madonna frau – mutter – kultfigur 16.10.2015 bis 14.2.2016

madonna
frau – mutter – kultfigur
16.10.2015 bis 14.2.2016
Pressemitteilung
Muttergöttin, Jungfrau, Heilige und Pop-Ikone – kaum eine Frau
hat die Menschheit so bewegt wie die Madonna. Kunstwerke aus
über 11.000 Jahren skizzieren den Werdegang der wohl
berühmtesten Frauenfigur der Geschichte. Von der Muttergöttin
bis zur Pop-Ikone Madonna war es ein langer Weg, in dem die
Muttergottes einen einmaligen Siegeszug erlebte. Als erstes
Museum weltweit widmet sich das Landesmuseum Hannover
mit der Sonderausstellung »Madonna. Frau – Mutter – Kultfigur«
dem Bild der Madonna im Wandel der Jahrhunderte.
Mit einmaligen Leihgaben aus London, Wien, Rom, Berlin und
zahlreichen weiteren Sammlungen zeichnet sie den Weg von den
antiken Muttergöttinnen über den Marienkult im Mittelalter bis zur
Brechung der Madonna in zeitgenössischen Werken.
14. Oktober 2015
Pressekontakt:
Dennis von Wildenradt
Leiter
Kommunikation +
Kulturvermittlung
T 0511 98 07 – 626
F 0511 98 07 – 99 626
dennis.wildenradt@
landesmuseum-hannover.de
Das Konzept überzeugte auch Dr. Margot Käßmann, die Schirmherrschaft für die Madonnaschau zu übernehmen. »Für Protestanten
war Maria lange Zeit eher ein Tabuthema, weil sie sich absetzen wollten
von römisch-katholischer Marienverehrung. Dabei war der Reformator
Martin Luther ein großer – heute würden wir sagen – „Fan“ Marias«, so
Prof. Dr. Dr. h.c. Margot Käßmann, Botschafterin des Rates der EKD für
das Reformationsjahr 2017.
Die Ausstellung nimmt den Besucher mit auf eine Reise von der mit
11.000 Jahren vermutlich ältesten Frauendarstellung Norddeutschlands,
über die Spätantike und das christliche Mittelalter, bis zur zeitgenössischen Rezeption der Gegenwart.
In der Spätantike repräsentiert die Gottesmutter das weibliche Ideal par
excellence, das zunächst von sexueller Reinheit und der Mutterschaft
bestimmt wird, während wir heute in ihr die zentrale Person einer
Patchwork-Familie sehen.
Niedersächsisches
Landesmuseum Hannover
Willy-Brandt-Allee 5
30169 Hannover
landesmuseum-hannover.de
Eine Institution des Landes
1|3
Maria spielt in der Bibel nur eine Nebenrolle im Schatten ihres Sohnes.
Erst seit dem Konzil von Ephesos im Jahr 431 erscheint sie als zweite
zentrale Figur des Christentums. In Mosaiken, Skulpturen und Gemälden
feiert die Madonna in den folgenden Jahrhunderten einen Siegeszug.
Es finden sich zahlreiche Bilder, die vom Modellcharakter der Heiligen
Familie zeugen. So zeigt die Gegenüberstellung von Rubens´ Madonna
mit dem stehenden Kind und dem Portrait Ottchen mit Mutter von
Lovis Corinth, wie stark das zeitgenössische Schönheitsideal die
Madonnendarstellungen bestimmte und ihr Bild auch die säkulare
Bilderwelt der Moderne fundamental prägte.
In der Gegenwartskunst ist Maria wieder eine willkommene Folie für das
Weibliche. Ein Wegbereiter war Kurt Schwitters, der Raffaels berühmte
Sixtinische Madonna als Bildträger benutzt und mit Werbematerial und
Zeitungsauschnitten überklebt hat, so dass die sakrale und die profane
Ebene untrennbar ineinander fließen. Generell tritt die Profanisierung
der Maria in der zeitgenössischen Kunst als Motiv häufiger auf.
