Heute bestellt, morgen geliefert - FM DAS LOGISTIK

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EXKLUSIV IN
LAGERTECHNIK
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DAS LOGISTIK-MAGAZIN
Phoenix Contact: 30000 Artikel mit neuer Intralogistik am nächsten Tag verfügbar
Heute bestellt, morgen geliefert
Phoenix Contact, Hersteller elektronischer Verbindungstechnik sowie industrieller Automatisierungstechnik, hat am
Stammsitz Blomberg sein automatisches
Kleinteilelager (AKL) während des laufenden Betriebes erweitert und damit
die Dynamik und Leistungsfähigkeit im
Kleinaufträgegeschäft deutlich erhöht.
Dabei gewährleistet die Aufteilung der
Anlage in zwei redundante Module eine
hohe Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit. Zum Einsatz kommt das ‚Order Picking System‘ (OPS) von Witron. Ergonomische Pick-und-Pack-Arbeitsplätze
ermöglichen eine hohe Flexibilität und
Kommissionierqualität.
Von links: Josef Gallersdörfer (Projektmanager Witron), Andreas Prokisch
(Projektleitung Logistik Phoenix Contact) und Thomas Vasterling (Vice President
und zuständig für Supply-Chain-Services bei Phoenix Contact)
„Unsere Kunden bestellen heute sehr viel bedarfsorientierter, also öfter und in kleineren
Mengen. Sie erwarten die ‚mundgerechte‘
Vorkonfektionierung einer Vielzahl von Produkten. Damit sind wir vor allem bei so genannten Kleinmengenaufträgen mit der zur
Verfügung stehenden logistischen Kapazität
an die Grenze des Machbaren gestoßen.“
Thomas Vasterling, als Vice President bei
Phoenix Contact verantwortlich für den Bereich Supply-Chain-Services, erklärt den
Hauptgrund für die dringend benötigte Erweiterung der Lager- und Kommissionierbereiche am Stammsitz des Elektronikherstel-
lers im westfälischen Blomberg. „Diese veränderte Bestelldynamik bedeutet für uns eine
deutliche Zunahme der Picks sowie einen
wesentlich höheren logistischen Aufwand.“
Aus Blomberg beliefert das Unternehmen
seine Kunden mit einem Großteil des Produktportfolios weltweit. Etwa 70 Prozent des
Umsatzes erwirtschaftet Phoenix Contact im
Export, die restlichen 30 Prozent in Deutschland. Insgesamt lagern hier mehr als 30 000
verschiedene Artikel. Viele Tausend Pakete
für Kleinmengenaufträge und Behälter für
Großbestellungen verlassen das Logistikzentrum Blomberg durchschnittlich pro Tag. Da-
Kleinaufträge werden bei Phoenix Contact hochdynamisch
direkt in den Versandkarton kommissioniert
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bei nimmt der Anteil an Bestellungen über
das Internet zu.
Vergleichbar mit dem Onlinehandel, erwarten heute auch Industriekunden, dass die Artikel genau dann bei ihnen angeliefert werden, wenn sie diese auch tatsächlich brauchen. Es gilt, den Aufbau zusätzlicher Lagerkapazitäten und eine überflüssige Kapitalbindung zu vermeiden. Das bedeutet, die bestellten Komponenten müssen schnellstmöglich
verfügbar sein.
Wer seine Ware in Deutschland und den
Nachbarländern bis 16 Uhr bestellt, erhält
diese in der Regel schon am nächsten Tag.
Moderne Arbeitsplätze gewährleisten ein Höchstmaß an
Kommissionierqualität und Ergonomie
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Für andere europäische Länder
beziehungsweise weltweit gelten
48 oder 72 Stunden – je nach zu
überbrückender Transportstrecke. In dringenden Notfällen ist
auch eine Lieferung am selben
Tag möglich. Lieferzyklen dieser
Art kommen im Tagesgeschäft
von Phoenix Contact jedoch in
der Regel nur selten vor.
auch im Fall externer Störungen,
Wartungs- oder Instandhaltungsarbeiten sowie ungeplanter Mengenschwankungen seinen Kunden zu jedem Zeitpunkt den versprochenen Lieferservice und
Termintreue einzuhalten.“
Ergonomische Pick-und-PackPlätze und Sequenzpuffer
AKL: Hohe Verfügbarkeit durch
modulare Anlagenstruktur
Bereits seit vielen Jahren arbeiten
Phoenix Contact und der Generalunternehmer Witron erfolgreich
zusammen. So wurde 2001 durch
Witron ein automatisches Behälterlager realisiert, das in verschiedenen Baustufen erweitert wurde.
