16.07.2015 Workshop Einführung in die Schematherapie IBP / MEDBO Regensburg; 6.-7.7.15 Wolfgang Beth www.nest-schematherapie.de 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 2 Workshop Schematherapie Ablauf Mo-Vormittag Mo-Nachmittag Di-Vormittag Di-Nachmittag •Begrüßung •Einführungsbeispiel Frau S., Modell Stuhldialog u. Imagination •Beispiel Imaginationsübung im Plenum •Schemata und Modi Schemafragebogen •Gruppenimagin ation •ImaginationÜbung •Erste Versuche Fallkonzeption •Stuhldialog Einführung und Übungen •Fallfragment Bewältigungs modi •Einbindung in VT •Zusammenfassung •Offene Fragen •Video BPS •Fortsetzung Stuhldialog •Forschung www.nest-schematherapie.de 5 Beispiel Sarah Scholl 32J. • 2011: verborgene Selbstwertproblematik hinter lebendiger kompetenter Fassade („ich mache alles.. schlechter“) F60.8 • 1988: Schulhoferlebnisse: „du blöde .…“ • 1991: Mutter - überängstlich (Angsterkrankung?), überfürsorglich, sehr dominant 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 7 1 16.07.2015 Sarah`s problematische Lebensthemen = dysfunktionale Schemata (4 v. 18) Unzulänglichkeit/Scham Abhängigkeit/Inkompetenz Aufopferung Negativismus 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 8 VT bei APD Mikroanalyse S: Begegnung mit gleichaltriger Frau O: Selbstabwertende (Ober)-Pläne lerngeschichtlich entwickelt R: Vermeidung und …. Selbstabwertung K: ….. Aufrechterhaltung Makro: Lerngeschichtliche Zusammenhänge der Selbstwertentwicklung, Überfürsorge, problematische Schulwechsel, ängstlich mahnende Mutter 16.07.2015 • • • • • • www.nest-schematherapie.de 9 VT bei APD Verhaltens-, Bedingungs-, Plananalyse Klärungsperspektive (Transparenz) Beziehung als Wirkfaktor (Reziprozität) Assertivitätstraining (Einzel, Gruppe, Hausaufgaben) Aufmerksamkeitslenkung (Stangier) Kognitive Therapie Alles-oder-nichts-Denken Übergeneralisierung Willkürliche Schlussfolgerungen Über- oder Untertreibung 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 10 2 16.07.2015 Fehlerhafte Kognitionen (Hautzinger) • Alles-oder-nichts-Denken (gegen Dichotomie gibt es auch mittelhübsch?) • Übergeneralisierung (immer die schlechteste?) • Willkürliche Schlussfolgerungen (deswegen mag mich keiner) • Über- oder Untertreibung (wie arg ist es wirklich?) 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 11 Schematherapie - Ursprünglich von Jeffrey Young (*1950) entwickelt für Nonresponder auf KVT - Patienten mit Persönlichkeitsstörungen bzw. schwierigen interaktionellen Mustern - Integration von Elementen aus der Entwicklungspsychologie (Bindungstheorie, Grundbedürfnisse), Tiefenpsychologie (Abwehr und biografische Aspekte), von „Teileansätzen“ und erfahrungsorientierten und hypnotherapeutischen Methoden (Gestalttherapie, „Stuhldialoge“, Imagination) in die VT (Struktur, Transparenz) 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 12 ST als Ergänzung zur VT • Verhaltens-, .. Plananalyse • Transparenz … -spektive; S• Beziehung als (Reziprozität) • Assertivitäts.., Aufmerksam.. • Kognitive .. • Andere Struktur einer STFallkonzeption • Noch stärkere Betonung der Transparenz • Noch stärkere Betonung der Beziehung (z.B. Neubeelterung) • Spezifische VT-Techniken bleiben erhalten • emotionales Vorgehen zur Vorbereitung/Ergänzung kognitiver Therapie Neu: Besonderer Einbezug unterschiedlicher Therapiehemmnisse wie z.B. Dissoziation, Vermeidung, Aggressivität 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 15 3 16.07.2015 Wem hilft es? • Hervorragende Ergebnisse bei BorderlinePersönlichkeitsstörung • Gute Ergebnisse bei Patienten mit Cluster-B und C-Persönlichkeitsstörung (Bamelis e.a. 2012) • Gute Pilotdaten bei forensischen Patienten (Bernstein e.a. 