BERATUNG
12. JUNI 2015
B AUERN Z EITUNG
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Gute Milch dank Ziegenliebe
Kleinwiederkäuer / Beat Wigger aus Hasle LU produziert Milch mit seinen 100 Ziegen verschiedener Rassen.
HASLE ■ Für Beat Wigger ist ne-
Ziege verkäuflich, es komme auf
den Preis an, erklärt er.
ben der Milchleistung und den
Milchgehalten auch ein ansprechendes Exterieur wichtig bei
seinen Ziegen. Er hält rund 100
Ziegen von sechs verschiedenen
Rassen auf seinem Betrieb in
Hasle LU. In seiner Freizeit amtet
er zudem als Ziegenexperte an
Ausstellungen.
Milchziegen in jeder
Form und Farbe
Die Liebe zu den Ziegen
für sich entdeckt
Schon als Kind hatte Beat
Wigger Ziegen. Sein erstes Gitzi
kaufte er mit zehn Jahren seinem Vater ab. Nach der Lehre
zum Landwirt führte er den
landwirtschaftlichen
Betrieb
des Paraplegikerzentrums in
Nottwil LU. Dort begann er Ziegen zu melken. «Ich konnte mir
dort eine Herde aufbauen», erklärt er.
Später konnte Wigger den Betrieb des Bruders seiner Frau
pachten. Dieser steht in Hasle
im Entlebuch LU. «Das war der
ideale Moment, ganz auf die
Ziegen zu setzen», erklärt er.
(V. l. n. r.): Sohn Simon mit Gämsfarbigem Gitzi, Beat Wigger mit Toggenburger Gitzi und seine Frau Rita mit Saanengitzi.
Die Ziegen warten auf die nächste Portion Heu beim Futterband.
Das Land sei sehr steil und somit seien Ziegen die idealen
Nutztiere auf diesem Betrieb.
«So konnte ich mein Hobby
zum Beruf machen.» Dort bewirtschaftet er mit seiner Frau
und seinen vier Söhnen 20 ha
Land in der Bergzone. Beide arbeiten aber Teilzeit noch auswärts. Im Winter werden zusätzlich vier Kühe gehalten, die
Milch wird an die Gitzi vertränkt. Im Stall hat er ein Futterband zur Raufutterfütterung
und einen Futterautomaten für
Kraftfutter, wo jede Ziege mittels Chip am Halsband ihre individuelle Portion Kraftfutter
abholen kann. Beim Futterband
wird auch gleich gemolken, mit
Hilfe einer Absauganlage mit
fünf Aggregaten. Direkt unter
dem Fress- und Melkplatz stehen den Ziegen Liegeboxen zur
Verfügung, so ist der begrenzte
Platz im Stall ideal ausgenutzt.
Er habe sehr lange überlegt, wie
er den Stall genau bauen wolle,
erzählt der Landwirt.
Erfolgreiche Produktion
braucht Ziegenliebe
«Man muss gerne Ziegen haben, um erfolgreich Milch produzieren zu können», weiss Beat
Wigger. Natürlich sei eine gewisse Qualität in der Genetik notwendig, aber auch Haltung und
Fütterung seien sehr wichtig.
Bei der Zucht legt er vor allem
Augenmerk auf die Milchgehalte. «Ziel ist eine hohe Milchleis-
(Bilder Tamara Wülser)
tung, ohne dass die Gehalte
absinken.» Gesunde, robuste
Ziegen mit einem ansprechenden Euter sollen es zudem sein.
