Berlin, den 22. Februar 2016 Sehr geehrte Damen und Herren, Wir freuen uns, Sie zur Eröffnung der folgenden Austellungen einladen zu dürfen: chen sai hua kuan Sounds like... ... Técha Noble Cr ystalline Forest Dan Stockholm HOUSE Tobias Hauser Cette terre est libre und Offene Ateliers der Künstler des Internationalen Atelierprogramms Gemeinsame Eröffnung: Donnerstag, 03. März 2016, 19 Uhr und offene Ateliers: Ausstellungsräume Kottbusser Straße 10 Ausstellungen: 04. März – 27. März 2016 Dienstag – Sonntag, 14 – 19h Seite 1 Chen Sai hua Kuan Chen Sai Hua Kuan lässt in seiner Kunst Komponenten von Skulptur, Zeichnung, (Sound-) Installationen und Performance ineinander fließen. Seine Arbeiten finden ihre Inspiration in der Befragung alltäglicher Umgebungen und intuitiver Situationen. Sai sucht Reibungspunkte in der Selbstverständlichkeit und fordert den Betrachter zu deren Reevaluierung auf, indem er diese mit Humor und Esprit dekonstruiert. Diese Aufforderung zum Neudenken spiegelt sich auch in den ausgewählten Materialien wieder. Sai belässt die Materialität und somit den Wiedererkennungswert, enthebt die Gegenstände aber ihrer Funktion und erobert dadurch eine neue Sichtweise außerhalb der vom Betrachter erwarteten. Die zunächst leicht und spielerisch anmutenden Arbeiten offenbaren sich bei näherer Betrachtung als komplexe Konstruktionen, die in einem Wechselspiel aus Konstruktion/ Rekonstruktion und Positionierung/Neupositionierung das Neudenken von räumlicher Wahrnehmung und Medienspezifik motivieren. Die unter dem Titel Sounds like... ... im Künstlerhaus Bethanien präsentierten Arbeiten greifen die ausschlaggebenden Punkte von Sais Schaffen auf, indem sie einen der fundamentalsten Aspekte alltäglicher Wahrnehmung manipulieren: Das Gehör. Durch die Individualität der einzelnen Stücke kann der Betrachter Variationen der Umorientierung erfahren, wodurch das "Normale" nur noch als eine von vielen Möglichkeiten inszeniert wird. Indem er konventionelle Wahrnehmung herausfordert und alternative Möglichkeiten aufzeigt, gelingt es Sais Werken, zur Norm gewordene Raumvorstellungen zu entschleiern. Chen Sai Hua Kuan *1976 in Singapur, lebt und arbeitet in Berlin und Singapur. Er studierte am Lasalle College of the Arts in Singapur und absolvierte seinen Master an der Slade School of Fine Art am University College London. Derzeit ist er Stipendiat des National Arts Council Singapore im Künstlerhaus Bethanien zu Gast. | www.saihuakuan.com Técha Noble Técha Noble erforscht in ihren Performances und Ausstellungskonzepten das komplexe Verhältnis von Körperlichkeit und Räumlichkeit, wobei sie die Dimensionen von Identität als vielschichtige Konstruktion und Projektion transparent werden lässt. Bestimmt durch eine starke Sensibilität zur Natur, zur australischen Landschaft und organisch gewachsenen architektonischen Formen stellt sie Bezüge zur Kulturlandschaft und deren Körperkulturen her und entwirft eine eigene Interpretation des modernen Urwüchsigen. Unter dem Titel Crystalline Forest – als explizite Referenz zu James G. Ballards Science-Fiction-Roman The Crystal World von 1966 – präsentiert Noble im Künstlerhaus Bethanien eine Videoinstallation, in der sie die Performance Party Body Rewind (2015) mit architektonischen Elementen, Objekten und Sound neu arrangiert und zu einer skulpturalen Rauminstallation ausdehnt. Zentrales Element ist die Videodokumentation