Aktuelle Ausgabe - GFS Fundraising Solutions GmbH

THEMA
Authentisch und
aufrichtig –
Monika Willich (Malteser) über das Großspenden-Fundraising
THEMA
Der Fundraising
Master –
Dr. Thomas Kreuzer
von der Fundraising
Akademie im Interview
THE MA
Wie können wir die
Fundraiser in den Organisationen stärken? –
Interview Willibald
Geueke
TITELTH EMA
Das Mailing lebt –
18. Bad Honnefer
Fundraising Forum
Ausgabe 2, SEPTEMBER 2015
N E UE S AU S D E R W E LT D E S FUN DR A I S I N GS
Neues aus FUNDland
© Fred Fuchs 2015
2
IMPRESSUM
Jahrgang 17, Ausgabe 2, September 2015
HERAUSGEBER GFS Fundraising Solutions GmbH
Linzer Straße 21, 53604 Bad Honnef
Tel.: +49 2224 918-250
Fax: +49 2224 918-260
E-Mail: [email protected]
GESCHÄFTSFÜHRUNG
Axel Götz,
Michael Solzbacher
REDAKTION
Dr. Udo Marquardt
GRAFIK/LAYOUT
GFS Fundraising Solutions GmbH
FOTOS
GFS, Privat, Haufe, istockphoto
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne
Zustimmung des Herausgebers unzulässig. Das gilt für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und ihre mögliche Verarbeitung.
FUNDIERT® ist ein eingetragenes Warenzeichen der GFS Fundraising Solutions GmbH.
3
Axel Götz
Geschäftsführer
Michael Solzbacher
Geschäftsführer
Inhalt
03 Editorial
04 Das Mailing lebt
wird sich alles um das Thema Mailings drehen. Das Besondere: Be-
06
gleitend zum Forum führen wir zusammen mit Urselmann Fundraising
Wie können wir die Fundraiser
in den Organisationen stärken?
08
Wir sind Augenwesen
www.fundraising-forum.de an der Studie teilnehmen und eines von
09
sechs Freitickets für das Bad Honnefer Fundraising Forum im Wert von je
Bald gibt es den
Fundraising Master
10
Authentisch und aufrichtig
12
Buchtipp: Storytelling
Editorial
Beim 18. Bad Honnefer Fundraising Forum am 12. November 2015
Consulting GmbH, Fundgiver Social Marketing GmbH, dem Deutschen
Fundraising Verband sowie der Fundraising Akademie eine ExpertenBefragung zum personalisierten Spendenbrief durch. Sie können unter
149,- Euro gewinnen.
Passend zum Forum behandeln wir in dieser Ausgabe der FUNDIERT
unter anderem das Thema Bilder in Mailings. Zudem freuen wir uns,
Ihnen mit Willibald Geueke den neuen Bereichsleiter Fundraising und
Marketing der GFS vorstellen zu können.
Viel Freude bei der Lektüre Ihrer neuen FUNDIERT.
12Termine
Das Mailing lebt
4
Das 18. Bad Honnefer Fundraising Forum am 12. November 2015
mit exklusiver Online-Studie zum Thema Mailings
Wer schreibt, der bleibt, heißt es. Be-
Das hat gute Gründe. Einem Brief
von ausgewählten Praxisbeispielen
zogen auf den persönlich adressierten
wird ein höherer Wert zugemessen als
zeigen sie Ihnen, was ein modernes
Spendenbrief muss man ergänzen:
einer E-Mail oder einer SMS. Immer
und erfolgreiches Mailing 2015 aus-
erfolgreich! Der klassische Spenden-
noch gilt Oscar Wildes Satz: „Briefe
macht.
brief ist allen Unkenrufen zum Trotz
sind wie gute Freunde.“ Wer einen
noch lange nicht am Ende.
Brief schreibt, dem ist die Botschaft
Große Online-Studie
besonders wichtig. Und schließlich
sind Briefe bei der spendenstarken
Exklusiv zum Forum wird in diesem
Generation 60+ ein gelerntes Me-
Jahr unter Deutschlands Non-Profit-
Laut GfK Charity Scope wurden 2014
dium. Mit zunehmendem Alter der
Organisationen eine Online-Studie
immerhin 17,5 Prozent aller Spenden
Adressaten steigt die Responsequote
zum Thema Mailings durchgeführt.
in Deutschland durch einen persönlich
beim Mailing. Kurz: Niemand kann
Bei der großen Branchen-Studie geht
adressierten Brief ausgelöst. Nur zum
auf das Mailing in seinem Portfolio
es um Gegenwart und Zukunft des
Vergleich: Via Internet wurden 2014
verzichten.