2012/2014) • Gute Pilotdaten bei Zwangsklienten (Knaus, Stelzer, Jacob 2012) 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 16 Maladaptive Schemata Ein Schema ist eine mentale Struktur, die der automatischen Informationsverarbeitung dient und die so wohl Kognitionen, Emotionen, Erinnerungen, Wahrnehmungen als auch Verhaltensweisen und interpersonelle Muster beinhaltet. Es wird davon ausgegangen, dass Schemata während der Kindheit angelegt wurden und durch Coping-Mechanismen und das interpersonelle Verhalten des Patienten während seines Lebens aufrechterhalten werden. Wenn ein bestehendes Schema aktualisiert wird, treten typischerweise intensive Gefühle auf, beispielsweise Angst, Traurigkeit oder Verlassenheit. Faßbinder, Schweiger, Jacob: Schematools. Beltz 2011 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 5 Grundbedürfnisse (Grawe) 18 Schemata (Young) Sichere Bindung / Akzeptanz • • • • 18 Misstrauen / Missbrauch ! Unzulänglichkeit/Scham Soziale Isolierung … Autonomie / Kompetenz / Identität • Abhängigkeit / Inkompetenz • Versagen • … Realistische Grenzen / Selbstkontrolle • Grandiosität • Unzureichende Selbstkontrolle • …… Freier Ausdruck von Emotionen und • Selbstaufopferung ! • …. Bedürfnissen • … Spontaneität/Spiel 16.07.2015 • • ……. ……. • Unerbittliche Standards ! www.nest-schematherapie.de • ……. 23 4 16.07.2015 Kurzfragebogen 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 29 Schema Modus Schemata wirken nicht immer aktiv bzw. manchmal (z.B. als Handlungsbereitschaft) im Hintergrund. Wenn sie (vorübergehend) als Emotion oder Verhalten in den (fühl- oder sichtbaren) Vordergrund treten, dann als Modi Die therapeutische Arbeit zielt meist auf Modi 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 30 Modi = Verhaltens- und Erlebensmuster = Gefühlszustände oder Verhaltensweisen Sarah: ausgeprägte Selbstabwertungen (E) oft Scham und Angst (K) unselbständig – hilfesuchend (B) Vermeidung von Kontakt (B) Vermeidung von Anforderungen (B) 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 31 5 16.07.2015 Modi = Verhaltens- und Erlebensmuster = Gefühlszustände oder Verhaltensweisen • Dominieren aktuellen Moment (in Gedanken, Gefühl, Handlung) • Können rasch wechseln (Modus-Flip) • Nicht nur Pathologisch, auch gesund 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 32 Dysfunktionale Bewältigung → Fight z.B. Übermäßige Aggressivität oder Abwertung → Flight (aktive Flucht) z.B. Vermeidungsverhalten → Freese (passive Flucht) z.B. Dissoziieren/Alkohol/Tagträume → Anpassen-Fügen z.B. sich vermehrt anstrengen den Kritikern zu gefallen 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 35 Gesunder Erwachsenenmodus: Unterentwickelt – Oma-Tante-Hausmädchen Unterwerfungs-Modus: Fordernder/strafender Eltern-Modus: Du bist unzulänglich u. abhängig Benimm dich (nicht so wie die Anderen) Wichtig was andere über dich denken Du darfst du nicht fordern Unterordnung eigener Wünsche, übermäßige Selbstabwertung, muntere Fassade Vermeidender Beschützer: Gefühlsvermeidung, Unterdrückung eigener Wünsche, Impulse und Körperwahrnehmung Verletzlicher Kindmodus: Unzulänglich, Schuld haben, Angst vor Fehlern, Scham, traurig, verloren 16.07.2015 Überkompensation: immer wachsam sein www.nest-schematherapie.de 37 6 16.07.2015 Stärkung über Stuhldialog und Hausaufgaben Entmachten und Begrenzen über Stuhldialog und Imagination Stärkung durch Trost und Validierung in Stuhldialog, ltd. Reparenting und Imagination Gesunder Erwachsenenmodus: Ermutiger „Oma-TanteHausmädchen“ Fordernder/Strafender Elternmodus: Kritik, Selbstabwertung Gefühle im verletzlichen verlassenen Kindmodus: unzulänglich, Scham, Minderwert Begrenzung über Stuhldialog, Selbstinstuktion und Verhaltensexperimente Unterwerfungs-Modus: Unterordnung eigener Wünsche, Konfliktvermeidung, … Vermeidender Selbstschutz-Modus: Gefühlsvermeidung, Rückzug ….. 