DIE NÄCHSTE INDUSTRIELLE REVOLUTION

TITELSTORY
DCB
DIGITALE INDUSTRIE
DIE NÄCHSTE INDUSTRIELLE
REVOLUTION
Bei Industrie 4.0 geht es – anders als häufig angenommen – nicht primär um Technologie. Technologie schafft
zwar die Voraussetzungen für eine neue Welle von Effizienzsteigerung und Wachstum. Ihr tatsächlicher Wert liegt
aber darin, dass sie bessere Entscheidungen, integrierte Prozesse und neue Geschäftsmodelle ermöglicht. In
den kommenden zehn bis 15 Jahren wird die „Digitale Industrie“ die Prozesslandschaft und die Geschäftsmodelle
von Fertigungsunternehmen ebenso grundlegend verändern, wie dies die Lean- und Business-ProcessReengineering-Bewegungen im vergangenen Jahrhundert getan haben.
Maschine-zu-Maschine-Kommunikation oder 3D-Druck
sind nur einige Beispiele für Technologien, die unter
dem Stichwort Industrie 4.0 zu einem Innovationsschub
führen. Dadurch werden sie ihren Anbietern zweifelsohne einen Wachstumsimpuls bescheren. Doch ihr
Neue Technologien sind dabei, das Geschäft von Fertigungsunternehmen zu durchdringen. Verfügbarkeit
und Analyse großer Datenmengen, virtuelle Entwicklungsumgebungen und neue Simulationssoftware,
breitbandige Konnektivität zur Vernetzung in Echtzeit,
Abbildung 1: Die Entwicklung der Industrie
INDUSTRIEÄRA
1.0
2.0
3.0
1784
1870
1969
4.0
HEUTE
wahrer Wert liegt in der intelligenten Anwendung durch
die Hersteller der Endprodukte: Für sie werden bessere
Entscheidungen, effizientere Prozesse und ganz neue
Geschäftsmodelle möglich. Zu diesem Ergebnis kommt
die aktuelle Oliver Wyman-Studie „Digital Industry –
Connecting the Dots“. Das ist allerdings kein neues
Muster: Bereits während der drei vorangegangenen
industriellen Revolutionen hat die Verbreitung neuer
Technologien in Industrieunternehmen zu grundlegenden Prozessveränderungen geführt (Abbildung 1).
Der wahre Wert der industriellen Digitalisierung wird
außerhalb der Produktion gehoben werden. Obwohl in
Fertigung und Montage eine unmittelbare und signifikante Effizienzsteigerung zu beobachten sein wird, zeigt
die Oliver Wyman-Studie einen weitaus stärkeren Effekt in
der Optimierung der indirekten Bereiche entlang der gesamten Wertschöpfungskette: Preissetzung, Engineering,
Planung, Anlauf, Einkauf oder auch Qualität, Logistik
und Instandhaltung werden in den kommenden zehn
bis 15 Jahren eine durch die Digitalisierung getriebene
Effizienzverbesserung erleben, die der historischen
Produktivitätssteigerung durch die Lean-Bewegung in
nichts nachsteht. In Summe lässt sich in der Fertigungsindustrie 2030 ein globales Wertpotenzial von bis zu
1,4 Billionen US-Dollar durch die „Digitale Industrie“
erschließen (Abbildung 2). Der absolut gesehen größte
Wertbeitrag entfällt dabei auf die Automobilindustrie,
der relative höchste Zuwachs auf die Hersteller in der
Luftfahrt und im Schienenverkehr.
WERTHEBEL DER
„DIGITALEN INDUSTRIE“
Der Mehrwert der „Digitalen Industrie“ zeigt sich in einer
Reihe von Hebeln entlang der gesamten Wertschöpfungs­
kette (Abbildung 3). Die präzisere Vorhersage der Kunden­
nachfrage und eine intelligentere Preisgestaltung stellen
dabei mit einer Margenwirkung von 600 Milliarden
US-Dollar den insgesamt größten Einzeleffekt dar. So sind
Automobilhersteller künftig in der Lage, den tatsächlichen
Kundenbedarf in Echtzeit zu ermitteln. Auf Grundlage der
Auswertung vielfältiger Datenquellen wie Konfigurator,
Verkaufsdaten neuer und gebrauchter Fahrzeuge, Kunden­
datenbanken, Onlineforen und sozialen Netzwerken kann
der effektive lokale Fahrzeugbedarf etwa nach Typ, Farbe,
Motorleistung oder Ausstattung faktenbasierter ermittelt
werden, als dies Händlern heute durch subjektive Einschätzung gelingt. Im Ergebnis lassen sich weite Teile des
gesamten Marktanalyse-, Bestellauslösungs-, Dispositions-, Einplanungs- und operativen Einkaufs­prozesses
automatisieren. Händler können ihre Bestellungen für
die Ausstellungsfahrzeuge auf Basis von Echtzeitdaten
und Analysen optimieren. Hersteller wiederum sind in
der Lage, auch ihr Ertragsmanagement auf Echtzeit­
daten auszurichten und somit die Auslastung von nicht
voll b
­ eanspruchten Werksanlagen deutlich zu erhöhen.