Mailings. Wie wird es derzeit einge-
Gute Freunde
setzt? Und wie schätzen die Fachleute
nur 1,3 Prozent aller getätigten Spenden ausgelöst. Bei Katastrophen steigt
Deshalb dreht sich beim 18. Bad Hon-
aus den Organisationen die Zukunft
die Attraktivität des Briefes sogar
nefer Fundraising Forum alles um das
des Spendenbriefes ein? Durchgeführt
noch. Hier werden 18,9 Prozent aller
Spenden-Mailing. Die Expertinnen
wird die Studie von der GFS Fund-
Spenden durch ein Mailing initiiert
und Experten des Forums raten Ihnen:
raising Solutions GmbH, Urselmann
(Internet 1,5 Prozent).
Schreiben Sie wieder Briefe. Anhand
Fundraising Consulting GmbH, Fund-
Zur Studie
5
giver Social Marketing GmbH, dem
Ergebnisse der Studie vorstellen. Das
einzelnen Vorträgen sowie zu einer
Deutschen Fundraising Verband sowie
Thema von Dr. Udo Marquardt (GFS)
Reihe von weiteren Themen rund um
der Fundraising Akademie. Unter allen
sind Möglichkeiten und Grenzen des
das Mailing wieder Table Sessions
Teilnehmerinnen und Teilnehmern an
Storytellings im Mailing. Dr. Christian
geben, die Gelegenheit zum vertie-
der Studie werden sechs Freitickets
Holst (Siegfried Vögele Institut) wird
fenden Gespräch bieten, wie es beim
für das Bad Honnefer Fundraising
über die neuesten Forschungser-
Bad Honnefer Fundraising Forum gute
Forum im Wert von je 149,- Euro ver-
gebnisse seines Instituts zum The-
Tradition ist.
lost. Die Ergebnisse der Studie werden
ma Mailing sprechen. Roger Tinner
dann erstmals am 12. November 2015
(SwissFundraising) wird das Direct
Zum zweiten Mal gehört ein Get-
in Bad Honnef veröffentlicht.
Mail Panel des Schweizer Fundraising
together am Vorabend des Forums
Verbandes vorstellen. Schließlich re-
zum Angebot. In diesem Jahr besteht
feriert Dr. Thomas Peter (asm Agentur
die Möglichkeit, das Konrad-Adenau-
für Sozial-Marketing) über das The-
er-Haus in Rhöndorf zu besichtigen.
ma: Haben Give-Aways eine Zukunft?
Im Anschluss geht es zum gemüt-
Das Programm
Eröffnet wird das Forum wie in jedem
lichen Ausklang des Abends in die
Jahr von Prof. Dr. Michael Urselmann
(Urselmann Fundraising Consulting
Table Sessions und
rheinische Traditionsweinwirtschaft
und Fachhochschule Köln) mit einem
Vorabendprogramm
„Zum Böllchen“. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, wird um verbind-
Überblick zum Thema Mailings als
Einstieg ins Thema. Im Anschluss
Wie in den vergangenen
wird Tom Neukirchen (Fundgiver) die
Jahren wird es zu den
liche Anmeldung gebeten.
UMA
Zur Anmeldung
www.fundraising-forum.de
Wie können wir die Fundraiser
in den Organisationen stärken?
6
Willibald Geueke verstärkt die GFS
FUNDIERT: Herr Geueke, Sie waren
Geueke: Nehmen wir einen kritischen
Veränderungen der Gesellschaft und
bislang immer in Organisationen als
Punkt: die Fehlerkultur. Wenn eine
damit folglich bei den Spendern und
Fundraiser tätig. Unter anderem bei
Organisation Fehler macht, dann ver-
Unterstützern geht das längst nicht
CARE Deutschland Luxemburg, beim
zeihen die Spender eine ganze Menge.
mehr: Die Organisationen müssen auf
Malteser Hilfsdienst, bei der Deut-
Wenn eine Agentur Fehler macht,
der Basis umfassender Analysen ihre
schen Krebshilfe. Wie kommt es, dass
verzeihen die Organisationen diese
Fundraising-Instrumente auf sehr
Sie jetzt zu einer Agentur gewechselt
Fehler nicht in gleicher Weise.
komplexe Weise abstimmen und diversifizieren. Dies habe ich über zwölf
haben und bei der GFS Fundraising Solutions GmbH den Bereich Fundraising
FUNDIERT: Wenn Sie das Fundraising-
Jahre in Organisationen mit den Kol-
und Marketing leiten?
