TECHNIK Vollkeramische Komplettsanierung eines Oberkiefers mit unterschiedlichen Verfahren FRÄSEN, PRESSEN, SCHICHTEN Ein Beitrag von Ztm. Christian Vordermayer, Grabenstätt, und Dr. Stefan Hochleitner, Stephanskirchen/beide Deutschland KONTAKT ■ BeautyDent – INDIZES Fon +49 861 2099013 ■Ästhetik Kosmetische Zahnrestaurationen [email protected] ■ CAD/CAM Ztm. Christian Vordermayer www.beauty-dent.eu ■ Lithium-Disilikat Kaltenbacherweg 13 83355 Grabenstätt/Chiemsee ■ Presskeramik ■Verblendkeramik ■Vollkeramik ■Zirkonoxid 84 – dental dialogue 16. JAHRGANG – 7/15 TECHNIK Christian Vordermayer beschreibt im vorliegenden Beitrag die vollkeramische Versorgung einer Patientin. Dabei zeigt sich, dass es mit dem einen Herstellungsverfahren und Material nicht getan ist, denn das Darunter definiert das Darüber. Damit wird die Debatte um „Ein Material für alle Fälle“ beendet und eine Lanze für die manuelle Schichttechnik gebrochen. Eine Technik, die in puncto Ästhetik nicht zu schlagen ist. DD-CODE HOMEPAGE ■o3757 Einfach diesen dd-Code in das Suchfeld auf www.dentaldialogue.de eintragen und zusätzliche Inhalte abrufen 7/15 – dental dialogue 16. JAHRGANG – 85 TECHNIK 01 & 02 Diese 63-jährige Patientin suchte die Praxis von Dr. Stefan Hochleitner auf, um sich Behandlungsoptionen für ihre desolate Gebisssituation einzuholen 03 Die Zirkonoxid-Gerüste werden mit einem Fertigungssystem von R+K CAD/CAM gefräst. Den individuellen Frässtrategien von R+K sind die ultradünnen Ränder und perfekten Primärpassungen zu verdanken 04 Um die Pulpen der parodontal geschädigten Seitenzähne 05 Für die Verblendung der Zirkonoxid-Gerüste wurde auf im Oberkiefer zu schonen, griff Dr. Hochleitner auf eine mini- die speziell dafür entwickelte Creation ZI-CT zurückgegriffen. malinvasive Präparation zurück Man würde nicht meinen, dass hierfür Bleach-Massen zum Einsatz kamen 86 – dental dialogue 16. JAHRGANG – 7/15 TECHNIK 06 Die anatomisch reduzierten Gerüste für die Seitenzahnversorgungen wurden klassisch modelliert und mithilfe des trixpressMuffelsystems von Dekema eingebettet 07 - 09 Aufgrund seiner individuell platzierbaren Einweg-Platzhalter ermöglicht das trixpress-System es dem Anwender, in einem Pressvorgang bis zu 30 g Presskeramik und/oder fünf unterschiedliche Farben zu verarbeiten. Da die Keramik-Pellets beim trixpress-System auf mehrere Pressstempel verteilt werden können, lassen sich die Press-Pellets maximal nutzen Am Anfang war der Patient. In diesem Fall malinvasiv präpariert worden waren, fiel die Um die Pulpen der parodontal geschädigten eine 63-jährige Patientin, die die Praxis von Wahl auf keramisch verblendete Zirkonoxid- Seitenzähne zu schonen, griff Dr. Hochleitner Dr. Stefan Hochleitner aufsuchte, um sich eine Einzelgerüste. Denn aufgrund der wenigen, auf eine minimalinvasive Präparation zurück. professionelle Meinung über ihre desolate verbliebenen Zahnhartsubstanz bot sich im Dies garantierte einen maximalen Zahnhart- Gebisssituation einzuholen (Abb. 1 und 2). Frontzahnbereich ein klassisches Befesti- substanzverlust (Abb. 4). Dieses minimalin- In der Folge entschied sich die Patientin für gungskonzept an. vasive Vorgehen hat natürlich zur Folge, dass eine Neuversorgung ihrer Zähne. Zunächst Bei der Anfertigung der Zirkonoxid-Gerüste die künstlichen Kronen keine extrem tiefen im Oberkiefer und später – daran angepasst greift Christian Vordermayer auf sein eigenes Fissuren und eher flache Höckerneigungen – die Versorgung ihres Unterkiefers. Da im Fertigungssystem von R+K CAD/CAM zurück. aufweisen können. Eine Herausforderung, dritten Quadranten der zweite Prämolar und Den individuellen Frässtrategien von R+K ist der sich man sich zu Gunsten der erhaltenen erste Molar fehlten, musste hier erst noch es zu verdanken, dass sich ultradünne Rän- Zahnhartsubstanz jedoch gerne