Früher sei er sehr fanatisch auf
das Exterieur gewesen, heute
züchte er mehr mit dem wirtschaftlichen Gedanken. Zudem
gehe er heute nicht mehr so oft
an Schauen mit seinen Tieren,
um das Ansteckungsrisiko tief
zu halten. Sein Betrieb ist serologisch frei von Pseudoturbekulose. Wolle man aber Gitzi verkaufen, müsse man sich ab und
zu an einer Schau zeigen und
präsent bleiben, ist er überzeugt. Die weiblichen Tiere werden meist alle aufgezogen. Da er
von der Ziegenhaltung lebe, sei
prinzipiell bei ihm im Stall jede
Beat Wiggers Herde ist bunt gemischt: 42 Toggenburger-, 26 Saanen-, 17 Gämsfarbige-, 7 Bündner
Strahlen-, 3 Anglo-Nubier- und
eine Appenzeller Ziege umfasst
seine Herde. Anfang August werden die Ziegen nach Rassen aufgeteilt, ein Bock der jeweiligen
Rasse läuft dann mit ihnen mit.
Später laufe ein Bock mit der gesamten Herde mit, die späteren
Gitzi würden gemästet, erklärt er.
Es sei wichtig, bei der Wahl des
Bocks gut hinzuschauen, der mache die halbe Herde aus, erklärt
Beat Wigger. Momentan sei die
Gitzisaison zwischen Januar und
Februar, er würde diese gerne
ausdehnen, das sei aber schwierig. «Ideal wäre, wenn die ersten
Gitzi im November kämen, denn
von Oktober bis Dezember ist der
Milchpreis sehr gut.»
Die Milchleistungen der Rassen unterscheiden sich z. T. stark.
So geben Beat Wiggers Saanenziegen durchschnittlich 755, die Toggenburger 573 und die Gämsfarbigen
600
Kilogramm
pro
Standardlaktation. «Da ist aber
auch ein grosser Anteil Erstlingsziegen dabei», erklärt er. Die Anglo
Nubier seien von den Gehalten
her sehr interessant, jedoch sei die
Milchleistung nicht so hoch. Die
Milch liefert er an die Käserei
Odermatt in Dallenwil NW. Dort
wird sie zu Frisch-, Halbhart- und
Hartkäse sowie Jogurt verarbeitet.
Er biete den Leuten, die ihn besuchen, aber auch immer etwas zum
Probieren an, damit sie die Vorurteile gegenüber Ziegenprodukten
verlören. «Erst wenn sie probieren
können, merken sie, dass die Produkte nicht so ‹geisselen›, wie man
ihnen nachsagt», erklärt Beat
Wigger.
Tamara Wülser
Saubere Kühe – wichtig für gute Milchqualität
Melkwettbewerb / Gesucht werden die besten Melkerinnen und Melker. Den Gewinnern winken wertvolle Preise.
LINDAU
■ Sauberkeit der Tiere
ist eine wichtige Voraussetzung
für eine erfolgreiche Milchproduktion. Verschiedene Studien
haben gezeigt, dass stark verschmutzte Euter wesentlich häufiger Infektionen aufweisen als
saubere Euter. Das Risiko kann
dabei mehrfach höher sein. Daher erstaunt es nicht, dass es eine
direkte Beziehung zwischen der
Verschmutzung der Euter und
der Zellzahl der Herde gibt.
Ebenso ist nicht überraschend,
dass mit einer erhöhten Verschmutzung in den meisten Fällen eine höhere Keimbelastung
der Milch einhergeht.
Liegeboxen
und Stallmanagement
Stark verschmutzte Euter erhöhen den Reinigungsaufwand
vor dem Melken. Das Saubermachen einzelner stark verschmutzter Euter oder Zitzen kann den
Routinearbeitsablauf im Melkstand stark stören und somit den
ganzen Melkablauf durcheinander bringen. Die Anforderungen
im Melkablauf und somit die Belastung des Melkers nehmen mit
dem Verschmutzungsgrad zu. In
verschiedenen Untersuchungen
wurde ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Qualität
von Liegeboxen und der Sauberkeit der Herde nachgewiesen.
Jetzt anmelden
Saubere Kühe mit sauberem Euter erleichtern die Melkarbeit und sichern
die Milchqualität.
(Bild Agridea)
Nicht optimale Boxenmasse und
schlechte Pflege der Boxen verringern die Attraktivität der Liegeplätze. Überbelegungen und
schlechtes Stallklima können die
Situation verschärfen. All dies
führt zu verringerten Liegezeiten. So verursachten schon 30
Minuten weniger Liegezeiten pro
Tag in einer dänischen Studie
vermehrte Verschmutzungen am
Euter.
