Gute Nachbarschaft

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Das Standortmagazin
der Region Stuttgart
Ausgabe 1/2016
Gute Nachbarschaft
Die Region Stuttgart baut
mit an Europas Zukunft
Schafft Grün und schluckt Staub
Maßgeschneiderte Lösungen
für alles, was fließt
Zündende Geschäftsidee
Mannschaftsspieler
Ein starkes Team: In der seit 2009 produzierten Krimiserie „SOKO Stuttgart“ verkörpern Yve Burbach,
Peter Ketnath, Karl Kranzkowski, Astrid M. Fünderich und Benjamin Strecker eine sympathische Fahndertruppe,
die allen Verbrechern das Fürchten lehrt. Mit einem beachtlichen Marktanteil von teilweise über 20 Prozent
ist das Team eine feste Größe in der SOKO-Familie. Die Serie verschafft dem deutschen TV-Publikum einen
Eindruck vom Leben in und um Stuttgart und stärkt den regionalen Medienstandort.
2
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Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2016
Zusammenstehen
Für Europa eintreten – in diesen Zeiten? Wo sich in der
Flüchtlingskrise jeder selbst der Nächste ist, sich manche
nationale Regierungen nicht gerade als Musterdemokraten
erweisen und die Finanzkrise noch immer virulent ist?
Ja, gerade in diesen Zeiten!
Kein Einzelstaat kann die aktuellen Probleme alleine
besser lösen als in Zusammenarbeit mit den anderen.
Der europäische Einigungsprozess hat uns trotz aller
Unzulänglichkeiten eine beispiellose Ära von Frieden,
Sicherheit und Wohlstand eingebracht. Unsere Exportwirtschaft profitiert und sichert Arbeitsplätze. Europa
bietet uns in vielerlei Hinsicht einen als selbstverständlich
betrachteten Schutz: als Unternehmer, Arbeitnehmer,
Reisender oder Verbraucher.
Auch die Region Stuttgart leistet einen Beitrag zum
Zusammenwachsen: Neben den international agierenden
Konzernen pflegen auch kleine und mittelgroße Unternehmen langfristige und verlässliche Verbindungen mit
Geschäftspartnern und Kunden auf dem ganzen Kontinent. Regionale Institutionen und Forschungseinrichtungen
bewältigen grenzüberschreitende Projekte mit großer
Strahlwirkung.
Schon seit vielen Jahren bauen Verband und Wirtschaftsförderung Region Stuttgart an der europäischen Integration mit. Die WRS betreibt europäisches Standortmarketing und hat mit zahlreichen Technologie- und
Innovationsprojekten den Wirtschaftsstandort gestärkt –
mit finanzieller Unterstützung aus Brüssel und in enger
Zusammenarbeit mit den kommunalen Wirtschaftsförderungen in der Region. Unsere regionalen Kompetenzund Innovationszentren gelten europaweit als modellhaft.
Wir haben aber auch vom Know-how anderer profitiert,
etwa bei der Beschaffung von Risikokapital für junge
Technologieunternehmen.
Inhalt
willkommen
Matthias Hangst
Editorial
Aktuell
Neuigkeiten aus der Region Stuttgart /
Wussten Sie schon, …?
4
Neu in der Region Schafft Grün und schluckt Staub
5
Branchenfokus
Maßgeschneiderte Lösungen für alles,
was fließt / Emsyst 4.0 spart mächtig
Strom / Wenn das Auto zum persönlichen
Assistenten wird
6
Titelthema: Europa Gute Nachbarschaft
Die Region Stuttgart baut
mit an Europas Zukunft
8 –15
8
Im Gespräch: Jan Bergmann
Der Entwickler
Michael Ohnewald porträtiert den
Unternehmer Frank Frauenhoffer
10
Wissenschaft
Weniger Staus dank Baustelle 4.0 /
Touchscreen ade! / Quinoa & Co. wachsen
auch in Deutschland / Elektroautos
punktgenau parken
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Innovation
Hand und Fuß / Wer hat‘s erfunden…?!
17
Existenzgründung
Zündende Geschäftsidee
18
Fachkräfte
Neue Wege im Online-Personalmarketing /
Tempo beim E-Recruiting
20
Freizeit
Kultur in alten Mauern / Kalender / Tipps
21
Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell Sicher zum und beim Film / Termine /
Meldungen
22
Impressum
23
14
179 Kommunen – ein Standort.
Unter dem Strich gibt es in der Geschichte des vereinten
Europa weit mehr Licht als Schatten – im Großen wie
im Kleinen. Gute Beispiele finden sich in der neuen
179-Titelgeschichte ab Seite 8.
Ludwigsburg
Rems-Murr
Stuttgart
raumzeit3 | Judith Schenten
Böblingen
Esslingen
Göppingen
Dr. Walter Rogg
Geschäftsführer
Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS)
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Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2016
3
Aktuell
uni-stuttgart.de
wussten Sie schon,...
... dass Deutschlands größter
Indoor-Rave in Stuttgart
stattfindet?
Das Stuttgart Electronic Music Festival,
kurz Semf, ist eine feste Größe im
internationalen Technokalender. Rund
20.000 Raver haben im vergangenen
Dezember in den Hallen der Landesmesse zu Klängen von Top-DJs abgetanzt – damit ist das Semf die größte
deutsche Technoparty unter Dach.
Da der Flughafen um die Ecke liegt,
konnten viele Technofans nach durchtanzter Nacht den Weg zum Heimflug
zu Fuß antreten.
Porsche
Die Universität Stuttgart nimmt die
meisten Drittmittel aller deutschen Unis
ein. Im Jahr 2013, das sind die aktuellsten
vom Statistischen Bundesamt publizierten
Daten, erzielte die Hochschule 744.000
Euro je Professor. Den zweiten Platz belegte die ebenfalls technisch orientierte
RWTH Aachen mit 731.800 Euro, gefolgt
von der TU Bergakademie Freiberg mit
716.800 Euro. Die Nase vorn hatten dabei die Professoren der Ingenieurwissenschaften mit durchschnittlich 639.800
Euro Drittmitteleinnahmen. Die Sprachund Kulturwissenschaftler warben im
Schnitt 116.800 Euro ein.
Semf GmbH
kompakt
Die meisten
Drittmittel
Porsche unter Strom
Ende des Jahrzehnts soll der erste rein
elektrisch angetriebene Porsche auf die
Straße kommen. Für den Standort Region
Stuttgart bedeutet „Mission E“, so der
Name des Projekts, weiteres Wachstum:
Allein am Stammsitz in Stuttgart-Zuffenhausen sind Investitionen in Höhe von
etwa 700 Millionen Euro für mehr als
1.000 neue Arbeitsplätze geplant. In den
nächsten Jahren sollen dort eine neue
Lackiererei und eine eigene Montage
für das Elektroauto errichtet, das bestehende Motorenwerk für die Herstellung
der Elektroantriebe ausgebaut und der
vorhandene Karosseriebau erweitert
werden. Dazu kommen weitere Investitionen, etwa im Entwicklungszentrum
Weissach.
Der Klick zur
Parklücke
Bei einem regionalen Pilotprojekt soll
an 15 Park+Ride-Anlagen entlang der
S-Bahn-Linien S2 (Schorndorf) und S3
(Backnang) die Parkplatz-Belegung minutengenau erfasst und in Echtzeit kommuniziert werden. Dazu installiert die Firma
Bosch an jedem einzelnen Parkplatz der
schrankenlosen Anlagen Sensoren, die
den aktuellen Belegungszustand erfassen
und an eine App und die Internetseite
des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart
(VVS) weitermelden. Die Auswertung
der Daten soll Aufschluss darüber geben, ob die Echtzeitinformation zu freien
Park+Ride-Plätzen mehr Autofahrer in
Busse und Bahnen bringt. Die kleinste
Anlage im Bereich des Pilotprojekts verfügt über 49, die größte über 520 Stellplätze. Der Verband Region Stuttgart
unterstützt das Projekt über einen Förderzuschuss aus dem Landesprogramm
„Nachhaltig mobile Region Stuttgart“.
bosch-connected-parking.de
4
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Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2016
Mehr als 600 PS wird der Elektro-Porsche
unter der Haube haben. Damit soll der
Viersitzer aus dem Stand in weniger als
3,5 Sekunden auf 100 Kilometer pro
Stunde beschleunigen können. Die im
Unterboden integrierten Lithium-IonenBatterien werden laut Porsche eine
Reichweite von mehr als 500 Kilometern
haben; dank einer eigens entwickelten
Schnelllade-Einrichtung sollen schon
nach 15 Minuten Ladezeit wieder 80 Prozent Reichweite zur Verfügung stehen.
porsche.de/mission-e
Flaschenpfand hilft
Obdachlosen
Kleiner Pfandbetrag, große Wirkung: Mit
ihrem Sozialprojekt „Spende dein Pfand“
hat die Studentenorganisation Enactus
Hohenheim vier neue Arbeitsplätze für
sozial benachteiligte Menschen geschaffen. Möglich wurde der Erfolg durch
Sammelbehälter auf dem Campus und
am Stuttgarter Flughafen. Hochschulangehörige oder Fluggäste können hier
Flaschen abgeben und auf diese Weise
den Pfandbetrag spenden. So kommen
täglich über 1.000 Flaschen zusammen.
Mitarbeiter der Zeitschrift Trott-war sammeln diese nach Feierabend ein, sortieren
sie und finanzieren damit ihren eigenen
Arbeitsplatz. Die Sammelaktion ist eines
von neun wohltätigen Projekten der
studentischen Gruppe, die im Jahr 2010
mit Hilfe des Stiftungslehrstuhls für Entrepreneurship gegründet wurde und mit
unternehmerischen Methoden Nutzen
stiften will. Die mittlerweile 60 Mitglieder
haben unter anderem eine universitätseigene Mitfahrgelegenheit entwickelt sowie ein neuartiges Unterstützungsmodell
für ältere Menschen aufgebaut.
hohenheim.enactus.de
Neu in der Region
Schafft Grün und schluckt Staub
Eine Feinstaubwand soll für gute Luft in den Städten sorgen
Moos ist eine Pflanze mit allerlei besonderen Eigenschaften: Manche Arten überstehen jahrelange Trockenzeiten, und es ist sogar ein Exemplar bekannt, das
1.500 Jahre im antarktischen Eis eingeschlossen war und
anschließend munter weitergewachsen ist. Eine ganz
spezielle Fähigkeit von Moos hat sich jetzt die Stuttgarter
Baufirma Züblin gemeinsam mit dem Textilforschungsinstitut ITV Denkendorf zunutze gemacht und eine
Feinstaubwand entwickelt: Moos kann Staub binden
und verdauen, „verstoffwechseln“, wie die Wissenschaftler sagen. Aus Feinstaub werde Moos.
Fotos: WRS / Ina Giersch
Am meisten Feinstaub, Kohlendioxid und Stickoxide
bindet das Moos, wenn es immer leicht feucht ist.
Dafür sorgt ein Bewässerungssystem, das Regenwasser
sammelt und in der jeweils gewünschten Menge in die
verschiedenen Regionen der Wand leitet. Ein spezielles
Textil hält das Moos in der Vertikalen und ist für den
Feuchtigkeitstransport notwendig. „Dafür haben wir
auf Basis von Glasfasern und speziellen Textilien zum
Wassermanagement ein intelligentes Bewässerungssystem entwickelt“, erläutert ITV-Abteilungsleiter Christoph
Riethmüller, der dem Prinzip der „lebenden Wand“
generell eine große Zukunft voraussagt: „Living Walls
werden beim Thema Nachverdichtung eine wichtige
Rolle spielen, weil sie die Lebensqualität und die Akzeptanz bei den Bewohnern steigern“, ist er überzeugt.
Noch dieses Jahr soll die Feinstaubwand öffentlich
zu sehen sein, erstmals im Juli bei der Landesgartenschau in Öhringen. Auch mit einigen Städten in der
Region ist Züblin in Kontakt. „Immerhin wurde in der
Stadt Stuttgart bereits Feinstaubalarm ausgerufen,
hier könnten wir zur Problemlösung beitragen“, sagt
Andreas Kugler.
An dem Projekt haben noch weitere Beteiligte ihren
Anteil: Die Moosspezialisten vom Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart sowie die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH und die Innovationsallianz Baden-Württemberg, die den Kontakt
der Bauingenieure zu den Wissenschaftlern hergestellt haben. „Von alleine wären wir nie auf die Idee
gekommen, zum ITV zu gehen“, so Kugler.
