Dieter Krieg hätte das gefallen

Allgäuer Zeitung, 03.02.2016, Kultur am Ort, Nr. 27, Seite 31
Ein Spiegelei auf etwas mehr als zehn Quadratmetern und davor geschwärzte Vier-Watt-Lampen als Skulptur: Arbeiten von Dieter Krieg sind bis 8. Mai im Marktoberdorfer
Künstlerhaus ausgestellt.
Foto: Gerlinde Schubert
Dieter Krieg hätte das gefallen
Ausstellung Bilder eines der bedeutendsten zeitgenössischen
Künstler im Künstlerhaus zu sehen
Marktoberdorf Ein Spiegelei, das
sich auf einer Fläche von 2,27 mal
4,76 Metern – also mehr als zehn
Quadratmetern – ergießt, eine
wuchtige Sitzbank – in ähnlich riesigem Format –, auf der in plastischen
Lettern das Wort „Warten“ Platz
genommen hat, oder auch überdimensionale Teddybären, die vor
den nicht minder gigantisch großen
Buchstaben tanzen, die vor blauem
Hintergrund das Wort Trost ergeben: Der Künstler Dieter Krieg
mochte es monumental. Dabei sind
die Motive eher banal, aus dem Alltag gegriffen. Und so kommt es
nicht von ungefähr, dass die Aus-
stellung, die im Künstlerhaus eröffnet wurde, den Titel „Bügeln ist
nichts für Hausfrauen“ trägt. Dieser
Satz ist auch auf einer seiner Arbeiten zu lesen. Auch hier erhebt er so
etwas Banales wie Bügeln zum Gegenstand seiner Kunst.
Dieter Krieg (1937 - 2005) gehört
zu den bedeutenden Künstlern der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Schon lange habe sie den
Wunsch gehegt, im Künstlerhaus
eine Dieter-Krieg-Ausstellung zeigen zu können, sagte die Kuratorin
Maya Heckelmann. „Dieter Krieg
hätte das gefallen“, habe Klaus Gerrit Friese von der Dieter-Krieg-Stif-
tung auf ihre Anfrage hin gesagt. Er
hatte sich zuvor das Künstlerhaus
angesehen. Und in Zusammenarbeit
mit dieser Stiftung und mit Unterstützung der Marktoberdorfer
Franz-Schmid-Stiftung sei die Ausstellung nun möglich geworden.
Friese war auch zu deren Eröffnung
gekommen und sagte etwas, was jeder im Raum am eigenen Leib verspürte: „Die Bilder setzten sich direkt und frontal mit Ihnen auseinander.“ Krieg habe den größten malerischen Aufwand betrieben. Die Gegenstände seien dabei oft lapidar.
Ein Bierdeckel zum Beispiel, ein Eimer oder ein Spiegelei eben. Zu se-
hen ist ein Querschnitt durch das
Werk des Künstlers auf insgesamt
1000 Quadratmetern. Dass es bei
diesen Formaten einiges an logistischem Können erforderte, bis die
Bilder an ihrem Platz waren, davon
zeugt eine Dokumentation, die im
Altbau des Künstlerhauses, im Dr.Geiger-Haus, gezeigt wird. (sg)
»Seite Feuilleton
Kuratorin Maya Heckemann führt am
16. Februar und am 6. April durch die
Ausstellung. Eine Führung mit anschließend Kaffee und Kuchen findet am
Sonntag, 7. Februar, am 13. März und am
10. April statt. Beginn ist jeweils um 15
Uhr.
O