FOKUSNIEDERSACHSEN OKTOBER 2015 Azubi-Umfrage NIHK: Auszubildende verteilen gute Noten für Ausbildung Eine Akademisierungswelle und so viele Studienanfänger in Niedersachsen wie noch nie bestimmen die aktuelle Bildungslandschaft, viele befürchten die Schwächung der dualen Berufsausbildung. Doch was sagen die Auszubildenden selbst? Sie sind sehr zufrieden! Rund 80 Prozent der Auszubildenden in Niedersachsen würden ihren Ausbildungsberuf wieder wählen, das zeigt eine aktuelle NIHK-Umfrage unter 2400 Jugendlichen, die sich für eine duale Ausbildung entschieden haben. Im Durchschnitt bewerten die jungen Berufstätigen ihre Ausbildung mit der Note 2,5. Dabei sind jüngere Auszubildende zufriedener als die älteren und je höher der Schulabschluss, desto besser die Bewertung der Ausbildung. Spaß und gute Zukunftsperspektiven sind für jeweils deutlich mehr als 50 Prozent der Befragten ein wichtiges Entscheidungskriterium für eine Ausbildung. Eine hohe Vergütung und Auslandserfahrung spielen dagegen eine eher untergeordnete Rolle. Während der Ausbildung legen fast alle Umfrageteilnehmer viel Wert auf gute Strukturen und ein gutes Betriebsklima. Sie möchten mit Ideen und Kritik ernst genommen werden. Und genau dort können die Ausbildungsbetriebe ansetzen: Um noch mehr Schulabsolventen für das Erfolgsmodell Ausbildung zu begeistern, fordert der NIHK die Unternehmen auf, sich den Bedürfnissen der Jugendlichen anzunehmen und die Ausbildung so attraktiv wie möglich zu gestalten. Genauso wichtig ist es, die Berufsorientierung an allen Schulformen verbindlich zu verankern, damit sich die Schüler in der Vielfalt der Berufe zurecht finden und wissen, welche Chancen und Perspektiven ihnen ein Ausbildungsabschluss bietet. Lesen Sie mehr zum Thema und zu den Handlungsempfehlungen des Niedersächsischen Industrie- und Handelskammertages (NIHK) auf den folgenden Seiten im aktuellen „Fokus Niedersachsen“. Seite 1 FOKUS NIEDERSACHSEN Azubi-Umfrage OKTOBER 2015 FOKUSNIEDERSACHSEN Spaß am Beruf Junge Menschen wollen Spaß – demnach ist dies für zwei Drittel der Befragten auch das wichtigste Kriterium für die Wahl des Ausbildungsplatzes. Des Weiteren spielen gute Zukunftschancen für mehr als jeden zweiten Jugendlichen eine Rolle, gut jeder Dritte wägt ab, ob der Beruf seinen Neigungen entspricht oder der Ausbildungsplatz in der Nähe liegt. Die Ausbildungsvergütung ist für neun Prozent der Auszubildenden ein Entscheidungskriterium und die Möglichkeit, während der Ausbildung ins Ausland zu gehen, lockt noch zwei Prozent. Anscheinend ist die Motivation für oder gegen einen Ausbildungsplatz auch abhängig vom gewählten Beruf: So ist es den Fachinformatikern zu einem vergleichsweise hohen Prozent- satz wichtig, dass der Beruf Spaß macht (92 Prozent), dafür nehmen sie aber auch weitere Arbeitswege in Kauf. Im Vergleich dazu ist die Nähe zum Ausbildungsplatz bei den Verkäufern überdurchschnittlich wichtig (46 Prozent). Bank- und Industriekaufleute brauchen weniger Spaß am Beruf (58 bzw. 50 Prozent), wenn dieser dafür gute Zukunftschancen bietet (71 bzw. 70 Prozent). Aus diesen Ergebnissen lassen sich wertvolle Hinweise für die Ansprache der Jugendlichen