www.trattereng.com 00 - 2015 Automotive technology made in South Tyrol Technologie und Emotion – Selten werden diese beiden Konzepte in einem Atemzug genannt und doch: bei Tratter Engineering ist das eine ohne das andere nicht vorstellbar. NEWS Automotive technology made in South Tyrol Technologie und Emotion: Selten werden diese beiden Konzepte in einem Atemzug genannt und doch ist für Tratter Engineering das eine ohne das andere nicht vorstellbar. Es gehört eine Menge Leidenschaft dazu, stetig mit der Entwicklung Schritt zu halten, ihr – wo immer möglich – durch Forschung sogar voraus zu sein. Das ist das Credo von Tratter Engineering. 1998 ist das Unternehmen gegründet worden, weil der Automotive-Sektor spannender ist als jeder andere und Tratter Engineering einen Beitrag darin leisten wollte. Vom damals schon vorhandenen Know-how in Forschung und Entwicklung hat das Unternehmen profitiert, als es mit der Produktion und Vermarktung von Kunststoffprodukten begonnen hat. Weil das Tratter allerdings nicht genug war, wurden zeitgleich auch das Projektmanagement und die Werkzeugerstellung ins Portfolio aufgenommen. Auge fürs Detail: Mit Technologie und Leidenschaft wird bei Tratter Engineering Perfektion geschaffen – hier für das Handschuhfach eines Audi A6. 2 2010 und 2012 folgen dann die für Tratter Engineering vorerst – und die Betonung liegt auf „vorerst“ – jüngsten Meilensteine: zuerst der Aufbau des eigenen Fertigungswerkes für presskaschierte Teile mit Schwerpunkt Kleinserien im österreichischen Rankweil, danach die Übernahme des Spritzgussbetriebes in Terlan. Mit dem angegliederten Werkzeugbau und dem Maschinenpark aus Maschinen von bis zu 110 Tonnen hat diese Übernahme den Weg zur Umsetzung weiterer bahnbrechender Technologien geebnet – und zu ganz neuer Leidenschaft. Südtirol, High-Tech-Land: Nicht nur Äpfel, Wein und Speck, sondern auch Maßgefertigtes für den Automotive-Sektor ist seit 1998 made in South Tyrol. Komplex ja, unmöglich nein: Bei Tratter Engineering werden maßgeschneiderte Lösungen geboten, etwa in Form eines Hitzeschildes für einen BMW. Ganz offensichtlich konnten wir den Markt überzeugen: 2003 bis 2009 ist Tratter Engineering konstant gewachsen, auch weil das Angebot um die Serienbelieferung mit 1K – 2K, Hybrid- und veredelten Teilen erweitert wurde. Schritt für Schritt wurden zudem die Firmenstruktur ausgebaut, bereits vorhandenes Know-how in den Bereichen Presskaschieren und Kleinserienteile erweitert und die Öffnung für internationale Märkten vorangetrieben. So werden Werkzeuge von Tratter Engineering mittlerweile auch in den USA verwendet. 3 Wissen, Entwicklung, Flexibilität „Ein internationaler Bezugspunkt für die Produktion und Planung von KunststoffKomponenten“ will Tratter Engineering laut eigener Vision werden. Wohin die Reise des Unternehmens gehen soll, ist demnach klar, wohin entwickelt sich aber die ganze Branche? Gerhard Tratter: In der traditionellen Kunststoffverarbeitung erwarten wir keinen allzu großen Innovationsschub, gerade in der Materialentwicklung wird sich aber einiges tun, sodass noch mehr Metallteile durch Kunststoff ersetzt werden können. Und noch weit größere Entwicklungsschritte wird es wohl im Bereich des Composite-Materials geben, und zwar vor allem im Verarbeitungsverfahren sowie in der Anwendungstechnik. Die Entwicklungen werden den Materialien einen noch breiteren Anwendungsbereich bescheren, weshalb wir auch gerade hier sehr nah an der Entwicklung dran sind und versuchen, die neuen Materialien in die Produkte einzubinden. Gerhard Tratter Gründer und CEO von Tratter Engineering Und wie sieht’s auf den Märkten aus? Tratter: Der Trend hin zur Globalisierung des Marktes wird weiter fortschreiten, wobei es die Warenströme genau im Auge zu behalten gilt. Um belastbare Aussagen treffen zu können, müsste man aber den technischen Fortschritt in den aufstrebenden Märkten ebenso kennen, wie die Entwicklung