In der nun umgesetzten Vergrößerung wurde das automatische Behälterlager wesentlich erweitert.
Ebenso wurden fünf zusätzliche
ergonomische Kommissionierplätze mit Pick-und-Pack-Funktionalität sowie eine hochmoderne Kartonverpackungslinie integriert. „Mit dieser Erweiterung
haben wir die Gesamtanlage in
zwei exakt gleiche Teile gesplittet“, sagt Witron-Projektleiter und
Geschäftsleitungsmitglied Josef
Gallersdörfer den Clou des Umbaus. „Diese Redundanz bringt einen enormen Vorteil, bezogen auf
die Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit der Anlage.“
Die Logistikanlage bei Phoenix
Contact ist nun so konzipiert,
dass nach der Erweiterung zwei
parallele, redundante Module
entstanden sind. Bei der Einlagerung im Wareneingang entscheidet das System nach zuvor definierten Kriterien selbstständig,
welchem der beiden Lagerbereiche die ankommende Ware zugeteilt wird. So kann der Füllgrad
gesteuert und eine permanent hohe Verfügbarkeit der Anlage gewährleistet werden. „Diese Redundanz betrifft die Fördertechnik genauso wie die Versandlinie,
die Palettierung oder den Bereich
der Verpackung“, so Gallersdörfer. „Die Backup-Funktionalität
ermöglicht es Phoenix Contact,
Das automatische Kleinteilelager wurde erweitert und die
Anzahl der Behälterstellplätze damit um 25 Prozent erhöht
Der ‚Pallet Consolidation Buffer‘ mit integrierten Greifrobotern optimiert die Konsolidierung von Großaufträgen
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Das in Blomberg eingesetzte
‚Order Picking System‘ (OPS)
von Witron ermöglicht die Lagerung und Kommissionierung eines sehr breiten Artikelspektrums in einem einzigen System
– wie man es aus der Teiledistribution und dem E-Commerce
kennt. Die Lösung ist eine Integration von automatischem
Kleinteilelager und vorgelagerten Kommissionierplätzen, die
durch Sequenzpuffer von der Geschwindigkeit der Regalbediengeräte weitestgehend entkoppelt
sind. Dies ermöglicht höchste
Flexibilität und Individualität bei
sämtlichen
Arbeitsprozessen.
Die Artikel werden im OPS an
den Arbeitsplätzen nach dem
Ware-zum-Mann-Prinzip auftragsbezogen und sequenziell bereitgestellt.
Diese wurden nach anspruchsvollen ergonomischen Vorgaben
eingerichtet. So wird die gesamte Ver- und Entsorgung mit Lager- beziehungsweise Leerbehältern durch Fördertechnik unterstützt. Das Heben und Tragen der
Ladungsträger entfällt somit
komplett. Auch kann die Höhe
der Arbeitsplätze individuell an
den jeweiligen Mitarbeiter angepasst werden. Diese verbesserte
Ergonomie gilt angesichts des
demografischen Wandels in der
modernen Intralogistik als unerlässlich.
Je nach Auftragsvolumen erfolgt
die Kommissionierung von Lagerbehälter in Versandbehälter
oder gleich direkt in den Versandkarton. Beides ist ohne jeden
Anpassungsaufwand an jedem
der neuen Arbeitsplätze möglich.