gewinnen: Kooperationen des Einzelhandels mit ortsansässigen Schulen können z. B. helfen, auf sich aufmerksam zu machen, während Ausbildungsunternehmen für Fachinformatiker Bewerber auch überregional suchen können, wenn es ihnen gelingt, den Spaßfaktor des Berufes zu transportieren. Welche Kriterien waren Ihnen bei der Wahl des Ausbildungsberufes am wichtigsten? (max. 3 Nennungen, Angaben in Prozent) Spaß am Beruf 67% Gute Zukunftschancen 56% Beruf entspricht Neigungen 32% Ausbildungsplatz in der Nähe 31% Sicherheit 22% Image des Unternehmens 21% Gute Chancen auf A.platz 11% Hohe Vergütung 9% Image des Berufs 9% Auslandserfahrung möglich 2% 0% 10% 20% Wunschberuf oder Notlösung? Jeder dritte Umfrageteilnehmer lernt seinen Wunschberuf und für weitere 45 Prozent der Auszubildenden ist ihre jetzige Ausbildung eine interessante Alternative aus mehreren möglichen Berufen. Für jeden Zehnten allerdings ist der gewählte Aus- Seite 2 FOKUS NIEDERSACHSEN Azubi-Umfrage 30% 40% 50% 60% 70% 80% bildungsberuf eine Notlösung. Insbesondere Jugendliche ohne Schulabschluss betiteln ihre Ausbildung als Notlösung, weil sie nichts anderes gefunden haben (19 Prozent) oder weil sie nicht wussten, was sie werden sollten (sechs Prozent). OKTOBER 2015 FOKUSNIEDERSACHSEN Diese Berufe sind … …Wunschberufe (Durchschnitt: 31%) …Notlösungen Mechatroniker 53% Maschinen- und Anlagenführer 27% Industriemechaniker 52% Verkäufer 20% Elektroniker für Betriebstechnik 51% Kaufleute im Einzelhandel 18% Koch 50% Hotelfachleute 13% Fachinformatiker 44% Fachkraft Lagerlogistik 12% Fachlagerist 43% Berufskraftfahrer 42% Bewertung der Berufsschule Nach der Zufriedenheit mit der Berufsschule befragt, verteilen die Auszubildenden im Durchschnitt die Note 2,8. Differenziert man nach Berufen, fühlen sich besonders die Elektroniker für Betriebstechnik (Note 2,1) und die Fachleute für Systemgastronomie (2,1) durch die Schule gut ausgebildet, während die Fachinformatiker (Note 3,6) sowie die Berufskraftfahrer (3,4) Verbesserungsbedarf sehen. Schulen in Ballungsgebieten, die sich auf Berufsgruppen spezialisieren können, schneiden besser ab als Bündelschulen in der Fläche, welche eine breite Palette an Berufen beschulen. Wer macht eine Ausbildung? Der „durchschnittliche“ Auszubildende ist bei Beginn der Ausbildung bereits ca. 20 Jahre alt und kommt meist von der allgemeinbildenden (37 Prozent) oder der berufsbildenden Schule (25 Prozent). Männliche Auszubildende sind dabei leicht in der Mehrheit (54 Prozent). Fast jeder zweite Auszubildende hat einen Realschulabschluss (48 Prozent). Ein Abitur bringen 27 Prozent mit, die Fachhochschulreife haben 13 Prozent erworben und 11 Prozent der Jugendlichen haben die Hauptschule erfolgreich abgeschlossen. Bei den Bankkaufleuten haben 77 Prozent der Auszubildenden ein Abitur, ebenso werden die Ausbildungsplätze bei den Industriekaufleuten und den Kaufleuten für Versicherungen Seite 3 FOKUS NIEDERSACHSEN Azubi-Umfrage (Durchschnitt: 9%) und Finanzen in der Mehrheit an Abiturienten vergeben (64 Prozent bzw. 50 Prozent). Realschüler haben gute Chancen einen Ausbildungsplatz als Industriemechaniker (80 Prozent), Bürokaufmann (74 Prozent) oder