Die Lunge im Fokus Mit Know-how von der Pleiße zum Kongress an

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Mit Know-how von der Pleiße
zum Kongress an die Spree
n Er findet in Berlin nur aller zwei Jahre
und demzufolge nun wieder 2016 statt
und ist der größte „Deutsche Krebskongress“: Mehr als 10 000 Spezialisten treffen sich vom 24. bis 27. Februar zum Austausch an der Spree. Maßgeblich beteiligt
sind Kollegen aus dem Leipziger Uniklinikum: so etwa Medizin-Psychologin Prof.
Dr. Anja Mehnert, HNO-Klinikchef Prof. Dr.
Andreas Dietz und Prof. Dr. Florian Lordick, Chef des Universitären Krebszentrums (UCCL).
Mottogetreu geht es bei der Großtagung um
„Krebsmedizin heute: präventiv, personalisiert,
präzise und partizipativ“, was auf ein Gebot
der Stunde verweist: Die Fachwelt trifft sich
hier interdisziplinär. „Es geht um den Stand
der Forschung zu allen Krebsarten und, im
übergeordneten Sinne, um Aspekte der Gesundheitspolitik, die Einbeziehung von Patienten einschließlich Selbsthilfearbeit sowie um
Versorgungsfragen für Patienten und deren
Lebensqualität“, deutet Mehnert an. Leipzigs
Uniklinikum kann dabei nicht zuletzt mit der
Professorin punkten. Mehnert ist bundesweit
Sprecherin der deutschen Psychoonkologen
und hat das Kongressprogramm dieser Disziplin federführend organisiert.
„Wenngleich das Fachgebiet an sich nichts
Neues ist, so erfuhr es in den letzten Jahren einen immer größeren Stellenwert“, merkt Dietz
hierzu an. „Bei der Zertifizierung unseres
Krebszentrums etwa war die professionelle
psychoonkologische Betreuung von Patienten
ein wichtiges, gefordertes Kriterium.“ Mehnert
habe gerade diesbezüglich viele Projekte auf
den Weg gebracht, die auch bundesweit Beachtung fanden. In „ihrem“ Kongressprogramm hat sie Schwerpunkte gesetzt: „Wir haben zum Glück immer mehr Patienten, die
eine Krebserkrankung überleben, und müssen
Fotos: Stefan Straube
Leipziger Spezialisten federführend bei Deutschem Krebskongress 2016 in Berlin
Prof. Dr. Andreas Dietz
Prof. Dr. Anja Mehnert
schauen, welche zunehmenden Anforderungen
das für die weitere Versorgung – auch in psychosozialer Hinsicht – bedeutet“, sagt sie. „Darüber zu sprechen ist zudem, wie mit Patienten
zu kommunizieren ist, um ihnen Diagnosen
und Behandlungen verständlich zu machen
und sie mit einzubeziehen. Und: Geht es um
die Lebensqualität eines Erkrankten, sollte
auch beachtet werden, wie er bestmöglich im
Alltag zurechtkommt.“
Professor Dietz hingegen steht in der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-OhrenHeilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie der Arbeitsgruppe Onkologie vor. „Es gibt da eine
Studiengruppe für Hals-Kopf-Tumoren, in der
Wert darauf gelegt wird, dass möglichst viele
das Fachgebiet tangierende Spezialisten ihre
Sicht mit einbringen. Schon, weil für die Therapie eine gemeinsame Herangehensweise erforderlich ist, die ein einzelner HNO-Arzt allein nicht leisten kann, wofür interdisziplinäre
Zentren anzustreben sind. Auch das soll auf
Prof. Dr. Florian Lordick
dem Kongress thematisiert werden“, sagt er –
mit Blick auf die inzwischen aufgebauten
funktionalen Strukturen zur speziellen interdisziplinären Behandlung eines Kopf-HalsTumors im Leipziger UCCL. HNO-Ärzte, Onkologen, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen
etwa arbeiten dort Hand in Hand an einer individuell auf den Patienten abgestimmten
Therapie. Diese Erfahrungen der Leipziger
sind gefragt.
„Beim vorangegangenen Kongress hatte man
uns ja speziell für diese Tumor-Problematik
eine große Plenarsitzung eingeräumt. Das
Echo war groß, sodass wir eine solche jetzt
wieder durchführen können“, freut sich Dietz.
Weil es aus seiner Sicht auch ein Erfordernis
der Zeit ist: „Die Fallzahlen von Tumoren im
Kopf-Hals-Bereich steigen nach wie vor. Vor
allem jene die Rachenregion betreffend“, sagt
er. Allein in der eigenen Klinik habe man noch
vor zehn Jahren 100 neue Fälle jährlich registriert, heute seien es mehr als 300. Die Haupt-
schuld an dieser Entwicklung schreibt Dietz
dem „Warzenvirus“ zu, einem bestimmten Typ
von Humanen Papillomviren (HPV). Er könne
eben nicht nur Gebärmutterhals-, sondern
auch Rachenkrebs, an dem so gut wie jeder
zweite Erkrankte stirbt, mit befördern. „In diesem Kontext gewinnt auch die Impfung an
Bedeutung, die hierzulande jungen Mädchen
angeboten, aber leider noch nicht so oft wahrgenommen wird. Bei uns sind etwa 27 Prozent
aller jungen Damen im entsprechenden Alter
geimpft. In Spanien, zum Vergleich, 80 Prozent!“, bricht er eine Lanze fürs Impfen und
gegen das ansteckende Virus.