Helmuth Haag
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verwurzelt
„An besonders von Feinstaub betroffenen Stellen in
Innenstädten kann unser Moos-Feinstaubpanel die Belastung senken“, sagt Züblin-Projektleiter Andreas Kugler.
Der erste Prototyp steht derzeit im Denkendorfer Institut
und wird unter Laborbedingungen optimiert. Die in
Modulen aufgebaute Wand kann an Straßen wie auch
an Schienen eingesetzt werden und ist in bestehende
Tunnelportale, Schutzplanken oder Lärmschutzwände
integrierbar.
Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2016
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Branchenfokus
Maßgeschneiderte Lösungen
für alles, was fließt
Die Lewa GmbH ist Marktführer bei Dosier- und Membranpumpen für die Prozessindustrie
Eigentlich ist Erdgas farb- und geruchlos. Dennoch
verbreiten schon das kleinste Leck in einer Gasleitung
oder ein undichter Gasherd den penetranten Duft
fauler Eier. Denn um auf den Defekt unmissverständlich
hinzuweisen, wird Erdgas mit einem markanten Duftstoff künstlich „odoriert“, wobei spezielle Pumpen für
die exakte Dosierung sorgen.
Bei der Entwicklung von Technologien und Lösungen
orientiert sich die Firma exakt an den Anforderungen
der Kunden. 2004 konstruierte und baute Lewa die
größte Prozess-Membranpumpe der Welt. In Hammerfest in Norwegen wird diese 60 Tonnen schwere
Pumpe seitdem zur CO2 -Rückgewinnung in einem Erdgasfeld verwendet. Hochdruck-Prozesspumpen von
Lewa, die bei der Off- oder Onshore-Förderung von
Gas und Öl zum Einsatz kommen, müssen zuverlässig,
robust und energieeffizient sein und gegen Betriebsdrücke von bis zu 1.000 bar arbeiten. Absolute Zuverlässigkeit sowohl in Wüstenregionen als auch unter
arktischen Bedingungen muss gewährleistet sein.
maschinenbau
Lewa
Ein bekannter Fruchtgummiproduzent setzt bei der
Herstellung seiner Figuren Dosierpumpen aus Leonberg
ein, bei denen die Verarbeitung von bis zu zehn verschiedenen Fluiden gleichzeitig möglich ist. Es kommt
darauf an, dass über einen genau definierten Zeitraum
die immer gleiche Menge eines bestimmten Farbstoffes
in die Masse dosiert wird – schließlich sollen die Produkte aller Chargen dieselbe Farbe haben und immer
gleich schmecken.
Membranpumpen und Dosieranlagen für solche und
andere Anwendungen entwickelt und produziert die
Lewa GmbH aus Leonberg. Mit bewährten, aber auch
mit neuen Produkten und innovativen Technologien
setzt Lewa die Maßstäbe in der Branche. Darauf vertrauen Kunden aus der Öl- und Gasindustrie, der chemischen
Industrie, der Petrochemie, der Kosmetikindustrie, der
Pharma- und Biotechnologie sowie der Lebensmittelund Getränkeindustrie. „Wir müssen in monatelangen
Qualifizierungsprozessen sicherstellen, dass unsere
Pumpen und Systeme allen Anforderungen gewachsen
sind. In den über 60 Jahren unseres Bestehens hat sich
Lewa eine einzigartige Vertrauensposition erarbeitet,
die dennoch kontinuierlich neu untermauert werden
muss“, erklärt Lewa-Geschäftsführer Stefan Glasmeyer.
90 Prozent seines Umsatzes erzielt das Unternehmen
im Ausland. Mit den weltweit 16 Tochtergesellschaften
und mehr als 80 Vertriebspartnern erwirtschaftete
Lewa im Jahr 2014 einen Umsatz von 217 Millionen Euro.
Dafür arbeiten derzeit rund um den Globus mehr als
1.000 Mitarbeiter. Gut die Hälfte davon ist im Leonberger Stammhaus beschäftigt. Hier werden die Kernkomponenten, die Pumpen und Pumpensysteme,
produziert. Auch Forschung und Entwicklung sind dort
angesiedelt. Vom Engineering über die technische
Beratung und die Inbetriebnahme vor Ort bis zur Wartung und Instandhaltung bietet Lewa alles aus einer
Hand. „Wir fühlen uns für die Zukunft gut gerüstet,
auch weil wir breit aufgestellt und nicht von bestimmten Kunden oder Ländern abhängig sind“, erklärt
Stefan Glasmeyer.
Sonja Madeja
LEWA GmbH
Gründungsjahr: 1952
Sitz: Leonberg
Mitarbeiter: 1.000
Umsatz: 217 Mio. Euro
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Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2016
lewa.de
Branchenfokus
Emsyst 4.0 spart mächtig Strom
Mit dem neuartigen Energiemanagementsystem Emsyst 4.0 drückt die Riempp
Industrieservice Elektrotechnik GmbH aus
Oberboihingen Energiekosten. Das System
vernetzt haustechnische Anlagen, steuert
interaktiv Heizung und Beleuchtung ebenso wie Sonnenschutzsysteme, ohne dass
aufwändige Installationen notwendig sind.
Sein Wissen holt es sich von unterschied-
lichsten Informationsquellen: Es kennt die
Anforderungen der verschiedenen Wochentage, liest den Raumbelegungsplan
und berücksichtigt die aktuellen Wetterdaten. „Wir senken den Stromverbrauch
um bis zu 40 Prozent, innerhalb von zwei
bis drei Jahren hat sich die Investition für
den Kunden amortisiert“, sagt Friedrich
E. Riempp, Geschäftsführer der RiemppGruppe, die drei Jahre Entwicklung und
rund eine Million Euro in Software und
Technik investiert hat. Entwickelt wurde
das System mit Unterstützung des Bundeswirtschaftsministeriums. Mittlerweile
hat Riempp rund 20 dieser universell
einsetzbaren Softwarelösungen verkauft.
Vor allem produktions- und damit energieintensive Betriebe interessieren sich für
die innovative Lösung, wie die Krämer
GmbH in Metzingen, ein Hersteller von
Leitersystemen für Industrieanlagen.
Dort konnte etwa der Stromverbrauch
für die Druckluft in der Produktion halbiert werden. Zwei Deckenheizungen
in Rolltornähe schalten dank Emsyst ab,
sobald das Tor offen steht. In StuttgartVaihingen gab die werkseigene BMWNiederlassung vor der Installation von
Emsyst jährlich 600.000 Euro für Strom
und Gas aus. Künftig spart der Autohändler 40 Prozent seiner Energiekosten.
Viele Firmen kombinieren das Energiemanagementsystem auch mit Fotovoltaikanlagen oder Elektromobilität, um
den Wirkungsgrad weiter zu verbessern.
Riempp hat dank Emsyst vier neue Mitarbeiter eingestellt
(lof)
software
Silicya Roth
Ein neuartiges Energiemanagementsystem der Riempp GmbH
aus Oberboihingen senkt den Energieverbrauch der Haustechnik
riempp.eu
Mit Infotainment-, Audio- und Connectivity-Lösungen ist die Stuttgarter S1nn GmbH
international erfolgreich
Stellen Sie sich vor, Sie sind mit dem
Wagen in einer fremden Stadt unterwegs.
Sie bekommen Appetit und erzählen
Ihrem Auto, dass Sie essen gehen wollen.
Dieses schlägt Ihnen Restaurants nach
Ihrem persönlichen Geschmack vor – natürlich nur solche, die geöffnet haben und
staufrei zu erreichen sind. Haben Sie ein
Lokal ausgewählt, reserviert das Fahrzeug
selbstständig einen Tisch. Laut Philipp
Popov kann diese Vision in zwei bis drei
Jahren Realität sein: „Der intelligente
Wagen gehört zu den Systemen der Zukunft, die unsere Technologie ermöglichen
wird“, erklärt der Geschäftsführer der
Stuttgarter S1nn GmbH.
Das Unternehmen wurde 2004 gegründet
und entwickelt heute mit 100 Mitarbeitern
aus 17 Nationen Infotainment-, Audiound Connectivity-Lösungen für Automobilhersteller wie Porsche, VW oder Tesla. Angefangen haben die vier Gründer Philipp
Popov, Andreas Heim, Heiko Henkelmann
und Michael Fabry als Entwickler von
Audiosystemen. Durch die Erweiterung des
Geschäftsfeldes um den Bereich Konnektivität mit Lösungen für die Einbindung von
Smartphone, MP3-Player und USB-Stick in
den Bordcomputer – Dinge, die uns heute als selbstverständlich erscheinen – war
der weitere Erfolg programmiert. Bald
erhielten sie den Auftrag, für den Supersportwagen Porsche 918 Spyder ein einzigartiges System mit zwei Bildschirmen,
Touch-Funktion und App-Anbindung zu
entwickeln. Dies führte dazu, dass schließlich Harman, die internationale Gruppe
von Audiozubehör-Herstellern, HiFi-Spezialisten und Elektronikausstattern mit Sitz
in Stamford in den USA auf S1nn aufmerksam wurde und eine Beteiligung an
der Firma einging. „Dank Harman haben
wir jetzt einen direkten Draht zum Silicon
Valley, und wenn wir unsere schwäbische
DNA mit dem Geist der erfolgreichsten
Hightech-Region der Welt verbinden,
sind wir richtig gut aufgestellt“, freut sich
Philipp Popov. So kommt die Hifi-Anlage
im Tesla Model S aus Stuttgart; auch das
neue Model X soll mit einem System von
S1nn ausgestattet werden.
Schon ohne die große US-Mutter im
Rücken entwickelte S1nn innovative und
zukunftsfähige Produkte. „E-Noise“ sorgt
bei Elektrofahrzeugen für einen Sound-
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Martin Wagenhan
informationstechnologie
Wenn das Auto zum persönlichen Assistenten wird
effekt, damit Fußgänger vor herannahenden Fahrzeugen gewarnt werden. Der
„Emergency-Call“ verbindet die Autoinsassen nach einem Unfall automatisch mit
der Rettungsleitstelle. Sind die betroffenen
Personen nicht mehr ansprechbar, gibt
das System die wichtigen Koordinaten an
die Retter weiter. Ab April 2018 müssen
alle neuen Fahrzeuge in der EU damit
ausgestattet sein.
(som)
s1nn.de
Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2016
7
Wer wie die Firma IST Metz aus Nürtingen den Löwenanteil seiner Produkte exportiert, für den
gehört Internationalität zum Tagesgeschäft. Dank Internet ist der Aufbau der UV-Trocknungsanlagen
im Ausland sehr viel komfortabler geworden. Was man als Mitarbeiter im Außendienst unbedingt
braucht: Geduld und Kreativität.
Titelthema: Europa
Die Region Stuttgart baut mit an Europas Zukunft
titelthema
Gute Nachbarschaft
Über Straße, Schiene oder durch die Luft – ganz Europa ist nur einen Katzensprung entfernt von der Region
Stuttgart. In jedem Nachbarland warten Menschen, Kulturen und nicht zuletzt Marktchancen. Unternehmen,
Kommunen und Institutionen aus der Region Stuttgart arbeiten daran, dass der Wirtschafts- und Forschungsraum weiter zusammenwächst.
„Willkommen in Österreich! In Ihrem Tarif zahlen Sie
für Gespräche innerhalb des Landes und nach Deutschland …“. Nach dem SMS-Piepton, der diese Nachricht
ankündigt, kann der Wanderurlaub in der benachbarten
Alpenrepublik beginnen. Zumindest jetzt noch. Denn
nach der Entscheidung des Europaparlaments gehören
die Roaming-Gebühren ab 15. Juni 2017 der Vergangenheit an. Das ist praktisch für alle, die im Ausland telefonieren und im Internet surfen wollen. Die sogenannte
Netzneutralität war ebenfalls Teil des Gesetzes: Sie garantiert den diskriminierungsfreien Zugang zu Datennetzen. Europa ist damit der einzige Raum weltweit, der
offenes Internet rechtlich garantiert. Wer sich darüber
in sozialen Netzwerken austauschen will, benutzt #connectedcontinent.
Europa, der verbundene Kontinent. Einzelteile sind die
28 Mitgliedsstaaten, zusammen formen sie die Europäische Union. Mehr als eine halbe Milliarde Menschen
leben, wohnen und arbeiten innerhalb dieses Zusammenschlusses. Mittendrin, etwa auf halber Strecke zwischen
Schweden und Italien, liegt die Region Stuttgart. Mit
ihren 2,7 Millionen Einwohnern stellt sie gut ein halbes
Prozent der Bevölkerung der Europäischen Union. Hier
leben Menschen aus 180 Nationen der Welt, rund ein
Drittel der Bevölkerung hat einen Migrationshintergrund.