Hotelfachmann (72 Prozent) zu bekommen. Für Hauptschüler sind die zweijährigen Berufe Fachlagerist (52 Prozent) und Verkäufer (42 Prozent) sowie der Koch mit drei Ausbildungsjahren (33 Prozent) interessant. Bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind Familie und Freunde die ersten Ansprechpartner (33 Prozent). Als zweite Möglichkeit wird die Agentur für Arbeit (22 Prozent) in Anspruch genommen, und ein Praktikum, das im Vorwege der Ausbildung absolviert wurde, hilft jedem Fünften bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Ein Blick auf die einzelnen Gruppen zeigt Unterschiede auf, die Betriebe bei der Ansprache der Jugendlichen nutzen können: Jüngere Bewerber bis 17 Jahre finden ihren Ausbildungsplatz überdurchschnittlich oft durch Familie und Freunde (44 Prozent) oder ein Praktikum (29 Prozent). Abiturienten suchen selbstständig in Print- oder Onlinemedien (24 bzw. 22 Prozent). Die Agentur für Arbeit vermittelt oft in Lager- und Gastronomieberufe sowie in den Großhandel, während im Einzelhandel überdurchschnittlich häufig die Jugendlichen selbst auf den Betrieb zugehen. OKTOBER 2015 FOKUSNIEDERSACHSEN Zufriedenheit mit Ausbildung und Betrieb Auch bei der Zufriedenheit mit der Ausbildung muss nach Branchen differenziert werden: Besonders hohe Zufriedenheitswerte erlangen die Ausbildungsberufe Industriemechaniker (Note 1,8), Elektroniker für Betriebstechnik (Note 1,9) sowie Bankkaufleute und Kaufleute für Versicherungen und Finanzen (je 2,0). Weiter hinten reihen sich die Gastronomieberufe und Berufskraftfahrer mit einer durchschnittlichen Bewertung von 3,0 ein. Dass 80 Prozent der Auszubildenden sich wieder für den gewählten Ausbildungsberuf entscheiden würden, zeigt, wie attraktiv die duale Berufsausbildung ist. Gleichwohl wissen die Befragten zwischen der Attraktivität des gewählten Berufes und der Attraktivität des ausbildenden Unternehmens zu unterscheiden: 67 Prozent der jungen Leute würden sich erneut für den gleichen Ausbildungsbetrieb entscheiden. Im Gastgewerbe würde nur knapp jeder Dritte seinen Ausbildungsbetrieb wieder wählen. Würden Sie sich wieder für diesen Ausbildungsbetrieb entscheiden? Sortiert nach „Ja“-Antworten (Angaben in Prozent) 94 Industriemechaniker/-in 92 Werkzeugmechaniker/-in 84 Kaufmann / Kauffrau für Versicherungen und Finanzen 81 Bankkaufmann/Bankkauffrau 67 Durchschnitt 53 Fachlagerist/-in 50 Koch / Köchin 47 Restaurantfachmann/-fachfrau 33 Fachmann/-frau für Systemgastronomie 30 Hotelfachmann/-fachfrau 29 Hotelkaufmann/-kauffrau 0 10 Probleme in der Ausbildung Auch wenn die Zufriedenheitsraten hoch sind, hat doch fast jeder Vierte bereits einmal über einen Abbruch der Ausbildung nachgedacht. Je höher der Schulabschluss ist, desto weniger Probleme gab es offenbar in der Ausbildung: Während mehr als jeder zweite Auszubildende ohne Abschluss einen Abbruch erwogen hat, sind es bei den Abiturienten nur 17 Prozent der Auszubildenden. Nach Berufen aufgeschlüsselt, gibt es im Gastgewerbe, im Einzelhandel sowie bei den Berufskraftfahrern überdurchschnittlich häufig Seite 4 FOKUS NIEDERSACHSEN Azubi-Umfrage 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Probleme