Wie bei Thomas Bayrles Madonna, die sich aus kleinen Mercedes-Bildern
zusammensetzt und damit den Kommerz sakralisiert beziehungsweise
das Sakrale kommerzialisiert, der gelben Madonna von Katharina Fritsch,
die wie ein Massenprodukt erscheint, oder bei Julia Krahns Selbstportrait
mit einem leeren Tuch im Arm, das auf die Kinderlosigkeit zahlreicher
Frauen in der Gegenwart verweist.
»Unser besonderer Dank gilt der Klosterkammer Hannover, der Stiftung
Niedersachsen und der Bethmann Bank, die mit ihrer Förderung diese
Ausstellung ermöglicht haben, sowie Margot Käßmann, für die
Übernahme der Schirmherrschaft. Hervorzuheben ist die wunderbare
Kooperation mit meinem Kollegen Reinhard Spieler vom Sprengel
Museum Hannover und mit der Künstlerin Julia Krahn, die unser Foyer
zu „ihrem“ Museum gestaltet hat. Nach dieser Ausstellung werden sie
Madonna mit anderen Augen sehen«, so Dr. Katja Lembke, Direktorin,
Landesmuseum Hannover.
»Besonders spannend in der Ausstellung ist für mich der Gegenwartsbezug. Neben der kunst- und kulturgeschichtlichen Beleuchtung
des Themas Madonna hinterfragt die Ausstellung die Rolle der Frau
durch alle Zeiten. Sie zeigt aber auch, wie sehr sich die Rolle der Frau
seit dem 20. Jahrhundert in der westlichen Welt geändert hat.
Es ist großartig, wie das Niedersächsische Landesmuseum Hannover in
seinen Dauer- und Sonderausstellungen aktuelle Themen aufgreift«, so
Dr. Annette Schwandner, Ministerialdirigentin, Niedersächsisches
Ministerium für Wissenschaft und Kultur.
2|3
»Die Klosterkammer Hannover verwaltet das Vermögen von vier
öffentlich-rechtlichen Stiftungen, die aus ehemals kirchlichen oder
klösterlichen Vermögen entstanden sind. Mit den Erträgen werden
zahlreiche denkmalgeschützte Gebäude und Kunstobjekte bewahrt,
dazu gehören unter anderem 43 Kirchen und Dome. Der Allgemeine
Hannoversche Klosterfonds, die größte der vier Stiftungen, die von der
Klosterkammer verwaltet werden, sowie einzelne Klöster im
Verwaltungsbereich der Klosterkammer – beispielsweise Ebstorf und
Wienhausen – sind zudem als Leihgeber an der Ausstellung beteiligt.
Da liegt es nahe, eine Ausstellung zu fördern, die mit weiteren
hochkarätigen Leihgaben internationaler Museen die Wandlung des
Bildes der Gottesmutter über die Jahrhunderte zeigt«, so Dr. Stephan
Lüttich, Leiter der Abteilung Förderung / Klöster und Stifte,
Klosterkammer Hannover.
»Das Sprengel Museum Hannover liefert aus seinen Beständen das
Kapitel zu Erscheinungsformen der Madonna im 20. Jahrhundert. Diese
Kontinuität von alter und moderner Kunst in der Verbindung zwischen
Landesmuseum und Sprengel Museum löst ein, was sich das Ehepaar
Sprengel einst so gewünscht hatte«, so Dr. Reinhard Spieler, Direktor,
Sprengel Museum Hannover.
Die Gestaltung der acht Ausstellungsräume hat das Atelier für
Kommunikationsgestaltung Nicole Westphal übernommen. Für den Audioguide zur Ausstellung wurden Interviews mit den
Kuratorinnen geführt. Der Guide kann kostenlos an der Information
entliehen werden.
Zur Ausstellung ist im Sandstein Verlag ein reich bebilderter Katalog
erschienen, welcher im Museumsshop für 24,90 € erhältlich ist.
Eintritt Sonderausstellung »Madonna«
10 € | ermäßigt 8 € | Familien 18 €
inklusive Sammlungen
3|3