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 38 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 40 Erfassung der Modi Einschätzung der Modi mittels: • Interview (Berichte des Patienten) • Beobachtung in der therapeutischen Situation • Fragebögen (Mode Inventory (SMI, Lobbestael, van Vreeswijk, Spinhoven, Schouten & Arntz ,2010) ---- 14 Modi) • angeleitete Selbstbeobachtung des Patienten • Analyse von Körperreaktionen 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 7 16.07.2015 Schemata: Young Schema Questionnaire (YSQ, Überblick in Oei & Baranoff, 2007) ---- 18 Schemata Modi: Mode Inventory (SMI, Lobbestael, van Vreeswijk, Spinhoven, Schouten & Arntz ,2010) ---- 14 Modi Psychometrik zufriedenstellend Normen für verschiedene Störungen in Vorbereitung (J. Lobbestael Universität Maastricht) 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 43 Imagination mit Sarah Ausgangsgefühl: Minderwert (gefühltes Alter“: 12 J.) Imaginiertes Treffen in der Schule („alle sind besser“) Exploration: „Ich darf (angstvoll-drohende) Mutter nicht enttäuschen“ Intervention: 1. Mutter freundlich zurechtgewiesen, die Tochter nicht unter Druck zu setzen und gute Aspekte anzuerkennen. 2. Positive Aspekte herausgestellt 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 45 Ablauf Imagination 1. Konflikt mit möglicherweise biographischem Bezug 2. Focus auf die Emotion 3. Affektbrücke („woher kennen Sie..“) 4. In die vergangene Situation einsteigen lassen, ggf hinzutreten 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 46 8 16.07.2015 Imagination üben Problematisches Ausgangsgefühl mit geschlossenen Augen imaginieren lassen, Focus auf Affekt. Affektbrücke in Kindheit/Jugendalter In die (Kindheits-) Szene mit eintreten (ggf. Erlaubnis) „Gute Lösung“ gestalten 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 50 Beispiel Paula 32J. • Modisch-sportlich gekleidet, wirkt im Kontakt zu kompetent und souverän. (BMI 29) . • Selbsterfahrungsanliegen „Faulheit und dem langen Aufschieben notwendiger Arbeiten“ Selbstabwertungen, familiäre und berufliche Konflikten. Insgeheim häufig kritisch gegenüber Umfeld, scheut dabei aber offene Konflikte. Frau B. bemüht sich sehr um die Kontrolle ihrer Gefühle, die sie als Bedrohung wahrnimmt und zu vermeiden versucht. Selbstkritik wegen ihres Übergewichtes und ihrer „Aufschieberitis“. Langeweile und Unwohlsein bekomme sie „durch etwas Leckeres zu essen“ in den Griff. 16.07.2015 51 www.nest-schematherapie.de Gesunder Erwachsenen-Modus Hohe Berufliche und reflexive Kompetenzen Elternmodi Wunsch anderen zu helfen Strafend Vernachlässigende, abwertende Eltern „Du bist nicht gut und nicht wichtig “ „Du bis zu dick und faul“ Bewältigungsmodi Überkompensation Kritische Grundhaltung gegenüber der Umwelt Beachtung suchen durch hohe Berufsziele Fordernd Vermeidung „Du musst die Kontrolle über deine Gefühle bewahren“ Innere Leere, Gefühlsvermeidung, Distanzierter Selbstschutz: Selbstberuhiger: Verletzlich Kindmodi Glücklich Ausgelassen mit Freunden zusammen sein, Musizieren Essen, Internetsurfen Einsam Verletzt Vernachlässigt Zurückgewiesen Minderwert Unterwerfung Nachgiebig in Konflikten Kritik nur indirekt äußern um Konflikte zu vermeiden unwichtig stark ausgeprägte Selbstkritik Undiszipliniert Eigene Bedürfnisse zurückstellen Gelangweilt / Hängt rum 9 16.07.2015 Imagination Prozess Evtl. Entspannungsinstruktion als Einstieg Alter des Kindes (in der Affektbrücke) erfragen Emotionen und Bedürfnisse wichtig (Konfrontation nicht