Zudem lässt sich der Verkaufspreis sowohl an eine individuelle Preisbereitschaft als auch an Deckungsbeitragsabwägungen zwischen Werken anpassen – in Summe ein
immenser Hebel.
Abbildung 2: Globales Potenzial der „Digitalen Industrie” im Jahr 2030 (zusätzliche jährliche Marge)
TECHNOLOGISCHE
REVOLUTION
Mechanische
Produktion mit
Wasser-/Dampfkraft
Elektrisch
betriebene
Massenproduktion
Produktionsautomatisierung Digitalisierung durch
durch Elektronik
cyber-physische
und IT
Systeme, Vernetzung
und Big Data
∑
~1,4 Billionen US$
100 %
Schafft
Voraussetzung …
PRODUKTENTSTEHUNGSPROZESS
75 %
SALES-TO-DELIVERY
50 %
TRANSFORMATORISCHER
WANDEL
Substitution von
Arbeit durch Kapital;
Prozessstabilität
und Geschwindigkeit
Arbeitsteilung
(„Taylorismus”);
Durchgängigkeit
von Prozessen
Business Process
Reengineering;
Prozessqualität
und Lean
„Digitale Industrie“
25 %
… für Hebung des
wahren Werts durch
Prozessverbesserung
0%
AUTOMOBIL
LUFTFAHRT
BAHN
ANDERE DISKRETE FERTIGUNG
MASCHINEN- UND ANLAGENBAU
Quellen: Oliver Wyman-Analyse, OECD Weltbank, Vereinte Nationen, Expertenschätzungen
Quellen: Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), Oliver Wyman
8
BETRIEB
UND SERVICE
Copyright © 2016 Oliver Wyman
9
TITELSTORY
Abbildung 3: Relevanz und Größenordnung der Werthebel variieren nach Industrien
POTENZIAL NACH INDUSTRIEN
RELATIV ZUM SEKTORUMSATZ
GRÖßE DER WERTHEBEL
IN MILLIARDEN US-DOLLAR, 2030
M
PRODUKTENTSTEHUNG
Vorhersage der Nachfrage
und intelligentes Pricing
600
Flexible Produktion
und individualisierte
Massenfertigung
300
Digitalisierter Einkauf
und Outsourcing
120
Produkteinführung
120
F&E-Effizienz
100
Intelligente Instandhaltung/
Verfügbarkeits- und
Performanceoptimierung
der Produktionsanlagen
70
Optimierung des
Produktionsnetzwerks
30
Automatisierung von Absatzund Produktionsplanung
30
Digitales Lagerhaltungsund Qualitätsmanagement
20
NIEDRIG
SALES TO
DELIVERY
BETRIEB
UND SERVICE
AUSWIRKUNGEN AUF DEN
MASCHINEN- UND ANLAGENBAU
HOCH
Quelle: Oliver Wyman
Den industrieübergreifend zweitgrößten Werthebel
stellen mit 300 Milliarden US-Dollar flexible Produktion
und individualisierte Massenfertigung dar. Es wird
erwartet, dass sich künftig etwa im Maschinenbau Kleinserien oder auch Einzellosgrößen nach den Effizienzmaßstäben der Serienproduktion fertigen lassen, und zwar
auf Basis von 3D-Modellen, weitreichender Simulation,
Selbstorganisation, flexiblen Fertigungssystemen und
durchgängigen Datenflüssen. Möglich wird zudem eine
10
Verbesserungen in puncto F&E-Effizienz und Produkt­
einführung schlagen mit insgesamt 220 Milliarden
US-Dollar zu Buche. So werden etwa in der Bahnindustrie
die Funktionalitäten mechanischer oder elektrischer
Komponenten sowie von Software oft isoliert entwickelt.
