Begleitende Befragung zum vierten Workshop „Bürgerbeteiligung

LANDESHAUPTSTADT
Begleitende Befragung
zum vierten Workshop „Bürgerbeteiligung“
am 11.05.2015 im Rathaus
0. Zusammenfassung
Auch der vierte Workshop „Bürgerbeteiligung – Gesamtstadt versus Stadtteile“ wurde durch
eine Befragung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer evaluiert. Von 54 ausgegebenen Fragebögen wurden 42 ausgefüllt zurückgegeben. Die Mehrheit der Befragten ordnete sich
selbst der Gruppe der Bürgerinnen und Bürger zu. Die Befragten waren mehrheitlich zwischen 36 und 65 Jahre alt. Das Geschlechterverhältnis war mit einer deutlichen Mehrheit
männlicher Teilnehmer unausgeglichen. Das hohe Niveau der Zufriedenheit der Teilnehmer
am dritten Workshop konnte beim vierten bei weitem nicht erreicht werden. Kritisiert wurde
insbesondere das fehlende Zeitmanagement – im Vergleich zum vorgesehenen Ablaufplan.
1. Vierter Workshop zur Bürgerbeteiligung
Zum Prozess der Erarbeitung von Leitlinien für die zukünftige Bürgerbeteiligung fand der
vierte Workshop am 11.05.2015 zwischen 17 und 20 Uhr im Saal der Stadtverordnetenversammlung im Rathaus statt. Die Bürgerbeteiligung in den Stadtteilen und die Rolle der Ortsbeiräte hierbei standen im Mittelpunkt. Neben allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern
waren gezielt alle Mitglieder der 26 Ortsbeiräte eingeladen. Mit der Veranstaltung sollte geklärt werden, wie die Beteiligungsmöglichkeiten vor Ort erweitert und verbessert sowie in den
Leitlinien verankert werden können. Mit dem Ergebnis waren die Teilnehmer allerdings nur
bedingt zufrieden.
Einleitend schilderten Herr Nickel und Herr Pfeifer – beide sind Ortsvorsteher – ihre bisherigen
Erfahrungen mit Beteiligungsmöglichkeiten in ihren Ortsbezirken. Anschließend wurden zwei
Arbeitsgruppen gebildet, deren Ergebnisse wiederum im Plenum präsentiert und diskutiert
werden sollten, was aus Zeitmangel allerdings nur bedingt möglich war. Die Dokumentation
auch dieser Veranstaltung incl. Auswertung der Teilnehmerbefragung findet sich auf
www.wiesbaden.de/buergerbeteiligung. Die Veranstaltung war geprägt durch die aktive Teilnahme der Anwesenden. An der Veranstaltung haben insgesamt ca. 60 Personen teilgenommen, davon fast alle über die gesamte Veranstaltungszeit. Wie ist die Veranstaltung bei
den Befragten angekommen? Wie wurde die Veranstaltung bewertet? Welche Forderungen
und Vorschläge wurden gemacht? Was ist für die Folgeveranstaltungen zu beachten und zu
verbessern?
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2. Befragung zur Evaluierung des vierten Workshops
Das Amt für Strategische Steuerung, Stadtforschung und Statistik hat zur Beantwortung dieser Fragen eine begleitende Befragung bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchgeführt. Insgesamt wurden 54 Fragebögen ausgehändigt, von denen 42 ausgefüllt zurückgegeben worden sind (78%). 31 Fragebögen sind mit Kommentaren versehen worden.
3. Ergebnisse der quantitativen Auswertung
3.1 Teilnehmerstruktur
Von 42 Teilnehmerinnen und Teilnehmern liegen Angaben zu Geschlecht, Alter und Zuordnung zu den Gruppen Bürgerschaft, Politik oder Verwaltung vor.1)
F5: Welcher Teilgruppe ordnen Sie sich zu?
Bürgerinnen u. Bürger
abs.
%
26
61.9
Verwaltung
8
19.0
Politik
8
19.0
gesamt
42
100,0
F6: Ihr Alter?
abs.
%
bis 35 Jahre
2
4.8
36 - 65 Jahre
28
66.7
66 Jahre und älter
12
28.6
gesamt
42
100,0
abs.
