Newsletter Gemüse September

 03/2015
Gemüse-Newsletter
Aktuelles für die Gemüseproduktion der Regionen AG, BL, GR, ZH und Zentralschweiz
Editorial
15. September 2015
Spezielles Wetter = spezielle Krankheiten und Schädlinge
Some like it hot
Ist es schon Oktober?
klij. Jetzt hatten wir doch erst einen der
wärmsten Sommer, warum dann die
Frage, ob es schon Oktober sei? An den
herrschenden Witterungsbedingungen
liegt es nicht. Sieht man sich momentan
jedoch an, wie viele Seiten die Importanträge umfassen, könnte man durchaus
meinen, es wäre Mitte Oktober. Hat es
denn wirklich so wenig Ware? Diese
Frage lässt sich nicht durchwegs mit ja
oder nein beantworten. Klar bei der
heissen Witterung haben einige Kulturen
ihre Probleme hinsichtlich Qualität oder
Kopfbildung.
Andererseits ist die Verlockung Ware zu
importieren in diesem Jahr besonders
gross. Das ausländische Gemüse kommt
durch die Abwertung des Euro gegenüber dem Franken zu immer billigeren
Preisen in die Schweiz, selbst nach Zuschlag der Zölle. Zusätzlich ist durch das
Embargo Russlands gegenüber Früchten
und Gemüse aus dem EU-Raum viel
Ware auf dem europäischen Markt, die
dringend einen Abnehmer sucht. Das ist
auch der wesentliche Unterschied zum
Hitzesommer von 2003, als es auch in
Europa zu wenig Ware hatte.
Es bleibt zu hoffen, dass sich die Marktsituation wieder beruhigt und ein goldener Herbst bevorsteht.
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ssch. Auf den regelmässigen Kontrollrunden fürs Schädlingsmonitoring sieht man
meist die jahreszeit-typischen Schädlinge und Krankheiten. Mal fliegen sie etwas
früher, mal etwas später, aber doch sehr „zuverlässig“.
Der sehr trockene, heisse Sommer 2015 hat den Einen besser gefallen, den Anderen dafür weniger. Auffällig waren die vielen Schmetterlinge, schädliche wie nützliche. Kohlweisslinge waren über einen
sehr langen Zeitraum aktiv und legten
munter Eier ab. Raupen von kleinem und
grossem Kohlweissling waren einzeln oder
in Scharen mit grossem Appetit am Werk.
Im August war von einer Woche auf die
andere ein Rüeblifeld richtig weiss
„gepudert“ durch echten Mehltau. Ein
Pilz der es warm und trocken liebt! So Raupen des grossen Kohlweisslings kommen
etwas sieht man selten (… d.h. so etwas selten alleine (Foto ssch)
habe ich in den über 20 Jahren Möhrenfliegen-Kontrolle noch nie gesehen). Die eingesetzten Fungizide zeigten nur Teilwirkung, die älteren Blätter sind immer noch weiss. Immerhin waren diese Woche
auf anderen Rüebli-Feldern die ersten Alternaria-Anzeichen zu finden - das wäre
dann eine von den zuverlässigen, alljährlich auftretenden Krankheiten.
Echter Mehltau an Rüebli, ein auffälliges Schadbild (Foto ssch)
Die Möhrenfliegen scheinen die Hitze bzw. wohl eher die Trockenheit etwas weniger zu mögen. Doch trifft dies nicht auf alle Schädlinge zu, bei denen sich einzelne
Stadien im Boden aufhalten. Die 3. Generation Kohlfliegen ist im Gegensatz dazu
momentan sehr aktiv. Es ist immer wieder spannend, solche Auswirkungen zu
beobachten.
Gerne können Sie uns auch eigene Beobachtungen zu Schädlingen und Krankheiten melden, sei es nach diesem speziellen Sommer als auch im normalen Gemüsebau-Alltag. Die Gemüsebau-Info von Agroscope wird durch ein Netzwerk von Beratung und Forschung „gefüttert“. Je mehr sich aktiv beteiligen, desto besser sind
Aktualität und Informationsgehalt!