des Wechselkurses zwischen Dollar und Euro – ein weitgehend unmögliches Unterfangen. In jedem Fall ermöglicht uns die Globalisierung dank der starken Kundenorientierung aber eine nicht unbedeutende Internationalisierung unseres Unternehmens. Schon heute liefern wir europaweit, aber auch nach Asien, Süd- und Nordamerika. Und wir gehen davon aus, dass sich in diesem Bereich noch einiges bewegen wird. 4 Viele Konkurrenzfirmen verlagern ihre Produktion mittlerweile in die aufstrebenden Industrieländer, während Sie ihre Produktion in Südtirol beibehalten. Was bietet dieses Land, was andere nicht haben? Kunststoffteile gelten nicht gerade als Sinnbild der Nachhaltigkeit, während diese aber wirtschaftlich und gesellschaftlich einen immer höheren Stellenwert einnimmt. Was tut Ihr Unternehmen, um negative Auswirkungen auf die Umwelt so gering wie möglich zu halten? Tratter: Uns geht es weniger darum, was dieses Land gegenüber anderen auszeichnet, als vielmehr darum, im uns bekannten Umfeld Ressourcen bestmöglich zu nutzen. Dies gelingt uns sehr gut, auch weil durch die kurzen Wege und das mittlerweile geknüpfte Netzwerk eine sehr hohe Flexibilität angeboten werden kann. Zusammen mit dem hohen und stetig steigenden technischen Niveau – in unserer Branche unabdingbar – ermöglicht dies, unseren, wenn auch nur kleinen, Vorsprung zu nutzen und Standortnachteile auszugleichen. Das gilt im Übrigen uneingeschränkt auch für unseren österreichischen Standort Rankweil. Tratter: Kunststoff hat als solcher ein negatives Image, auch wenn uns vielleicht nicht einmal bewusst ist, wo uns Kunststoff überall begegnet: nicht nur in Verpackungen, sondern auch in Kleidung, Kosmetika und vielem mehr. Auch deshalb versucht die Kunststoffindustrie immer öfter, auf biologisch abbaubare Materialien zurückzugreifen, wobei uns auch da in Sachen Nachhaltigkeit klar sein sollte: hier fließen Lebensmittel in Produkte statt in Nahrung. Was unsere Produkte betrifft, so fertigen wir diese zu über 90 Prozent für die Automobilindustrie, sie unterstehen damit der EU-Altautoverordnung und können, ja müssen sogar recycelt werden. Scannen eines Hitzeschildes: „Dank stetig steigendem technischen Niveau und hoher Flexibilität schaffen wir uns einen, wenn auch kleinen, Vorsprung.“ (Gerhard Tratter) 5 Ist damit das Recycling der Weg Ihres Unternehmens in Sachen Nachhaltigkeit? Ihr Betriebsmodell ist so konzipiert, dass Sie in der Entwicklungs-, sowie in der Produktionsphase maximale Flexibilität garantieren können. Was dürfen also Ihre Kunden erwarten? Tratter: Es ist ein Weg. Im Rahmen unserer Möglichkeit streben wir die Herstellung von Produkten an, die recycelbar sind, zudem versuchen wir, unseren Kunden auch Produkte aus recyceltem Material anzubieten, wo immer dies möglich und erlaubt ist. Kunststoffteile haben in ihrem Lebenszyklus damit immer mindestens zwei Bestimmungen. Die letzte wäre, falls keine andere Möglichkeit mehr bestehen sollte, die thermische Verwertung. Tratter: Wir sind überzeugt, dass wir ohne Flexibilität nur ein beliebiger von vielen Partnern wären. Sie ist deshalb in unserer Unternehmenspolitik und -philosophie sehr stark verankert. So steht etwa das gesamte Wissen des Unternehmens sämtlichen Mitarbeitern zur Verfügung. Jeder kann sich nach seinen Möglichkeiten und Bedürfnissen so viel Wissen wie möglich aneignen, sodass unsere Kunden auf entsprechend geschultes und flexibel einsetzbares Personal zählen können. Und welcher ist der zweite Weg Ihres Unternehmens in Sachen Nachhaltigkeit? …und dazu kommt ein ganzes KompetenzNetzwerk… Tratter: Mit unserem Wissen und unseren Erfahrungen unterstützen wir unsere Kunden auch bei der Auswahl geeigneter Kunststoffe mit Blick auf die Einsparung von Gewicht. Die Vorteile wiegen – im wahrsten Sinne des Wortes – doppelt: Zum einen wird weniger Rohmaterial eingesetzt, wodurch auch die Bauteilkosten reduziert werden, zum anderen wird der