%
männlich
24
57.1
weiblich
18
42.9
gesamt
42
100,0
F7: Ihr Geschlecht?
Die Bürgerinnen und Bürger dominierte zahlenmäßig deutlich:2) Es folgten Verwaltung und
Politik mit jeweils größerem Abstand. Immerhin
waren alle Mitglieder der 26 Ortsbeiräte eingeladen. Die Bürgerinnen und Bürger stellten bei
allen bisherigen Veranstaltungen die Mehrheit
der Befragten und der Teilnehmer.
Es nahmen nur zwei jüngere Personen teil. Es
dominierte die mittlere Altersgruppe mit deutlichem Abstand vor den älteren Jahrgängen. Die
mittlere Altersgruppe war auch über alle bisherigen Veranstaltungen hinweg am stärksten
vertreten (62%), gefolgt von der älteren Gruppe
(30 %). Jüngere nahmen nur wenig teil (8 %).
Das Verhältnis zwischen den Geschlechtern
war ausgeglichener als bisher, wenn auch weiterhin Männer zahlenmäßig dominierten. Die
deutliche Mehrheit der Befragten aller Veranstaltungen war männlich (60 %) und gehört
mittleren oder höheren Altersgruppen an.
1) Im Text sind die Prozentanteile gerundet, auch angesichts der niedrigen Fallzahlen.
2) Subjektive Selbstzuordnung der Befragten, die nicht trennscharf ist, bspw. bei Bürgerinnen und Bürgern, die in einer Partei
oder ehrenamtlich aktiv sind, aber keine politische oder Verwaltungs-Position bekleiden.
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3.2 Gesamteindruck von der Veranstaltung
Mit der Eingangsfrage wurde eine Gesamtbewertung der Veranstaltung erbeten.
F1: Wie ist Ihr Gesamteindruck von der heutigen Veranstaltung?
abs.
%
sehr positiv
2
4.8
überwiegend positiv
18
42.8
neutral
15
35.7
überwiegend negativ
5
11.9
sehr negativ
1
2.4
weiß nicht, k. A.
1
2.4
gesamt
42
100,0
Während 88% der Befragten den dritten Workshop mit „sehr positiv“ bzw. „überwiegend positiv“ bewerteten, waren es nunmehr nur noch
48%. 36% der Befragten gaben ein neutrales
Votum ab. Beim 3. Workshop waren es nur 9%.
14% äußerten deutliche Kritik an der Veranstaltung. Beim dritten Workshop waren es nur 3%.
Festzuhalten bleibt eine vergleichsweise deutlich kritischere Bewertung des vierten Workshops.
3.3 Bewertungen nach Einzelaspekten
Frage 2 beinhaltete fünf Dimensionen zur Bewertung der Veranstaltung.
F2: Wie bewerten Sie die heutige Veranstaltung im Hinblick
auf …?
den Informationsgehalt
abs.
sehr
gut
gut
teils /
teils
überhaupt
nicht gut
2
weiß
nicht
19
weniger
gut
5
2
12
%
4.8
28.6
45.2
11.9
4.8
4.8
die bearbeiteten Inhalte
und Fragestellungen
abs.
1
14
17
7
1
2
%
2.4
33.3
40.5
16.7
2.4
4.8
die Möglichkeiten,
sich einzubringen
abs.
5
19
13
3
1
1
%
11.9
45.2
31.0
7.1
2.4
2.4
Gesprächsklima, zwischenmenschliche Atmosphäre
das Ergebnis
abs.
5
27
6
2
2
0
%
11.9
64.2
14.3
4.8
4.8
0,0
abs.
0
8
17
9
5
3
%
0
19.0
40.5
21.4
12.0
7.1
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2
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Während beim dritten Workshop der Informationsgehalt noch von rund 79% der Befragten
mit „sehr gut“ bzw. „gut“ beurteilt wurde, fiel dieser Wert beim vierten Workshop auf nur noch
33 % und 17 % äußerten sich mit negativen Bewertungen, 45 % bewerteten mit „teils/teils“.
