lpädagogen fordern - Ja zu einer guten Thurgauer Volksschule

Thurgau 23
Freitag, 13. November 2015
Tote Tiere kosten weniger
Grossratswahlen
sind am 10. April
FRAUENFELD. Der Regierungsrat
Der Regierungsrat will die Tierschutzverordnung ändern. Der Thurgauische Tierschutzverband befürchtet nun,
dass durch die Änderung mehr Tiere getötet werden. Das will er verhindern – notfalls mit einer Initiative.
des Kantons Thurgau hat den
Termin für die Gesamterneuerungswahlen des Grossen Rates
definitiv auf den 10. April 2016
festgelegt. Das hat er gestern
in einer Mitteilung festgehalten.
Bereits im vergangenen April
beschloss der Regierungsrat die
Verteilung der 130 Mandate
pro Bezirk. Demnach erhalten
Arbon 27, Frauenfeld 32, Kreuzlingen 23, Münchwilen 22 und
Weinfelden 26 Mandate. Somit
erhält der Bezirk Kreuzlingen im
Vergleich zu den Wahlen 2012
auf Kosten des Bezirks Frauenfeld ein zusätzliches Mandat. Die
Wahlvorschläge müssen bis spätestens am Montag, 1. Februar,
bei der Staatskanzlei eingereicht
werden. (red.)
MICHÈLE VATERLAUS
WEINFELDEN. Reinhold Zepf fühlt
sich übergangen: Der Regierungsrat will die Tierschutzverordnung anpassen und hat diese
Anfang September in Vernehmlassung geschickt. Der Thurgauische Tierschutzverband wurde
aber nicht eingeladen, sich zu
äussern. Obwohl die Regierung
dazu verpflichtet gewesen wäre,
wie Präsident Zepf sagt. Gemäss
Kantonsverfassung sollen nämlich auch interessierte Kreise zu
Wort kommen können. Und Zepf
will zu Wort kommen.
Problematisch für Steuerzahler
«Wir wollen, dass künftig in
der Verordnung steht, dass das
Veterinäramt die Tötung eines
Tieres nur anordnen darf, wenn
sich keine Tierschutzorganisation bereit erklärt, dass Tier zu
übernehmen», sagt Zepf. Der
Vorfall mit den 150 Masthühnern, die ein 23-Jähriger vergangenen Monat ausgesetzt hat, hat
Zepf in diesem Bestreben bestärkt (unsere Zeitung berichtete). Das Veterinäramt wollte
die Hühner töten. Zepf hatte sich
dafür eingesetzt, dass sie am
Leben bleiben. Doch dann konnte er die Auflagen des Veterinäramtes nicht erfüllen. Dieses hatte dem Verband verboten, die
Hühner an Dritte weiterzugeben. So mussten die Tiere
schliesslich doch getötet werden.
Es gebe aber auch Beispiele,
wo die Zusammenarbeit mit
dem Veterinäramt gut funktioniert habe, sagt Zepf. So hatte
das Amt zum Beispiel vor Jahren
den Verband angefragt, ob er 65
Katzen plazieren könnte, die es
aus einer 4,5-Zimmer-Wohnung
beschlagnahmt hatte. «Wir haben das in Zusammenarbeit mit
unseren Sektionen geschafft»,
sagt Zepf. «Ansonsten wären diese gesunden Tiere getötet worden. Das haben uns die AmtsVerantwortlichen klargemacht.
Behörden lösen solche Probleme
schnell, indem sie die Tiere töten
lassen.»
Deshalb befürchtet er, dass
durch die Änderung der Verordnung mehr Tiere getötet werden.
Denn seines Erachtens werden
Jubiläumsjahr
geht zu Ende
MÜNSTERLINGEN. Das Jubiläums-
Bild: Mario Testa
Die Hühner, die im Oktober ausgesetzt wurden, mussten getötet werden.
die Gemeinden durch die geplanten Änderungen mit Tierschutzaufgaben belastet, die
nicht nur Mehraufwand, sondern auch Mehrkosten bedeuten. Diese Aufgaben seien nicht
nur für die Steuerzahler problematisch, es werde auch die Freiwilligenarbeit der Tierschutzverbände verdrängt, sagt Zepf. «Bei
Tieren, die plaziert werden müssen, können wir Tierschutzverbänden helfen – kostenlos.»
Stellungnahme verfasst
Mit der geplanten Verordnungsänderung könnte Zepf
aber gut leben, wie er sagt. Vorausgesetzt, sie wird ergänzt mit
der Bestimmung, dass Tiertötungen nur angeordnet werden,
wenn keine der thurgauischen
Tierschutzorganisationen bereit
ist, das Tier zu übernehmen. Damit er sein Ziel möglichst erreicht, hat er – obwohl nicht
dazu eingeladen – eine Stellung-
nahme zur Verordnungsänderung verfasst und diese an alle
Thurgauer Gemeinden und an
den Kanton Thurgau geschickt.