Europa ist also nicht nur jenseits der Bundesgrenze,
sondern auch mittendrin.
und vermeiden Bürokratie, können derweil in neue Technologien investieren. Zudem können sie auf eine stabile,
verlässliche Währung bauen. Der Euro macht den Handel
über Ländergrenzen hinweg wesentlich einfacher, insbesondere für solche Firmen, die den Großteil ihrer Produkte exportieren. Die Industrie aus der Region Stuttgart
hat im Jahr 2013 einen neuen Rekord aufgestellt: Mit
einer Exportquote des verarbeitenden Gewerbes von
mehr als 63 Prozent liegen sie weit über dem Bundesdurchschnitt. Wichtigste Handelspartner sind nach den
USA die Nachbarn Frankreich und die Schweiz.
Die IST Metz GmbH aus Nürtingen macht sich all diese
Vorteile zunutze: Der führende Anbieter von Anlagen
zur Trocknung von Farben, Lacken, Silikonen und Klebstoffen mittels UV-Licht setzt 80 Prozent seiner Produkte
im Ausland ab, wiederum drei Viertel davon in Europa.
Mithilfe der UV-Anlagen können Verpackungen beispielsweise so bedruckt werden, dass das Etikett auf der
Shampoo-Flasche golden glänzt oder sich die Zigarettenschachtel samtig anfühlt. 500 Mitarbeiter gehören zur
Firma, 300 davon am Stammsitz in Nürtingen. Die restlichen sind auf zehn Tochtergesellschaften in der ganzen
Welt verteilt, Internationalität ist hier Tagesgeschäft.
Exportanteile Baden-Württembergs 2014
in Prozent nach Bestimmungsländern
IST METZ_UV-Anlage in Druckmaschine
Überflüssiges Wechselstuben-Suchen
und Umrechnen
Was bedeutet Europa? Die Hymne, die zwölf Sterne auf
blauem Grund oder das Europäische Parlament? Gar
der Eurovision Song Contest? Definitiv die Einheitswährung. Gefühlte Ewigkeiten bezahlen wir schon mit dem
Euro, eingeführt wurde er 1999 als Buchgeld, 2002 in
Form von Münzen und Geldscheinen. Seitdem ist das
Wechselstuben-Suchen in 19 Ländern überflüssig. Nur
in neun Nationen – wie etwa in Großbritannien, Ungarn
oder Polen – muss noch getauscht werden.
Für die Wirtschaft hat der Euro als Teil der Wirtschaftsund Währungsunion immense Vorteile: Speziell kleine
und mittlere Unternehmen sparen Wechselgebühren
Sonstige: 10,8 %
China: 7,2 %
Eurozone: 33 %
Schweiz: 7,7 %
USA: 11,7 %
EU außer Eurozone:
17,4 %
Europa (außer EU): 12,2 %
Quelle: IHK Region Stuttgart, Statistik 2015,
Die Wirtschaft Baden-Württembergs und der Region Stuttgart
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Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2016
9
Jan Bergmann
179: Laut einer aktuellen Studie assoziieren junge Menschen mit Europa
Aspekte wie Reisefreiheit, Frieden und
Demokratie. Woran denken Sie zuerst?
Bergmann: Ich persönlich denke zuerst an die „Erasmus-Ehe“. Zigtausende
solcher Ehen wurden in den letzten
Jahrzehnten geschlossen, die Europa auf
persönlichster Ebene stabilisieren. Unsere
Ehe ist eine davon: Meine Frau ist Französin, wir haben uns 1989 während des
Studiums in Berlin in einem Wohnheim
kennengelernt. Eine solche Beziehung
wäre noch vor wenigen Generationen
schwer lebbar gewesen. Unsere Großväter haben im Zweiten Weltkrieg gegeneinander gekämpft. Das Erasmus-Programm der EU führt zu wunderbarer
Völkerverständigung.
Ein Blick zurück: Europa 1952 und 2015
– was hat sich seitdem verändert?
Alles und nichts! Das supranationale
Wesen der EU mit ihrer Friedenssicherung ist gleich geblieben. Aber gerade in
Baden-Württemberg profitieren wir von
einer ganz deutlich gestiegenen Lebensqualität, einer stabilen Wirtschaft und
genießen großen Wohlstand. Verändert
hat sich sicher auch viel im alltäglichen
Leben. Gehe ich heute einkaufen, kann
ich aus zehn europäischen Buttersorten
auswählen. Das Beispiel illustriert, wie
das Warenangebot durch den Binnenmarkt explodiert ist. Neu ist zudem die
Vielfalt an Lebensentwürfen – 1952
wäre eine junge Schwarzwälderin vermutlich auf dem Bauernhof ihres Heimatdorfes alt geworden. Heute steht ihr die
ganze Welt offen.
Die schwierige Situation Frankreichs
mit den Terroranschlägen und dem
Wahlerfolg des Front National, der
Zuzug von Flüchtlingen und der
Verbraucherschutz sind einige aktuelle
Probleme, die ganz Europa betreffen.
Wie können sie gelöst werden?
Alleroberstes Gebot ist die europäische
Zusammenarbeit. Hier stehen wir vor
großen Herausforderungen. Der Rückfall
in Einzelstaaterei und Nationalismus löst
nichts. Zäune zu bauen und dadurch
„Jedes Land war eine eigene Welt“
Ein Sack gefüllt mit Lire, Peseten und Francs ist ein Überbleibsel aus Zeiten vor der Währungsunion. Frank Krauß,
Head of After Sales bei IST Metz, hat sich daraus früher
oft bedient, bevor er auf Geschäftsreise ging. Dank Euro und Kreditkarten hat die Sammlung in seinem Büroschrank heute nur noch sentimentalen Wert. „Ausweiskontrollen bei jedem Grenzübertritt, Zollformalitäten
und völlig uneinheitliche Standards, jedes Land war eine
eigene Welt“, so ist ihm das Europa der 1980er-Jahre
im Gedächtnis geblieben.
Vieles ist mittlerweile einfacher: Eine Maschine versandfertig zu machen, war damals eine tagesfüllende Aufgabe. Heute dauert es – je nach Land – nur zwei Minuten. Thomas Nagrodzki, Head of Installation bei IST Metz,
war 13 Jahre im Außendienst unterwegs, um die Anlagen
vor Ort in Betrieb zu nehmen. Für ihn glichen die Reisen
damals eher einem Abenteuer als einem Routineeinsatz.
„Allein das Hotel zu finden, konnte ohne Internet oder
Google Maps zur Herausforderung werden“, sagt er.
Die Reisevorbereitungen für seine Monteure sind inzwischen denkbar einfach. Alles, was sie tun müssen, ist,
am Vorabend ihre Tasche zu packen. Fertig. „Reisen ist
so unglaublich komfortabel geworden“, schwärmt er.
10
179
Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2016
die Grenzfreiheit zu zerstören, ist das
gefühlte Ende der Europäischen Union.
Wir brauchen wieder mehr Europa, wir
brauchen eine stärkere Union und europäische Lösungen in allen Bereichen. Es
muss die EU-Devise umgesetzt werden:
„In Vielfalt geeint“. Nur so können wir
Probleme lösen, gemeinsam.
Welche Chancen bietet die aktuelle
Situation?
„Never miss a working crisis.“ Viele Krisen haben die EU, die Mitgliedsstaaten
und uns Europäer im Ergebnis näher zusammengebracht. Die Situation in Frankreich macht ja ganz deutlich, dass wir
alle sehr verletzlich und nur gemeinsam
stark sind. Wir müssen unsere Interessen
und Kräfte jetzt neu bündeln.
Inwiefern profitiert die Region Stuttgart
und die regionale Wirtschaft von
Europa?
Für Unternehmen herrschen hier derzeit
recht paradiesische Zustände. Durch die
niedrigen Zinsen können sie gut investie-
Schneller, kalkulierbarer und beherrschbarer seien mittlerweile selbst unvorhersehbare Umstände geworden –
wie etwa fehlende Ersatzteile, ein Unfall oder Krankheit.
Der grenzüberschreitende Krankenschutz der EU trägt
genau dazu bei: Dank der Versicherungskarte sind Versorgung und die Kostenübernahme durch die Krankenkasse
gesichert. Wie man Hilfe ruft? Genau wie zu Hause über
die Telefonnummer 112.
Der Euronotruf 112
Der Ursprung der Notrufnummer
liegt in der Region Stuttgart,
genauer in Winnenden. Weil der
Krankenwagen zu spät eintraf,
kam im Jahr 1969 der knapp neunjährige Björn Steiger bei einem Autounfall in Winnenden ums Leben.
Seine Eltern Ute und Siegfried schafften es mit viel
Engagement, dass die Nummern 110 und 112 zunächst
in der Region Stuttgart, dann bundesweit einheitlich
eingeführt wurden. Heute gilt die 112 in ganz Europa.
Die Euronotrufnummer kann aus der gesamten EU
kostenfrei über Festnetz- und Mobiltelefone angerufen
werden, die Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung
sprechen mehrere Sprachen und geben den Notruf an
die zuständigen Stellen vor Ort weiter.
WRS/Ina Giersch
im gespräch
Titelthema: Europa
Überschrift des Titelthemas
Titelthema: Europa
Prof. Dr. iur. Jan Bergmann
Die Bürokratie gilt als eines der ganz
großen Hemmnisse. Was bedeutet
das für die kleinen und mittelgroßen
Unternehmen in der Region?
Das Interview führte Verena Mönch
Betrachtet man allein die Wirtschaftskraft, ist der europäische Binnenmarkt der größte Wirtschaftsraum der Welt.
Doch die Freiheit der Waren ist nicht der einzige Vorteil:
Kapital kann angelegt werden, wo man möchte, für
Dienstleistungen besteht Niederlassungsfreiheit und die
Freizügigkeit der Arbeitskräfte bedeutet, seinen Arbeitsort frei wählen zu können.
Gut angekommen
Dimitrios Kyssidis hat sich für die Region Stuttgart entschieden. Der 41-jährige Bauingenieur ist in Deutschland
geboren und hat Teile seiner Jugend hier verbracht, bevor er in Griechenland studiert und bis 2013 gearbeitet
hat. Dann kam die Krise. „Die wirtschaftliche Lage war
ausschlaggebend, zurückzugehen. Die Chancen für
meine Kinder sind hier viel besser“, begründet er. Dass
seine Eltern hier wohnen, hat die Entscheidung und das
Ankommen deutlich leichter gemacht. Es hat zwar eine
Weile gedauert, bis sein Universitätsdiplom vom Regierungspräsidium anerkannt wurde, doch das Warten hat
sich gelohnt: Währenddessen hat er bei einem Lehrgang
über das deutsche Bau- und Planungswesen bei dem
Bauunternehmen Leonhard Weiss in Stuttgart-Möhringen
ein Praktikum absolviert. Beide Parteien waren so zufrieden, dass Kyssidis dort seit Januar 2016 als Bauleiter
arbeitet – mit unbefristetem Arbeitsvertrag. Für dieses
Vertrauen ist er sehr dankbar. „Europa bedeutet für mich
die Flexibilität und die Freiheit, zu sein und zu arbeiten,
wo ich möchte.“
Prof. Dr. Jan Bergmann, geboren 1966 in
Stuttgart, arbeitet seit 1996 hauptberuflich
als Richter. Er studierte Jura in Tübingen,
München, Berlin, Heidelberg und Paris
und promovierte 1994 zum Thema „Das
Menschenbild der Europäischen Menschenrechtskonvention“. An der Universität
Stuttgart hält er als Honorarprofessor
Vorlesungen, etwa zu „Recht und Politik
der Europäischen Union“. Bergmann ist
verheiratet, hat zwei bilinguale Töchter
und verbringt die Freizeit gerne im Schwarzwald oder in Frankreich.
Verwaltungsgerichte entscheiden öffentlichrechtliche Streitigkeiten, das heißt Klagen
des Bürgers gegen den Staat. Das Verwaltungsgericht Stuttgart ist für den gesamten
Regierungsbezirk zuständig und mit seinen
17 Kammern das größte Verwaltungsgericht
Baden-Württembergs. 2014 haben hier
44 Richter 5447 Verfahren erledigt.
titelthema
ren und Europa verhilft zu einer beispielhaften Exportquote – die Region blüht.
Auch der Euro ist als Einheitswährung
ein Glück für die regionale Wirtschaft.