Auch der Vergleich der Bewertungen der bearbeiteten Inhalte und Fragestellungen zwischen
den Workshops drei und vier fällt negativ für den letzten Workshop aus. Beurteilten im dritten
Workshop noch 70 % der Befragten mit „sehr gut“ bzw. „gut“, so sank der Wert auf jetzt
57 %. Der Anteil der Befragten, die sich eher neutral mit „teils/teils“ äußerten, blieb zwischen
beiden Workshops mit ca. 40 % konstant. Es verschob sich allein ein Teil der positiven Bewertung in den negativen Bereich. Gab es im dritten Workshop noch keine Kritik an den bearbeiteten Inhalten und Fragestellungen, so äußerten sich im vierten Workshop 19% negativ.
Dieses Muster setzt sich auch fort bei der Bewertung der Möglichkeiten, sich in der Veranstaltung einzubringen. Beim dritten Workshop wurden diese noch von 90 % der Befragten mit
„sehr gut“ bzw. „gut“ bewertet, während beim letzten Workshop nur noch 57 % dieser Meinung waren. Auffällig ist auch, dass die Bewertung mit „teils/teils/ von 6 % auf 31 % anstieg.
Auch der Wert von 97 % positiver Bewertungen des Gesprächsklimas und der zwischenmenschlichen Atmosphäre beim dritten Workshop wurde beim vierten mit 76 % nicht mehr
erreicht, wobei diese Dimension aber am positivsten bewertet wurde.
Ähnlich die Bewertung des Gesamt-Ergebnisses des Workshops. 64 % positiver Bewertungen beim dritten Workshop stehen beim vierten Workshop nur noch 19 % gegenüber, während negative Bewertungen von 6 % auf 33 % anstiegen.
3.4 Skepsis oder Zuversicht
F4: Wie skeptisch oder zuversichtlich sind Sie heute, dass
sich der Prozess der Leitlinienerstellung positiv auf die Mitwirkung der Bürgerinnen und
Bürger in Wiesbaden auswirkt?
abs.
%
sehr skeptisch
1
2.4
eher skeptisch
12
28.6
neutral
9
21.4
eher zuversichtlich
17
40.5
sehr zuversichtlich
3
7.1
weiß nicht, k. A.
0
0,0
gesamt
42
100,0
Wie zuversichtlich sind die Befragten, dass sich
die Erstellung der Leitlinien positiv auf die Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger in Wiesbaden auswirkt? Im Vergleich zum dritten
Workshop hat die Skepsis deutlich zugenommen. “Eher zuversichtlich“ und „sehr zuversichtlich“ hatten sich beim dritten Workshop
noch 73 % der Befragten geäußert. Dieser
Wert beträgt nunmehr nur noch 48 %. Das Ergebnis spiegelt den Verlauf des Workshops
wieder. Über alle Workshops hinweg, ist jedoch
eine Mehrheit von 61 % zuversichtlich.
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4. Ergebnisse der qualitativen Auswertung
Mit Frage 3 wurde nach Wünschen für künftige Veranstaltungen zur Erstellung der Leitlinien
gefragt. 31 Befragte (74 %) nutzten diese Möglichkeit, um Kommentare, Anregungen, Bewertungen mitzuteilen, ein deutlicher Anstieg gegenüber dem dritten Workshop (42 %). 9 Befragte machten keine Angabe (21 %), 2 finden alles o.k. (5 %). Kritisiert wurde deutlich das Zeitmanagement, das zu wenig Zeit für Diskussion und Austausch gelassen hat. Kein anderes
Thema gewinnt diese Bedeutung bei den Personen, die diese Frage beantwortet haben. Alle
Kommentare sind im Anhang ungekürzt dokumentiert.
5. Fazit
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass das hohe Niveau der Zufriedenheit der Teilnehmerinnen
und Teilnehmer beim dritten Workshop auf dem vierten nicht wieder erreicht werden konnte.
