THEMA Authentisch und aufrichtig – Monika Willich (Malteser) über das Großspenden-Fundraising THEMA Der Fundraising Master – Dr. Thomas Kreuzer von der Fundraising Akademie im Interview THE MA Wie können wir die Fundraiser in den Organisationen stärken? – Interview Willibald Geueke TITELTH EMA Das Mailing lebt – 18. Bad Honnefer Fundraising Forum Ausgabe 2, SEPTEMBER 2015 N E UE S AU S D E R W E LT D E S FUN DR A I S I N GS Neues aus FUNDland © Fred Fuchs 2015 2 IMPRESSUM Jahrgang 17, Ausgabe 2, September 2015 HERAUSGEBER GFS Fundraising Solutions GmbH Linzer Straße 21, 53604 Bad Honnef Tel.: +49 2224 918-250 Fax: +49 2224 918-260 E-Mail: [email protected] GESCHÄFTSFÜHRUNG Axel Götz, Michael Solzbacher REDAKTION Dr. Udo Marquardt GRAFIK/LAYOUT GFS Fundraising Solutions GmbH FOTOS GFS, Privat, Haufe, istockphoto Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Herausgebers unzulässig. Das gilt für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und ihre mögliche Verarbeitung. FUNDIERT® ist ein eingetragenes Warenzeichen der GFS Fundraising Solutions GmbH. 3 Axel Götz Geschäftsführer Michael Solzbacher Geschäftsführer Inhalt 03 Editorial 04 Das Mailing lebt wird sich alles um das Thema Mailings drehen. Das Besondere: Be- 06 gleitend zum Forum führen wir zusammen mit Urselmann Fundraising Wie können wir die Fundraiser in den Organisationen stärken? 08 Wir sind Augenwesen www.fundraising-forum.de an der Studie teilnehmen und eines von 09 sechs Freitickets für das Bad Honnefer Fundraising Forum im Wert von je Bald gibt es den Fundraising Master 10 Authentisch und aufrichtig 12 Buchtipp: Storytelling Editorial Beim 18. Bad Honnefer Fundraising Forum am 12. November 2015 Consulting GmbH, Fundgiver Social Marketing GmbH, dem Deutschen Fundraising Verband sowie der Fundraising Akademie eine ExpertenBefragung zum personalisierten Spendenbrief durch. Sie können unter 149,- Euro gewinnen. Passend zum Forum behandeln wir in dieser Ausgabe der FUNDIERT unter anderem das Thema Bilder in Mailings. Zudem freuen wir uns, Ihnen mit Willibald Geueke den neuen Bereichsleiter Fundraising und Marketing der GFS vorstellen zu können. Viel Freude bei der Lektüre Ihrer neuen FUNDIERT. 12Termine Das Mailing lebt 4 Das 18. Bad Honnefer Fundraising Forum am 12. November 2015 mit exklusiver Online-Studie zum Thema Mailings Wer schreibt, der bleibt, heißt es. Be- Das hat gute Gründe. Einem Brief von ausgewählten Praxisbeispielen zogen auf den persönlich adressierten wird ein höherer Wert zugemessen als zeigen sie Ihnen, was ein modernes Spendenbrief muss man ergänzen: einer E-Mail oder einer SMS. Immer und erfolgreiches Mailing 2015 aus- erfolgreich! Der klassische Spenden- noch gilt Oscar Wildes Satz: „Briefe macht. brief ist allen Unkenrufen zum Trotz sind wie gute Freunde.“ Wer einen noch lange nicht am Ende. Brief schreibt, dem ist die Botschaft Große Online-Studie besonders wichtig. Und schließlich sind Briefe bei der spendenstarken Exklusiv zum Forum wird in diesem Generation 60+ ein gelerntes Me- Jahr unter Deutschlands Non-Profit- Laut GfK Charity Scope wurden 2014 dium. Mit zunehmendem Alter der Organisationen eine Online-Studie immerhin 17,5 Prozent aller Spenden Adressaten steigt die Responsequote zum Thema Mailings durchgeführt. in Deutschland durch einen persönlich beim Mailing. Kurz: Niemand kann Bei der großen Branchen-Studie geht adressierten Brief ausgelöst. Nur zum auf das Mailing in seinem Portfolio