in der Ausbildung. Wenig Gedanken an einen Abbruch der Ausbildung verschwenden hingegen Industriemechaniker, Industriekaufleute und Bankkaufleute. Hauptgrund für einen möglichen Abbruch war in 62 Prozent der Fälle die Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen. Bei der Lösung der Probleme haben sich die Auszubildenden in erster Linie an ihre Freunde (42 Prozent) und Eltern (41 Prozent) gewandt. OKTOBER 2015 FOKUSNIEDERSACHSEN Haben Sie irgendwann ernsthaft daran gedacht, Ihre jetzige Ausbildung abzubrechen? 27 Prozent ja nein 73 Prozent Was kommt nach der Ausbildung? gelernten wechseln in ein anderes Unternehmen. Jeder fünfte Auszubildende strebt ein Studium an, 15 Prozent planen eine berufliche Weiterbildung und vier Prozent beginnen eine weitere Ausbildung. 16 Prozent der Ausgelernten sind noch auf der Suche, während 12 Prozent unschlüssig über ihre weitere Zukunft sind. Fachkräftesicherung ist das Hauptmotiv der Unternehmen für ihr Ausbildungsangebot. Die Umfrage bestätigt, dass sich dieser Weg lohnt: Nach dem erfolgreichen Abschluss der Ausbildung bleibt über die Hälfte der Auszubildenden dem Ausbildungsunternehmen erhalten, 14 Prozent der Aus- Wie geht es nach der Ausbildung weiter? Übernahme 55 Studium 20 Noch auf der Suche 16 Weiterbildung 15 Arbeit im anderen Unternehmen 14 Weiß noch nicht 12 Weitere Ausbildung 4 Selbstständigkeit 1 0 Seite 5 FOKUS NIEDERSACHSEN 10 Azubi-Umfrage 20 30 40 50 60 FOKUSNIEDERSACHSEN Qualität der Ausbildung Die Umfrage behandelte auch die formale und inhaltliche Gestaltung der Ausbildung und befragte die Auszubildenden zu Unternehmenskultur und sozialen Beziehungen, zur Ausbildungsorganisation und den Rahmenbedingungen. Die Antworten geben Hinweise, wo die Unternehmen punkten können. Rahmenbedingungen: Jeweils über 90 Prozent der Auszubildenden erwarten eine angemessene Vergütung, verlässliche Arbeitszeitregelungen und einen Ausgleich für geleistete Überstunden. In der Realität werden diese Erwartungen allerdings nicht in dem Maße erfüllt. 27 Prozent der Befragten empfinden ihre Vergütung als nicht angemessen und 78 Prozent erhalten einen Überstundenausgleich. Mehr als jeder Zweite ist jedoch bereit, Überstunden zu leisten. Die Fahrtkosten zur Berufsschule werden nur für 17 Prozent der Lernenden übernommen, erwarten würden dies 44 Prozent. Ausbildungsorganisation: Eine klare Struktur in der Ausbildung ist 95 Prozent der Auszubildenden wichtig, umgesetzt wird dies aber nur von 64 Prozent der Unternehmen. Die regelmäßige Besprechung des Ausbildungsplans bestätigen sogar nur 38 Prozent der Auszubildenden. Obwohl vom Berufsbildungsgesetz vorgegeben, haben 36 Prozent der Befragten nicht die Möglichkeit, ihr Berichtsheft im Betrieb zu schreiben. Auch haben die Auszubildenden eine hohe Erwartung an die Vorbereitung auf die Abschlussprüfung (92 Prozent), aber nur 57 Prozent bestätigen, dass ihr Ausbildungsbetrieb sie gezielt auf die Prüfung vorbereitet habe. Vergleichsweise gut läuft hingegen die Einbeziehung der Auszubildenden in größere Aufgaben, die sie selbstständig planen, durchführen und kontrollieren dürfen. Dementsprechend fühlen sich auch mehr als 80 Prozent der jungen