In unserer Region steckt zudem enorme
„Brainpower“. Europa schafft mit, dass
hier große Räder gedreht werden.
Bürokratie ist in der Tat ein echtes Problem in der ganzen EU. Wegen der Wettbewerbsgleichheit müssen aber für alle
dieselben Chancen gelten. Die EU verwaltet 28 Länder, in denen 24 Sprachen
gesprochen werden. Das sorgt für immensen Aufwand, hat aber auch gewisse
Vorteile. In vielen Staaten, die solche
Abläufe nicht haben, ist Korruption ein
enormes Problem. Hiergegen baut die
EU-Bürokratie gewisse Hürden auf. Natürlich verstehe ich, dass kleine und
mittlere Unternehmen mit EU-Vorgaben
Schwierigkeiten haben. Dafür aber gibt
es bei uns kompetente Dienstleister, wie
etwa das Steinbeis-Europa-Zentrum, die
genau hier unterstützen.
Vorsitzender Richter am Verwaltungsgericht Stuttgart und Hochschullehrer
Damit das Ankommen gelingt, gibt es Institutionen wie
das Welcome Center Stuttgart, das durch den Behördendschungel lotst. Hier gibt es keine dummen Fragen,
egal ob zu Einreise und Aufenthalt, Sprachkursen und
Studium, Wohnungs-, Job- oder Kitasuche. In der Beratung vor Ort, per Mail oder Telefon werden ausländische
Fachkräfte und Neubürger sowie deren Familien unterstützt, sich in Stuttgart zurechtzufinden. Das Welcome
Center wird gemeinsam von der regionalen Wirtschaftsförderung und der Stadt Stuttgart betrieben. Im ersten
Jahr seit der Eröffnung hat das Beratungsteam 3.500
Menschen betreut, zusätzlich haben 1.000 Interessierte
die Veranstaltungen besucht. Mehr als die Hälfte der
Ratsuchenden stammt aus Ländern der EU – aus Italien,
Kroatien, Spanien und Griechenland sowie Rumänien.
Syrien ist das am stärksten vertretene Drittstaatenland,
der wachsende Anteil an Flüchtlingen ist deutlich spürbar.
Wen zu Hause das Fernweh plagt, für den ist ein Studium
die ideale Gelegenheit, andere Länder kennenzulernen.
Natürlich wegen der Lerninhalte und dem Extrapunkt
auf dem Lebenslauf, aber vor allem wegen der Erfahrung.
Sich in einem fremden Land zurechtzufinden, fordert
ein bisschen Unterstützung: Das Erasmus-Programm
der Europäischen Union ist das weltweit größte Förderprogramm für das Studieren im Ausland. Seit 1987 hat
es unzähligen Studenten ermöglicht, andere Länder
kennenzulernen – und andere Menschen, wie sich
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Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2016
11
Titelthema: Europa
Vom Auslandsaufenthalt zur Lebenserfahrung
Im Wintersemester 2015/16 sind 179 Studierende der
Universität Stuttgart über Erasmus im Ausland. Sie bekommen die Studiengebühren erlassen und 180 bis
300 Euro monatlich. Patrick Metzger war 2014 einer
davon. Der heute 28-jährige akademische Mitarbeiter
am Lehrstuhl für Allgemeine BWL und Organisation hat
damals noch technisch-orientierte BWL an der Uni Stuttgart studiert – und beschlossen, kurz vor seiner MasterArbeit einen Auslandsaufenthalt einzuschieben. Seine
Wahl fiel auf Vaasa in Westfinnland, um sein Englisch
zu verbessern und Skandinavien zu erkunden. „Vaasa
ist außerdem die sonnigste Stadt Finnlands“, lacht er.
„Allein ins Ausland zu gehen ohne zu wissen, was auf
einen zukommt, prägt unheimlich. Nicht nur fürs Studium, sondern vor allem persönlich.“ Besseres Englisch
und 15 Credit Points waren nicht das Einzige, was er
mit nach Hause genommen hat. Denn er hat in Finnland
nicht nur Gleichgesinnte, sondern enge Freunde gefunden. „Ich habe die Zeit sehr genossen und würde es
unbedingt empfehlen“, resümiert er.
Für die Universitäten und Forschungseinrichtungen
bedeutet Europa außerdem einen wichtigen Teil ihrer
Finanzierung: „Alle Universitäten sind heute zwingend
auf Drittmittel angewiesen, um ihren Betrieb aufrechtzuerhalten“, sagt Florian Klebs, Pressesprecher der Universität Hohenheim. Aktuell laufen an seiner Hochschule 29
EU-Projekte, von denen 13 dort auch koordiniert werden.
10.000 Studenten profitieren davon, entweder dadurch,
dass sie im Ausland studieren können, oder in Form
von Ausstattung, Infrastruktur, Abschlussarbeiten oder
Hiwi-Jobs, „was immer auch der Lehre zugutekommt“,
so Klebs.
Das Steinbeis-Europa-Zentrum
Das Steinbeis-Europa-Zentrum (SEZ) wurde 1990 auf
Initiative des Europabeauftragten des Wirtschaftsministers des Landes Baden-Württemberg gegründet.
Es unterstützt die Unternehmen, Hochschulen und
Forschungseinrichtungen in Baden-Württemberg zu
Fragen der europäischen Forschungsprogramme und
bei Technologiekooperationen. Mit Standorten in
Stuttgart und Karlsruhe hilft es insbesondere kleinen
und mittleren Unternehmen in Baden-Württemberg
bei der Antragstellung und Durchführung grenzüberschreitender
Projekte, bei Partnersuche, Projektmanagement, Technologietransfer und bei der Entwicklung
regionaler Innovationsstrategien.
steinbeis-europa.de
An der Universität Stuttgart sind im vergangenen Jahr
16 EU-Projekte mit einem Gesamtbudget von 5,8 Millionen Euro gestartet, was die Anzahl der Gesamtprojekte
auf 150 erhöht. Etwa zehn Prozent der Drittmitteleinnahmen der Uni stammen aus EU-Forschungsgeldern. „Für
manche Infrastruktur-Projekte, zum Beispiel das Höchstleistungsrechenzentrum, ist die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit unerlässlich“, sagt Heinke Claß, Leiterin
des Sachgebiets Forschungsförderung EU der Universität
Stuttgart. Und außerdem ein Aushängeschild: „Die
erfolgreiche Einwerbung von Grants des European Research Council ist ein international sichtbares Zeichen
der wissenschaftlichen Exzellenz von Wissenschaftlern
der Universität.“
Besonders sichtbar ist derzeit ein Projekt der Universität
Stuttgart, der Forschungscampus Arena 2036. Die Abkürzung steht für Active Research Environment for the
Next Generation of Automobiles. Hier sollen zukünftig
160 Wissenschaftler zu den Themen Leichtbau und
Industrie 4.0 forschen, das Besondere ist die Verzahnung
mit der Wirtschaft. „Die gemeinschaftliche Projektarbeit
wird dazu beitragen, die Wissenschaftsregion Stuttgart
zu stärken und einen optimalen Transfer von Forschungserkenntnissen in industrielle Innovationen zu schaffen“,
sagte Rektor Prof. Wolfram Ressel bei der Grundsteinlegung. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, insbesondere
der Neubau auf dem Campus in Vaihingen finanziert sich
durch Mittel der Universität Stuttgart sowie aus Mitteln
des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).
Igor Mojzes/Fotolia.com
Förderung für Wirtschaft und Kommunen
Ziel von EFRE ist es, wirtschaftliche, soziale oder territoriale Ungleichheiten zwischen verschiedenen Regionen
auszugleichen und den Zusammenhalt zu stärken. Einer
der Schwerpunkte des Fonds ist die Förderung von For-
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Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2016
rukanoga/Fotolia.com
Prof. Dr. Jan Bergmann, Richter am Verwaltungsgericht
Stuttgart, erinnert. Er führt eine Erasmus-Ehe: „Meine
Frau ist Französin, wir haben uns 1989 während des
Studiums in Berlin in einem Wohnheim kennengelernt“,
sagt er (Interview S. 10).
Titelthema: Europa
titelthema
schung, Entwicklung und Innovationen. Die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) profitiert hiervon ebenfalls in Form eines Technologietransfermanagers.
Er unterstützt kleine und mittlere Unternehmen aus dem
Bereich der Produktionstechnik dabei, neue Technologien
zu entwickeln und die Kooperation mit der Forschung zu
suchen. „Dieses Projekt schließt die Lücke zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, es sorgt dafür, dass Unternehmen und Forschung enger zusammenarbeiten. So sichern
wir nachhaltig die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten
Region“, sagt WRS-Geschäftsführer Dr. Walter Rogg.
Auch die Wirtschaft kann von den Fördertöpfen der
Europäischen Union profitieren, so wie Amorph Systems
aus Stuttgart-Möhringen. Der Hersteller für Softwaresysteme zur Planung, Steuerung und Automation hat
im Horizon-2020-Rahmenprogramm einen Förderantrag
gestellt, das speziell für kleine und mittlere Unternehmen
mit hohem Innovationspotenzial gedacht ist. Mit Erfolg:
Dr. Frank Frauenhoffer (Porträt S. 14), Geschäftsführer
von Amorph Systems, bekam die Zusage für sein Projekt
Symbio-Tic und entwickelt Software für einen Arbeitsplatz in der Automobilfertigung, den sich Mensch und
Maschine teilen. Obwohl seine Firma erst zwei Jahre alt
ist, hat er viel Erfahrung mit EU-Projekten. Zu Beginn
seines Berufslebens hat er acht Jahre für das FraunhoferInstitut für Produktionstechnik und Automatisierung in
Stuttgart gearbeitet und etliche Anträge gestellt. „Durch
Förderprojekte kann man Eigenentwicklungen zu innovativen Themen vorantreiben, die alleine nicht zu stemmen
wären“, sagt Frauenhoffer. „Gerade als kleine Firma tut
man sich schwer, die Ressourcen für die Formalia aufzubringen.“ Trotz aller Bürokratie überwiegt für ihn der
Nutzen. Die Öffentlichkeitsmaßnahmen, das Netzwerk
aus Partnern und der persönliche Kontakt sind gefühlt
ebenso wertvoll. Institutionen wie das Steinbeis-EuropaZentrum in Stuttgart unterstützen den Mittelstand dabei,
diese Vorteile zu nutzen (s. Kasten S. 12).
Auch Kommunen in der Region Stuttgart profitieren
von europäischen Förderprojekten. Im Rems-Murr-Kreis
beteiligen sich neun Kommunen mit Projekten im Förderprogramm Leader, dessen Ziel es ist, den ländlichen Raum
weiterzuentwickeln. Seit Dezember 2015 sitzt in Murrhardt die Geschäftsstelle der Aktionsgruppe Schwäbischer
Wald, die für 28 Gemeinden des ländlichen Raums in
den vier Landkreisen Heilbronn, Rems-Murr, Ostalb und
Schwäbisch Hall in Form eines Vereins zuständig ist und
dafür sorgt, dass Projekte umgesetzt werden. „Bei diesem
Prozess wird Bürgerbeteiligung großgeschrieben“, sagt
Frieder Oesterle, Europabeauftragter des Rems-MurrKreises. Bis 2020 sollen so rund vier Millionen Euro in das
Gebiet fließen.
Seit Sommer 2015 ist das Ergebnis eines weiteren Projekts
er- und befahrbar: Im Filstal hat der Verband Region
Stuttgart in Kooperation mit Städten und Gemeinden die
Route der Industriekultur ins Leben gerufen. Sie verbindet
eindrucksvolle Industriegeschichte mit lebendiger Unternehmenskultur, wie die der Firmen Schuler oder Märklin.
Durch das Programm Interreg finanziert, das die europäische territoriale Zusammenarbeit fördert, entstand die
rund 70 Kilometer lange Route entlang des Filstalradwegs
zwischen Wiesensteig und Plochingen. Eine Ausschilderung, Infostelen und einheitlich gestaltete Aufenthaltsbereiche geben der Route ein Gesicht und erhöhen die
Wahrnehmbarkeit.