Darüber hinaus verbraucht der physische Prototypenbau
von Werkzeugen und Produkten erhebliche Ressourcen.
Eine Digitalisierung der Prozesse ermöglicht dagegen
­unter anderem die umfassende Nutzung von Betriebs­
daten für die Produktentwicklung oder die von Hersteller
und Zulieferer simultane Entwicklung mechatronischer
Komponenten mithilfe digitaler 3D-Modelle. Auch wird
der physische Prototypenbau weitgehend durch Simulationen ersetzt sowie virtuelle Tools und Tests eingeführt. Dies
macht die Entwicklung schneller und kostengünstiger.
in den Produktionsfluss integrierte Nachbearbeitung von
nicht einwandfreien Teilen. Die Grundlage dafür sind
produktindividuelle Qualitäts- und Bearbeitungsdaten,
die zwischen den Bearbeitungsschritten maschinenübergreifend mit dem Produkt weitergegeben werden.
Darüber hinaus erleichtern es Echtzeitsimulationen sowie
Feedbackschleifen zwischen Produktion und Arbeitsvorbereitung, Engpässe und Fehler im Produktionsablauf zu
identifizieren und zu vermeiden.
Copyright © 2016 Oliver Wyman
Die „Digitale Industrie“ wird im Maschinen- und ­Anlagenbau auch einen Wandel der Geschäftsmodelle mit sich
bringen. Oliver Wyman hat dabei vier konkrete Werthebel
in Bezug auf die internen Prozesse, After Sales, Gesamtlösungen und Optimierungssoftware identifiziert.
Interne Prozesse: Das Potenzial einer grundlegenden
Neugestaltung, sprich: der Digitalisierung der Prozesse,
darf nicht unterschätzt werden. Nicht die ­Optimierung
der bereits bestehenden Abläufe, sondern die Integration
ehemals getrennter Prozesse ist entscheidend. Auf lange
Sicht führt dies zu einem fundamentalen Wandel, wie
Maschinenbauunternehmen operieren.
After Sales: Bereits heute verbessern viele Maschinenund Anlagenbauer Produkteigenschaften und Serviceangebote etablierter Modelle beispielsweise in Richtung
Fernwartung und vorausschauender Instandhaltung. In
Zukunft werden Schäden und Ausfälle auf der Grundlage
von Echtzeitdaten sowie in Korrelation mit Erfahrungswerten und tatsächlichen Nutzungs­daten besser vorhersagbar – und damit auch zunehmend vermeidbar sein.
Die Serviceabteilung weiß dann schon im Voraus um die
Probleme und das erforderliche technische Know-how
und kann unverzüglich einen entsprechend qualifizierten
Techniker mit den richtigen Ersatzteilen – gegebenenfalls
dezentral mit dem 3D-Drucker gefertigt – zum Kunden
dirigieren. Auch werden die Preise für Ersatzteile auf Basis
von realen Preiselastizitäten und der Marktdaten festgelegt. Insgesamt wird sich After Sales nicht länger auf die
>90 %
SEHEN DIE „DIGITALE INDUSTRIE“
ALS WICHTIGES STRATEGISCHES
THEMA. FÜR 40 PROZENT IST ES EINES
DER TOP-DREI-THEMEN AUF IHRER
STRATEGISCHEN AGENDA.
W
klassischen Bereiche der Instandhaltung, der Reparatur
und des Ersatzteilgeschäfts beschränken. Vielmehr lässt
sich durch die Nutzung von Betriebsdaten die Bedienung
der Maschinen seitens der Kunden optimieren. Dies öffnet
die Tür für neue Vereinbarungen hinsichtlich verfügbarer
Betriebszeiten oder sogar Leistungsgarantien.
Gesamtlösungen: Unternehmen werden ihren Kunden umfassendere Gesamtlösungen anbieten können.
Möglich wird dies vor allem durch die Nutzung ihres
Applikations-Know-hows. Dieses erlaubt es, ihren Kunden
einen kompletten „Process in a Box” anzubieten. Hierzu
gehört nicht nur das Produktions-Equipment, sondern
auch das übergeordnete Steuerungssystem inklusive
Best-in-Class-Optimierungsalgorithmen. Profitieren
können davon vor allem Maschinenbauer mit kleineren,
weniger professionellen Kunden oder Kunden mit vielen
Betriebstätten. Frühe Beispiele lassen sich etwa im Bergbau oder in der Agrarindustrie beobachten. Ein weiteres
Beispiel ist ein traditioneller Hersteller von Holzverarbeitungsmaschinen, der seinen Kunden in der Küchen- und
Möbelfertigung digital integrierte Lösungen anbietet.