spätere CO2-Ausstoß verringert. Tratter: Richtig. Unser Unternehmen zeichnet sich einerseits durch die Bündelung eines breit gefächerten Wissens innerhalb der Organisation aus. Andererseits haben wir in den letzten 15 Jahren das von Ihnen angesprochene Kompetenz-Netzwerk geschaffen, mit 6 dem wir versuchen, für jede Entwicklung und jedes Produkt den Spezialisten zu liefern. Das gibt uns die Möglichkeit, auch größere Projekte ohne Abstriche und zur vollsten Zufriedenheit unserer Kunden zu verwirklichen. Mittlerweile werden weit über 60 Prozent unseres Umsatzes innerhalb unseres Netzwerkes erwirtschaftet. unterschiedlichsten Technologien hergestellt werden. So stellen wir presskaschierte Gepäckraumverkleidungen ebenso her, wie Hohlform-geblasene Klimakanäle, 1K und 2K gespritzte Unterbodenverkleidungen oder lackierte und verchromte Bauteile im Fahrzeuginnenraum. Um dabei unsere hohen Standards beizubehalten, investieren wir weiter in neue Technologien. In unserem Werk in Rankweil beispielsweise werden wir einen 6-Achsen-Laserroboter installieren, um den erhöhten Kundenwünschen in Bezug auf die Beschnittqualität Rechnung tragen zu können. Ihr Betrieb ist in den letzten Jahren konstant bei Umsatz und Personal gewachsen, wobei der Schlüssel zu dauerhaftem Wachstum wohl im Bereich Forschung und Entwicklung liegt. Ohne Firmengeheimnisse auszuplaudern: Was hat Tratter Engineering in nächster Zukunft geplant? Tratter: Wir sehen unsere Stärke vor allem im breitgefächerten Wissen, das wir unseren Kunden in vielen Tätigkeitsfeldern bieten. Dieses Wissen ermöglicht es, uns auch neuen Produkten und Verfahren zu öffnen und diese in unsere Organisation und unser Netzwerk zu integrieren. So können wir das Produktportfolio noch breiter streuen. Unsere Produkte für Rolls Royce können hier als Beispiel genannt werden: Wir liefern diesem Kunden rund 150 verschiedene Bauteile, die mit Die Schönheit der Funktionalität (hier eine Filterkastenabdeckung): „Unser breit gefächertes Wissen ermöglicht es, uns neuen Produkten und Märkten zu öffnen.“ (Gerhard Tratter) 7 We create satisfaction Alles begann mit einem Missverständnis… Missverständnisse führen meist in eine Sackgasse, manchmal aber auch zu einem erfolgreichen Geschäftsabschluss, zufriedenen Kunden und einem neuen Produktangebot. Wie? Mit Flexibilität, Offenheit für Neues und einem Netzwerk kompetenter Partner. Tratter Engineering hat sich in den letzten Jahren einen Ruf als fach- und sachkundiger Ansprechpartner der Automotive-Branche gemacht, es wundert also nicht, dass ein potentieller Kunde vor Jahren telefonisch anfragen ließ, ob man denn Ahnung vom KaschierVerfahren hätte. Die hatte man, selbstverständlich, und zwar vom Folienkaschieren. Nur dumm, dass der Kunde eigentlich das Presskaschieren im Kopf hatte, was bei Tratter zwar sofort auffiel, doch nicht etwa in einer Absage mündete. Vielmehr einigte man sich darauf, dem Unternehmen die Unterlagen zukommen zu lassen. Aus diesen konnten die Experten bei Tratter Engineering ersehen, dass von den zwölf angefragten Teilen nur drei waren, von deren Herstellung man im Hause nichts wusste. Es wurden also die wichtigsten Mitarbeiter zusammengetrommelt, es wurde beraten, ob man sich das notwendige Wissen in kurzer Zeit aneignen oder einer der Partner im Netzwerk diese Teile fertigen konnte. Mehrere Tage lang wurden alle Möglichkeiten durchgespielt, mit dem Ziel, den Kunden nicht im Regen stehen zu lassen – und mit Erfolg: gemeinsam mit den Partnern und einem neuen Zulieferer hatte Tratter die Möglichkeit, alle geforderten Bauteile in den verschiedenen Verfahren herzustellen. Tüfteln bis es passt: Bei Tratter Engineering sind dank Know-how und Akribie auch schon aus unmöglich scheinenden Vorgaben neue Produkte entstanden. 