Geschehen über eine längere Zeit
leginnen und Kollegen realisiert und
hinweg betrachten: Was hat sich ver-
nicht zuletzt auch mithilfe von Agen-
ändert beim Einwerben von Spenden?
turen umgesetzt.
eine Agentur zu tun hat. Dann fordert
Geueke: In den letzten 25 Jahren ha-
FUNDIERT: Was sollte eine gute Agen-
mich die völlig unterschiedliche Aus-
ben wir mit dem Online-Fundraising
tur für eine Organisation leisten?
gangssituation der Kunden heraus.
die meisten Veränderungen erlebt:
Und natürlich die entscheidende
Zuerst gab es das gar nicht. Dann
Geueke: Kurze Frage – lange Antwort:
Frage: Können wir wirksam helfen?
bekamen wir es mit der größten
Agenturen sollten diese komplexen
Wo ist der Ansatzpunkt, wo wir den
Wissensansammlung und Kompe-
Wandlungsprozesse kompetent un-
Kunden entscheidend voranbringen
tenzsteigerung im Fundraising zu tun
terstützen können. Dies ist oft nicht
können? Das ist sehr vielschichtig und
– zugleich mussten wir uns mit der
leicht, weil die Bereitschaft der Kun-
sehr spannend und macht mir schon
größten Wissensvernichtung ausein-
den unterschiedlich ausgeprägt ist,
jetzt viel Spaß.
andersetzen. Bis in die 90er-Jahre hi-
die Koordination von Fundraising–Zie-
Willibald Geueke: Mich interessiert zuerst die Vielfalt der Themen, mit denen
nein war Direktmarketing die Methode
len und -Instrumenten vor allem an
FUNDIERT: Sie haben ja jetzt die ersten
der Wahl. Die Neuspendergewinnung
den Spendern und deren Wünschen
100 Tage hinter sich. Wie unterscheidet
funktionierte gut, und so konnten Pla-
zu orientieren, wenn sie dauerhaft
sich das Fundraising in einer Agentur
nungen relativ einfach fortgeschrieben
ihre Programme finanzieren wollen.
von dem in einer Organisation?
werden. Durch die durchgehenden
Leider beobachte ich zunehmend in
7
Willibald Geueke, Bereichsleiter
Fundraising und Marketing, GFS
Fundraising Solutions GmbH
Organisationen ein Planungsverhalten,
FUNDIERT: Was zeichnet eine gute
wieder ganz von vorne beginnen
welches viel zu oft von organisations-
Agentur aus?
müssen. Dies zum Thema „Institutional Readiness“.
politisch wünschenswerten monetären
Zielen und pauschalen Interpretationen
Geueke: Dass sie ein breites hoch
abstrakter Kennzahlen getrieben wird.
professionelles Leistungsportfolio
FUNDIERT: Und wie steht es um die
Auch die „Kurzfristdenke“ prägt das
hat, in dem sich die einzelnen Be-
Verantwortung einer Agentur für ihre
Planungsgeschehen in Organisationen
standteile gegenseitig befruchten
Kunden?