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Rückblick Wädenswiler Gemüsebautag 2015
bacd. Am Mittwoch 2. September begrüsste Robert Baur, Forschungsbereichsleiter Pflanzenschutz und Extension Gemüsebau
von Agroscope, rund 60 Teilnehmer aus Beratung, Produktion
und Forschung zum traditionellen Gemüsebautag auf dem Versuchsbetrieb Sandhof in Wädenswil.
Der Pflanzenschutz war in verschiedener Hinsicht das Kernthema der Tagung. So hat nebst dem Themen Lückenindikation
und Bekämpfung des Erdmandelgrases, das Programm zur gezielten Überprüfung bewilligter Pflanzenschutzmittel (GÜ) im
letzten Jahr einigen Staub aufgewirbelt. Im Anschluss eines
Referats von Olivier Felix über die Beweggründe und Stossrichtungen der GÜ stellte dieser sich den kritischen Fragen der Teilnehmer. Aus Produzentensicht wichtig ist, dass das Programm
Mithilfe seiner bekannten Graphiken ging Jürgen Krauss von
Agroscope auf Ersatzstrategien beim Wegfall von Linuron in der
Unkrautbekämpfung bei Doldenblütlern ein. Dabei zeichnet sich
eine gangbare Lösung im Karottenanbau bis im Jahr 2018 ab.
Schwieriger dürfte die Situation beim Sellerie werden, wo zukünftige Unkrautstrategien wahrscheinlich eine Kombination
aus mechanischen und chemischen Methoden darstellen werden. Beim Fenchel dürfte die Situation durch die kürzere Kulturzeit im Vergleich zu Sellerie etwas entschärft werden.
Martina Keller zeigt Aussaaten von Erdmandelgras (Foto ssch)
Neue Erkenntnisse präsentierte zudem Martina Keller in Bezug
auf das Erdmandelgras, bei dem man den Vermehrungsweg
über die Samen nicht mehr ausschliessen sollte, obschon die
Verbreitung durch Erdmandeln die wichtigste Verbreitungsform
bleibt.
Olivier Felix, BLW bei seinem Referat (Foto ssch)
noch keineswegs abgeschlossen ist und in den nächsten Jahren
noch einige vertraute Wirkstoffe die Hürde der GÜ nehmen
müssen um weiterhin zur Verfügung zu stehen. Die in diesem
Zusammenhang viel diskutierten Anwendungsanpassungen
insbesondere der Abstandauflagen zu Oberflächengewässern
wurden an einem weiteren Posten thematisiert. Anschaulich
wurde darin erklärt, wie aus standardisierten Abdriftkurven und
maximal zulässigen Konzentrationen die jeweiligen Abstände
errechnet werden. Das ändert jedoch nichts daran, dass die
Anpassungen eine grosse Herausforderung für die Betriebe darstellt.
Beim Genuss von Ribelmais und Apfelmus konnten sich die
Anwesenden im Anschluss noch intensiv austauschen, gerade
auch wie das Programm der GÜ die Branche auch im kommenden Jahr auf Trab halten wird.
Herbizidversuch bei Karotten, im Vordergrund die Kontrollparzelle (Foto ssch)
Krähen als Thema am Gemüsecorner
cw. Rund 60 Personen besuchten am 18. August den GemüseCorner auf dem Betrieb Gemüse Käser & Co in Birmenstorf,
welcher durch den Strickhof und die Liebegg organisiert wurde.
Das vielseitige Programm startete mit der GemüsebörsenSitzung, im Anschluss stellte Thomas Käser den Betrieb auf einem Rundgang vor. Das Fachthema des Abends war die Bekämpfung der Krähe im Gemüsebau. Der Ausklang wurde mit
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einem feinen Imbiss und gemütlichem Beisammensein unter
Berufskollegen abgerundet.
Krähenbekämpfung im Freilandgemüsebau
Die Ausführungen von Daniel Gerber zur Bekämpfung der Krähe
gaben ordentlich Gesprächsstoff. Der passionierte Jäger hat sich
auf die Krähenbejagung spezialisiert. Seine Abschussquoten von
20-50 Vögeln innerhalb 2 Stunden polarisierten. Seiner Meinung
nach ist der Abschuss die einzige wirkungsvolle Massnahme bei
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grossem Krähenaufkommen.