stellt. über die Versorgungsoptionen (pfeiler- oder der fräsen lassen und eine perfekte Primär- Die Zirkonoxid-Gerüste wurden mit der implantatgetragen) nachgedacht werden. passung erreicht wird (Abb. 3). Zudem lässt speziell dafür entwickelten Creation ZI-CT Da im Oberkiefer die alten Frontzahnkronen sich der verwendete Hochtemperaturofen verblendet. Wenn man die Abbildung 5 entfernt werden mussten und sich danach von Dekema individuell auf jedes am Markt betrachtet, würde man nicht meinen, dass zeigte, dass die Stümpfe damals sehr maxi- erhältliche Zirkonoxid einstellen. hierfür Bleach-Massen zum Einsatz kamen. 7/15 – dental dialogue 16. JAHRGANG – 87 TECHNIK 10 & 11 Diesen Deckel setzt man normalerweise nach dem Befüllen der trixpress-Muffel auf. Durch das kleine, exzentrisch angebrachte Loch kann dann der Einbettmasseüberschuss austreten. In der Folge hat man einen glatten und blasenfreien Muffelboden, der nicht komplett getrimmt werden muss Der warme Grundton rührt daher, dass im den die Press-Pellets wirtschaftlich genutzt. geschichtet, der durch den gezielten Einsatz Zahnhalsbereich etwas chromatischere Der Abschlussdeckel mit integriertem Aus- wärmerer Massen jedoch etwas abgemildert Massen verwendet wurden und auch der flussloch für den Einbettmasseüberschuss werden konnte. Aus den Okklusalaufnahmen Zirkonoxid-Rohling eine eher warme Grund- stellt sicher, dass der Muffelboden glatt, geht hervor, dass ein harmonischer Über- einfärbung aufwies. blasenfrei und eben ist (Abb. 10 und 11). gang zu den Frontzahnkronen (von 13 auf Da der Seitenzahnbereich minimalinvasiv, 23) gelungen ist (Abb. 18 und 19). Dies liegt das heißt fast nur im Schmelz präpariert wor- In unserem Fall wurde mit zwei Press- auch daran, dass die GC Initial LiSi stärker den war, konnte und wollte der Behandler Stempeln gearbeitet (Abb. 12). Die Ergeb- pigmentiert ist, als andere Verblendkerami- hier eine adhäsive Befestigungsmethode nisse nach dem Pressvorgang sind jedes ken für Lihium-Disilikate. anwenden. Daher fiel hier die Wahl auf ge- Mal beeindruckend und die Lithium-Disi- Bei der Einprobe (die Kronen sind in den presste Lithium-Disilikat-Dentinkerne (Ge- likat-Keramik weist nach dem Abstrahlen Abbildungen 20 bis 25 lediglich mit Vaseline rüste). Überschichtet wurden diese mit der der Einbettmasse keinerlei Reaktionsschicht aufgesteckt) zeigte sich eine beeindruckend neuen GC Initial LiSi, einer niedrig schmel- auf (Abb. 13 und 14). Dieser Umstand ist auf natürliche Wirkung. Dieser Umstand ist in zenden Schichtkeramik, deren WAK speziell den Dekema Ofen zurückzuführen, der sich ganz besonderer Weise der hervorragen- auf Lithium-Disilikat abgestimmt wurde. aufgrund der Vielzahl an Programmen per- den Arbeit des Behandlers (in unserem Fall Die anatomisch reduzierten Gerüste wur- fekt an das jeweilige Pressmaterial anpassen Dr. Stefan Hochleitner) zu verdanken. Denn den klassisch modelliert und mithilfe des lässt. es ist die Summe aus einer perfekt durch- trixpress-Muffelsystems von Dekema ein- Die fertigen Vollkeramikkronen zeigten geführten Präparation und Abformung, gebettet (Abb. 6). Dieses, speziell auf die bereits auf dem Modell ein subtiles, aber einer minimalchirurgischen Aufbereitung Dekema Austromat press-i-dent Modell- dennoch merkliches inneres Feuer. Insbe- der Rezessionen sowie eines sehr guten Pro- reihe angepasste Muffelsystem, erlaubt es sondere der Inzisalsaum wäre so mit rein visoriums, die unsere künstlichen Kronen im aufgrund seiner individuell platzierbaren monolithischen Kronen nicht zu realisieren oralen Umfeld zum Erfolg verhilft. Natürlich Einweg-Platzhalter (Abb. 7 bis 9), in einem gewesen (Abb. 15 bis 17). kommt der Qualität der zahntechnsichen Pressvorgang bis zu 30 g Presskeramik und/ Die Lithium-Disilikat-Gerüste wurden nun Arbeit eine große Bedeutung