es um Gegenwart und Zukunft des Vergleich: Via Internet wurden 2014 verzichten. Mailings. Wie wird es derzeit einge- Gute Freunde setzt? Und wie schätzen die Fachleute nur 1,3 Prozent aller getätigten Spenden ausgelöst. Bei Katastrophen steigt Deshalb dreht sich beim 18. Bad Hon- aus den Organisationen die Zukunft die Attraktivität des Briefes sogar nefer Fundraising Forum alles um das des Spendenbriefes ein? Durchgeführt noch. Hier werden 18,9 Prozent aller Spenden-Mailing. Die Expertinnen wird die Studie von der GFS Fund- Spenden durch ein Mailing initiiert und Experten des Forums raten Ihnen: raising Solutions GmbH, Urselmann (Internet 1,5 Prozent). Schreiben Sie wieder Briefe. Anhand Fundraising Consulting GmbH, Fund- Zur Studie 5 giver Social Marketing GmbH, dem Ergebnisse der Studie vorstellen. Das einzelnen Vorträgen sowie zu einer Deutschen Fundraising Verband sowie Thema von Dr. Udo Marquardt (GFS) Reihe von weiteren Themen rund um der Fundraising Akademie. Unter allen sind Möglichkeiten und Grenzen des das Mailing wieder Table Sessions Teilnehmerinnen und Teilnehmern an Storytellings im Mailing. Dr. Christian geben, die Gelegenheit zum vertie- der Studie werden sechs Freitickets Holst (Siegfried Vögele Institut) wird fenden Gespräch bieten, wie es beim für das Bad Honnefer Fundraising über die neuesten Forschungser- Bad Honnefer Fundraising Forum gute Forum im Wert von je 149,- Euro ver- gebnisse seines Instituts zum The- Tradition ist. lost. Die Ergebnisse der Studie werden ma Mailing sprechen. Roger Tinner dann erstmals am 12. November 2015 (SwissFundraising) wird das Direct Zum zweiten Mal gehört ein Get- in Bad Honnef veröffentlicht. Mail Panel des Schweizer Fundraising together am Vorabend des Forums Verbandes vorstellen. Schließlich re- zum Angebot. In diesem Jahr besteht feriert Dr. Thomas Peter (asm Agentur die Möglichkeit, das Konrad-Adenau- für Sozial-Marketing) über das The- er-Haus in Rhöndorf zu besichtigen. ma: Haben Give-Aways eine Zukunft? Im Anschluss geht es zum gemüt- Das Programm Eröffnet wird das Forum wie in jedem lichen Ausklang des Abends in die Jahr von Prof. Dr. Michael Urselmann (Urselmann Fundraising Consulting Table Sessions und rheinische Traditionsweinwirtschaft und Fachhochschule Köln) mit einem Vorabendprogramm „Zum Böllchen“. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, wird um verbind- Überblick zum Thema Mailings als Einstieg ins Thema. Im Anschluss Wie in den vergangenen wird Tom Neukirchen (Fundgiver) die Jahren wird es zu den liche Anmeldung gebeten. UMA Zur Anmeldung www.fundraising-forum.de Wie können wir die Fundraiser in den Organisationen stärken? 6 Willibald Geueke verstärkt die GFS FUNDIERT: Herr Geueke, Sie waren Geueke: Nehmen wir einen kritischen Veränderungen der Gesellschaft und bislang immer in Organisationen als Punkt: die Fehlerkultur. Wenn eine damit folglich bei den Spendern und Fundraiser tätig. Unter anderem bei Organisation Fehler macht, dann ver- Unterstützern geht das längst nicht CARE Deutschland Luxemburg, beim zeihen die Spender eine ganze Menge. mehr: Die Organisationen müssen auf Malteser Hilfsdienst, bei der Deut- Wenn eine Agentur Fehler macht, der Basis umfassender Analysen ihre schen Krebshilfe. Wie kommt es, dass verzeihen die Organisationen diese Fundraising-Instrumente auf sehr Sie jetzt zu einer Agentur gewechselt Fehler nicht in gleicher Weise. komplexe Weise abstimmen und diversifizieren. Dies