Das Krähenproblem spitzt sich in vielen gemüsebaulich
genutzten Gebieten zu. Offenbar wird die Krähenbejagung von den Jagdvereinen nur ungenügend durchgeführt. Die zahlreichen Mais- und Sonnenblumenfelder
bieten reichlich Nahrung. Somit ist eine Reproduktionsquote von 200-300 % keine Seltenheit. Die Wirkung
von roten Heliumballonen oder das Krähenrupfen haben eine sehr begrenzte Wirkung, so die Aussagen einiger Produzenten. Die Krähe ist ein lernfähiger und sehr
schlauer Vogel. Das Aufkommen grosser Jungschwärme
nagt nicht nur am Nerv der Gemüseproduzenten sondern ist auch mit zum Teil grossen finanziellen Schäden
verbunden.
So vielfältig die Kantone sind, so verschieden ist auch der Umgang mit Wildschäden auf Behördenseite. Informationen für
den Kanton Zürich finden Sie hier, die für den Kanton AG hier.
Die Teilnehmenden des Gemüsecorners vor einem Tarnzelt für Jäger (Foto cw)
Eine Randbemerkung zur Bejagung der Krähen soll
noch angebracht werden:
Auch wenn z.B. im Kanton AG die Bejagung unter Einhaltung
des Jagdgesetztes möglich ist, wäre es imageschädigend, wenn
plötzlich "wilde Schiessereien" auf den Gemüsefeldern stattfinden würden. Insbesondere gilt dies in der Nähe von Wohnsiedlungen und Naherholungsgebieten. Vielmehr muss alles unternommen werden, dass der politische Druck die Jagdvereine
wieder vermehrt in die Pflicht nimmt. Bei Problemen mit Krähen berücksichtigen Sie bitte die Merkblätter von Agroscope (1,
2) und kontaktieren Sie die zuständige Behörde bzw. Jagdvereine. Den Krähenabschuss überlassen wir besser den
Profis!
Die abschreckende Wirkung hält nur kurz an (Foto cw)
Nochmals herzlichen Dank an Gemüse Käser & Co für das Gastrecht und die Sponsoren GVZ und VSGP AG die freundlicherweise den Imbiss spendierten.
Bio Gemüsebauabend in Rumein
klij. Am 15. Juli fand wieder der alljährliche Bio Gemüsebauabend im Bündnerland statt. In diesem Jahr trafen sich die BioGmüesler auf dem Betrieb von Ursula und Ueli Hauenstein in
Rumein. Im Zentrum des Abends stand natürlich der Rundgang
auf dem Betrieb von Hauenstein’s. Der Betrieb liegt auf über
1‘300 Metern auf einer nach Süden ausgerichteten Terrasse.
Durch diese spezielle Lage ist die Fläche, trotz der Höhenlage im
Frühjahr schnell schneefrei. In den Folientunnels und im Freiland wird eine breite Palette von ca. 30 verschiedenen Gemüsearten kultiviert. Die Vermarktung läuft über den Churer Wochenmarkt, der jeweils am Samstag in der Altstadt stattfindet.
Der Abend fand seinen geselligen Ausklang, bei intensiven Diskussionen rund um das Thema Gemüse, in einer Besenbeiz in
Rumein.
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Die Teilnehmer während des Betriebsrundgangs (Foto klij)
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Agenda
 Donnerstag 17. - Freitag, 18. Sept.
2015, Unternehmertagung Gemüse
Schweiz (Anmeldefrist vorbei).
 17./18. November 2015 Strickhof in
Lindau, nationale GewächshausTagung
Impressum
Flyer mit Detailprogramm
erhalten Sie zusammen mit
diesem Newsletter.
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 16. Dezember 2015, 13.00 - 17.00 Uhr,
Strickhof Wülflingen; ERFA-Nachmittag
Spargel.
Suzanne Schnieper (ssch)
Christian Wohler (cw)
Johann Kling (klij)
Daniel Bachmann (bacd)
Landwirtschaftliches Zentrum, Gemüse und
Beeren, Liebegg 1, 5722 Gränichen, Tel. 062
855 86 41/40, Fax 062 855 86 88
Fachstelle Gemüse, Riedhofstrasse 62, 8408
Winterthur-Wülflingen, Tel. 058 105 91 74 /75,
Fax 058 105 91 21
www.liebegg.ch
www.strickhof.ch
[email protected]
[email protected]
[email protected]
[email protected]
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