EU-Projekte bedeuten Geben und Nehmen
Der Verband Region Stuttgart und die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart haben in ihrer mehr als zehnjährigen Europaarbeit eifrig gesammelt: gute Ideen aus
europäischen Förderprojekten, verlässliche Kontakte und
gemeinsame Erfahrungen, die kein Lehrbuch ersetzen
kann. In gleichem Maß wurde Wissen angeboten und
weitergereicht, um andere Regionen profitieren zu lassen. Europa bedeutet immer zu geben, zu nehmen und
teilzuhaben. Als einer der wirtschaftsstärksten Räume
Europas ist es gerade für die Region Stuttgart wichtig,
früh informiert und Erster zu sein, wenn es etwas Neues
auszuprobieren oder zu zeigen gibt. „Wir sind ein Living
Lab für innovative Anwendungen. Die Europaarbeit bringt
wichtige Impulse, die Region Stuttgart voranzubringen
und im internationalen Standortwettbewerb weiterzuentwickeln“, sagt Regionaldirektorin Dr. Nicola Schelling.
Sie ist außerdem Vorsitzende des Netzwerks Metrex für
Europäische Metropolregionen und Großräume und weiß
um die Wichtigkeit des Vernetzens und Vernetzt-Seins.
Ein Blick über den regionalen Tellerrand hinaus bietet
frische Ideen für die eigene Heimat. Umgekehrt finden
die Erfolgsgeschichten aus der Region Stuttgart viele
Bewunderer in Nachbarländern, was stolz macht. Dank
des Internets reisen Bilder und Nachrichten schneller
denn je um den Globus. Verbindungen werden dadurch
enger und persönlicher: Zwischen Nationen, Regionen,
Institutionen, Unternehmen und vor allem zwischen
Menschen. Die gute Zusammenarbeit zwischen Nachbarn hält das große Puzzle Europa zusammen. Das Stück
der Region Stuttgart liegt ziemlich genau in der Mitte
und passt perfekt. Verena Mönch
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Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2016
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Titelthema: Europa
Der Entwickler
Mit zwölf hat er seinen ersten Computer gekauft, mit 15 sein erstes Programm geschrieben. Jetzt
ist Frank Frauenhoffer 46 und arbeitet an der Software für ein millionenschweres EU-Forschungsprojekt, bei dem sich Mensch und Roboter einen Job teilen. Von Michael Ohnewald
Das Büro liefert nichts Brauchbares über den Mann, der
es leitet. Ein paar Tische, ein paar Rechner. So beginnen
manchmal große Geschichten. Im Silicon Valley, wo die
Mythen im Wüstensand blühen, haben David Packard
und William Hewlett mit einem Startkapital von 538
Dollar in einer Garage angefangen. Nicht weit entfernt
startete auch ein gewisser Steve Jobs, der keinen Uniabschluss hatte, dafür aber eine Vision. Heute prägen
seine Smartphones und Rechner die digitale Moderne.
Die Handwerkstraße in Stuttgart-Vaihingen ist nicht die
Addison Avenue in Palo Alto, aber zumindest gedanklich ist man gar nicht so weit entfernt. Frank Frauenhoffer will in seiner kleinen Softwareschmiede Produkte
schaffen, mit denen sich die Welt verändern lässt. Im
Silicon Valley gilt dieses Credo nicht minder als moralischer Anspruch, wenngleich hier wie dort die Gesetze
eines unerbittlichen Marktes gelten, die aus Adlern
schnell mal Suppenhühner machen.
„Wir sind ein kleines Team, das eisern
zusammenhält“
Es ist einer dieser Tage, an denen das Licht über der
Stadt immer gleich ist, grau und kalt. Flugsand der benachbarten Baufirma trüben den Fensterblick auf eine
verwaiste Pferdekoppel, nicht aber die Stimmung. Frank
Frauenhoffer sitzt an seinem Schreibtisch vor einem Wasserglas, das halb voll ist. Er ist happy mit seiner neuen
Firma Amorph Systems, weil er jetzt wieder tut, was
er immer tun wollte. Unlängst haben sie die Zusage für
ein gefördertes europäisches Verbundprojekt bekommen, um die Steuerungssoftware für einen Roboter zu
entwickeln, der am Fließband zum Kollegen des Arbeiters werden soll. 265.000 Euro an Förderung hat seine
Firma dabei über das EU-Rahmenprogramm Horizon
2020 erhalten, das in den nächsten fünf Jahren rund
80 Milliarden Euro in die Forschung pumpt.
Der schwäbische Ingenieur arbeitet mit 14 ausländischen Partnern zusammen, der Austausch findet meist
über Telefonkonferenzen statt. Deutsche, Spanier, Finnen,
Ungarn, Schweden, Österreicher und Griechen feilen
gemeinsam an einer Idee, aus der am Ende ein zukunftsweisendes Produkt entstehen soll. „Das Schöne ist, dass
es bei diesem Projekt nicht darum geht, den Menschen
aus der Produktionskette zu drängen, sondern darum,
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Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2016
ihm einen Roboter an die Seite zu stellen, der die
Monotonie der Montageprozesse aufbricht und flexibel gesteuert werden kann“, erzählt Frauenhoffer,
der für solche Visionen brennt.
Dem Ziel, die Produktion in Firmen zu verbessern, hat er
sich schon länger verschrieben. Mit zwölf hatte der gebürtige Göppinger seinen ersten Rechner bekommen,
auf den er lange eisern gespart hatte. Texas Instruments,
Modell 99 – damit hat er angefangen und wenig später
als Autodidakt für das Stuckateurgeschäft des Großvaters
eine kaufmännische Software entwickelt, mit der man
Angebote schreiben, Aufmaße erstellen und Rechnungen ausdrucken konnte. Mehr als 15 Jahre lang tat das
Erstlingswerk des Enkels gute Dienste in Opas Firma.
Später hat er auf dem Technischen Gymnasium mit
größeren Rechnern hantiert, eine Steuerung für MärklinEisenbahnen programmiert und nebenbei auch bei
Drees & Sommer in die Tasten gehauen, wo der Vater als
Ingenieur arbeitete. Der Sohn hatte noch kein Abitur, war
aber schon Software-Entwickler in Teilzeit. Frauenhoffer
studierte Elektrotechnik mit Schwerpunkt Technische
Informatik an der Uni Stuttgart. Als frischgebackener
Diplom-Ingenieur heuerte er Mitte der 1990er-Jahre bei
der Fraunhofer-Gesellschaft in Stuttgart an, wo er sich
mit der Mikrochip- und Elektronik-Fertigung beschäftigte
und schließlich promovierte. Mit Kollegen arbeitete er
an einer Plattform für Planung und Steuerung automatisierter Produktionen. Man kann sich das vorstellen
wie beim Softwarehersteller SAP, der mit der Rundumversorgung bei Geschäftsanwendungen groß wurde.
Alles aus einer Hand, adaptiert an die Bedürfnisse des
Kunden und seiner Fabrikation.
Der Ingenieur kam viel in der Welt herum und reiste unter anderem immer wieder nach Asien, um die Weichen
für die vollautomatische Fabrik zu stellen, die damals in
aller Forschermunde war. Auf einer Messe in Singapur
wurde ihm bewusst, dass sein Name einen guten Klang
hat. Eher beiläufig überreichte er einem Kollegen seine
Visitenkarte. Plötzlich wurde er in einen edlen Raum
gebeten und alle verneigten sich vor ihm. Es dauerte eine
Weile, bis Frauenhoffer klarstellen konnte, dass er nicht
der Chef der Fraunhofer-Gesellschaft sei, der größten
Organisation für anwendungsorientierte Forschung in
Europa, sondern nur ein einfacher Angestellter mit
einem sehr ähnlich lautenden Nachnamen.
Michael Ohnewald
porträt
Titelthema: Europa
Nach sieben Jahren machte sich der Softwarespezialist
mit einigen Kollegen als Ausgründung der FraunhoferGesellschaft selbstständig. acp-IT, wie die Firma hieß,
blieb der Vision der Plattform treu, verdiente aber auch
mit der Beratung von Unternehmen gutes Geld. Nach
drei Jahren war aus fünf Gründungsgesellschaftern ein
Team aus 20 Mitarbeitern gewachsen. Neben Stuttgart
wurden Standorte in Dresden, Villach und in Timisoara,
der zweitgrößten Stadt Rumäniens, eröffnet. Sie verkauften Lizenzen, spezialisierten sich auf Fotovoltaiksowie Halbleiter-Firmen und stockten die Belegschaft
auf 95 Mitarbeiter auf.
Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn er damals
Nein zu diesem Großauftrag in Brasilien gesagt hätte,
bei dem es um die Produktion einer gewaltigen Chipfabrik ging. Frauenhoffer wollte alles richtig machen, aber
es ist in seiner Branche ein bisschen wie in den Nachrichtensendungen, bei denen der Sprecher die News verkündet, während unten bereits auf einem kleinen Streifen die
noch aktuellere Wirklichkeit vorbeizieht. Die Fotovoltaik
in Deutschland ging rasant zugrunde und gleichzeitig der
Investor der Chipfabrik über Nacht pleite. „Das hat uns
das Genick gebrochen“, sagt Frauenhoffer im Rückblick.
acp-IT musste im Herbst 2013 Insolvenz anmelden.
Geschäft zuwenden und selbst wieder an Software
arbeiten und Industriekunden bei der Einführung moderner Informationssysteme beraten. Alte Kontakte lebten
auf. „Netzwerken ist ganz wichtig“, sagt er.
Sie kämpften sich langsam zurück, ohne Bankkredit, aber
mit festem Glauben an sich und die eigenen Produkte.
Mittlerweile stehen wieder 27 Mitarbeiter auf der Lohnliste und zu den Kunden gehören Unternehmen wie
Audi oder ZF in Friedrichshafen. Auch für den Frankfurter
Großflughafen lieferten die Stuttgarter ein IT-System, das
zuverlässig den Passagierfluss errechnet und vorhersagt,
wie lange die Wartezeiten an einzelnen Abfertigungsschaltern innerhalb des Flughafens sein werden.
Wie lange die eigene Warteschleife ist, bis die ganz
große Idee zum Verkaufsschlager wird, weiß Frank
Frauenhoffer nicht. Dafür gibt es keine Software, nur die
Hoffnung, dass es irgendwann mal klappt mit dem großen Wurf. Was im Silicon Valley möglich ist, kann auch in
Stuttgart-Vaihingen oder anderswo in Europa gelingen.
Das Robotik-Projekt ist jedenfalls ein vielversprechender
Schritt. Anderthalb Jahre lang hat er sich darum bemüht.
„Das ist gelebtes Europa“, schwärmt Frank Frauenhoffer.
„Wer sonst könnte so viele Spezialisten aus verschiedenen
Nationen zusammenbringen?“
„Das war eine schlimme Zeit in meinem Leben“, sagt er.
„Das kann jetzt nicht das Ende sein“, sagten einige
Kollegen – und richteten ihn auf. Mit ihnen gründete er
noch in der Insolvenz die Amorph Systems GmbH, deren
Geschäftsführer er ist. „Wir sind ein kleines Team, das
eisern zusammenhält“, sagt der Vater von zwei Töchtern.
Frauenhoffer war jetzt nicht mehr Manager und Verwalter, sondern konnte sich als Gestalter dem operativen
Für seine Reportagen und Porträts ist Michael Ohnewald
mit den renommiertesten Preisen ausgezeichnet worden,
die im deutschen Journalismus vergeben werden. Für 179
porträtiert der Ludwigsburger Autor herausragende
Persönlichkeiten aus der Region.
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Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2016
15
Wissenschaft
Mit dem Ziel, die Anzahl und die Länge
von Autobahnstaus zu reduzieren, optimieren Wissenschaftler der Universität
Hohenheim die Logistikprozesse auf Baustellen. Im Mittelpunkt des Forschungsprojekts SmartSite steht dabei eine bessere Organisation des Asphaltbaus: „Im
ersten Schritt analysieren wir exakt den
Weg des Asphalts vom Mischwerk bis
zur Baustelle und alle damit verbundenen
Herausforderungen“, sagt Projektleiter
Marcus Müller. „Damit alle Abläufe auf
der Baustelle reibungslos funktionieren,
muss der Asphalt rechtzeitig ankommen,
er darf nicht abkühlen, die Fertigungsmaschine darf auf dem Weg nicht stehen
bleiben. Dies ist eine logistische Herausforderung, die wir mit intelligenter vernetzter IT unterstützen werden.“ Um die
Kommunikation zu verbessern, werden
zunächst die aktuellen und logistisch
relevanten Daten – wie etwa die Geschwindigkeit des Lastwagens und des
Fertigers – permanent sensorisch erfasst,
dann per Cloud Computing gespeichert.
Das Ziel: die Daten zeitnah an alle Beteiligten wie Einbaumeister, Mischmeister
oder Lastwagenfahrer weiterzugeben.
Zudem soll eine automatisierte Prozesssteuerung im Sinne der Industrie 4.0 entwickelt werden. Das Forschungsprojekt
läuft seit gut zwei Jahren und hat jetzt
erste praxistaugliche Ergebnisse erbracht.
