09 / Bakterien Analyse Lehrerinformation 1/6 Arbeitsauftrag Lesen und zusammenfassen Ziel Vertiefung des Wissens Material Lesetexte Sozialform Einzelarbeit Zeit 30’ 09 / Bakterien Analyse Lesetexte 2/6 Aufgabe: Lies die Texte und fasse diese zusammen. Bakterien Spezial 1: Grundinformationen Bakterien sind einzellige Organismen ohne echten Zellkern (Prokaryoten). Sie können kugelförmig (Kokken), stäbchen- oder schraubenförmig (Spirillen) sein und sind durchschnittlich 0,1-20 µm gross. Sie besiedeln den Boden mit grosser Artenvielfalt und hoher Individuendichte. Bakterien können sich innerhalb weniger Stunden vermehren und bilden häufig grosse Zellketten und -kolonien. So können in einem Gramm Gartenboden über 100 Millionen Bakterien leben. Vorzugsweise leben Bakterien im dünnen Wasserfilm, der die Bodenpartikel umgibt, an Wurzeloberflächen und im Wurzelraum, der Rhizosphäre. Sie können sich aktiv durch Geisseln oder passiv mit dem Bodenwasser bewegen und reagieren empfindlich auf Austrocknung. Bakterien haben vielfältige Anpassungen entwickelt und bevorzugen ein schwach saures bis schwach alkalisches Milieu. Bodenbakterien sind vielfältig aktiv. Die meisten Arten sind heterotroph und ernähren sich von abgestorbener organischer Substanz und Ausscheidungen der Organismen (z.B. Kot). Sie bevorzugen leicht abbaubare Kohlenstoff- und Stickstoff-Verbindungen (z. B. Zucker, Stärke, Zellulose, Proteine, Peptide, Aminosäuren) und zersetzen das Substrat durch Ausscheidung von Enzymen. Aufgrund ihres grossen Enzym-Spektrums sind sie massgeblich an der Zersetzung beteiligt und die wichtigsten Zersetzer (= Reduzenten bzw. Destruenten). Es gibt keine natürlich vorkommenden organischen Verbindungen und nur wenige künstliche Substrate, die sie nicht zersetzen können. Endprodukte des bakteriellen Abbaus und Voraussetzung für pflanzliches Leben sind: Kohlenstoffdioxid, Wasser und Mineralsalze. Die Zersetzungsprozesse laufen in der Regel im sauerstoffhaltigen Milieu ab, d.h. unter aeroben Bedingungen. Es gibt aber auch anaerobe Bakterienarten, die unter Sauerstoffabschluss zersetzen. In diesem Fall handelt es sich in der Regel um Gärungs- und Fäulnisprozesse. Bakterien lassen sich nach unterschiedlichen Kriterien differenzieren, z. B. hinsichtlich der Energieversorgung, Ernährungsweise, Stoffwechseltypen oder Milieubedingungen. 09 / Bakterien Analyse Lesetexte 3/6 Im Hinblick auf die Ernährungsweise lassen sich zwei Gruppen unterscheiden: 1. autotrophe Bakterien: Sie können ohne organische Fremdsubstanzen leben und beziehen ihre Energie aus dem Sonnenlicht (= photoautotroph), z. B. die chlorophyllhaltigen Blaugrünen Bakterien (Cyanobakterien; früher: Blaualgen), oder aus anorganischen Verbindungen (= chemoautotroph), z.B. nitrifizierende Bakterien ( s. u.). Als Kohlenstoffquelle nutzen beide Gruppen in der Regel Kohlenstoffdioxid (CO2). 2. heterotrophe Bakterien: Sie ernähren sich von organischer Substanz. Viele dieser Arten können auch ohne Sauerstoff existieren (= anaerobe Bakterien). Für den Boden relevante Bakterien lassen sich vereinfacht auch hinsichtlich ihrer Funktion und Energiegewinnungsweise einteilen, z.B.: Kohlenhydratabbauende Bakterien: sie bauen kohlenhydrathaltige Substanzen (z. Zellulose, Hemizellulose, Zucker, Stärke) ab – aerob: z. B. Cellulomonas, anaerob: z. B. Clostridium. Proteinzersetzende und ammonifizierende Bakterien: sie bauen Proteine zu Aminosäuren, Ammoniak (NH3) und Ammonium (NH4) ab; aerobe und anaerobe Bakterienarten, z. B. Bacillus mycoides. Nitrifikanten: sie oxidieren Ammonium (NH4) zu Nitrit (NO2) bzw. Nitrat (NO3), z.B. die Arten Nitrosomonas und Nitrobacter. Der Prozess wird als Nitrifikation bezeichnet (NH4+ —> NO2- —> NO3- ). Denitrifikanten: sie reduzieren Stickstoffoxide im anaeroben Milieu bis hin zu elementarem Stickstoff (N2), z.b. die Arten Pseudomonas und Achromobacter. Der Prozess wird als Denitrifikation bezeichnet (NO3-—> NO2- —> N2O —> N2). Stickstoffbindende Bakterien: sie fixieren elementaren Luftstickstoff (N2) und wandeln ihn in organische N-Verbindungen um, z.B. die Arten Azotobacter, Amylobacter, Clostridium, Rhizobium, z.T. in Symbiose mit Pflanzenwurzeln. 