erforderlich) Bedürfnisse erfüllen/validieren, Täter stoppen, Gesunder Erwachsener muss siegen 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 58 Stuhldialog am Beispiel Sahah S. Unterstützer Kind-Modus Abwertender Kritiker - Modus 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 65 Stuhldialog – typische Konstellationen GE KM EM BM begrenzt strafenden EM 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 66 10 16.07.2015 Stuhldialog – typische Konstellationen GE KM EM BM Löst Ärger aus vermittelt 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 67 Stuhldialog – typische Konstellationen GE KM EM BM trösten, ermutigen, validieren 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 68 Stuhldialog – typische Konstellationen GE KM EM BM Verhandeln, begrenzen, konfrontieren 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 69 11 16.07.2015 Moduskonzept–Struktur Funktionale Modi • Gesunder Erwachsener • Glückliches Kind Bewältigungsmodi Dysfunktionale Modi KINDMODI •Ärgerlich/ Wütend •Vulnerabel •Impulsives/undiszipliniert Dysfunktionale ELTERN-MODI •Strafend •Fordernd Maladaptive Unterwerfung: • Compliant Surrenderer/ Willfähriger Unterwerfer Vermeidung: • Distanzierter Beschützer • Ärgerlicher Beschützer • Vermeidender Beschützer Überkompensation: • • • • • Selbst-Überhöher Bully & Attack Cunning Mode Predator Mode Überkontrollierer www.nest-schematherapie.de 70 Stuhldialog typische Konstellationen • Gesunder Erwachsenenmodus begrenzt oder bekämpft den dysfunktionalen Elternmodus • Fordernder Elternmodus bewirkt ärgerlichen Kindmodus - gesunder Erwachsenenmodus vermittelt • Gesunder Erwachsenenmodus tröstet das vulnerable Kind • Gesunder Erwachsenenmodus verhandelt und konfrontiert den Bewältigungsmodus, der wichtige Veränderungen im Leben des Patienten verhindert 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 71 Regeln mit Ausnahmen • Vorsicht in der Rolle des strafenden Erwachsenen (je nach Stärke des EM evtl. meiden) • Eigenverantwortung zunehmend stärken • Übersichtliche Botschaften des Elternmodus sammeln (günstig: Du-Botschaften) • Distanzierung (z.B. durch Konjunktiv!!) vermeiden – Rollenauthentizität beachten 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 73 12 16.07.2015 Stuhldialog typische Konstellationen • Gesunder Erwachsenenmodus begrenzt oder bekämpft den dysfunktionalen Elternmodus • Fordernder Elternmodus bewirkt ärgerlichen Kindmodus - gesunder Erwachsenenmodus vermittelt • Gesunder Erwachsenenmodus tröstet das vulnerable Kind • Gesunder Erwachsenenmodus verhandelt und konfrontiert den Bewältigungsmodus, der wichtige Veränderungen im Leben des Patienten verhindert 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 74 Zielrichtung Stuhldialog • Diagnostisch • Herausausarbeiten der Bedürfnisse des Kindmodus (evtl. auch diagnostisch) • Erfüllung der Bedürfnisse des Kindes (z.B. durch Validieren oder Begrenzen des Elternmodus) • Empathische Konfrontation und Begrenzung des Bewältigungsmodus 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 75 Interventionen auf Modi bezogen Aus: Faßbinder, Schweiger, Jacob: Schematools. Beltz 2011 • • • • • • Vulnerable Kindmodi: Imaginatives Überschreiben (und Stuhldialoge) zum Heilen verletzlicher Gefühle und zum Aufbau von Gefühlen der Sicherheit und Geborgenheit. Wütende und ärgerliche Kindmodi: Stuhldialoge zum Erleben und Ausdruck von Wut und Ärger. Impulsive und undisziplinierte Kindmodi: Stuhldialoge zum Begrenzen dieser Modi. Dysfunktionale Elternmodi: Imaginatives Überschreiben mit Bekämpfen der Täter in Missbrauchsbildern; Stuhldialoge zum Begrenzen oder Bekämpfen dieser Modi. Dysfunktionale Bewältigungsmodi: Stuhldialoge, um den Patienten zu unterstützen, eine Distanz zu diesen Modi aufzubauen. Gesunder Erwachsenenmodus: Modellieren und Stärkung des gesunden Erwachsenen in Imaginationsübungen und Stuhldialogen. 