Zu den Unternehmenspartnern gehören
aus der Region Stuttgart die Drees &
Sommer Infra Consult und Entwicklungsmanagement GmbH sowie die Züblin AG.
(hel)
wi2.uni-hohenheim.de
Touchscreen ade!
Wissenschaftler am Stuttgarter MaxPlanck-Institut für Festkörperforschung
arbeiten an den Grundlagen für einen berührungslosen Bildschirm. Dabei machen
sie sich die hohe Feuchtigkeitsempfindlichkeit von Antimon-Phosphaten zunutze. Auf Basis dieses Materials erzeugen
die Stuttgarter Forscher eine photonische
Nanostruktur, bei der sich ultradünne
Antimon-Phosphat-Schichten jeweils mit
Lagen entweder aus Siliciumdioxid- oder
Titandioxid-Nanopartikeln abwechseln.
Der Stapel aus mehr als zehn Schichten
erreicht eine Höhe von etwa einem Millionstel Meter. Auf eine Änderung der
umgebenden Luftfeuchtigkeit, wie sie
durch einen vorbeistreifenden Finger
ausgelöst wird, reagiert er innerhalb von
Millisekunden mit einer Farbänderung –
damit bekommt der Nutzer ein sofortiges
Feedback für seine Bewegung und kann
sie entsprechend steuern.
Vor dem praktischen Einsatz müssen die
Wissenschaftler aber noch zahlreiche
Herausforderungen meistern: Wichtig ist
Elektroautos werden zunehmend nicht
mehr per Kabel, sondern mittels drahtloser
Ladesysteme mit Strom versorgt. Das
Laden erfolgt über ein Magnetfeld, das
im Parkplatzboden erzeugt und auf eine
Empfängerspule am Unterboden des Fahrzeugs übertragen wird. Dafür muss das
Auto so präzise parken, dass beide Spulen
exakt übereinanderliegen. Ohne ein geeignetes Assistenzsystem ist dies so gut
wie unmöglich – doch gerade daran fehlte
es bisher. Der Doktorand Dean Martinovic
hat am Institut für Verbrennungsmotoren
und Kraftfahrwesen (IVK) der Universität
Stuttgart ein Verfahren entwickelt, das
eine Positionierung mit weniger als einem
Zentimeter Abweichung ermöglicht. Anstelle des bisher üblichen sinusförmigen
Magnetfeldes nutzt er ein gepulstes magnetisches Feld niedriger Frequenz. So
lassen sich störende Wechselwirkungen mit
dem metallischen Unterboden des Autos
vermeiden. Die aktuelle Position der Ladespule wird in Echtzeit auf einem Display
angezeigt, das den Fahrer bei der präzisen
Ausrichtung des Fahrzeugs unterstützt. (hel)
ivk.uni-stuttgart.de
nicht nur die wirtschaftliche Herstellung
von Nanostrukturen. Um Verschleiß zu
minimieren, müssen die Displays mit einer Schutzschicht überzogen werden, die
die feuchtigkeitsempfindlichen Schichten
einerseits vor chemischen und mechanischen Einflüssen schützt, andererseits
aber die Feuchtigkeit passieren lässt. Die
Stuttgarter Forscher haben dafür schon
eine Idee und wollen diese mit einem
Kooperationspartner umsetzen. (hel)
fkf.mpg.de
wikimedia by Farmcore/Maurice Chédel
erforschen
Ammann Schweiz AG
Weniger Staus dank Baustelle 4.0
Elektroautos punktgenau parken
Quinoa & Co. wachsen auch in Deutschland
Wissenschaftler der Universität Hohenheim haben es geschafft, drei Nahrungspflanzen aus Südamerika in Deutschland
anzubauen. Die rund 1,50 Meter hohe
Quinoa-Pflanze gedeiht normalerweise
auf einer Höhe von bis zu 4.500 Metern
und gehört zu den Grundnahrungsmitteln
der Anden-Bewohner. Auch Chia-Samen
und die Yacon-Knolle stammen aus Südamerika. Wegen ihrer herausragenden
Ernährungseigenschaften werden sie auch
„Superfood-Pflanzen“ genannt. „Die meisten dieser Pflanzen bilden nur unter Kurztag, also unter zwölf Stunden Licht, ihre
Körner aus, was bei uns dem Zeitraum
16
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Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2016
September bis März entspricht. Zu dieser
Zeit sind die Temperaturen hier aber so
niedrig, dass die Pflanzen erfrieren würden. Darum galt es lange Zeit als nicht
möglich, diese Superfood-Pflanzen großflächig in Deutschland anzubauen“, sagt
Prof. Dr. Simone Graeff-Hönninger vom
Fachgebiet Allgemeiner Pflanzenbau.
Um das zu ändern, hieß es für die Hohenheimer Experten im ersten Schritt, für
Mitteleuropa geeignete Sorten zu finden.
Anschließend mussten die richtigen
Anbausysteme ausgetüftelt und die
optimalen Zeiten für Aussaat und Ernte
gefunden werden.
Seit die Nahrungsmittel in Europa bei
Diabetikern, Allergikern, Sportlern und ernährungsbewussten Menschen immer
beliebter werden, sind die Verbraucherpreise in den Herkunftsländern gestiegen.
„Darum ist ein regionaler Anbau in Deutschland auch so wichtig. Damit schaffen wir
attraktive Produkte und neue Einnahmequellen für die hiesigen Landwirte“,
resümiert Simone Graeff-Hönninger. (hel)
uni-hohenheim.de/pflanzenbau
Innovation
Hand und Fuß
In einer kleinen Werkstatt auf dem
Schock-Areal in Schorndorf fertigt er sein
Produkt, das er sinnigerweise „Hand und
Fuß“ nennt, aus zugelieferten Teilen, die
ausnahmslos aus der Region stammen:
Die Holzplatte sägt ein Schreiner aus
Schorndorf-Haubersbronn, geölt wird es
in den Werkstätten der Diakonie Stetten
im Remstal und die Verchromung besorgt eine Firma aus dem nahen Urbach.
„Auf meine Zulieferer ist Verlass“, stellt
Beer zufrieden fest. „Anfangs habe ich
mich auch bei Zulieferern in China umgesehen, aber die Qualität hat nicht
gestimmt.“ Sein Produkt hat er bereits
zum Patent angemeldet und auch der
Antrag für die Einstufung als medizinisches Hilfsmittel, das vom Arzt verschrieben werden kann, ist eingereicht.
Obwohl die Krankenkassen das Gerät
noch nicht bezahlen, hat er bereits einige 100 Exemplare zum Preis von rund
100 Euro abgesetzt.
Mittlerweile hat Beer sein Produkt sogar
variiert. Er fertigt eine Adaption für
liegende Patienten und für solche, die
nur einen funktionstüchtigen Arm zur
Verfügung haben, wie etwa halbseitig
Gelähmte nach einem Schlaganfall. Auch
für Verbände am Arm sowie für Bandagen ist die Anziehhilfe zu verwenden.
(asm)
pbinnova.de
entwickeln
gestülpt und wieder heruntergeklappt“,
erläutert Beer. Wenn der Patient danach
seinen Fuß durch das Gestell wie in einen
Hauspantoffel schiebt, rollt sich der Stoff
an Fuß und Bein nach oben. „So einfach
ist das“, lacht Beer.
Der Trennschleifer
Es ist der Traum einer jeden Marketingabteilung, mit dem eigenen Namen für
eine ganze Produktgattung zu stehen.
Zu den wenigen, denen dies gelungen
ist, gehört die Firma Flex aus Steinheim
an der Murr. „Tragbares, mit einer
Trennscheibe ausgestattetes und mit
einem Elektromotor betriebenes Gerät,
mit dem harte Materialien (wie Stein,
Beton, Metall) zersägt werden können“,
steht im Duden unter dem Begriff „Flex“.
Und flexen übersetzt das Lexikon mit
trennschleifen. Das Wort geht auf eine
Erfindung von Hermann Ackermann
und Hermann Schmitt zurück, die 1922
in Stuttgart-Bad Cannstatt ein Unternehmen gründeten, um ihre eigene Erfindung herzustellen und zu vertreiben:
Ingo Bartussek/Fotolia.com
wer hat‘s erfunden?!
Klaus-Peter Beer ist selbstbewusst. So
selbstbewusst, dass er sich den Luxus
geleistet hat, in der VOX-Fernsehshow
„Die Höhle der Löwen“ ein Angebot des
Investors Vural Öger abzulehnen – es
erschien ihm nicht attraktiv genug. Der
Schorndorfer kam vor einigen Jahren
nach einem schweren Fahrradunfall in
eine Rehaklinik. Dort merkte er, wie
schwer jede Bewegung ist, die im gesunden Zustand leichtfällt. „Vor allem das
Anziehen der Strümpfe stellte sich als besonderes Problem heraus“, erzählt Beer.
Alle Anziehhilfen auf dem Markt waren
ihm zu kompliziert, so beschloss der ehemalige Sport- und Deutschlehrer, selbst
zu tüfteln. Nach vielem Herumprobieren
fand er eine Lösung, die ihn zufriedenstellte: Auf einem flachen Unterteil aus
Bambus ist ein gebogenes Metallgestell
angebracht, das sich im 90-Grad-Winkel
nach oben klappen lässt. „Darüber
wird dann die auf links gedrehte Socke
asm
PBinnova aus Schorndorf macht mit einer
Strumpf-Anziehhilfe Furore
179
die Handschleifmaschine MS 6, ein völlig
neuartiges Werkzeug, dessen Elektromotor eine biegsame, eine flexible Welle
antrieb.
Obwohl die Welle längst Geschichte
ist – bereits Ende der 1920er-Jahre
wurde sie durch ein Winkelgetriebe
ersetzt –, konnte sich der Name Flex bis
heute behaupten. Das Winkelgetriebe
wiederum war die Basis für weitere
Produktinnovationen: 1935 brachte die
Firma einen niedertourigen, 1954 den
ersten hochtourigen Winkelschleifer
auf den Markt. Erst als flexen längst in
die Umgangssprache eingegangen war,
passte die Firma ihren Namen an: Aus
Ackermann + Schmitt AG wurde im Jahr
1996 die Flex GmbH.
(hel)
Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2016
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Existenzgründung
Feuerwehr-Software aus Leinfelden-Echterdingen ist international gefragt
Zündende Geschäftsidee
Der IT-Markt ist groß. Für jedes Problem und jede Lebenslage gibt es scheinbar schon die passende Softwarelösung oder App. Nur eine Software für Feuerwehren,
die alltagstauglich ist, gab es bisher noch nicht. Diesem
Problem haben sich die beiden Start-up-Unternehmer
Sascha Hoffmann und Bojan Slegel aus Leinfelden-Echter
dingen mit ihrer Firma Code3 angenommen und „Fireplan“ programmiert. Das Besondere dabei: Das Programm
wurde mit der Feuerwehr gemeinsam entwickelt und
in der Praxis getestet, bevor es auf den Markt kam. Es
deckt alle Bereiche der Organisation einer Feuerwehr ab,
von der Alarmierung über die Einsatzdokumentation bis
zur Abrechnung. Erfolgreich gearbeitet wird mit der Software bereits in mehr als 160 Installationen in Deutschland, Österreich, Italien und bald auch in den USA.
Die kann sogar ein Feuerwehrmann bedienen, der
um drei Uhr morgens aus dem Bett geklingelt wird
Als Beta-Kunde diente sieben Jahre lang die Freiwillige
Feuerwehr Leinfelden-Echterdingen, wo Sascha Hoffmann
schon seit der Jugendfeuerwehr aktiv ist, sowie eine
Werksfeuerwehr. Seit 2012 bauten Hoffmann und Slegel
ihr Unternehmen Code3 auf, bis das Produkt reif für die
Vermarktung war. „Nicht alles klappte von Anfang an“,
erinnert sich Hoffmann. So stürzte das Programm während der Testphase auch mal ab oder einzelne Funktionen
fielen kurzzeitig aus. Bei keinem der Fälle gingen jedoch
Daten verloren.
Für jedes Feuerwehrmitglied lässt sich eine Personalakte
anlegen, welche unter anderem Informationen enthält
über absolvierte Schulungen und den aktuellen Kenntnisstand. So ist beispielsweise für das Bedienen einer Drehleiter eine andere Ausbildung notwendig als für den
Einsatz mit Atemschutzmaske. Ein Kommandant kann
einen Einsatz besser planen und Teams gezielter einteilen,
je mehr Informationen über die Feuerwehrleute vorliegen.