habe ich über zwölf haben und bei der GFS Fundraising Solutions GmbH den Bereich Fundraising FUNDIERT: Wenn Sie das Fundraising- Jahre in Organisationen mit den Kol- und Marketing leiten? Geschehen über eine längere Zeit leginnen und Kollegen realisiert und hinweg betrachten: Was hat sich ver- nicht zuletzt auch mithilfe von Agen- ändert beim Einwerben von Spenden? turen umgesetzt. eine Agentur zu tun hat. Dann fordert Geueke: In den letzten 25 Jahren ha- FUNDIERT: Was sollte eine gute Agen- mich die völlig unterschiedliche Aus- ben wir mit dem Online-Fundraising tur für eine Organisation leisten? gangssituation der Kunden heraus. die meisten Veränderungen erlebt: Und natürlich die entscheidende Zuerst gab es das gar nicht. Dann Geueke: Kurze Frage – lange Antwort: Frage: Können wir wirksam helfen? bekamen wir es mit der größten Agenturen sollten diese komplexen Wo ist der Ansatzpunkt, wo wir den Wissensansammlung und Kompe- Wandlungsprozesse kompetent un- Kunden entscheidend voranbringen tenzsteigerung im Fundraising zu tun terstützen können. Dies ist oft nicht können? Das ist sehr vielschichtig und – zugleich mussten wir uns mit der leicht, weil die Bereitschaft der Kun- sehr spannend und macht mir schon größten Wissensvernichtung ausein- den unterschiedlich ausgeprägt ist, jetzt viel Spaß. andersetzen. Bis in die 90er-Jahre hi- die Koordination von Fundraising–Zie- Willibald Geueke: Mich interessiert zuerst die Vielfalt der Themen, mit denen nein war Direktmarketing die Methode len und -Instrumenten vor allem an FUNDIERT: Sie haben ja jetzt die ersten der Wahl. Die Neuspendergewinnung den Spendern und deren Wünschen 100 Tage hinter sich. Wie unterscheidet funktionierte gut, und so konnten Pla- zu orientieren, wenn sie dauerhaft sich das Fundraising in einer Agentur nungen relativ einfach fortgeschrieben ihre Programme finanzieren wollen. von dem in einer Organisation? werden. Durch die durchgehenden Leider beobachte ich zunehmend in 7 Willibald Geueke, Bereichsleiter Fundraising und Marketing, GFS Fundraising Solutions GmbH Organisationen ein Planungsverhalten, FUNDIERT: Was zeichnet eine gute wieder ganz von vorne beginnen welches viel zu oft von organisations- Agentur aus? müssen. Dies zum Thema „Institutional Readiness“. politisch wünschenswerten monetären Zielen und pauschalen Interpretationen Geueke: Dass sie ein breites hoch abstrakter Kennzahlen getrieben wird. professionelles Leistungsportfolio FUNDIERT: Und wie steht es um die Auch die „Kurzfristdenke“ prägt das hat, in dem sich die einzelnen Be- Verantwortung einer Agentur für ihre Planungsgeschehen in Organisationen standteile gegenseitig befruchten Kunden? immer stärker – die Bereitschaft für und ergänzen können. Eine gute den „längeren Atem“ gerät immer mehr Agentur sollte sich aber vor allem in Geueke: Die Agentur ist nur für das unter Legitimationsdruck. Es gibt min- eine Organisation hineindenken kön- verantwortlich, was sie an Qualität destens zwei unterschiedliche Haupt- nen, sonst versteht sie die Probleme liefert. Punkt. Der Kunde allein ist für gruppen von Kundenbedürfnissen: ihrer Kunden nicht. Nehmen wir das das verantwortlich, was er beauftragt Einmal sind da die Kunden, die präzise Beispiel der Freigabeprozesse: Jede/r und wie sich die Realisierung dieses wissen, was sie wollen. Dann die eher Fundraiser/in in Organisationen kennt Auftrags bei seinen Zielgruppen und Unsicheren, die sich erst langsam an die „Kärrnerarbeit“, Freigaben von in organisationsintern auswirkt. Und an ihre eigenen Vorstellungen herantasten, der Sache weniger vertrauten Füh- dieser Stelle bleibe ich dabei: Wenn noch um interne Fundraising-Akzep- rungspersonen zu bekommen. Diesen ich als Agentur vom Konzept eines tanz ringen und einen entsprechend Kolleginnen und Kollegen müssen Kunden nicht überzeugt bin und Sor- höheren Beratungsbedarf haben. Bei kluge Entscheidungen durch ihre Gre- ge habe, er macht eine Fehlinvestiti- den ersten Kunden kann man sehr ge- mien bringen. Helfen wir als Agen- on, werde ich mir die Freiheit erlau- nau abarbeiten, was beauftragt ist. Die turen ihnen dabei und wir sollten uns ben zu sagen: Tun Sie es nicht bzw. Kunden, die unsicher sind und Beratung nicht wundern, wenn Organisationen machen Sie es anders. Wenn man mir brauchen, schätzen leider viel zu oft gute Vorschläge ablehnen – sie sind das übel nimmt, tut mir das leid. Aber nicht richtig ein, dass in eine Beratung leider, leider oft nicht so weit. Bei das ist meine Verantwortung gegen- viel Zeit und Wissen einfließt. Und dies einem Vorstandswechsel passiert es über dem Kunden. Und da kann ich bedeutet Aufwand, den eine Agentur nicht selten, dass die Kolleginnen und nicht aus meiner Haut. irgendwann wieder verdienen muss. Kollegen mit der Überzeugungsarbeit UMA Wir sind Augenwesen 8 Gute Mailings brauchen gute Bilder Von Leonardo da Vinci stammt der Satz: „Der Mensch, das Noch etwas anderes ist für ein gutes Fundraising-Foto Augenwesen, braucht das Bild.“ Das ist so, weil wir 80 bis wichtig: Die Bilder sollten authentisch und persönlich sein. 90 Prozent aller Informationen über die Augen aufnehmen. „Das heißt keine Stock-Fotos. Man erkennt diese Art der Das Sehen ist der wichtigste unserer fünf Sinne. gestellten Bilder auf den ersten Blick. Je authentischer das Fotomaterial ist, um so besser“, betont Solzbacher. Es lohnt Was heißt das für ein Fundraising-Mailing? Es besagt, dass sich also, bei jedem Projektbesuch den Fotoapparat mitzu- Bilder schlicht und einfach wichtiger sind als der Text. Gute nehmen. Noch besser ist es, sich von einem professionellen und erfolgreiche Mailings zeichnen sich durch entspre- Fotografen begleiten zu lassen. Das erfordert zwar einen chende Fotos aus. „Ein gutes Fundraising-Foto stellt den gewissen Aufwand und kostet Geld. Aber gute und authen- Menschen in den Mittelpunkt und spricht die Gefühle des tische Fotos zahlen sich in jedem Falle aus. Zudem kann Betrachters an. Um das zu bewirken, sollte die Person auf man die Bilder nicht nur für Mailings verwenden, sondern dem Foto den Betrachter anschauen“, sagt Michael Solzba- auch für die eigene Webseite, Newsletter und alle ande- cher, Geschäftsführer und Art Director der GFS Fundraising ren Medien. Und das ohne die zusätzlichen Kosten, die bei Solutions GmbH. „Das Bild sollte das Thema des Mailings Agenturmaterial anfallen. Schließlich hat man die Bilder ja gut illustrieren. Und es sollte möglichst wenig von diesem selbst gemacht. Thema ablenken. Also bitte keine Wimmelbilder“, so Solzbacher weiter. The big picture Gute Bilder erzählen Geschichten Schließlich gibt es noch ein ganz einfaches Mittel, um die emotionale Wirkung eines Fotos optimal einzusetzen: Es ist Wichtig ist auch, die sogenannte Text-Bild-Schere zu ver- die Größe des Bildes. Große Bilder erzeugen große Gefühle. meiden. Bei dieser Schere machen Text und Bild jeweils un- Jeder kennt das aus dem