„Pick und Pack ist vor allem für
kleinvolumige Aufträge mit ma-
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Mittels Fördertechnik werden die Pakete automatisiert nach
Touren und Spediteuren sortiert
ximal fünf Auftragspositionen ausgesprochen interessant“, sagt Andreas Prokisch, bei
Phoenix Contact zuständig für die Bereiche
Logistik und Planung. „Durch eine detaillierte Dialogführung und den Einsatz von Waagen und Konturenkontrollen werden Fehler
in der Kommissionierung praktisch ausgeschlossen.“
Etwa 50 Prozent aller Pakete werden derzeit
hier in drei unterschiedlichen Kartongrößen
für die Belieferung deutscher und europäischer Kunden fertiggestellt. Tendenz weiter
steigend. Aus diesem Grund sollen schon
mittelfristig weitere bestehende Arbeitsplätze zu multifunktionalen Workstations umgerüstet werden.
Großaufträge, die in Paketen verschickt werden, werden an
speziellen Packplätzen versandfertig vorbereitet
Im Anschluss an die Kommissionierung
übernimmt eine vollautomatische Packstraße
das Einschneiden, Falten und Verschließen
der Kartons in einem so genannten Volumenreduzierer. Ebenso das Aufbringen von Lieferschein, einschließlich Versandlabel. Dabei
wird der Lieferschein direkt unter das Versandetikett eingelegt und geklebt, ein weiteres technisches Highlight der Lösung. „Die
Packstraße wurde in enger Zusammenarbeit
von Phoenix Contact, Witron, Caljan Rite
Hite und Opitz, entwickelt und speziell auf
unsere individuellen Anforderungen angepasst“, so Prokisch. „Durch die Automatisierung des Kartoneinschneidens erhöhen wir
auch hier die Ergonomie und Arbeitssicher-
heit im Vergleich zum zuvor an dieser Stelle
durchgeführten manuellen Handling.“ Signifikant haben sich auch die Versandkosten reduziert, da die Maschine die Pakete exakt
nach deren Inhalt falten kann. Daher benötigt
Phoenix Contact deutlich weniger Kartontypen als in der Vergangenheit. Ein weiterer positiver Effekt: das maschinelle Verpacken
verbessert die Stabilität der Packstücke.
Nach diesem Arbeitsschritt werden die Kartons – ebenfalls automatisiert – tourengerecht
direkt in die Paketabnahme beziehungsweise
Versandbahn des betroffenen nationalen oder
internationalen Spediteurs ausgeschleust.
„War die Kleinmengenkommissionierung
vormals ein rein manueller und zeitaufwendiger Prozess, können wir diesen
aufgrund der Automatisierung nun
schnell, wirtschaftlich, flexibel
und weitestgehend fehlerfrei abbilden“, erklärt Prokisch.
Für Kundenaufträge, deren Auslieferung nicht direkt im Versandkarton, sondern in einem Auftragsbehälter erfolgt, hat Witron zusammen mit Phoenix Contact einen automatisierten ‚Pallet Consolidation
Buffer‘ (PCB), einschließlich dazugehöriger Behälterpalettieranlage entwickelt. Im ebenfalls redundant ausgelegten PCB werden die
im OPS fertig kommissionierten
Behälter zunächst zwischengelagert, anschließend durch Greifroboter kundenoptimiert auf eine EuAus dem Logistikzentrum in Blomberg beliefert Phoenix Contact Industriekunden weltweit.
ropalette gestapelt und dann touDer Anteil von Kleinmengenaufträgen mit hohem Kommissionieraufwand nimmt dabei zu
rengerecht dem Versandbereich zu-
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geführt. Dies betrifft vor allem Großaufträge,
die an die weltweit verteilten Tochtergesellschaften von Phoenix Contact verschickt werden. Über den Palettenpuffer wird auch die
komplette Sortierung und Stapelung von
Leerbehältern gesteuert.