immer stärker – die Bereitschaft für
und ergänzen können. Eine gute
den „längeren Atem“ gerät immer mehr
Agentur sollte sich aber vor allem in
Geueke: Die Agentur ist nur für das
unter Legitimationsdruck. Es gibt min-
eine Organisation hineindenken kön-
verantwortlich, was sie an Qualität
destens zwei unterschiedliche Haupt-
nen, sonst versteht sie die Probleme
liefert. Punkt. Der Kunde allein ist für
gruppen von Kundenbedürfnissen:
ihrer Kunden nicht. Nehmen wir das
das verantwortlich, was er beauftragt
Einmal sind da die Kunden, die präzise
Beispiel der Freigabeprozesse: Jede/r
und wie sich die Realisierung dieses
wissen, was sie wollen. Dann die eher
Fundraiser/in in Organisationen kennt
Auftrags bei seinen Zielgruppen und
Unsicheren, die sich erst langsam an
die „Kärrnerarbeit“, Freigaben von in
organisationsintern auswirkt. Und an
ihre eigenen Vorstellungen herantasten,
der Sache weniger vertrauten Füh-
dieser Stelle bleibe ich dabei: Wenn
noch um interne Fundraising-Akzep-
rungspersonen zu bekommen. Diesen
ich als Agentur vom Konzept eines
tanz ringen und einen entsprechend
Kolleginnen und Kollegen müssen
Kunden nicht überzeugt bin und Sor-
höheren Beratungsbedarf haben. Bei
kluge Entscheidungen durch ihre Gre-
ge habe, er macht eine Fehlinvestiti-
den ersten Kunden kann man sehr ge-
mien bringen. Helfen wir als Agen-
on, werde ich mir die Freiheit erlau-
nau abarbeiten, was beauftragt ist. Die
turen ihnen dabei und wir sollten uns
ben zu sagen: Tun Sie es nicht bzw.
Kunden, die unsicher sind und Beratung
nicht wundern, wenn Organisationen
machen Sie es anders. Wenn man mir
brauchen, schätzen leider viel zu oft
gute Vorschläge ablehnen – sie sind
das übel nimmt, tut mir das leid. Aber
nicht richtig ein, dass in eine Beratung
leider, leider oft nicht so weit. Bei
das ist meine Verantwortung gegen-
viel Zeit und Wissen einfließt. Und dies
einem Vorstandswechsel passiert es
über dem Kunden. Und da kann ich
bedeutet Aufwand, den eine Agentur
nicht selten, dass die Kolleginnen und
nicht aus meiner Haut.
irgendwann wieder verdienen muss.
Kollegen mit der Überzeugungsarbeit
UMA
Wir sind Augenwesen
8
Gute Mailings brauchen gute Bilder
Von Leonardo da Vinci stammt der Satz: „Der Mensch, das
Noch etwas anderes ist für ein gutes Fundraising-Foto
Augenwesen, braucht das Bild.“ Das ist so, weil wir 80 bis
wichtig: Die Bilder sollten authentisch und persönlich sein.
90 Prozent aller Informationen über die Augen aufnehmen.
„Das heißt keine Stock-Fotos. Man erkennt diese Art der
Das Sehen ist der wichtigste unserer fünf Sinne.
gestellten Bilder auf den ersten Blick. Je authentischer das
Fotomaterial ist, um so besser“, betont Solzbacher. Es lohnt
Was heißt das für ein Fundraising-Mailing? Es besagt, dass
sich also, bei jedem Projektbesuch den Fotoapparat mitzu-
Bilder schlicht und einfach wichtiger sind als der Text. Gute
nehmen. Noch besser ist es, sich von einem professionellen
und erfolgreiche Mailings zeichnen sich durch entspre-
Fotografen begleiten zu lassen. Das erfordert zwar einen
chende Fotos aus. „Ein gutes Fundraising-Foto stellt den
gewissen Aufwand und kostet Geld. Aber gute und authen-
Menschen in den Mittelpunkt und spricht die Gefühle des
tische Fotos zahlen sich in jedem Falle aus. Zudem kann
Betrachters an. Um das zu bewirken, sollte die Person auf
man die Bilder nicht nur für Mailings verwenden, sondern
dem Foto den Betrachter anschauen“, sagt Michael Solzba-
auch für die eigene Webseite, Newsletter und alle ande-
cher, Geschäftsführer und Art Director der GFS Fundraising
ren Medien. Und das ohne die zusätzlichen Kosten, die bei
Solutions GmbH. „Das Bild sollte das Thema des Mailings
Agenturmaterial anfallen. Schließlich hat man die Bilder ja
gut illustrieren. Und es sollte möglichst wenig von diesem
selbst gemacht.
Thema ablenken. Also bitte keine Wimmelbilder“, so Solzbacher weiter.