Dank der Nähe zu Flughafen und Autobahn
erreichen wir unsere Kunden schnell und
unkompliziert
Das Programm wertet die Einsätze in Statistiken aus
und zeigt Durchschnittswerte an sowie den aktuellen
Zustand der Geräte und wann die nächste Wartung fällig
ist. Die Software ist eine Hybridlösung, die sich selbst
aktualisiert und sowohl online als auch offline nutzbar
ist. Feuerwehrleute können sie auf der Wache, zu Hause
und von unterwegs nutzen, das spart Zeit und Kosten.
„Die technischen Mittel gab es schon lange, es kam
nur niemand auf die Idee, ein Programm für diese Marktnische zu schreiben“, sagt Sascha Hoffmann.
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Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2016
Bei der Entwicklung war auch die einfache Bedienung der
Software wichtig. „Die kann sogar ein Feuerwehrmann
bedienen, der um drei Uhr morgens aus dem Bett geklingelt wird“, sagt Hoffmann. Für Software-Schulungen
hätten die meisten Feuerwehrleute ohnehin wenig Zeit,
da sie nur ehrenamtlich tätig seien. Zudem bieten Hoffmann und Slegel auch Weiterbildungen, Schulungen
und Workshops für Feuerwehrführungskräfte sowie für
die Webseitengestaltung der Feuerwehr mit Datenübernahme aus Fireplan an.
gründen
Abbildungen: Fireplan
Existenzgründung
Die Jungunternehmer machen überwiegend auf Messen
Werbung für ihr neues Produkt und bieten kostenlose
Demoversionen an. Anschließend können Interessenten
die beiden Informatiker für eine persönliche Einführung
zu sich auf die Feuerwehrwache oder zu einer OnlinePräsentation einladen. Das Feedback der Kunden sei
bisher durchweg positiv gewesen. „Durch unsere praxisnahe Arbeitsweise und die einfache Bedienung heben wir
uns von anderen Software-Programmen ab“, stellt Hoffmann fest. Um sicherzustellen, dass auch ein Neukunde
mit der Software zurechtkommt, begleitet das Unternehmen die Feuerwehr bei der Einführung. Nebenbei wird
dadurch ständig das Produkt optimiert. „Die Infrastruktur
in Leinfelden-Echterdingen ist für uns optimal, dank der
Nähe zu Flughafen und Autobahn erreichen wir unsere
Kunden schnell und unkompliziert“, so Slegel. Bisher gibt
es Fireplan auf Deutsch und Englisch, weitere Länderversionen sind geplant.
Katharina Tomaszewski
CODE3 UG
Gründungsjahr: 2012
Sitz: Leinfelden-Echterdingen
Mitarbeiter: 5
fireplan.de
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Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2016
19
Fachkräfte
privat
Neue Wege im Online-Personalmarketing
Sabine Burmeister, Leiterin der Online Talent Communication bei der
Deutschen Telekom, zu Blind Applying und mehr Kandidatenorientierung
arbeiten
179: Blind Applying ist ein Beispiel
dafür, wie sich der Bewerbungsprozess durch Kooperationen effizienter
gestalten lässt. Wie funktioniert das
Konzept?
Burmeister: Dahinter steht die Idee,
dass sich mehrere Arbeitgeber zusammentun, um gemeinsam Praktikumsplätze weltweit anzubieten. Blind Applying deshalb, weil es bis zum Schluss
spannend bleiben soll, welche Bewerber
von welchem Arbeitgeber ein Angebot
bekommen. Unerwartet schnell hatten
wir 17 Partnerunternehmen für die Telekom gefunden. Im Angebot waren damit
18 sehr unterschiedliche Praktika, auf die
man sich mit nur einem einzigen Lebenslauf bewerben konnte. Zum Start der
Kampagne 2013 warben die Firmen auf
ihren jeweiligen Facebookseiten für die
vermeintliche Konkurrenz. Damit sorgten
wir für unzählige Kommentare und die
gewünschte Aufmerksamkeit.
Welche Themen stehen für Sie aktuell
im Mittelpunkt?
Mobile Recruiting ist das große Thema.
Viele Leute haben heutzutage keinen
Laptop mehr zu Hause, sondern nutzen
nur noch Tablets und Smartphones.
Deshalb muss alles, was wir online anbieten, auf diesen Endgeräten technisch
und inhaltlich vor allem ansprechen,
aber auch auffindbar sein. Für das
Google-Ranking ist es mittlerweile ein
zentrales Kriterium, ob eine Webseite
für Mobilgeräte optimiert ist.
Variieren Sie Ihre Online-Kommunikationsstrategie je nach Zielgruppe?
Wir wählen die Kommunikationskanäle
zur Zielgruppe passend aus. Anzeigen in
den großen Jobbörsen sind für die meisten Positionen relevant. Begehrte ITProfessionals erreichen wir beispielsweise
zusätzlich über Active Sourcing bei Xing.
Sie bevorzugen zudem Kurzprofile und
eine effiziente Kommunikation. BWL-Absolventen schätzen dagegen die Möglich-
keit, sich individuell zu präsentieren. Hier
setzen wir unter anderem auf zeitversetzte Videointerviews, in denen die Bewerber auch ihre Persönlichkeiten ausspielen
können. Suchen wir einen Betriebsarzt,
dann buchen wir dafür auch immer noch
Printanzeigen im Ärzteblatt.
Wie sieht für Sie das Recruiting der
Zukunft aus?
Arbeitgeber müssen die Prozesse noch
konsequenter aus Sicht der Bewerber
denken. Insbesondere im Hinblick auf
die Digitalisierung muss meines Erachtens ein Umdenken im Personalwesen
stattfinden. Nicht alleine die Technik
muss weiterentwickelt werden, sondern
der dahinterstehende Prozess. Viele
Arbeitgeber stehen hier vor ähnlichen
Herausforderungen. Daher halte ich auch
viel von unternehmensübergreifenden
Kooperationen.
Die Fragen stellte Monika Nill
telekom.com/karriere
Die USU-Gruppe in Möglingen bietet
Anwendungen, Produkte und Beratung
rund um das Thema Knowledge Business
und beschäftigt aktuell rund 460 Mitarbeiter. Um sich im heiß umkämpften
Markt der Softwareentwickler von der
Konkurrenz abzuheben, betreibt das
IT-Unternehmen schon rund zehn Jahre
lang ein systematisches Arbeitgebermarketing. „Wir gehen dorthin, wo
unsere Bewerber unterwegs sind – sei
es auf Messen, in die Hochschulen oder
verstärkt auch in die sozialen Netzwerke“, sagt Recruiterin Franziska Roth. Auf
der Karriereseite von USU finden sich
neben der Stellenbörse ausführliche
Hintergrundinformationen zu den unterschiedlichen Arbeitsbereichen sowie zu
Einstiegsmöglichkeiten, Sozialleistungen
und Weiterbildungschancen. Videos
und persönliche Mitarbeiterstatements
verschaffen zusätzlich einen authentischen Eindruck von der Arbeits- und
Firmenkultur.
20
179
„USU steht besonders für flache Hierarchien, kurze Wege und eine offene
und direkte Kommunikationskultur.
Ansprechpartner werden deshalb immer
mit Fotos und ihrer Durchwahl präsentiert, so dass der Erstkontakt für potenzielle Bewerber möglichst leicht fällt.
Wert legen wir außerdem auf einen effizienten Bewerbungsprozess mit kurzen
Formularen, der Abfrage weniger persönlicher Eckdaten und einem umgehenden Rückrufservice von unserer Seite“,
erläutert Franziska Roth.
Auf Xing, LinkedIn und Twitter, Facebook oder YouTube erfahren Besucher,
wo das Unternehmen auf Messen und
Veranstaltungen präsent ist, welche
neuen Kundenprojekte es gibt oder was
in Sachen Weiterbildung auf dem Plan
steht. Praktika und Jobs für Schüler,
Studierende und Absolventen postet
USU vor allem auf Facebook, die Stellen
für Berufserfahrene eher auf XING. Auf
kununu ist das Unternehmen ebenfalls
aktiv und kommentiert bei Bedarf auch
die Rückmeldungen der User.
Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2016
USU AG
Tempo beim E-Recruiting
Die IT-Firma wird oft schon auf der Basis
weniger interessanter Eckdaten aktiv,
selbst wenn noch keine ausführlichen
Unterlagen vorliegen. „Um beim E-Recruiting erfolgreich zu sein, gehören vor
allem schnelle Reaktionen zu den zentralen Erfolgsfaktoren“, weiß Personalleiter
Markus Faiß. „Unsere Kandidaten haben
in der Regel mehrere aussichtsreiche
Bewerbungen laufen. Es passiert deshalb
schon mal, dass wir morgens den Erstkontakt zu einem Kandidaten haben und
noch am selben Abend ein persönliches
Bewerbungsgespräch führen. Auch unser
Vorstand steht kurzfristig für Gespräche
zur Verfügung, wenn wir aussichtsreiche
Kandidaten an der Angel haben.“ (nil)
usu-gruppe-karriere.de
Freizeit
Kultur in alten Mauern
ursprüngliche Burg wurde im Bauernkrieg niedergebrannt. Der Keller und das
Erdgeschoss haben ihre Wurzeln noch
im Mittelalter.
1976 gingen die drei heruntergekommenen Gebäude in das Eigentum von
Restauratoren über, die sie mit fachmännischem Fingerspitzengefühl instand
setzten. Im Jahr 1999 öffnete Elfriede
Emmerich die Tore der Neckarburg für
Besucher. Sie richtete im Erdgeschoss
eine Kleinkunstbühne ein, wo sie mit
der Veranstaltungsreihe „Kultur in der
Neckarburg“ eine aparte Mischung aus
Musik, Theater und Kabarett etablierte. Das musikalische Spektrum reicht
von Klassik über Balladen bis Jazz, die
Theateraufführungen richten sich einmal
jährlich auch an Kinder. Das Kabarett
präsentiert sich von der One-Man-Show
bis zur achtköpfigen Truppe. Gelegentliche Specials offerieren eine Filmvorführung, eine Dichterlesung oder eine
Kunstausstellung.
In der Dürnitz, dem ehemaligen Speiseund Gemeinschaftsraum, befinden sich
zusätzliche Räume, die ebenso wie der
schöne Innenhof seit vielen Jahren gerne
für private Veranstaltungen genutzt werden. Die Dürnitz erstreckt sich über die
gesamte Länge des Gebäudes und bietet
mit ihrer Höhe von über vier Metern und
den 1,50 Meter starken Sandsteinmauern
eine eindrucksvolle Atmosphäre. (asm)
Neckarburg-Events
Wer im Neckartal zwischen Nürtingen
und Tübingen unterwegs ist, kann sie
nicht übersehen, die Neckarburg, die
über dem beschaulichen Neckartenzlingen thront. Das imposante Bauwerk mit
seinem hellgrauen Fachwerk ist auch
als „Schlössle“ bekannt und seit 1286
urkundlich nachgewiesen. Über die Jahrhunderte wurde die Neckarburg von
Adelsfamilien, Offizieren, Vögten und
Bauern bewohnt. Das heutige Aussehen
stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die
erleben
Die Neckarburg in Neckartenzlingen bietet Raum für Kleinkunst und Feste
neckarburg-events.de
18. bis 27. März 2016
Kopf der Protestanten
Anlässlich des 500. Geburtstags von
Herzog Christoph von Württemberg
zeigt das Landesmuseum im Alten
Schloss in Stuttgart das vielfältige
Wirken des Renaissanceherrschers.
landesmuseum-stuttgart.de
Deutsch-Türkisches Kabarett
Die Deutsch-Türkische Kabarettwoche
in Stuttgart zeigt das Beste, was die
Comedyszene derzeit zu bieten hat.
renitenztheater.de
9. April 2016
10. März bis 14. Juli 2016
Lunchkonzerte
An sieben Tagen lädt die Oper Stuttgart dazu ein, in der Mittagspause
Kopf und Ohren etwas Gutes zu
tun – und alles bei freiem Eintritt.
oper-stuttgart.de
13. März 2016
Waiblinger Ostermarkt
Österliche Dekorationen, Floristik,
Töpferkunst und jede Menge
Kunsthandwerk versetzen die
Besucher in Frühlingsstimmung.
wtm-waiblingen.de
Lange Kunstnacht
In lockerer Atmosphäre lassen sich
in Leonberg die Werke von über
50 Kunstschaffenden kennenlernen.
leonberg.de
tipps
Bis 3. April 2016
Sternenhimmel
Wer sich mit Andromeda-Galaxie, Orionnebel
oder Plejaden auskennt oder es lernen will, ist
in der Kepler-Sternwarte richtig. Dem berühmtesten Sohn von Weil der Stadt ist nicht allein
ein Museum gewidmet. Vom Dach des Johannes-Kepler-Gymnasiums kann man zudem in die
Sterne schauen. Lehrveranstaltungen und Kursangebote ergänzen das vielseitige Programm,
das von der Kepler-Gesellschaft betrieben wird.
kepler-sternwarte.de
Domkirche als Ruhepol
Die St. Eberhardskirche in Stuttgart wurde zu
Beginn des 19. Jahrhunderts von der Solitude
in die Königstraße versetzt und war die erste
richtige Kirche der Katholiken im protestantischen Württemberg. Die im Zweiten Weltkrieg
zerstörte und von Hugo Schlösser modern wiederaufgebaute Kirche wurde im Jahr 1978 zur
Domkirche der Diözese Rottenburg-Stuttgart
erhoben. Im Inneren lockt ein Christus-Mosaik
und es herrscht himmlische Ruhe, während
draußen die Schnäppchenjäger entlanghasten.