Kino. Der erlösende Kuss rührt terschiedliche Aussagen, im schlimmsten Fall widersprechen einen zu Tränen, wenn man ihn auf der riesigen Kinolein- sie einander sogar. Erzählt der Text zum Beispiel von großer wand sieht. Zu Hause auf dem Fernsehschirm (der nicht Not und Trauer, darf das Bild keine lachenden und feiernden ohne Grund in den letzten Jahren immer größer geworden Menschen zeigen. Vielmehr muss ein klarer Zusammenhang ist) berührt einen dieselbe Szene dagegen kaum noch. Auf zwischen den Fotos und Thema und Geschichte des Mailings Bilder in Briefmarkengröße kann man also getrost verzich- bestehen. Im Idealfall lässt sich allein durch das Betrachten ten. Wer aber gute Bilder für ein Mailing hat, sollte sich der Bilder die Geschichte in etwa nachvollziehen. nicht scheuen, sie auch großformatig zu zeigen. UMA Bald gibt es den Fundraising Master 9 Dr. Thomas Kreuzer, Leiter der Fundraising Akademie, im Interview FUNDIERT: Herr Dr. Kreuzer, wenn man heute eine Ausbildung ten Bereiche vom Datenbank-Management über Stiftungsmar- im Fundraising macht, worauf sollte man Wert legen: auf eine keting bis zu Anlassspenden und CSR. möglichst breit gefächerte Ausbildung oder sollte man sich früh spezialisieren, z. B. im Bereich Großspenden? FUNDIERT: Wie reagiert die Fundraising Akademie auf die zunehmende Spezialisierung? Dr. Thomas Kreuzer: Meiner Erfahrung nach hängt das davon ab, auf welchem Fundraising-Stand die Organisation ist, Kreuzer: Wir bieten natürlich immer noch den Fundrai- für die man arbeiten möchte. Bevor man sich spezialisieren sing-Manager als Premium-Produkt an. Zugleich sind wir kann, muss man allerdings die Grundlagen kennen. Wir haben aber seit einigen Jahren den Weg der Ausdifferenzierung inzwischen natürlich nach über 20 Jahren Fundraising Verband gegangen, weil wir gesehen haben, dass der Bedarf in den und über 15 Jahren Fundraising Akademie einen guten Stand Organisationen spezifischer geworden ist. Das erste Ange- der Professionalisierung in Deutschland erreicht. Das gilt für bot war der CSR-Manager, wo wir Profits und Non-Profits viele Organisationen, aber längst nicht für alle. Mein Eindruck in einem Kurs zusammenbringen; das zweite Angebot war ist, dass die Organisationen, die sich vor Jahren auf den Weg der Advisor Philanthropy als Kurs für das Großspenden- gemacht haben, zunehmend in Spezialisierungen investieren Fundraising. Dann kam der Stiftungsmanager dazu. Und und dort auch Kolleginnen und Kollegen tätig sind, die sich in jetzt in diesem Herbst gehen wir mit Neuentwicklungen ihrem Können spezifiziert haben für einen bestimmten Bereich zum Online-Fundraising und Hochschul-Fundraising an den wie Datenbanken, Großspenden oder Online. Aber es gibt Start. eben immer noch viele Organisationen, die am Anfang stehen mit ihrem Fundraising. Und hier ist eine Spezialisierung nicht FUNDIERT: Schlägt sich die zunehmende Komplexität der angebracht. Da sind Generalisten gefragt, die in der Lage sind, Fundraising-Ausbildung eigentlich irgendwann auch in den interne Überzeugungsarbeit zu leisten und ihre Organisation fit Abschlüssen nieder, die man machen kann? fürs Fundraising zu machen. Kreuzer: Aber ja! Die wohl wichtigste Entwicklung für die FUNDIERT: Es heißt, Professionalisierung bedeutet immer eine gesamte Fundraising-Branche derzeit ist, dass wir dabei Spezialisierung. Ist das beim Fundraising auch so? sind, einen Master-Studiengang auf den Weg zu bringen, der gemeinsam