch hier
zum Benutzen der
Madonnen eingeladen, d. h.
die kleinen Tonfiguren in
Speisen, Säfte oder Salben zu
schaben.
© VG-Bildkunst, Bonn
2015/Dieter Froelich
9 | 10
Julia Krahn, Mutter
Traditional Photography,
Wallpaper, 423 x 243 cm,
Mailand, Besitz der
Künstlerin
Die Künstlerin inszeniert sich
wie eine stillende Gottesmutter – doch fehlt das Kind,
die Aufmerksamkeit der vermeintlichen Mutter richtet
sich auf eine leere Stelle. Die
Künstlerin hinterfragt so
wohlvertraute Bilder und die
damit verbundenen Vorstellungen; die wiederkehrende Nacktheit ist dabei
Ausdruck des Strebens nach
Selbst-Enthüllung und Selbsterkenntnis.
© Julia Krahn
10 | 10