10 Das Angebot, das man schließlich stellte, war ein umfassendes, angeboten wurden zudem einige notwendige Bauteil-Optimierungen, sodass der Auftrag nach mehreren Verhandlungsrunden schließlich an Tratter Engineering ging. Ein Auftrag, der verschiedenste Prozesse umfasste: Spritzguss und Lackierung, US-Schweißen, Lederbesticken und Nähen, einfaches Kleben, Messer- und Waterjet-Beschnitt und eben auch den wichtigsten Teil der komplexen Presskaschierung. Und zu alledem mussten alle Teile auch noch montiert werden. Spaziergang war die Umsetzung des Projektes also keiner, er verlangte dem Tratter-Team und seinen Netzwerk-Partnern alles ab und stieß letztlich beim Kunden auf höchste Zufriedenheit. Heute rüstet Tratter Engineering bis auf ein Modell alle Fahrzeuge von Rolls Royce mit teppichkaschierten Gepäckraumverkleidungsteilen aus. Mehr noch: Im österreichischen Rankweil hat man in der Zwischenzeit ein eigenes Werk eröffnet, damit den Wünschen der Kunden, auch solcher wie Rolls Royce, schnellstmöglich und zur vollsten Zufriedenheit entsprochen werden kann. Nicht umsonst heißt es bei Tratter: „We create satisfaction“. Qualität bis ins kleinste Detail: Bei HighEnd-Unternehmen wie Rolls Royce sind die Anforderungen hoch geschraubt – das ist man bei Tratter Engineering gewohnt. 11 Und am Ende geht es doch Kunststofffertigungen sind stetiges Neuland, entsprechend häufig sind Kundenanforderungen, die auf den ersten Blick unmöglich zu erfüllen scheinen. Manchmal auch auf den zweiten. Nur gut, dass man es bei Tratter Engineering bei zwei Blicken nicht belässt. „Könnte“, wohlgemerkt, denn bevor man mit einem Unternehmen zusammenarbeitet, wird bei Tratter Die Vorgaben des Kunden waren klar: benötigt wurde ein Wasserablaufrohr, Durchmesser: 15 Millimeter, abgerollte Länge: 650 Millimeter. Bei Tratter selbst konnte man dieses Produkt nicht herstellen, auch keine der Partnerfirmen konnte entsprechende Kompetenzen aufweisen, doch hat Tratter sein Netzwerk nicht umsonst weit gespannt: über dieses wurde ein Unternehmen ausfindig gemacht, das das Produkt fertigen könnte. dessen Kompetenz und Zuverlässigkeit akribisch hinterfragt. In diesem Fall konnte der Betrieb zwar nachweisen, dass er schon ähnliche Produkte in Serie produziert hatte, nur fehlte es an Erfahrungen im Automobilbereich. Die konnte wiederum Tratter in die Partnerschaft einbringen und so wagte man es, dem Kunden ein Angebot zu unterbreiten. 12 Der hatte zunächst ähnliche Fragen wie man sie bei Tratter gehabt hatte, dank der Erfahrung mit vergleichbaren Produkten und einer genauen Herstellbarkeitsanalyse samt Vorgaben, wie das Produkt für den definierten Prozess zu optimieren wäre, konnte der Kunde allerdings überzeugt werden. Als gutes Argument diente da nicht zuletzt die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens, die man durch den von Tratter vorgeschlagenen hohen Automatisierungsgrad erreichen konnte. Überzeugungsarbeit galt es nicht nur beim Kunden zu leisten, sondern auch beim neuen Partner, dessen Prozesstechnik und Qualitätsverständnis an die Bedürfnisse der Automobilindustrie angepasst werden mussten. Kein leichtes Unterfangen, greift man hier doch tief in die Unternehmenspolitik ein, weshalb sehr viel Fingerspitzengefühl und Geduld gefragt waren. Bevormundung ist Tratters Stil nicht, vielmehr setzt man auf kleine Schritte und viel Aufklärung, um die Partner von den ganz speziellen Anforderungen der Automobilindustrie zu überzeugen. Bestes Argument auch hier: die Wirtschaftlichkeit, allerdings eine, die sich meist nur längerfristig einstellt. Damit alles sitzt: Eine Null-Fehler-Strategie gehört zur Firmenphilosophie von Tratter Engineering. Bei einem Wasserablaufrohr heißt dies unter anderem: feinste Faltenbälge und die saubere Montage von Kabelbindern. Dass diese Überzeugungsarbeit ein langwieriger Prozess ist, der auch nach SOP noch nicht ganz abgeschlossen war, musste man bei Tratter Engineering auch in diesem Fall erfahren. Noch einige Wochen lang wurde das Verfahren optimiert und die Führung des Partnerunternehmens für die