mit einer Hochschule akkreditiert werden Kreuzer: Ja, würde ich sagen. Anspruchsvolles Fundraising soll. Das heißt, es gibt hoffentlich für das Fundraising künf- erkennt man an der Ausdifferenzierung in die unterschiedlichs- tig einen Hochschulabschluss. UMA 10 Authentisch und aufrichtig Monika Willich, Fundraiserin Nachlässe und Großspenden beim Malteser Hilfsdienst e.V., über Hard and Soft Skills ihres Berufs FUNDIERT: Frau Willich, Sie sind Fund- Sie sollten sich hervorragend in dieser durch eine ausgeprägte Fähigkeit zur raiserin Nachlässe und Großspenden Datenbank auskennen. Und schließlich Empathie und gleichzeitig zum zielge- beim Malteser Hilfsdienst e. V. Wir ist es unerlässlich, dass Sie die eigene richteten Handeln. würden uns gern mit Ihnen über Ihre Organisation sehr gut kennen, also Arbeit als Fundraiserin für Großspen- deren Projekte mitsamt ihrer Wirksam- FUNDIERT: Können Sie das mit dem den unterhalten. Uns interessiert dabei keit und ihres Finanzbedarfs. Und Sie zielgerichteten Handeln genauer er- zunächst einmal, welches Fachwissen sollten sich von der Arbeit der eigenen klären? man Ihrer Ansicht nach braucht, um Organisation begeistern lassen und Großspenderinnen und Großspender andere mit dieser Begeisterung anste- Willich: Sie brauchen zum Beispiel erfolgreich zu betreuen. cken. gute systematische Fähigkeiten. Nur Monika Willich: Meiner Ansicht nach FUNDIERT: Mit der Begeisterung, von Großspendern pünktlich zum Geburts- brauchen Sie, abgesehen von einem der Sie da sprechen, sind wir ja eigent- tag gratulieren oder andere wichtige soliden Fundraising-Basiswissen, lich schon bei den Soft Skills in Ihrer Ereignisse nicht vergessen. Dann ist grundlegende Kenntnisse des Gemein- Arbeit. Wie sieht es damit aus? es wichtig, dass Sie sich gründlich mit so können Sie sicherstellen, dass Sie dem jeweiligen Menschen befassen, nützigkeits- und des Steuerrechts, soweit sie das Spenden betreffen. Dann Willich: Ganz allgemein würde ich um sein Spendenverhalten nachzuvoll- sollten Sie sich gut mit der Datenbank sagen, gute Großspenden-Fundraiser ziehen und bei persönlichen Treffen Ihrer Organisation auskennen. Und und Fundraiserinnen zeichnen sich aus gut vorbereitet zu sein. Monika Willich, Fundraiserin Nachlässe und Großspenden, Malteser Hilfsdienst e. V. 11 FUNDIERT: Welche menschlichen Ei- man braucht auch Fingerspitzenge- Jugendjahre und ihr geschichtlicher genschaften halten Sie bei Ihrer Arbeit fühl. Mich hat einmal ein einsamer und sozialer Kontext geben Auf- für besonders wichtig? Großspender Ende 70 eingeladen, mit schluss über die Persönlichkeit. Ein ihm zwei Wochen Urlaub in seinem Beispiel: Eine kinderlose Witwe, Jahr- Willich: Ich würde sagen Fleiß, Frus- Ferienhaus an der Ostsee zu ver- gang 1935, entschied sich, die Malte- trationstoleranz und Flexibilität. Ein bringen. Das habe ich so höflich ich ser zu ihrem Alleinerben zu machen. Beispiel: Eine betagte Großspenderin konnte abgelehnt. Dennoch erhielten In einem früheren Testament hatte rief mich in einem kalten Winter an. wir Jahre später fast eine halbe Milli- sie ihre Nichte mit dem Gesamt- Sie bat, die Malteser mögen doch je- on Euro von ihm. nachlass bedacht. Doch eines Tages beobachtete sie, wie ihre Nichte alle den Morgen und Abend einen starken jungen Mann zu ihr nach Ingolstadt FUNDIERT: Wie gehen Sie um mit den Lebensmittel aus dem Kühlschrank, schicken zum Schnee schippen. Ich Interessen, Hobbys, Vorlieben, Erfah- deren