The big picture
Gute Bilder erzählen Geschichten
Schließlich gibt es noch ein ganz einfaches Mittel, um die
emotionale Wirkung eines Fotos optimal einzusetzen: Es ist
Wichtig ist auch, die sogenannte Text-Bild-Schere zu ver-
die Größe des Bildes. Große Bilder erzeugen große Gefühle.
meiden. Bei dieser Schere machen Text und Bild jeweils un-
Jeder kennt das aus dem Kino. Der erlösende Kuss rührt
terschiedliche Aussagen, im schlimmsten Fall widersprechen
einen zu Tränen, wenn man ihn auf der riesigen Kinolein-
sie einander sogar. Erzählt der Text zum Beispiel von großer
wand sieht. Zu Hause auf dem Fernsehschirm (der nicht
Not und Trauer, darf das Bild keine lachenden und feiernden
ohne Grund in den letzten Jahren immer größer geworden
Menschen zeigen. Vielmehr muss ein klarer Zusammenhang
ist) berührt einen dieselbe Szene dagegen kaum noch. Auf
zwischen den Fotos und Thema und Geschichte des Mailings
Bilder in Briefmarkengröße kann man also getrost verzich-
bestehen. Im Idealfall lässt sich allein durch das Betrachten
ten. Wer aber gute Bilder für ein Mailing hat, sollte sich
der Bilder die Geschichte in etwa nachvollziehen.
nicht scheuen, sie auch großformatig zu zeigen.
UMA
Bald gibt es den
Fundraising Master
9
Dr. Thomas Kreuzer, Leiter der Fundraising Akademie, im Interview
FUNDIERT: Herr Dr. Kreuzer, wenn man heute eine Ausbildung
ten Bereiche vom Datenbank-Management über Stiftungsmar-
im Fundraising macht, worauf sollte man Wert legen: auf eine
keting bis zu Anlassspenden und CSR.
möglichst breit gefächerte Ausbildung oder sollte man sich
früh spezialisieren, z. B. im Bereich Großspenden?
FUNDIERT: Wie reagiert die Fundraising Akademie auf die
zunehmende Spezialisierung?
Dr. Thomas Kreuzer: Meiner Erfahrung nach hängt das davon
ab, auf welchem Fundraising-Stand die Organisation ist,
Kreuzer: Wir bieten natürlich immer noch den Fundrai-
für die man arbeiten möchte. Bevor man sich spezialisieren
sing-Manager als Premium-Produkt an. Zugleich sind wir
kann, muss man allerdings die Grundlagen kennen. Wir haben
aber seit einigen Jahren den Weg der Ausdifferenzierung
inzwischen natürlich nach über 20 Jahren Fundraising Verband
gegangen, weil wir gesehen haben, dass der Bedarf in den
und über 15 Jahren Fundraising Akademie einen guten Stand
Organisationen spezifischer geworden ist. Das erste Ange-
der Professionalisierung in Deutschland erreicht. Das gilt für
bot war der CSR-Manager, wo wir Profits und Non-Profits
viele Organisationen, aber längst nicht für alle. Mein Eindruck
in einem Kurs zusammenbringen; das zweite Angebot war
ist, dass die Organisationen, die sich vor Jahren auf den Weg
der Advisor Philanthropy als Kurs für das Großspenden-
gemacht haben, zunehmend in Spezialisierungen investieren
Fundraising. Dann kam der Stiftungsmanager dazu. Und
und dort auch Kolleginnen und Kollegen tätig sind, die sich in
jetzt in diesem Herbst gehen wir mit Neuentwicklungen
ihrem Können spezifiziert haben für einen bestimmten Bereich
zum Online-Fundraising und Hochschul-Fundraising an den
wie Datenbanken, Großspenden oder Online. Aber es gibt
Start.
eben immer noch viele Organisationen, die am Anfang stehen
mit ihrem Fundraising. Und hier ist eine Spezialisierung nicht
FUNDIERT: Schlägt sich die zunehmende Komplexität der
angebracht. Da sind Generalisten gefragt, die in der Lage sind,
Fundraising-Ausbildung eigentlich irgendwann auch in den
interne Überzeugungsarbeit zu leisten und ihre Organisation fit
Abschlüssen nieder, die man machen kann?
fürs Fundraising zu machen.
Kreuzer: Aber ja! Die wohl wichtigste Entwicklung für die
FUNDIERT: Es heißt, Professionalisierung bedeutet immer eine
gesamte Fundraising-Branche derzeit ist, dass wir dabei
Spezialisierung. Ist das beim Fundraising auch so?
sind, einen Master-Studiengang auf den Weg zu bringen,
der gemeinsam mit einer Hochschule akkreditiert werden
Kreuzer: Ja, würde ich sagen. Anspruchsvolles Fundraising
soll. Das heißt, es gibt hoffentlich für das Fundraising künf-
erkennt man an der Ausdifferenzierung in die unterschiedlichs-
tig einen Hochschulabschluss.