Null-Fehler-Strategie sensibilisiert. Mit Erfolg: Lag die Ausschussquote zuvor noch bei 2,8 Prozent, konnte sie nach Abschluss des Optimierungsprozesses auf 0,2 Prozent gedrückt werden. Gleichzeitig wurden die Prozesszeiten verkürzt, dadurch die Produktivität gesteigert und die Herstellkosten gesenkt. Standardisiert, aber nicht von der Stange: Bei Tratter Engineering bedient man individuelle Kundenwünsche und achtet gleichzeitig auf einen hohen Automatisierungsgrad (hier ein Wasserablaufrohr). Die Überzeugungsarbeit dient letztendlich allen Seiten: Dem Kunden, der ein Produkt bekommt, das seinen Anforderungen entspricht, Tratter Engineering, weil das Unternehmen diese Verantwortung dem Kunden gegenüber übernimmt, und nicht zuletzt auch dem Partner, der seine Aufgabe zur Zufriedenheit aller erfüllen kann. 13 Simultaneous Engineering Der einfache Gedankengang wäre: Das Werkzeug passt sich dem Bauteil an. Dass dieser Gedankengang zwar einfach, nicht immer aber richtig ist, hat Tratter Engineering bei einem Projekt mit Audi bewiesen. Dort gingen Werkzeug- und Bauteilentwicklung Hand in Hand. Die Aufgabenstellung, mit der Audi an Tratter Engineering herangetreten war, war eine überaus komplexe: zwar waren „nur“ vier Werkzeuge angefragt worden, diese Werkzeuge wurden allerdings in jeweils acht Varianten gebraucht. Insgesamt wären demnach also 32 2K-Werkzeuge zu fertigen gewesen. In mehreren Meetings mit dem Kunden wurde daraufhin ein Konzept erarbeitet, das es erlauben würde, nur vier Werkzeuge mit den jeweils zugehörigen Wechseleinsätzen für die Varianten zu erstellen. Die Herausforderung war allerdings, dass die Bauteilentwicklung, die zu diesem Zeitpunkt noch im Gange war, nicht nur den Fahrzeuganforderungen, sondern zugleich diesem Werkzeugkonzept folgen musste. 14 Dank des hervorragenden Zusammenspiels zwischen den Bauteil- und Werkzeugentwicklern, das eine stetige Überprüfung der Bauteilstände mit dem Werkzeugkonzept möglich machte, wurde das vorgeschlagene Konzept letztlich durchgängig verfolgt. Und noch wichtiger: Die Zielpreisvorgabe konnte eingehalten werden. Entsprechend sind die Werkzeuge heute dem Kunden übergeben und in Serienfertigung. Die Anstrengungen haben sich jedenfalls gelohnt: nachdem das gut eingespielte Team alle nur möglichen Probleme lösen konnte und auch in schwierigen Phasen das Ziel nicht aus den Augen verloren hat, arbeitet Tratter Engineering mittlerweile bereits am dritten Projekt, das dieses innovative Werkzeugkonzept verfolgt. Vorsprung durch Technik: Was fürs große Ganze gilt, gilt selbstverständlich auch für die einzelnen Teile. Was sich überaus komplex anhört, hatte einen großen Vorteil: den wirtschaftlichen. Entsprechend groß war das Interesse von Seiten von Audi, zudem konnten alle Vorbehalte nach und nach ausgeräumt werden. Alle Bauteile wurden demnach Schritt für Schritt so entwickelt, dass sie mit dem neuen Werkzeugkonzept kompatibel waren, wobei es nicht immer die Bauteile waren, die geändert werden mussten. Auch das Werkzeugkonzept musste häufiger angepasst werden. Die Herausforderungen der synchronen Entwicklung von Bauteilen und Werkzeugen waren enorm. So durfte sich etwa das Werkzeug-Angusssystem beider Komponenten bei allen Varianten nicht verändern, weil dadurch das gesamte Konzept zunichte gemacht worden wäre. Immer wieder wurden deshalb die Trennungen der Einsätze und die Einspritzpunkte verändert und so angepasst, dass alle Varianten berücksichtigt werden konnten. Unabhängig von dieser großen Herausforderung musste zudem ein System entwickelt werden, das eine rasche Demontage und Montage ermöglichte. Gleichzeitig musste das System eine Fehlmontage ausschließen (Poke-Joke-System). Auch dafür wurde bei Tratter Engineering eine gute Lösung gefunden. Komplexität als Alltag: 2K-KomponentenWerkzeug mit seitlicher Luftführung und “Herzklappen”. 15 www.trattereng.com 16
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