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 77 13 16.07.2015 Grundregeln im Umgang mit Modi • Der Therapeut arbeitet in der Sitzung mit den aktuellen Modi des Patienten. (Gilt ganz besonders, wenn gerade Bewältigungsmodi aktualisiert sind!) • Der verletzte Kindmodus wird so häufig wie möglich aktiviert und getröstet (limited reparenting). • Der gesunde Erwachsenenmodus wird so stark wie möglich aufgebaut und gefördert. Therapeut dient als Modell. • Wichtiges Ziel: Integration der Modi in patientenspezifisches Fallkonzept Auswahl: Bewältigungsmodi in der Therapiebeziehung Unterwerfung: Patient ist übermäßig höflich und angepasst, pflichtet dem Therapeuten bei Vermeidung: Patient geht bei emotionalen Themen aus dem Kontakt, spricht nicht mehr, dissoziiert, klagt und jammert stereotyp, vermeidet emotionale Themen durch Ablenkung oder übermäßigen Rededrang etc. Überkompensation: Patient ist übergenau, kommt ins Dozieren, wertet Therapeuten ab, kontrolliert und korrigiert den Therapeuten übermäßig, tritt laut und aggressiv auf 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 79 Fallfragment unkomplett „schwieriger Patient mit dominanten Bewältigungsmodi und deshalb evtl. unzureichender Motivation“ 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 87 14 16.07.2015 L100933 • gelernter Schneider aus Fabrikantenhaushalt, hohes Bildungsniveau, selbständig im künstlerischen Bereich tätig (Designer + Workaholic!), ledig, 20-jährige platonische (?) Partnerschaft durch HIV-Infektion verloren, äußere Erscheinung extravagant, Sprachstil auffällig schnell, Lebensgeschichtlich enge Bindung zu überkritischer Mutter • Symptomatik: Essstörung (?), sozial seit Schulzeiten isoliert, vordergründig ausgeprägte Abwertung anderer im Berufsfeld, Selbstwert fragil (kokettiert mit Selbstabwertungen), …….(?) akzentuierte Persönlichkeit bei gutem allgemeinem Funktionsniveau und hohem Berufserfolg 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 88 Karl aus gutem Hause • "Eine aristokratische Künstlerin, meine Mutter war eine Violinistin, sie war liberal und sehr modern für ihre Zeit. Schon 1919 flog sie selbst ihr eigenes Flugzeug.„ • "Schon als Kind wollte ich nur so sein wie meine Eltern. Da meine Eltern auch älter waren, als die Eltern von den meisten Kindern, mit denen ich zu tun hatte, merkte ich schnell den Unterschied. Meine Eltern waren irgendwie klüger, hatten mehr Stil. Die anderen jüngeren Eltern sahen zu dumm, zu unreif aus. So wollte ich nie sein. Ich wollte genauso sein wie meine Eltern.„ • "Mein Patenonkel Conrad hat Karl vorgeschlagen. Der war eine ungeheure Respektsperson. Was er sagte, war heilig. Er hat mir erzählt, dass Karl in Altdeutsch für »Mann« oder »Herr« stand, daraus wurde später die Bezeichnung für 'König' abgeleitet. Das englische Wort 'king' geht auch auf Karl zurück. Mein Vater, der etwas Russisch sprach, wusste dann: im Slawischen heißt König 'král'. Fast schon wie Karl!„ A? 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 89 Elterliche Botschaften • „Mir wurde als Kind immer gesagt: Bitte sprich schnell. Für den Stuss, den du redest, kann man nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen.“ • „Wie man nachts gut schläft, hat mir meine Mutter schon als Kind beigebracht: Die ganze Welt muss einem egal sein. Dann schläft man sehr gut.