UMA
10
Authentisch und aufrichtig
Monika Willich, Fundraiserin Nachlässe und Großspenden
beim Malteser Hilfsdienst e.V., über Hard and Soft Skills ihres Berufs
FUNDIERT: Frau Willich, Sie sind Fund-
Sie sollten sich hervorragend in dieser
durch eine ausgeprägte Fähigkeit zur
raiserin Nachlässe und Großspenden
Datenbank auskennen. Und schließlich
Empathie und gleichzeitig zum zielge-
beim Malteser Hilfsdienst e. V. Wir
ist es unerlässlich, dass Sie die eigene
richteten Handeln.
würden uns gern mit Ihnen über Ihre
Organisation sehr gut kennen, also
Arbeit als Fundraiserin für Großspen-
deren Projekte mitsamt ihrer Wirksam-
FUNDIERT: Können Sie das mit dem
den unterhalten. Uns interessiert dabei
keit und ihres Finanzbedarfs. Und Sie
zielgerichteten Handeln genauer er-
zunächst einmal, welches Fachwissen
sollten sich von der Arbeit der eigenen
klären?
man Ihrer Ansicht nach braucht, um
Organisation begeistern lassen und
Großspenderinnen und Großspender
andere mit dieser Begeisterung anste-
Willich: Sie brauchen zum Beispiel
erfolgreich zu betreuen.
cken.
gute systematische Fähigkeiten. Nur
Monika Willich: Meiner Ansicht nach
FUNDIERT: Mit der Begeisterung, von
Großspendern pünktlich zum Geburts-
brauchen Sie, abgesehen von einem
der Sie da sprechen, sind wir ja eigent-
tag gratulieren oder andere wichtige
soliden Fundraising-Basiswissen,
lich schon bei den Soft Skills in Ihrer
Ereignisse nicht vergessen. Dann ist
grundlegende Kenntnisse des Gemein-
Arbeit. Wie sieht es damit aus?
es wichtig, dass Sie sich gründlich mit
so können Sie sicherstellen, dass Sie
dem jeweiligen Menschen befassen,
nützigkeits- und des Steuerrechts, soweit sie das Spenden betreffen. Dann
Willich: Ganz allgemein würde ich
um sein Spendenverhalten nachzuvoll-
sollten Sie sich gut mit der Datenbank
sagen, gute Großspenden-Fundraiser
ziehen und bei persönlichen Treffen
Ihrer Organisation auskennen. Und
und Fundraiserinnen zeichnen sich aus
gut vorbereitet zu sein.
Monika Willich, Fundraiserin Nachlässe und Großspenden, Malteser
Hilfsdienst e. V.
11
FUNDIERT: Welche menschlichen Ei-
man braucht auch Fingerspitzenge-
Jugendjahre und ihr geschichtlicher
genschaften halten Sie bei Ihrer Arbeit
fühl. Mich hat einmal ein einsamer
und sozialer Kontext geben Auf-
für besonders wichtig?
Großspender Ende 70 eingeladen, mit
schluss über die Persönlichkeit. Ein
ihm zwei Wochen Urlaub in seinem
Beispiel: Eine kinderlose Witwe, Jahr-
Willich: Ich würde sagen Fleiß, Frus-
Ferienhaus an der Ostsee zu ver-
gang 1935, entschied sich, die Malte-
trationstoleranz und Flexibilität. Ein
bringen. Das habe ich so höflich ich
ser zu ihrem Alleinerben zu machen.
Beispiel: Eine betagte Großspenderin
konnte abgelehnt. Dennoch erhielten
In einem früheren Testament hatte
rief mich in einem kalten Winter an.
wir Jahre später fast eine halbe Milli-
sie ihre Nichte mit dem Gesamt-
Sie bat, die Malteser mögen doch je-
on Euro von ihm.
nachlass bedacht. Doch eines Tages
beobachtete sie, wie ihre Nichte alle
den Morgen und Abend einen starken
jungen Mann zu ihr nach Ingolstadt
FUNDIERT: Wie gehen Sie um mit den
Lebensmittel aus dem Kühlschrank,
schicken zum Schnee schippen. Ich
Interessen, Hobbys, Vorlieben, Erfah-
deren Haltbarkeitsdatum überschrit-
erkundigte mich bei den Maltesern
rungen Ihrer Spender?
ten war, ungesehen in den Müll warf.