der Tanzperformance, die sie in Zusammenarbeit mit den Choreografinnen Caroline Garcia und Rachel Melky realisierte. In zweifacher Projektion und unterschiedlicher Farbigkeit lässt sie ihre performative Arbeit in sich selbst widerspiegeln, wobei die Körper der drei Tänzerinnen ihrerseits zwei Bilderwelten miteinander oszillieren lassen. Durch voneinander isolierte Bewegungen produzieren sie einen Bewegungsfluss, der sich erst im Wahrnehmungsprozess des Zuschauers als zusammenhängende 'Animation' eines Raubtieres vergegenwärtigt und den Mainstream von Weiblichkeitsinszenierungen subversiv und witzig unterläuft. Programmatisch dazu zelebriert der Soundtrack My body is your Party von stereogamous – sampled by Ciara die Interaktion von Körper und Raum. Nobles verspielte Perspektivwechsel mit Geschlecht, Körper- und Raumansichten äußern sich als visuelle Illusionen, die den Körper als intersexuelles, maskiertes Phänomen präsent werden lassen und die Frage nach einem Dahinter provozieren. Im Kontext zur Pop-, Queer- und Dragkultur spielen Kostümierungen, Masken und Perücken als Seite 2 spezifisches Material ihrer Kunst eine besondere Rolle, mit denen sie die Grenzen zwischen Schönem und Grotesken verwischt. Ihre Kunstobjekte aus Haaren und Spiegeln dekonstruieren den Körper, dehnen ihn als dekorativ-fantastische Form in den Raum aus und ermöglichen so eine facettenreiche 'andere' Identitäts- und Raumerfahrung. In Anspielung auf Alices Wunderland und mit der Absicht, neue Mythologien zu schaffen, kreiert Noble eine dunkle und zugleich wundervolle Atmosphäre, die sie humorvoll reflektiert und die besonders durch die burleske Ästhetik das Dekorative des Körpers als urkomische und gleichzeitig sonderbare Äußerlichkeit thematisiert. Técha Noble *1977 in Melbourne, Australien, lebt und arbeitet in Sydney. Sie studierte am UNSW Art & Design/ College of Fine Arts Sydney (MFA) und arbeitet u.a. in der Musik- und Modebranche in Kooperationen mit internationalen Designern, Popikonen und Musikern. Derzeit ist sie als Stipendiatin des Australia Concil for the Arts im Künstlerhaus Bethanien zu Gast. | www.techanoble.com Dan Stockholm Fasziniert von Orten und Architekturen, denen eine historische Bedeutung und narrative Spannung innewohnt, praktiziert Dan Stockholm eine "kreative Archäologie", die Feldrecherchen und die Arbeit mit Fundstücken einschließt. Neuerdings entstehen seine Arbeiten aus einem "perfomativen Prozess" heraus, der das fertige Werk zu einem Behältnis werden lässt, das die Geschichte seiner Entstehung in sich trägt. Im Künstlerhaus Bethanien zeigt Stockholm mehrere prozessgenerierte Arbeiten. Die Installation HOUSE etwa nahm ihren Anfang bereits 2013, als der Künstler wenige Tage nach dem Tod seines Vaters begann, dessen Haus in einer dreitägigen "performativen Aktion" von außen methodisch Zentimeter für Zentimeter abzutasten. Der Prozess endete mit seiner eigenen Übertragung in eine Objektform, indem Stockholm eine Vielzahl von negativen Gipsabdrücken seiner Hände herstellte. Im Künstlerhaus Bethanien hat er diese Modelle auf deckenhohe NormGerüststangen aus Metall montiert und so eine Rauminstallation geschaffen, die einen eigentümlichen Zauber verströmt und die Besucher dazu einlädt, sich wie in einem Wald (voll Geschichten) darin zu bewegen. Ein im Erdgeschoss gezeigtes Video dokumentiert das Abtasten des Hauses durch Stockholm. Die ebenfalls