„ 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 92 15 16.07.2015 Modusmodell Strafender Elternmodus Bewältigungsmodus “Du redest Stuss“ Verinnerlichte Selbstabwertung Vulnerable Kindmodus Vermeidung: Übermäßiges Arbeiten Kontakte vermeiden (Die Welt ist mir egal) Scham, Bedürftig sein, unbestimmtes negatives Gefühl Fraglich unterentwickelt 16.07.2015 Anpassung: Schnelles Sprechen, Künstler sein, Selbstabwertung Überanpassung: Selbstüberhöhung Überlegenheit Andere abwerten Gesunder Erwachsenenmodus www.nest-schematherapie.de 93 Karl als Kind • Kinder reden doch immer Stuss. Deshalb hasste ich als Kind andere Kinder. • Ich spielte nie mit Gleichaltrigen, fand mich selbst total doof. • Klein zu sein, empfand ich als die größte Zeitverschwendung im meinen Leben. • Meine Kinderwelt lieferte mir keine Anlässe zu Traurigkeit oder Ängsten. Ich weinte nie. Es musste niemand her, um mich zu trösten. Ich hatte keine Tränen, die ich mit jemandem teilen musste. Ich habe als Kind auch nie geschwitzt. 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 94 1. Schemadomäne Abgetrenntheit und Ablehnung • • • • • Verlassenheit/Instabilität Misstrauen/Missbrauch (und Misshandlung) Emotionale Entbehrung Unzulänglichkeit/Scham Soziale Isolierung/Entfremdung 2. Schemadomäne Beeinträchtigung von Autonomie und Leistung • • • • Abhängigkeit/Inkompetenz Anfälligkeit für Schädigungen oder Krankheiten Verstrickung/Unterentwickeltes Selbst Versagen (Failure) 3. Schemadomäne Beeinträchtigungen im Umgang mit Begrenzungen • • Anspruchshaltung/Grandiosität Unzureichende Selbstkontrolle/Selbstdisziplin 4. Schemadomäne Fremdbezogenheit • • • Unterwerfung Selbstaufopferung Streben nach Zustimmung und Anerkennung 5. Schemadomäne Übertriebene Wachsamkeit und Gehemmtheit • • • • Negativität/Pessimismus Emotionale Gehemmtheit Überhöhte Standards/Übertrieben kritische Haltung Bestrafen www.nest-schematherapie.de 95 16.07.2015 16 16.07.2015 Karl über sich und die Welt • "Ich bin immer Unterwerfung noch der gleiche dumme Hamburger Junge. Als Kind war ich wahnsinnig selbstgefällig.“ Heute bin ich mir selbst gegenüber gleichgültig, ironisch, distanziert. Ich kann über mich selbst lachen.„ • "Zwischen mir und dem Rest der Welt steht eine Glaswand.„ • „Dankbarkeit ist ein klebrig-mittelmäßiges Gefühl.“ 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 96 Übung Fallkonzeption: Um Bewältigungsmodi erweitern Unterwerfung Vermeidung Überkompensation 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 100 Modusmodell bei Borderline-PS Gesunder Erwachsener Strafender Elternmodus Distanzierter Beschützer (-Beruhiger/Stimulierer) Ärgerlicher Beschützer Verletztes Kind Bully and Attack Wütendes Kind 17 16.07.2015 Modusmodell bei Narzisstischer-PS Gesunder Erwachsener (Leistungs-) Fordernder Elternmodus Einsames, erniedrigtes Kind Narzisstische Selbstüberhöhung zur Abwehr eigenen Unzulänglichkeitsempfindens Distanzierte Selbststimulation, um sich von unangenehmen Emotionen abzulenken Modusmodell Maria K. Strafender Elternmodus: Narzisstischer Vater Parentifizierung in Ehe, Mobbing durch Peers Verletzlicher Kindmodus: bedroht, verlassen, schuldig, überfordert Ärgerlicher Kindmodus 16.07.2015 Unterwerfung: Opfert sich bei der Arbeit auf, tut (oft mit innerlicher Wut) alles für ihren Freund Vermeidung: Alkohol Neuroleptika Ärgerlicher Beschützer (Lamentieren) Überkompensation: Aggressive verbale Angriffe, böse Emails, Wutanfälle, Schlagen des Partners Schematherapie 118 Versorgung, Rache und Trost in Imaginationsübungen Verletzlicher Kindmodus: bedroht, verlassen, schuldig, überfordert Ärgerlicher Kindmodus 16.07.2015 Unterwerfung: Opfert sich bei der Arbeit auf, tut (oft mit innerlicher Wut) alles für ihren Freund Vermeidung: Alkohol Neuroleptika Ärgerlicher Beschützer (Lamentieren) Überkompensation: Aggressive verbale Angriffe, böse Emails, Wutanfälle, Schlagen