Berufstätigen für weitere berufliche Aufgaben gut vorbereitet. Ein überdurchschnittlich gutes Gefühl für die berufliche Zukunft haben Berufskraftfahrer, Chemielaboranten, Elektroniker für Betriebstechnik, Fachkräfte für Lagerlogistik, Fachlageristen, Industriemechaniker und Kaufleute für Versicherungen und Finanzen. Eher schlecht vorbereitet fühlen sich Auszubildende der IT-Berufe, insbesondere Fachinformatiker sowie die Hotelfachleute. Seite 6 FOKUS NIEDERSACHSEN Azubi-Umfrage OKTOBER 2015 Unternehmenskultur und soziale Beziehungen: Ein gutes Betriebsklima ist den meisten Auszubildenden wichtig (99,6 Prozent Zustimmung) und 83 Prozent der Auszubildenden bescheinigen ihrem Unternehmen ein solches. Differenziert man nach Berufen, herrscht bei den Bauzeichnern, Industriekaufleuten und Industriemechanikern ein gutes Betriebsklima während es bei den Berufskraftfahrern, in den Lager- und Gastronomieberufen sowie bei den Sport- und Fitnesskaufleuten vergleichsweise schlechter eingeschätzt wurde. Die Auszubildenden haben in der Regel feste Ansprechpartner und werden in das Team integriert. Bei den Automobilkaufleuten, Berufskraftfahrern, Lagerberufen, Hotel- und Restaurantfachleuten, Verkäufern sowie in der Systemgastronomie behandeln die Kollegen die Auszubildenden überdurchschnittlich respektvoll. Verbesserungspotenzial besteht zur Kommunikation auf Augenhöhe. Die Aussage „Meine Ideen, Kritik oder Anregungen werden im Betrieb ernst genommen“ wird von einem Drittel der Befragten verneint, aber 90 Prozent der Auszubildenden stufen sie als wichtig ein. An die Beziehung zum Ausbilder haben die jungen Leute eine hohe Erwartung und 81 Prozent der Befragten bestätigen eine gute Beziehung. Überdurchschnittlich gut verstehen sich die Chemielaboranten, Industriemechaniker und Elektroniker mit ihren Ausbildern, eher schlechte Beziehungen haben Fachinformatiker, Fachkräfte für Lagerlogistik, Hotel- und Restaurantfachleute sowie Hotelkaufleute und Köche. Besser werden kann die Feedback-Kultur in den Unternehmen: So bekommt nur jeder zweite eine regelmäßige Rückmeldung zu seinen Ausbildungsleistungen und nur 57 Prozent der Auszubildenden haben selbst die Gelegenheit, Feedback zu geben. An der aktuellen NIHK-Umfrage beteiligten sich 2400 Auszubildende im letzten Ausbildungsjahr in den von den IHKs betreuten Berufen. FOKUSNIEDERSACHSEN OKTOBER 2015 Was ist zu tun? Die duale Berufsausbildung ist attraktiv! Diejenigen, die sich dafür entschieden haben, sind zufrieden mit dem eingeschlagenen Weg und würden ihn sogar wieder beschreiten. Ein Großteil der Ausgelernten bleibt den Unternehmen als qualifizierter Arbeitnehmer erhalten und sichert damit den Fachkräftebedarf. Ein Erfolgsmodell also – und dennoch entscheiden sich immer mehr Schulabsolventen für ein Studium oder drehen Qualifizierungsschleifen, weil sie die Aussicht auf einen Ausbildungsplatz (noch) nicht reizt. Woran liegt das? Berufsorientierung weiter verbessern Schülerinnen und Schüler finden sich in der Vielfalt der Berufe oft nicht zurecht. Sie sind damit überfordert, eine Entscheidung zu treffen, die Einfluss auf ihr gesamtes berufliches Leben haben wird. Lehrkräfte und Eltern