09 / Bakterien Analyse Lesetexte 4/6 Sulfurikanten (Schwefelbakterien): sie bauen Schwefelwasserstoff (H2S) zu Schwefel (S) und Sulfaten (SO4) ab, z.B. die Art Thiobacillus. Desulfurikanten (Schwefelbakterien): sie reduzieren unter anaeroben Bedingungen Sulfat (SO4) zu Schwefelwasserstoff (H2S), z. B. die Art Desulfovibrio. Systematisch lassen sich die Bodenbakterien in vier Gruppen unterteilen: 1. Schleimbakterien (Myxobakterien): meist stäbchenförmige, heterotrophe Organismen, die sich primär von anderen Bakterien ernähren. 2. Blaugrüne Bakterien (Cyanobakterien): autotrophe Bakterien, die Fotosynthese betreiben und Sauerstoff produzieren. Sie leben frei oder in Symbiose mit Pilzen und grünen Pflanzen und sind z.T. fähig zur Fixierung von atmosphärischem Stickstoff, z.B. die Art Anabaena. 3. Eubakterien: verschiedenartige Familien. Die meisten Arten leben (chemo-) heterotroph, d.h. sie zersetzen organische Verbindungen durch Veratmung (aerob) und Vergärung (anaerob) und beziehen daraus Energie und Kohlenstoff. Einige Spezialisten sind chemoautotroph, d.h. sie beziehen aus der Oxidation anorganischer Verbindungen Energie. Wichtige Familien sind: die aeroben Pseudomonadaceae, die frei lebenden, stickstofffixierenden Azotobacteriaceae und die symbiontisch lebenden, stickstofffixierenden Rhizobiaceae (z.B. das Bakterium Rhizobium, das in Symbiose mit den Wurzeln von Schmetterlingsblütern lebt und Wurzelknöllchenbildung induziert. 09 / Bakterien Analyse Lesetexte 5/6 Bakterien Spezial 2: Bakterielle Familiensaga Kokken, Bazillen und Spiren bilden eine weit verzweigte Familie. Bakterien gibt es überall. Sie sind eine sehr vielseitige und weit verzweigte Familie. Es gibt die kugelförmigen Bakterien, die Kokken. Ein anderer Familienzweig ist stäbchenförmig. Das sind die Bazillen. Und wieder ein anderer, die Spiren, sind schraubenförmig. Sauerstoff: Ja oder Nein. Zwar gibt es, obwohl Bakterien einzellige Lebewesen sind, keine "männlichen" und "weiblichen" Familienmitglieder. Bakterien haben aber eine wichtige Eigenschaft, die sie grundsätzlich unterscheidet. Die einen brauchen zum Leben Sauerstoff. Das sind die Aerobier. Man nennt sie häufig auch Enterobakterien. Die anderen sterben, wenn sie Sauerstoff ausgesetzt sind. Das sind die Anaerobier. Sporen können praktisch "unbegrenzt" überleben. Bakterien vermehren sich durch Zellteilung. Wenn die Lebensbedingungen gut sind, tun sie dies sehr schnell. Einige Bakterien bilden auch Sporen. Sporen sind sehr widerstandsfähige und in dieser Form inaktive "Familienmitglieder", die sehr lange unter ungünstigen Lebensbedingungen überleben können, weil sie praktisch keinen Stoffwechsel haben. Kommen diese Sporen, z. B. über Staub, in ein günstiges Umfeld, werden sie wieder aktiv und vermehren sich. Eine Wunde ist ein idealer Nährboden für Sporen. Ein Familienzweig setzt sich durch. Bei Wundinfektionen sind meistens verschiedene Bakterien zusammen aktiv. Das Aussehen der Infektion zeigt, ob sie eine durch Eitererreger hervorgerufene pyogene Wundinfektion, Fäulnisbakterien ausgelöste putride Wundinfektion oder Anaerobier entstandene anaerobe Wundinfektion ist. Infektionen durch Eitererreger Was ist eigentlich Eiter? Eiter entsteht durch sich stark vermehrende Bakterien, abgestorbene Zellen und weisse Blutkörperchen. Durch den Eiter sollen "Fremdlinge" aus der Wunde gespült werden. Das Aussehen und die Menge des Eiters weisen auf das überwiegende Vorkommen eines bestimmten Erregers hin. Eitererreger gibt es überall. Eitererreger gehören meistens zu den kugeligen 09 / Bakterien Analyse Lesetexte 6/6 "Familienmitgliedern", die es praktisch überall in der Natur gibt. Deshalb geraten sie auch sehr schnell und unbemerkt in eine Wunde. Vorsicht: Krankenhausinfektionen. Die häufigsten pyogenen Wundinfektionen werden durch die gefürchteten Staphylokokken, die Streptokokken und durch das Darmbakterium Escherichia coli hervorgerufen. Infektionen mit Staphylokokken werden oft im Krankenhaus erworben. Obwohl sie auf Penizillin ansprechen, haben sich auch schon eine Reihe von resistenten Stämmen gebildet. Infektionen durch Fäulniserreger Fäulniserreger stinken ganz schön. Proteus vulgaris ist nicht der Name eines neuen Computerspiels, sondern eines Fäulniserregers. Das Bakterium fühlt sich besonders wohl in der Erde oder auch in menschlichem Stuhl. Gelangt Proteus vulgaris in eine Wunde, so fängt es sofort an, Körperzellen zu zersetzen. Dabei entstehen faule, stinkende Gase. Das Körpergewebe sieht schmierig und jauchig aus.
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