Das Café im benachbarten Haus der Katholischen Kirche ist ein angenehmer Treffpunkt.
st-eberhard.de
24. April 2016
Barbarossa-Berglauf
Treffpunkt ist die Werfthalle Stauferpark in Göppingen. Dort geht es
den ganzen Tag rund mit weiteren
Läufen, Sport, Spiel und Spaß.
goeppingen.de
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Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2016
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Sicher zum und beim Film
der Wirtschaftsförderung
Region Stuttgart
fachkraefte.region-stuttgart.de
21. März 2016
Film Commission Montagsseminar
Das Seminar zeigt, wie virtuelle Realitäten im Film eingesetzt werden können
und informiert über die technischen
und inhaltlichen Herausforderungen.
Ort: Literaturhaus Stuttgart
film.region-stuttgart.de
23. März 2016
Backbone-Planung – und was
kommt danach?
Die Veranstaltung des Kommunalen
Pools Region Stuttgart stellt verschiedene Organisationsmodelle beim Ausbau
des schnellen Internets vor und beleuchtet besonders die Rolle der Kommunen.
Ort: Verband Region Stuttgart
Das Montagsseminar der Film Commission
hat über Arbeitssicherheit informiert
kommunaler-pool.region-stuttgart.de
15. April 2016
Regionaler Dialog
Beim Regionalen Dialog Produktbegleitende Dienstleistungen im Maschinenbau geht es um innovative Prozesse im
technischen Kundendienst.
Ort: Econvent, Esslingen
maschinenbau.region-stuttgart.de
18. April 2016
Webmontag
Die Informations- und Netzwerkveranstaltung für professionelle Web-Anwender
und Web-Experten bietet Wissen, Anregungen, Austausch und Networking rund
um das Internet.
Ort: Literaturhaus Stuttgart
wmstr.de
28. April 2016
Frühjahrsforum Business Angels
Region Stuttgart
Ausgewählte Gründerteams mit Erfolg
versprechenden Geschäftsideen präsentieren vor Business Angels ihre Gründungsvorhaben.
Ort: Stuttgart
business-angels-region-stuttgart.de
22
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Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2016
„Filmsets bergen viele Gefahren: von Stolperfallen durch Stromkabel über Kamerakräne mit schwebenden Lasten und entflammbare Kulissenteile bis hin zu schlecht
abgesicherten Drehorten im öffentlichen
Raum.“ Martin Voggenauer von der Berufsgenossenschaft für Energie, Textil,
Elektro und Medienerzeugnisse schilderte
drastisch, worüber sich ein Großteil der
Filmschaffenden selten Gedanken macht.
„Wir stellen immer wieder fest, wie wenig
selbst Filmprofis über Arbeitssicherheit
wissen – und wie viele Berührungspunkte
es gleichzeitig in der Produktionspraxis
gibt“, ergänzt Joachim Bayersdörfer, der
sich mit seinem Ingenieurbüro Bayco
auf Arbeitssicherheit spezialisiert hat und
Filmproduktionen beim Aufbau einer
Sicherheitsinfrastruktur berät.
Dabei tauchen zahlreiche Fragen auf:
Welche Gefahren bergen Stunts, Special
Effects und technisches Kamera-, Lichtund Bühnenequipment? Welche Bedeutung haben Gefährdungsbeurteilungen
von Drehbüchern und Drehorten? Und
ganz konkret: Wie erkennt man, ob der
Hausstrom am Filmset genutzt werden
kann? Das Montagsseminar der Film Commission über „Arbeitssicherheit am Filmset“ ging solchen filmspezifischen, aber
auch allgemeinen Fragen der beruflichen
Unfallversicherung nach: Wie ist man
auf dem Weg zur Arbeit geschützt? Wie
verhindert man generell Unfälle am
Arbeitsplatz? Wer ist verantwortlich für
die Organisation des Arbeitsschutzes
im Betrieb?
Bavaria
10. März 2016
Talente-Forum: Digitalisierung im
Recruiting
Die Teilnehmer des Talente-Forums erfahren, wie digitale Anwendungen sämtliche Prozesse der Mitarbeitergewinnung
unterstützen, von der Stellenausschreibung bis zum Auswahlprozess.
Ort: Leuze Electronic, Owen
service
termine
Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell
Solche Dinge verbindet man nicht auf
Anhieb mit dem Thema Film, sie finden
aber Anklang: „Für mich ist das sehr hilfreich, weil ganz praktisch deutlich wurde,
welche Verantwortung ich als Entscheiderin in der Filmproduktion trage – auch
für meine Mitarbeiter“, sagt Producerin
Filomena Alder, die regelmäßig Gast der
Montagsseminare ist. „Die Seminare sind
eine tolle Möglichkeit, im Rahmen einer
Feierabend-Weiterbildung das eigene
Wissen zu vertiefen und eventuell auch
zu korrigieren.“
Die Montagsseminare werden monatlich
von der Film Commission Region Stuttgart
veranstaltet und bieten Fachwissen zu
praxisnahen Themen im Filmbereich. Gemeinsam mit externen Experten werden
in Workshop-Atmosphäre technische,
organisatorische und kreative Themen
behandelt, beispielsweise Trends wie Virtual Reality, Drehbucharbeit und Kostümbild bis hin zu Steuerfragen. Die Film
Commission selbst ist die zentrale Beratungseinrichtung für Filmproduktionen in
der Region Stuttgart und bietet individuelle Unterstützung und Informationen in
sämtlichen Bereichen der Filmherstellung:
von der projektbezogenen Beratung bei
der Suche nach Drehorten und der Einholung von Drehgenehmigungen über die
Zusammenarbeit mit Behörden bis hin zu
gezielten Informationen über Filmprofis,
Talente, Produzenten und Dienstleister.
Valérie Hasenmayer
film.region-stuttgart.de
Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell
Großes Interesse
am Welcome Service
on Tour
Business Angels investieren eine Million
Pia Schweißer
Stark nachgefragt wird das Angebot
„Welcome Service Region Stuttgart on
Tour“, das im vergangenen Herbst in
den Landkreisen der Region gestartet
ist. Bereits zu den ersten Sprechstunden
zum Leben und Arbeiten in der Region
hatten sich zahlreiche Interessierte
angemeldet. Seitdem hat sich das Angebot etabliert. Der Service, der zuvor
auf das Welcome Center in der Landeshauptstadt beschränkt war, richtet
sich an internationale Fachkräfte, ihre
Familienangehörigen und Studenten,
die im jeweiligen Landkreis leben und
arbeiten wollen.
Die Business Angels Region Stuttgart
sowie weitere Investoren haben eine
Million Euro in das Stuttgarter Start-up
Venneos GmbH investiert. Mit Hilfe
dieser Finanzspritze entwickelt die MaxPlanck-Ausgründung ein neuartiges
Siliziumchip-basiertes Bildverfahren für
die Analyse biologischer Zellen. Das
System beruht auf einem innovativen
Messansatz, der es ermöglicht, zelluläre
Veränderungen zu erkennen, die mit anderen Technologien unsichtbar bleiben.
Durch die automatisierte parallele Analyse von bis zu mehreren Tausend Zellen
auf Einzelzellebene werden Experimente objektiver, besser reproduzierbar
und verlässlicher.
welcome.region-stuttgart.de
Um die Verbindung von Film und Literatur dreht sich die neue Postkartenserie „Exposé“ der Film Commission
Region Stuttgart. Das Set aus elf
außergewöhnlichen Filmlocations ist
eine Hommage an die Dichter und
Denker, die in der Region für geschichtsträchtige Orte sorgen: von der
Kirche, in der Mörike predigte, über
ein altes Kino, das von einem Buchdrucker gegründet wurde, bis hin
zum Stuttgarter Künstlerhaus, das
der Typograf Kurt Weidemann einst
leitete. Die Fotografin Pia Schweißer
hat die Bilder minimalistisch-klar in
Zentralperspektive aufgenommen.
Kompetenz für
Energieeffizienz
Kleine und mittelgroße Unternehmen
aus der Region Stuttgart erhalten jetzt
noch mehr Unterstützung beim Einsparen
von Material und Energie sowie bei der
Entwicklung von Effizienztechnologien.
Im Netzwerk Energieeffizienz des Landes Baden-Württemberg hat die Region
Stuttgart als einzige Region drei Stellen erhalten. Ausgezeichnet wurde ein
Konsortium aus zwölf Organisationen,
darunter die Energieberatungsagenturen
aller fünf Landkreise und das Energieberatungszentrum in der Landeshauptstadt. Zwei der Stellen sind bei der IHK
Region Stuttgart angesiedelt, eine bei
der WRS.
business-angels-region-stuttgart.de
film.region-stuttgart.de
WRS
2015
rderung Region Stuttgart GmbH
Projekte | Initiativen | Services
WRS-Jahresbericht
Der neue WRS-Jahresbericht informiert
über Projekte, Initiativen und Services
der regionalen Wirtschaftsförderung im
Jubiläumsjahr 2015. Außerdem erinnert
er an Highlights aus 20 Jahren WRS –
von der ersten regionalen Gewerbeimmobilienbörse im Internet über die
Gründung der Kompetenzzentren bis
hin zur Eröffnung des Welcome Center.
wrs.region-stuttgart.de
impressum
wrs.region-stuttgart.de
Herausgeber
Wirtschaftsförderung
Region Stuttgart GmbH (WRS)
Friedrichstraße 10
70174 Stuttgart
Telefon 0711 2 28 35-0
[email protected]
wrs.region-stuttgart.de
Geschäftsführer
Dr. Walter Rogg
Verantwortlich
Helmuth Haag (hel)
Redaktion
Helmuth Haag
helmuth.haag@
region-stuttgart.de
service
Filmlocations zum
Thema Literatur
Auch der High-Tech-Gründerfonds des
Bundes und die Max-Planck-Gesellschaft
haben sich an der Hightech-Firma beteiligt. „Mit diesen finanzstarken Investoren
an Bord können wir gemeinsam daran
arbeiten, einen neuen Standard für die
Zellanalyse zu etablieren“, sagt David
Wehner, Geschäftsführer und einer der
Venneos-Gründer. Ziel ist die Marktreife
und die Vorbereitung des Markteintritts
der ersten Produktgeneration. Dafür
sucht das Gründerteam jetzt Mitarbeiter
an der Schnittstelle zwischen Physik,
Elektrotechnik, Informatik und Biologie.
Autoren dieser Ausgabe
Leonhard Fromm (lof), Helmuth
Haag (hel), Valérie Hasenmayer
(vah), Sonja Madeja (som),
Monika Nill (nil), Michael
Ohnewald (moh), Tobias Schiller
(tos), Astrid Schlupp-Melchinger
(asm), Katharina Tomaszewski (kti)
Die Wirtschaftsförderung
Region Stuttgart GmbH ist eine
Tochter des Verband Region
Stuttgart. Das Infomagazin
„Region Stuttgart aktuell”
können Sie auf der Website
des Verbandes einsehen und
bestellen:
Gestaltung
Projektgruppe Visuelle
Kommunikation, Ludwigsburg
region-stuttgart.org
region-stuttgart.de
Zur besseren Lesbarkeit wird
teilweise auf die weibliche Form
verzichtet.
179
Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2016
23
Titelfoto: tunedin/Fotolia.com
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Ergänzt wird das Medien-Angebot durch
Dienstleistungen von Corporate Publishing
bis Druck.
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