Haltbarkeitsdatum überschrit- erkundigte mich bei den Maltesern rungen Ihrer Spender? ten war, ungesehen in den Müll warf. Ein unfassbares Handeln für jemand, in Ingolstadt und suchte schließlich für sie aus dem Internet Hausmeis- Willich: Zunächst einmal geht es ja der in der Kriegs- und Nachkriegszeit terdienste heraus. Dann brauchen darum, menschlich mit den Spendern Hunger erlebt hat. Sie einen langen Atem, Geduld und in Kontakt zu kommen und sich für Hartnäckigkeit Und schließlich gute sie zu interessieren. Damit das ge- FUNDIERT: Gibt es weitere Eigen- kommunikative Fähigkeiten, vor allem lingt, ist eine gute Allgemeinbildung schaften, die man beim Fundraising die des aufmerksamen Zuhörens. hilfreich. Ich habe mit Spendern für Großspenden unbedingt braucht? schon Gespräche über Kochrezepte, FUNDIERT: Müssen Sie sich manchmal die Gebärdensprache der Gehörlosen Willich: Oh ja! Ein Magen, der so verstellen, um bei Ihrer Arbeit erfolg- oder die US-amerikanische Autoin- ziemlich alles verträgt, inklusive einer reich zu sein? dustrie geführt. Ebenso wichtig wie Vorliebe für Kaffee und Mohnkuchen, die Allgemeinbildung sind psycho-so- ist absolut unerlässlich. Willich: Nein. Authentizität und Auf- ziale und geschichtliche Kenntnisse. richtigkeit sind ganz wichtig. Aber Denn die Erlebnisse der Kinder- und UMA +Kurz notiert +++ Aktuelles + +Kurz notiert +++ Aktuelles Termine 8. Oktober 2015 Fundraisingtag BerlinBrandenburg Potsdam Buchtipp: Storytelling 12. und 13. Oktober 2015 22. Österreichischer Fundraising Kongress Wien Wir Menschen brauchen und lieben Adamczyk ist Drehbuchautor und Geschichten. Diese Erkenntnis ist Dozent. Er weiß, wie man erzählt. fast so alt wie die Menschheit selbst. Und das tut seiner kleinen Einfüh- Relativ neu dagegen ist die Einsicht, rung in das Storytelling gut. Er zeigt dass Geschichten sich auch hervor- am Klassiker der Heldenreise, wie ragend im Marketing und Fund- eine gute Geschichte aufgebaut ist raising einsetzen lassen. Das liegt und welche Zutaten sie braucht. Vor daran, dass Geschichten nicht unser allem aber erläutert er, in welchen analytisches Gedächtnis ansprechen, Situationen im Marketing man das für das Planen und Argumen- Storytelling erfolgreich und gezielt tieren zuständig ist, sondern unser einsetzen kann: vom Vorstellungsge- narratives Gedächtnis, das sich ein- spräch über das Präsentieren bis hin schaltet, wenn wir Entscheidungen zum Verkaufen und Werben. treffen und Urteile fällen. „Storytelling“ ist kein FundraisingWas eine gute Geschichte aus- Buch. Aber es kann für das Fund- macht und wie man seine Inhalte raising sehr hilfreich sein. Der und Informationen in Geschichten besondere Clou des Buches sind die verpackt, davon handelt Gregor zahlreichen Übungen, die nicht nur Adamczyks Büchlein „Storytelling. Spaß machen, sondern den theore- Mit Geschichten überzeugen“ (Haufe tischen Teil des Buches auch sehr gut Verlag, 2015). veranschaulichen. UMA Für Richtigkeit und inhaltliche Qualität der aufgeführten Seminare übernimmt die Redaktion der FUNDIERT keinerlei Gewähr. 20. bis 23. Oktober 2015 The International Fundraising Congress (IFC) Noordwijkerhout, Holland 21. Oktober 2015 ConSozial 2015 Nürnberg 12. November 2015 Bad Honnefer Fundraising Forum Bad Honnef 14. November 2015 3. Ökumenischer Fundraisingtag Hamburg 4. Dezember 2015 EU-Fördermittel: 10 Schritte zum Erfolg Berlin
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