UCCL-Chef Lordick, Schriftführer der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) und Spezialist
für Magen-Darm-Tumoren, leitet im europäischen Forschungsnetzwerk EORTC zugleich die Arbeitsgruppe für Krebserkrankungen des Verdauungstraktes. Wie schon
beim vorangegangenen Krebskongress zählt
er zu den Verfechtern einer „personalisierten
Krebstherapie“ und wird erneut dazu referieren. „Es geht uns darum, die optimale Behandlung für jeden einzelnen Patienten auszusuchen und ihn darin auch einzubinden“,
sagt er. „Weg vom Gießkannen-TherapiePrinzip sozusagen, und zum Beispiel auch
unter Einbeziehung und Nutzung modernster molekular-genetischer Verfahren.“ Unbedingt aufgreifen wollen Lordick und Mehnert
zudem das Thema Palliativmedizin. Speziell
zum „Suizidwunsch von Patienten am Lebensende“ werden sie ihre Überlegungen
einbringen. „Da haben ja gerade wir viele
Berührungspunkte und denken, es gilt sich
auch diesbezüglich mit den Bedürfnissen
Todkranker noch mehr auseinanderzusetzen“, so Lordick. Denn: „Wie soll beziehungsweise kann jemand, der nicht heilbar ist, sein
Leben gestalten, wie umgehen mit all den
Belastungen?“
Angelika Raulien
Die Lunge im Fokus
n Lungenkrankheiten verursachen
weltweit die meisten Todesfälle nach
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall und Krebs. Nahezu 15 Prozent
der Deutschen, also etwa zehn Millionen Menschen über 40 Jahre leiden
an COPD, der Chronisch Obstruktiven
Lungenerkrankung. Schon im Jahr
2020 wird die tödliche Lungenerkrankung COPD in der Liste der weltweit
tödlichen Krankheiten auf Platz drei
zu finden sein. Auch die Zahl weiterer
Lungenerkrankungen steigt stetig.
Informationen, Aufklärung und frühzeitiges
Erkennen und Behandeln kann einem Fortschreiten der Erkrankung entgegenwirken.
Anlässlich des 57. wissenschaftlichen Kongresses der Deutschen Gesellschaft für
Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.
finden in Leipzig drei Veranstaltungen statt,
bei denen sich Betroffene und interessierte
Bürger informieren können. Prof. Hubert
Wirtz, Leiter der Abteilung für Pneumologie am Uniklinikum Leipzig, ist Tagungspräsident der Veranstaltung.
LIEBIGSTRASSE AKTUELL
|
Foto: privat
Atemwegserkrankungen: Patientenseminare und LufuMobil am 5. März in Leipzig
Im Lungenfunktions-Mobil können Interessierte einen kostenlosen Lungen-Check-Up machen
lassen. Das Mobil war schon in 230 deutschen Städten zu Gast.
Am Samstag, dem 5. März, finden auf der
Neuen Messe zwei Patientenseminare
statt. Die Deutsche Sauerstoffliga LOT e.V.
lädt von 10.30 bis 12.30 Uhr ein. Die
Deutsche Sauerstoffliga ist eine bundesweite Selbsthilfegruppe für Patienten, bei
denen eine Langzeitsauerstofftherapie indiziert ist. Der Verein stellt sich selbst und
seine Arbeit vor, informiert über das Netzwerk der LOT und steht Betroffenen als
Ansprechpartner zur Verfügung.
Von 13.30 bis 15.30 Uhr findet das Semi-
nar des Vereins Pulmonale Hypertonie
e.V. (Landesverband Sachsen) statt. Das
Seminar soll Betroffenen und Angehörigen neue Entwicklungen auf dem Gebiet
der Diagnostik und vor allem der Therapie der verschiedenen Formen der pulmonalen Hypertonie nahebringen. Auch hier
besteht im Anschluss die Gelegenheit zum
Gespräch.
Beide Seminare finden im Verwaltungsgebäude der Leipziger Messe statt (Raum
MH 04/05; gegenüber vom Congress Center Leipzig). Die Veranstaltung ist sowohl
vom Parkplatz wie auch von der Haltestelle Messegelände der Straßenbahn ausgeschildert.
Ebenfalls am Samstag, dem 5. März, steht
das sogenannte LufuMobil in der Zeit von
10 bis 17 Uhr auf dem Augustusplatz am
Mendebrunnen. Interessierte können im
Lungenfunktions-Mobil einen kostenlosen Lungen-Check-Up machen lassen.
Das LufuMobil, eine Initiative der Ethos
gemeinnützigen GmbH, tourt seit fünf
Jahren quer durch Deutschland und hat
in mehr als 230 Städten Halt gemacht. ukl