Ausgangspunkt ist ein Kunden-Frontend, anhand dessen
Endkunden und Vertriebsmitarbeiter etwa eines Küchen­
herstellers gemeinsam ein 3D-Modell der Küche in den
vorgesehenen Raum einpassen. Über die digitale Bestell­
auslösung gelangen die Daten dann in den Prozess und
die Küche wird innerhalb von wenigen Tagen gemäß der
Kundenspezifikation voll automatisiert in Losgröße 1 produziert. Auch Qualitätssicherung oder fällige Nacharbeiten
11
TITELSTORY
Abbildung 4: Hindernisse bei der Erschließung der Potenziale der „Digitalen Industrie“ (indiziert)
Mangelnde Kreativität, um über bestehende Betriebsund Geschäftsmodelle hinauszudenken
100
Mangelnde interne Software-/Datenkompetenzen
86
Mangelndes Know-how bei der Analyse großer
und komplexer Datenmengen
84
Risiken durch ungeklärte rechtliche Fragen bzgl.
Data Ownership
80
Fehlende Standards (Schnittstellen/Architekturen)
75
Mangelnde Bereitschaft zu datengetriebenen Entscheidungen
66
Mangelnde Kooperationsbereitschaft von
Geschäftspartnern (z. B. Zulieferer, Kunden)
64
Risiken durch unzureichende Datensicherheit
59
Mangelnde technische und IT-Infrastrukturvoraussetzungen
57
Mangelnde Affinität des Topmanagements zu
„Digital Industry“
36
Andere
Quelle: Oliver Wyman-Befragung führender Maschinen- und Anlagenbauer
WER WIRD AM ENDE
PROFITIEREN?
Diese Beispiele zeigen, dass etablierte Maschinen- und
Anlagenbauer, Softwareunternehmen, die auf Product
Lifecycle Management (PLM) und Enterprise Resource
Planning (ERP) spezialisiert sind, aber auch Automati­
12
~1,4 Billionen US$
AN GLOBALEM WERTPOTENZIAL
LASSEN SICH IN DER DISKRETEN
FERTIGUNG 2030 DURCH DIE „DIGITALE
INDUSTRIE“ ERSCHLIESSEN.
C
Denn es gilt dabei eine ganze Reihe von Hürden zu überwinden. Hierzu gehören die Aufrüstung der installierten
Basis an Produktionsanlagen und der digitalen Hard- und
Die „Digitale Industrie“ wird eine neue Welle an Prozess­ Softwareinfrastruktur. Auch lassen sich analoge Produkte
im Feld nur bedingt nachrüsten. Sie werden somit je
effizienz auslösen und dabei ganze Abteilungen und
Funktionen in ihrer heutigen Form obsolet machen. Aus nach Branche unterschiedlich schnell durch die Produktlebenszyklen des digitalen Industriezeitalters abgelöst.
struktureller Sicht wird die Datenanalytik zentralisierter
und die Transparenz in einer bisher nie dagewesenen Weitere substanzielle Hindernisse ergeben sich durch
Breite und Tiefe global. So rückt beispielsweise die Echtzeit- kulturelle Barrieren unter anderem hinsichtlich Wissenstransfer oder Transparenz, durch eine ­unzureichende
vorhersage der Nachfrage an die Stelle einer rollierenden,
Mitarbeiterqualifizierung und nicht zuletzt durch ungefortschreibenden Vertriebsplanung. Gleichzeitig wird
klärte Datensicherheits- und Rechtsfragen, etwa im
die effektive Entscheidungsfindung im Rahmen der
Bereich der Haftung. Und schließlich haben UnternehVorgaben dezentralisiert, um den Mehrwert des zenmen zu entscheiden, wie sie interne Engpässe in Bezug
tralen, datenbasierten Know-hows durch Projektion auf
auf Kreativität und die Fähigkeit, über den Tellerrand zu
lokale Erfordernisse vor Ort zu heben.
blicken, zeitnah überwinden, um ihre Geschäftsmodelle
Gravierend sind auch die Auswirkungen auf Personal­
für das digitale Zeitalter neu gestalten zu können.