Die Frage, welche der beiden Workshops ein Ausreißer darstellt, lässt sich erst nach den
beiden nächsten Workshops „Bürger.Macht.Mit.-Bürgerbeteiligung für Jeden“ am 29.Mai
2015 im Hilde-Müller-Haus und „Jugend(Bürger).Macht.Mit“ am 26.Juni 2015 im Kesselhaus
des Schlachthofs beantworten. Die Befragung liefert allerdings wichtige Hinweise für die
Durchführung dieser beiden Workshops:
-
-
Im Sinne eines trialogischen Prozesses sollten Politik und Verwaltung, aber selbstverständlich auch Frauen und junge Menschen verstärkt zur Teilnahme an den Workshops motiviert werden. Auf den Workshop für Jugendliche im Schlachthof wird verwiesen.
Bei Abweichungen vom Thema, unnötigen Diskussionen, sich wiederholenden Beiträgen usw. sollte die Moderation konsequenter einschreiten.
Um mehr Zeit für Diskussionen, Austausch und Vertiefung in den Arbeitsgruppen und
im Plenum zu gewinnen, ist ein konsequentes Zeitmanagement erforderlich.
Gegebenenfalls ist die Tagesordnung zu verschlanken und dem zeitlichen Rahmen
anzupassen. Keinesfalls sollte die Dauer des Workshops über drei Stunden ausgedehnt werden.
Schließlich sei darauf hingewiesen, dass die Befragung und das Stimmungsbild selbstverständlich nicht repräsentativ sind für die Bevölkerung Wiesbadens insgesamt.
Jürgen Geisler
Jonas Kolbe
Stefanie Neurauter
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6. Anhang
Frage 3 „Was wünschen Sie sich für künftige Veranstaltungen?
"Bodenhaftung"
Besseres Zeitmanagement, Perspektiven wechseln, Focus auf Vision, nicht deren Umsetzung
Bezug zu Leitlinien besser klären, Wie verankern?, Aufgaben der AGs präziser klären, zu wenig Zeit für Diskussion,
Kartenabfragen führte zu keiner klaren Struktur, viele Punkte noch offen und nicht ausdiskutiert,
Entweder mehr Zeit für die Workshops oder konsequentere Moderation, durch unnötige Diskussionen geht viel Zeit für die
eigentlichen Themen verloren
Fachmann der Verwaltung als Gesprächspartner
Fachwissen der Teilnehmer gering, Bauch anstelle von Organisationswissen und Erfahrung, zu geringe Beteiligung
Ideenwerkstadt aller Institutionen, Kooperation (gesellschaftliche Aspekte)
Mehr Zeit
Mehr Zeit für Diskussionen und Gewichtung von Schlagworten
Moderation soll Zeitrahmen verfolgen, Lange sich wiederholende Beiträge "nett" einschränken, konkretere Arbeitsergebnisse in
Bezug auf Leitlinien, mehr junge Leute gezielt einladen, jeden einzelnen Kartenbeitrag kann man nicht auswerten,
Ortsbeiräte und Bürger sollen über einen Etat verfügen
Redezeitbegrenzung auch für altgediente Politiker
Zeit für Diskussionen eher länger
früheres Einschreiten der Moderation, wenn die Diskussion abschweift
keinen vorauseilenden Gehorsam, Offenheit für Anderes
mehr Heterogenität im Alter, in der Herkunft usw.
mehr Steuerung der Diskussion, Ziel nicht aus den Augen verlieren, politische Statements unterbinden
mehr Zeit für Diskussion und echten Austausch
mehr Zeit für Gedankenaustausch
mehr Zeit für erarbeitete Punkte (Gewichtung)
mehr Zeit für relevante Diskussionen, wozu drei Interviews am Anfang, die länger dauern als geplant,
mehr Zeit in den AGs, input dafür kürzer
mehr Zeit in den AGs, zu wenig Zeit zum Diskutieren
mehr Zeit zur Vertiefung
mehr Zeit!
mehr Zeit, mehr Austausch, Methode "Karten schreiben" war zeitsparend, strukturierte AG
mehr Zeit, um als Neuling Dinge besser zu verstehen und um mehr beim jeweiligen Thema zu bleiben
mehr Zeit, bessere Mischung der Gruppen
mehr Zeit, sich tatsächlich einzubringen
mehr wirkliche Bürgerbeteiligung, nicht überwiegend Vertreter aus Politik und Interessengruppen
mehr Zeit, zwischendurch mal eine Pause, um was zu trinken,
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