des Partners Schematherapie Empathische Konfrontation, begrenzen, pro & contra, Alternativen üben Behandlung von Maria K. Begrenzung in Stuhldialogen und imaginativ Strafender Elternmodus: Narzisstischer Vater Parentifizierung in Ehe, Mobbing durch Peers 119 18 16.07.2015 Thomas L., Marias Partner Strafender Elternmodus: Narzisstischer gewalttätiger Vater Verletzlicher Kindmodus: bedroht, Versager, verängstigt Vermeidung: Kalt, abweisend Stimulation durch PC etc. Exzessiver Sport Kontrollzwänge Lässt wichtige Aufgaben liegen (z.B. Verwaltung) Überkompensation: Dominant-kontrollierend Narzisstische Selbstüberhöhung Hohe Statusorientierung Verwöhnter und wütender Kindmodus 16.07.2015 Schematherapie 120 Darstellung im Modusmodell Maria Thomas Gesunde Erwachsene Gesunder Erwachsener Strafender Modus Unterwerfung Verlassenes, bedrohtes & ärgerliches Kind Dramatische Überkompensation 16.07.2015 Kalt-abweisende Vermeidung Abwertende, dominante Überkompensation Strafender Modus Bedrohtes & ärgerliches Kind Schematherapie 122 Variation: Anwendung in der Gruppe 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 126 19 16.07.2015 Ablauf schematherapeutische Gruppe für BPD (Bsp.) Zeitphase in Sitzung Sitzung Inhalt Anfang 1-45 Sicherheit (-12); Edukation (-5); Modus-Check; Hausaufgaben, Mitte 1-13 10-45 Modusarbeit, kognitives Vorgehen Imagery rescripting, Rollenspiele, Erlebnisaktivierung Abschluss 1-45 Kognitive Einordnung, Hausaufgaben Ende 1-10 11-45 Sicherheitsblase etc. Persönl. Sicherer Ort, Visualisierung d. gesunden Erwachsenen 16.07.2015 [email protected] 128 Typischer Verlauf einer Schematherapie •Drei Therapiephasen Phase 1: Bindung und Bearbeitung der Bewältigungsmodi Phase 2: Veränderung der Schemamodi Phase 3: Veränderung der Schemata und Autonomieentwicklung www.nest-schematherapie.de 134 Wem hilft es? • Hervorragende Ergebnisse bei BorderlinePersönlichkeitsstörung • Gute Ergebnisse bei Patienten mit Cluster-B und C-Persönlichkeitsstörung (Bamelis e.a. 2012) • Gute Pilotdaten bei forensischen Patienten (Bernstein e.a. 2012) • Gute Pilotdaten bei Zwangsklienten (Knaus, Stelzer, Jacob 2012) 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 139 20 16.07.2015 Warum hilft es so gut? • Neuropsychologische Studien: Emotionalität besteht zeitlich vor Kognitionen • Kognitionen ändern sich leichter, wenn zugehörige Emotionen aktiviert sind • Bedürfnisse stillen geht „live“ besser als aus der kognitiven Metaperspektive • Die Didaktik ist gut • Geeignetes Vorgehen zum Begrenzen von Syntonizität 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 140 Effektstärken bei BPS Jacob & Arntz (2013) 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 143 Aktuelle Entwicklungen bei BPS • Internationaler Multicenter-RCT zu ST bei BPS in Gruppen Studienleitung Arntz & Farrell; Behandlungszentren u.a. in (D), (NL), (AUS) • Notwendige Studien: Direkter Vergleich mit anderen wirksamen aktiven Behandlungen, insb. DBT und MBT ????? 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 145 21 16.07.2015 Weitere Behandlungsstudien • Bamelis & Arntz: ST für Pat. mit vermeidender, abhängiger, zwanghafter, paranoider, narzisstischer oder histrionischer PS (1. Jahr 40h, 2. Jahr 10 Booster-Sessions) ST ist Kontrollbedingungen überlegen, aber weniger starke Effekte als bei BPS • Bernstein, Maastricht: ST vs. TAU bei forensischen Patienten mit antisozialer, narzisstischer, paranoider oder Borderline-PS Sehr gute erste Erfahrungen (vgl. http://youtu.be/DwsZ1T8tmh0) 16.07.20 15 www.nest-schematherapie.de 146 Bücher für Therapeuten und Patienten 16.07.2015 www.nest-schematherapie.de 147 22
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