bedarf und Arbeitsanforderungen. Eine beträchtliche
Insgesamt wird die durch die „Digitale Industrie“
Zahl von Arbeitsplätzen in indirekten Funktionen wie
ausgelöste Veränderung transformatorischen Charakter
Marktanalyse, Planung oder Koordination, aber auch
haben. Die nächste industrielle Revolution hat bereits
im mittleren Management wird aufgrund direkterer,
­begonnen und ihre Chancen und Auswirkungen zeichnen
­automatisierterer und globalerer Prozesse entfallen.
sich gerade erst ab. Unternehmen des Maschinen- und
­Zudem werden sich die Qualifikationsprofile der MitarAnlagenbaus sind deshalb gut beraten, ihre Aktivitäten
beiter massiv in Richtung analytischer Fähigkeiten und
in puncto „Digitale Industrie“ zu orchestrieren und ihnen
höherer Flexibilität verschieben. Das Management wird
eine klare Richtung zu geben, um so den eigenen Anteil
sich ebenfalls neuen Trends stellen müssen, etwa dem
am digitalen Mehrwert zu maximieren.
nach datenbasierten und transparenten Entscheidungsprozessen.
Offen ist, in welcher Geschwindigkeit die genannten
Entwicklungen die Unternehmen verändern (­ Abbildung 4).
ORGANISATORISCHE
AUSWIRKUNGEN
9
sowie die Versandlogistik sind vollständig in den Endto-End-Prozess integriert, um maximale Kosten­effizienz
zu erzielen.
Optimierungssoftware: Zuletzt ist es Unternehmen
möglich, eigenständige Softwarelösungen zu entwickeln
und dadurch ihre Prozesse für ihre Kunden zu optimieren –
und dies sogar über die Prozesse hinaus, die traditionell
von ihren eigenen Maschinen ausgeführt werden. Im
Softwaregeschäft zu agieren macht es erforderlich, eine
neue Rolle zu übernehmen und dabei weiter reichende
Fähigkeiten zu entwickeln. Gefüllt werden könnten diese
Lücken etwa durch die Akquisition von Softwarehäusern
oder Start-ups.
und diese wiederum andere als Indus­trieunternehmen.
Gerade der Process-in-a-Box-Ansatz und die Softwareoptimierung lassen sich nur unter besonderen
Umständen umsetzen. Dann aber sind sie hochattraktiv.
Werden diese beiden Hebel genutzt, können sie zum
„Game-Changer“ für das Geschäftsmodell eines Unternehmens werden. Zugleich sind eine strategische
Vision, Mut und Risikobereitschaft nötig, um ihr volles
Potenzial auszuschöpfen.
Insgesamt erfordert die Definition einer digitalen
Strategie ein tief greifendes Verständnis der Prozesse
und der strategischen Prioritäten der Kundenindustrien,
die bedient werden. Gleiches gilt für die Position, das
Geschäftsmodell, die Fähigkeiten und die Ambitionen
des eigenen Unternehmens.
sierungsanbieter in einer vielversprechenden Position
sind, um die Chancen der „Digitalen Industrie“ zu nutzen.
Industrielle Anwendungen sind meist zu klein oder zu
sehr Nischenprodukte, um für Massenmarkt getriebene
E-Commerce- beziehungsweise ­Onlinegiganten attraktiv
zu sein. Ähnlich wie es Microsoft in den 2000er-Jahren
nicht gelang, sich beim Thema „Offene Automatisierung“
zu positionieren, werden voraussichtlich weder ­Google
noch Amazon in der nächsten Dekade die „Digitale
Industrie“ im B2B-Umfeld erobern.
In welchem Ausmaß Maschinen- und Anlagenbauer
die genannten Werthebel für sich nutzen können, hängt
von verschiedenen Faktoren ab. Ein allgemeingültiges
Erfolgsrezept gibt es nicht. Alle Unternehmen aber sind
gut beraten, die ersten beiden Werthebel zu bedienen,
sprich: die internen Prozesse zu digitalisieren und das ­
After-Sales-Geschäft auf ein neues Niveau zu heben.
Doch die konkreten Hebel zur Wertmaximierung werden
unter anderem von Kundenstruktur, Produktkomplexität,
Seriengröße und Marktposition abhängen. Komponentenhersteller setzen andere Prioritäten als Maschinenbauer
Copyright © 2016 Oliver Wyman
Thomas Kautzsch
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Dr. Tobias Sitte
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