Ein unfassbares Handeln für jemand,
in Ingolstadt und suchte schließlich
für sie aus dem Internet Hausmeis-
Willich: Zunächst einmal geht es ja
der in der Kriegs- und Nachkriegszeit
terdienste heraus. Dann brauchen
darum, menschlich mit den Spendern
Hunger erlebt hat.
Sie einen langen Atem, Geduld und
in Kontakt zu kommen und sich für
Hartnäckigkeit Und schließlich gute
sie zu interessieren. Damit das ge-
FUNDIERT: Gibt es weitere Eigen-
kommunikative Fähigkeiten, vor allem
lingt, ist eine gute Allgemeinbildung
schaften, die man beim Fundraising
die des aufmerksamen Zuhörens.
hilfreich. Ich habe mit Spendern
für Großspenden unbedingt braucht?
schon Gespräche über Kochrezepte,
FUNDIERT: Müssen Sie sich manchmal
die Gebärdensprache der Gehörlosen
Willich: Oh ja! Ein Magen, der so
verstellen, um bei Ihrer Arbeit erfolg-
oder die US-amerikanische Autoin-
ziemlich alles verträgt, inklusive einer
reich zu sein?
dustrie geführt. Ebenso wichtig wie
Vorliebe für Kaffee und Mohnkuchen,
die Allgemeinbildung sind psycho-so-
ist absolut unerlässlich.
Willich: Nein. Authentizität und Auf-
ziale und geschichtliche Kenntnisse.
richtigkeit sind ganz wichtig. Aber
Denn die Erlebnisse der Kinder- und
UMA
+Kurz
notiert
+++
Aktuelles
+
+Kurz notiert +++ Aktuelles
Termine
8. Oktober 2015
Fundraisingtag BerlinBrandenburg
Potsdam
Buchtipp:
Storytelling
12. und 13. Oktober 2015
22. Österreichischer Fundraising
Kongress
Wien
Wir Menschen brauchen und lieben
Adamczyk ist Drehbuchautor und
Geschichten. Diese Erkenntnis ist
Dozent. Er weiß, wie man erzählt.
fast so alt wie die Menschheit selbst.
Und das tut seiner kleinen Einfüh-
Relativ neu dagegen ist die Einsicht,
rung in das Storytelling gut. Er zeigt
dass Geschichten sich auch hervor-
am Klassiker der Heldenreise, wie
ragend im Marketing und Fund-
eine gute Geschichte aufgebaut ist
raising einsetzen lassen. Das liegt
und welche Zutaten sie braucht. Vor
daran, dass Geschichten nicht unser
allem aber erläutert er, in welchen
analytisches Gedächtnis ansprechen,
Situationen im Marketing man
das für das Planen und Argumen-
Storytelling erfolgreich und gezielt
tieren zuständig ist, sondern unser
einsetzen kann: vom Vorstellungsge-
narratives Gedächtnis, das sich ein-
spräch über das Präsentieren bis hin
schaltet, wenn wir Entscheidungen
zum Verkaufen und Werben.
treffen und Urteile fällen.
„Storytelling“ ist kein FundraisingWas eine gute Geschichte aus-
Buch. Aber es kann für das Fund-
macht und wie man seine Inhalte
raising sehr hilfreich sein. Der
und Informationen in Geschichten
besondere Clou des Buches sind die
verpackt, davon handelt Gregor
zahlreichen Übungen, die nicht nur
Adamczyks Büchlein „Storytelling.
Spaß machen, sondern den theore-
Mit Geschichten überzeugen“ (Haufe
tischen Teil des Buches auch sehr gut
Verlag, 2015).
veranschaulichen.
UMA
Für Richtigkeit und inhaltliche Qualität der aufgeführten Seminare übernimmt die Redaktion der FUNDIERT keinerlei Gewähr.
20. bis 23. Oktober 2015
The International Fundraising
Congress (IFC)
Noordwijkerhout, Holland
21. Oktober 2015
ConSozial 2015
Nürnberg
12. November 2015
Bad Honnefer Fundraising Forum
Bad Honnef
14. November 2015
3. Ökumenischer Fundraisingtag
Hamburg
4. Dezember 2015
EU-Fördermittel: 10 Schritte zum
Erfolg
Berlin