Beim Kanton hat man diese
bereits erhalten und zu den
Akten genommen, wie der zuständige Regierungsrat Kaspar
Schläpfer sagt. Er erklärt, dass
der Tierschutzverband nicht zur
Vernehmlassung
eingeladen
wurde, habe damit zu tun, dass
der Regierungsrat mit den geplanten Verordnungsänderungen die Zusammenarbeit des
Kantons mit den Gemeinden in
Tierschutz Zusammenarbeit mit
Gemeinden durch neue Verordnung
Als Hauptgrund für die Änderung der Verordnung nennt der
Kanton Thurgau die gegenseitige Amtshilfe, die zwischen
Kanton und Gemeinden ermöglicht wird. Gemeinden könnten
künftig das Veterinäramt bei
Tierschutzfällen unterstützen –
ohne dass das Amtsgeheimnis
verletzt werde. Durch die Zusammenarbeit liessen sich Tierschutzfälle besser oder über-
haupt erst abklären, weil Gemeinden näher bei den Tierhaltern seien als das Veterinäramt und weil sie die örtlichen
Verhältnisse kennen würden,
stand im Bericht des Kantons
zum Entwurf der geänderten
Verordnung. Darin hiess es des
weiteren auch: «Die Gemeinden
dürfen das kantonale Veterinäramt unterstützen, sie müssen
aber nicht.» (red.)
Im Alter geniesst man das Leben
Nach wie vor wird das Thema Hochaltrigkeit tabuisiert. Öffentlich diskutiert werden vor allem die
wachsenden Kosten. Doch gibt es viele positive Aspekte des Altseins. Pro Senectute klärt auf.
Medizin sein. So habe der Kanton Thurgau zurzeit 2981 Pflegeheimbetten und 41 Spitexorganisationen, sagte Stark. «Genau
diese ambulanten und stationären Unterstützungsgeber werden in Zukunft die Hilfe vieler
benötigen.» Stark dankte Pro
Senectute und betonte, «Hochaltrigkeit soll auch positiv sein.»
CHRISTOPH HEER
WEINFELDEN. Immer mehr Men-
schen werden 80jährig und
mehr. Diese Entwicklung ist bekannt, und dennoch wird Hochaltrigkeit in unserer Gesellschaft
weitgehend ausgeklammert und
tabuisiert. Alle wollen alt werden
– niemand will alt sein, ein Phänomen, welches auf wohl fast
jeden Menschen zutrifft. Doch
wie ist das mit unseren «alten»
Mitbürgern? Verursachen diese
nicht bloss hohe Kosten im Gesundheitswesen?
Mitnichten; viele Hochaltrige
leben dank technischer und
personeller Hilfe selbständig zu
Hause und können die dadurch
entstehende Lebensqualität geniessen. Eine Organisation, die
sich für die Anliegen älterer
Menschen einsetzt und Aufklärungsarbeit betreibt, ist die Pro
Senectute. Als Fachorganisation
für Altersfragen sowie Altersangebote setzt sie sich für ein
lebens- und liebenswertes Älterwerden ein.
Drei Walliser zu Gast
Bild: Christoph Heer
Oli Hauenstein zeigt komische Seiten des Betagtenlebens auf.
Die
Pro-Senectute-Tagung
vom Mittwochnachmittag im
Weinfelder Thurgauerhof, die
unter dem Motto «Hochaltrigkeit
als Lebensmodell» stand, wurde
von gut 350 Personen besucht.
Jakob Stark jasst mit den Eltern
Der Thurgauer Regierungspräsident Jakob Stark erklärte in
seinem Grusswort: «Hochaltrigkeit betrifft uns alle, auch mich.
So verbringe ich manchen Sonntag mit meinen Eltern am Jasstisch und geniesse das Zusammensein.»
Die Entwicklung, dass die Bevölkerung immer älter werde,
werde eine grosse Herausforderung für die Gesellschaft und die
Das mehrstündige Symposium beleuchtete die Rolle hochaltriger Menschen in der Gesellschaft. Dazu referierten drei
Fachpersonen aus dem Wallis.
Urs Kalbermatten (Sozialpsychologe), Barbara Lehner (Theologin) und Niklaus Brantschen
(Jesuit) zeigten auf, dass Hochaltrigkeit durchaus positiv sein
kann und soll. «Im Alter treffen
ganz neue Aspekte auf uns, welche man auch einfach geniessen
darf»,
sagte
Kalbermatten.