Ursache hierfür sind längere
Stehzeiten und vermehrte Bewe-
gung über unsaubere Laufgänge
mit dem Risiko von aufspritzenden Ausscheidungen. Besonders verschmutzen Beine und
Füsse von Kühen, wenn sie über
schlecht abgeschobene Laufgänge gehen oder in der «Welle»,
die ein Kotschieber vor sich her
schiebt, stehen müssen. Dies ist
häufig an Fressplätzen zu beobachten. Die so z. T. stark verschmutzten Hinterbeine kommen beim Abliegen in der
Liegebox direkt unter oder ne-
Melken im Melkstand. Teilnahmeberechtigt sind Personen mit
Jahrgang 1990 bis 2000 mit einem Bezug zur Landwirtschaft.
Bei genügend Anmeldungen
werden regionale Vorausscheidungen durchgeführt. Die zwölf
Besten der Vorausscheidungen
qualifizieren sich für das Finale
im Herbst 2015 an der Forschungsanstalt Agroscope in
Tänikon TG. Wertvolle Preise
winken. Die Preisverleihung findet im Rahmen der Tier& Technik
in St. Gallen am 26. Feburar 2016
statt. Die Teilnahme ist gratis.
Weitere Informationen unter
ben dem Euter zu liegen. Häufiges, regelmässiges Abschieben
der Laufgänge hilft, die Verschmutzungen zu verringern.
Wichtig im Zusammenhang mit
aufspritzendem Kot ist auch die
Kotkonsistenz. Eine unausgewogene Fütterung, die zu dünnem
oder sehr dünnem Kot führt, erhöht das Risiko für Verschmutzungen der Hinterbeine und der
Euter bei allen Kühen. Eine Fütterungsplanung und entsprechende Anpassung der Ration
www.melkwettbewerb.ch oder
bei Sabrina Barth (Tel. 076 451
22 12, [email protected]). Anmeldung nur online unter
www.melkwettbewerb.ch. Anmeldeschluss ist der 17. Juli
2015.
pd
kann hier eine deutliche Verbesserung bringen. Ein weiterer
Grund für vermehrte Verschmutzungen durch aufspritzenden Kot sind Unruhen in der
Herde. Je mehr und je schneller
die Tiere sich bewegen, umso
stärker werden die Verschmutzungen sein. Ein ruhiger Umgang mit den Tieren grundsätzlich, die Separierung von
brünstigen Kühen sowie die Vermeidung von schnellem und aggressivem Umtreiben helfen, die
Verschmutzungen möglichst gering zu halten.
Saubere Tiere – Massstab der
tiergerechten Haltung
Qualitätsmilch zu produzieren ist wichtigste Voraussetzung
für die weiterverarbeitenden
Milchbetriebe. Qualitätsbezahlung, Qualitätssicherungssysteme, Label, Gütesiegel und die
hohen Erwartungen der Verbraucher sind weitere Gründe
für eine Qualitätsmilcherzeugung. Saubere Tiere mit sauberen Eutern erleichtern dies. Saubere Tiere gelten auch als
Ausweis eines insgesamt guten
Betriebs- und Herdenmanagements sowie einer tiergerechten
Haltung. Alle Anstrengungen für
die Sauberkeit der Kühe sind
somit wichtige Vorarbeiten für
ein angenehmes Melken und
die Qualitätsmilchproduktion.
Franz Sutter, Profi-Lait
Die Anforderungen an eine gute
Melkerin oder einen guten Melker
sind sehr vielseitig. Am fünften
Schweizerischen Melkwettbewerb
haben die Kandidatinnen und
Kandidaten die Möglichkeit, ihr
Können und Wissen rund ums Melken unter Beweis zu stellen. Nutzen
Sie die Chance und melden Sie sich
noch an (siehe Kasten). Den Gewinnern winken wertvolle Preise.