gezeigte Skulptur/ Installation By hand besteht aus rötlichen, vom Künstler in Handarbeit hergestellten Backsteinen. Hierfür nutzte er 12 der für HOUSE erzeugten Handabdrücke als Werkzeuge und drückte sie in den feuchten Lehm, so dass in jedem Backstein ein positiver Abdruck entstand. Anschließend wurden die Backsteine ausgetrocknet und nun von Stockholm zu einer "gefühlten Architektur" und somit neuen (Erzähl-) Struktur arrangiert. Im Obergeschoss findet sich noch eine weitere Arbeit Stockholms, die Bodenskulptur Level (Blue Mare, Königsblau), deren Entdeckung, Berührung und Entwicklung/ Vollendung der Künstler den Besuchern der Ausstellung überlassen will. Für Dan Stockholm ist der Akt des 'Berührens' mittlerweile ein fundamentaler Teil des Arbeitsprozesses geworden. Die im Künstlerhaus gezeigten Arbeiten stehen jede für sich, sie sind aber auch Teil eines größeren prozesshaften Zusammenhangs – ein unendlicher Kreislauf von Gedanken und Geschichten, die sich nicht unmittelbar durch das Betrachten des Werkes, sondern durch die rückblickende Aktivierung der ihnen inneliegenden Erzählungen erschließen. Dan Stockholm *1982, lebt und arbeitet in Kopenhagen und Aarhus, Dänemark. Seine künstlerische Ausbildung absolvierte er an der Funen Art Academy in Odense, Dänemark, der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule, Frankfurt a.M. und am Institut für Raumexperimente, Klasse Olafur Eliasson, Universität der Künste Berlin. Derzeit ist er als Stipendiat des Danish Arts Council im Künstlerhaus Bethanien zu Gast. | www.danstockholm.com Seite 3 Tobias Hauser Im Rahmen der ersten Ausgabe unserer Zuspiel-Reihe in diesem Jahr zeigt Tobias Hauser die Ausstellung Cette terre est libre. Die Idee zum Projekt entwickelte Hauser nach einer Federskizze von Johann Wolfgang von Goethe, die sich auf der Rückseite eines Briefes an Herder vom 16. Oktober 1792 findet. Es handelt sich um die Darstellung eines Freiheitsbaumes, der an seinem Schaft eine Tafel mit der Inschrift "Cette terre est libre" trägt. Im Frühjahr 2014 wurde der Freiheitsbaum von Tobias Hauser an acht Stationen rund um Berlin unmittelbar auf der Berliner Stadtgrenze auf- und wieder abgebaut. Dazu wurde jeweils ein Foto mit Blickrichtung zum Stadtzentrum gemacht. Die Figur mit einer Höhe von 5 m und Auskragungen von bis zu 2,2 m besteht aus Aluminiumrohr, kaltgeschmiedet und teilpoliert. Im Künstlerhaus Bethanien wird der Freiheitsbaum gemeinsam mit der neu arrangierten und modifizierten fotografischen Dokumentation gezeigt. Tobias Hauser *1959 in München, studierte von 1979-1983 an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Er lebt und arbeitet seit 1983 in Berlin-Kreuzberg. | www.hauser-werke.de Open Studios der Künstler des Internationalen Atelierprogramms: Am Eröffnungsabend von 19 – 22 Uhr öffnen die folgenden KünstlerInnen ihre Ateliers und bieten den Besuchern interessante Einblicke in ihre aktuellen Projekte: Aline Alagem, Sveinn Fannar Jóhannsson, Dae Hong Kim, Hanae Utamura, Jennifer Ling Datchuk, Kristina Müntzing, Riccardo Benassi, Lewis & Taggart, Salwa Aleryani, Ann Oren, Yasutaka Kojima, Sabina Timmermans, Chih-Chien Wang, Tatiana Macedo, Polys Peslikas und Juuso Noronkoski. Für weitere Informationen und Bildmaterial steht Ihnen das Pressebüro des Künstlerhauses Bethanien gerne zur Verfügung: [email protected] Seite 4
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