sind wichtige Partner bei der Berufsfindung. Die Schulen sind aufgefordert, die Berufsorientierung noch weiter zu verbessern und im Unterricht in allen Schulformen verbindlich zu verankern. Es müssen nachhaltige Konzepte mit dem Rückhalt der Schulleitung und aller Lehrkräfte entwickelt, umgesetzt und regelmäßig evaluiert werden. Dabei können bestehende Angebote der Agenturen für Arbeit, Berufsbildenden Schulen, Kammern und Verbände in der Region eingebunden und Ressourcen genutzt werden. Kooperationen eingehen Auch die Unternehmen können sich in die Berufsorientierung einbringen. Kooperationen mit Schulen, Praktikumsangebote, Auszubildende, die ihren Beruf darstellen sind Möglichkeiten, Werbung für das Unternehmen und nicht zuletzt für die duale Berufsausbildung zu machen. Berufswege kommunizieren Viele Schulabsolventen können nicht abschätzen, welche Möglichkeiten ihnen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung offen stehen. Eine Ausbildung ist mitnichten eine Einbahnstraße oder gar eine Sackgasse: Neben den individuellen Qualifizierungswegen innerhalb eines Unternehmens stehen attraktive Fortbildungsmöglichkeiten bis hin zum berufsbegleitenden Studium zur Verfügung. Hier gilt es die Wege klar darzustellen. Ausbildungsunternehmen sollten schon mit Beginn der Ausbildung kommunizieren, welche Positionen mit dem jeweiligen Berufsabschluss möglich sind. Ausbildung attraktiv gestalten Die beste Werbung für ein Produkt macht der Nutzer selbst: Wenn Auszubildende zufrieden sind, empfehlen sie ihren Beruf und/oder ihr Ausbildungsunternehmen weiter. Die Umfrage hat zwar gezeigt, dass eine große Mehrheit der Auszubildenden zufrieden ist, sie hat aber auch gezeigt, dass es in einigen Berufen und Branchen Verbesserungspotenzial gibt. Während die Bank- und Industrieberufe oft überdurchschnittlich gute Bewertungen erzielten, schneiden Gastronomie-, Logistik- und Lagerberufe sowie die Ausbildungen im Einzelhandel in einigen Bereichen der Umfrage schlechter ab als der Durchschnitt. Die Vermutung liegt nahe, dass dort, wo sich hauptamtliche Ausbilder um die jungen Leute kümmern, Ausbildung besser läuft. Eine angemessene Vergütung, strukturierte Ausbildungsinhalte, die Vorbereitung auf die Prüfungen sowie eine gute Beziehung zum Ausbilder kombiniert mit einer guten Feedback-Kultur sind nur einige Mittel, damit sich die Auszubildenden angenommen und wohl fühlen. Ansprechpartner für den Fokus Niedersachsen NIHK-Sprecher für Berufsbildung Volker Linde, Tel. 04131 742-151, E-Mail: [email protected] NIHK Hinüberstr. 16-18, 30175 Hannover Tel. 0511 33708-75, E-Mail: [email protected] Der NIHK vertritt rund 270.000 Unternehmen in Niedersachsen. Mitglieder sind die die IHK Lüneburg-Wolfsburg, die Oldenburgische IHK, die IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim, die IHK für Ostfriesland und Papenburg sowie die IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum. Der Fokus Niedersachsen erscheint in regelmäßigen Abständen zu aktuellen Themen aus Wirtschaft und Politik und steht unter www.n-ihk.de/Publikationen auch zum Download zur Verfügung. Seite 7 FOKUS NIEDERSACHSEN Azubi-Umfrage
© Copyright 2025 ExpyDoc