Für mittel- sowie großvolumige Kundenaufträge, die aufgrund spezieller Kunden- oder
Ländervorgaben im Versandkarton ausgeliefert werden müssen, werden die im OPS vorkommissionierten Behälter zunächst in einem automatisierten ‚Order Consolidation
Buffer‘ (OCB) zwischengelagert und just in
time zur Auslieferung speziellen Packplätzen
zugeführt. Aufgrund der systemgesteuerten
Konsolidierung muss der Mitarbeiter keine
weiteren Such- oder Sortiervorgänge mehr
nehmen angesiedelt. Denn solch zuverlässige,
flexible, schnelle und qualitativ hochwertige
Leistungen sowie das Eingehen auf Sonderwünsche der Kunden kann ein externer
Dienstleister in dieser Branche kaum sicherstellen. Unsere Kunden kaufen bei Phoenix
Contact keine Komponenten, sondern Lösungen. Und fast alle Anforderungen können wir
dank innovativer Prozesse und Funktionalitäten sicherstellen.“ Ein Outsourcing kommt
deshalb für Phoenix Contact nicht in Frage.
„Entscheidend für den erfolgreichen Verlauf
dieses Projekts war aus meiner Sicht das sehr
gute Zusammenspiel aller Beteiligten“, zieht
Witron-Projektleiter Gallersdörfer ein positives Fazit. „Wenn der Kunde ein solch maßgeschneidertes System haben will, geht Qualität
in der Umsetzung immer vor Geschwindigkeit. Der Grundstein
für diese Qualität wird
schon in einer intensiven gemeinsamen Planungsphase gelegt“, so
der Projektmanager.
Es sei in einem solchen Fall gar nicht unbedingt entscheidend,
wann die Anlage fertiggestellt wird, sonDas Logistikzentrum von Phoenix Contact in Blomberg
dern dass dies sicher
geschieht und alle
tätigen. Die Kunden erhalten ihre Waren in möglichen Individualitäten gut durchdacht
der Regel in einem Packstück.
sind. Da der insgesamt zweijährige Umbau
der Mechanik, der Hardware und das LVSUpgrade auf modernes, leistungsfähiges
Upgrade im Tagesgeschäft bewältigt werden
Lagerverwaltungssystem
mussten, war eine umfangreiche Test- und SiAuch ein Upgrade des Lagerverwaltungssys- mulationsphase notwendig. „Die Installation
tems (LVS) auf den neuesten Stand der Wi- in einer bestehenden Anlage, mit sehr betron-IT-Technik war im Liefer- und Leis- grenzten Platzverhältnissen, ist anspruchsvoltungsumfang enthalten. Dabei steuert das ak- ler als der Bau einer Neuanlage. Hierfür betualisierte LVS sämtliche Funktionalitäten darf es einer hohen Kompetenz des Generaldes AKLs, der Verpackungslinie sowie der unternehmers und eines intensiven MitwirPalettieranlage und des Konsolidierungspuf- kens des Kunden“, so Gallersdörfer. Auch die
fers. Durch das Upgrade wurde ein seit 2001 menschliche Komponente, das Miteinander,
modular gewachsenes System mit Schnitt- habe eine entscheidende Rolle gespielt.
stellen zu zahlreichen im Laufe der Jahre zu- Auch Thomas Vasterling und Andreas Prosätzlich integrierten Prozessen, Komponen- kisch ziehen ein positives Fazit. „Selbstverten und Anlagenteilen innerhalb eines moder- ständlich haben unsere Kunden etwas von der
nen LVS synchronisiert.
Logistikerweiterung mitbekommen: Phoenix
Für Phoenix Contact ist das von einer hohen Contact ist in seinen gesamten LogistikproWirtschaftlichkeit geprägte Logistikzentrum zessen noch besser geworden.“
in Blomberg ein eindeutiger WettbewerbsvorThomas Wöhrle
teil. „Kurze Reaktionszeiten bieten unseren
Kunden einen echten Mehrwert“, sagt Vaster- Weitere Informationen
ling. „Lieferfähigkeit und Service sind in unserem Geschäft das A und O. Aus diesem www.phoenix-contact.com
Grund ist die Logistik auch intern im Unter- www.witron.de
PRODUKTNEUVORSTELLUNG
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Eleganz, Dynamik, Präzision:
All diese Funktionen vereint die neu entwickelte Produktlinie „Systemboxen“ von
AUER Packaging. Die perfekt aufeinander
abgestimmte Reihe an innovativen Produkten wird Ende September erstmals
auf der FachPack 2015 präsentiert.
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Halle 6, Stand 6-441
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