«Faulenzen, Meditieren, Naturerleben, Entschleunigen und
Träumen, all das bekommt im
Alter einen ganz neuen Sinn.»
Tierschutzfällen
ermöglichen
oder erleichtern will. «Die Tierschutzorganisationen sind nicht
betroffen. Es bestand deshalb
kein Anlass, die von Reinhold
Zepf geführte Tierschutzorganisation in die Vernehmlassung
einzubeziehen.» Das Schreiben
des Verbandspräsidenten an die
Gemeinden betrachtet Schläpfer
als irreführend.
jahr «175 Jahre Spital und Psychiatrie Münsterlingen» neigt sich
dem Ende zu. Damit geht auch
die Fotoausstellung zu Ende. Die
Finissage findet am Mittwoch,
18. November, 19.30 Uhr in der
Psychiatrischen Klinik statt.
Hauptteil der Veranstaltung bildet die Podiumsdikussion «Zeitzeugen im Gespräch», moderiert
von Regula Lüthi, ehemaliger
Pflegedirektorin der Psychiatrischen Dienste. Teilnehmer der
Diskussion sind Karl Studer, ehemaliger Klinikdirektor Psychiatrie, Ella Schaffner, ehemalige
Oberschwester
Kantonsspital,
Andreas Schönenberger, ehemaliger Chefarzt Urologie Kantonsspital, und die Tochter des ehemaligen Klinikdirektors, Eva Allenspach-Zolliker. (red.)
Initiative geplant
Dass die Anmerkungen von
Zepf zu den Akten genommen
wurden, bedeutet aber nicht,
dass diese auch in die geänderte
Tierschutzverordnung
übernommen werden. Falls seine
Anliegen keinen Eingang finden,
will Zepf diese anders durchsetzen: mit einer Volksinitiative.
«So soll das Veterinäramt per
Gesetz dazu verpflichtet werden,
alle Tierschutzvereine im Kanton
um eine Unterbringung anzufragen, bevor es Tiere töten lässt.»
Lehrplan 21: Initiative
ist zustande gekommen
FRAUENFELD. Die Volksinitiative
«Ja zu einer guten Thurgauer
Volksschule» ist zustande gekommen. Die Staatskanzlei hat
5032 gültige Unterschriften festgestellt. Ein überparteiliches Komitee will mit der Initiative eine
Gesetzesänderung bewirken und
damit den Lehrplan 21 verhindern. (red.)
Heilpädagogen fordern
Anerkennung
WERNER LENZIN
STECKBORN. «Wir wollen in Erfah-
rung bringen, was von unserem
Berufsstand
erwartet
wird.
Gehen doch die Erwartungen
in den 90 Schulgemeinden
weit auseinander», sagte Roland
Züger, Präsident der Thurgauer
Konferenz der Heilpädagogischen Lehrkräfte. Er begrüsste
250 Kolleginnen und Kollegen in
der Feldbachhalle Steckborn zur
Thurgauer Konferenz. Der Steckborner Stadtpräsident Roger
Forrer bezeichnete den thurgauischen Weg als optimal: Auffällige Kinder werden möglichst
lange in Regelklassen unterrichtet. Er betonte an die Adresse der
Heilpädagogen: «Die Schule
muss die Mängel der Gesellschaft kompensieren, deshalb ist
ihre Begleitung und Betreuung
wichtiger denn je.»
Mehr integrierte Sonderschüler
Regierungsrätin Monika Knill
stellte in Aussicht, dass alle
ganztägigen Teilkonferenzen im
nächsten Jahr dem neuen Lehrplan gewidmet werden sollen.
Gemäss Walter Berger, Chef des
Amtes für Volksschule, ist im vergangenen Jahr die Zahl der
759 thurgauischen Sonderschüler etwa gleich geblieben. Die
Zahl der integrierten Sonderschüler ist von 118 auf 133 Kinder gestiegen, während die Zahl
der Sonderschüler in Heimen
von 586 auf 582 gesunken ist.
Breites Fachwissen
Als Vertreterin des Berufsverbandes der Heil- und Sonderpädagogen Schweiz plädierte
Kathrin Beglinger, seit über zehn
Jahren an einer öffentlichen
Oberstufenschule im Kanton
Zürich tätig, für die Aussensicht
des Wortteils «Heil». Sie zeigte
sich überzeugt davon, dass gut
ausgebildete Schulische Heilpädagogen über ein breites Fachwissen verfügen. «Sie können
Gesundheit und Behinderung
benennen. Ihr Wissen und ihre
professionelle Vernetzung sind
sehr wichtig.» Deshalb forderte
sie eine gerechte Entlöhnung
auf allen Stufen und eine Anerkennung der Arbeit der Heilpädagogen.