zu, doch was oder fünf unterschiedliche Farben zu verar- mit der speziell darauf abgestimmten GC nützt diese, wenn die oft bemühte, rote beiten. Da die Keramik-Pellets auf mehrere Initial LiSi-Keramik verblendet (Abb. 15). Auch Ästhetik nicht mithalten kann. In unserem Pressstempel verteilt werden können, wer- die Seitenzähne wurden in einem Bleachton Fall schien das Zahnfleisch förmlich auf die 88 – dental dialogue 16. JAHRGANG – 7/15 TECHNIK 12 In diesem Fall wurde mit zwei 13 & 14 Die Ergebnisse nach dem Pressvorgang mit der trixpress-Muffel und dem Press-Stempeln gearbeitet. Das Dekema Austromat 654 press-i-dent zeigen, dass die Lithium-Disilikat-Keramik nach dem garantiert eine gleichmäßigere Abstrahlen der Einbettmasse keinerlei Reaktionsschicht aufweist Verteilung des Pressdrucks und bessere Pressergebnisse 15 - 17 Die Vollkeramikkronen – Zähne 13 bis 23 keramisch verblendete Zirkonoxid-Gerüste, Zähne 14 und 16 und 24 bis 26 – zeigten bereits auf dem Modell ein subtiles inneres Feuer. Insbesondere im Inzisalbereich 18 Die Lithium-Disilikat-Gerüste für den Seitenzahnbereich 19 Auch die Seitenzähne galt es in einem Bleachton zu repro- wurden nun mit der speziell darauf abgestimmten GC Initial duzieren. Durch den gezielten Einsatz wärmerer Massen konnte LiSi-Keramik verblendet das Weiß jedoch etwas abgemildert werden 7/15 – dental dialogue 16. JAHRGANG – 89 TECHNIK 20 - 25 Bei der Einprobe mit Vaseline zeigte sich eine beeindruckend natürliche Wirkung. Dies ist vor allem der hervorragenden Arbeit des Behandlers Dr. Stefan Hochleitner zu verdanken, der neben einer perfekten Präparation und Abformung sowie kleinen parodontalchirurgischen Maßnahmen ein sehr gutes Provisorium angefertigt hatte, mit dem das Zahnfleisch gut ausgeformt und gestützt werden konnte. Die vollkeramischen Kronen integrieren sich gut in das orale Umfeld, allerdings verhilft das vom Zahnarzt gut vorbereitete Zahnfleisch zum Erfolg. Es ist also wieder einmal das vielzitierte Teamwork, das erfolgreiche Behandlungsabschlüsse ermöglicht 90 – dental dialogue 16. JAHRGANG – 7/15 TECHNIK PRODUKTLISTE Produkt Name Firma CNC-Maschine Organical Multi 5x R+K CAD/CAM Einbettmasse Primavest-Press-2 Weber Muffelsystem trixpress-Muffelsystems Dekema ■Brennofen ■ Austromat 624 oral design ■ Dekema ■ Pressofen ■ Austromat 654 press-i-dent ■ Dekema ■ Sinterofen ■ Austromat 664 iSiC ■ Dekema Keramikanmischplatte CAD Artistry Anmischplatte HPdent Keramikpinsel Optimum HPdent Presskeramik IPS e.max Press Ivoclar Vivadent Scanner D850 3Shape ■ CAD ■ Dental System ■ 3Shape ■ CAM ■ Sum3D Dental ■ CIMsystem Verblendkeramik LS2 GC Initial LiSi GC Europe Verblendkeramik ZrO2 Creation ZI-CT Creation Willi Geller Zirkonoxid EcoTanslucent Goldquadrat Vollkeramikkronen zu warten, die ein perfekt jene P räparation, ein sehr gut gemachtes erfolgreiche Restaurationen. Ergebnisse, wie vorbereitetes Bett vorfanden. Wie sonst sind Provisorium, die adäquate Restaurations- glatte Oberflächen und homogene Material- derartige Bilder zu erklären, die lediglich von form, die richtigen Materialien und Geräte gefüge, die aus dieser exakten Abstimmung der Einprobe stammen (Abb. 20 bis 25). und sicher auch die handwerklichen Fähig- resultieren, bieten jedoch eine professionelle keiten – sowohl vom Zahnarzt als auch vom Basis für perfekte Restaurationen. Derarti- Zahntechniker. Die Tatsachen, dass die drei ge Erfolgserlebnisse versüßen uns während verwendeten Öfen und die zum Einsatz ge- des Herstellungsprozesses den Arbeitsalltag. Erfolg ist die Summe richtiger Entscheidun- kommene Fräsmaschine so optimal auf die Sicherlich ein Umstand, der sich ebenfalls gen und der einzelnen Arbeitsschritte. In un- Materialien abgestimmt werden können, sind maßgeblich auf das Gesamtergebnis und serem Fall die Entscheidungen für diese und natürlich nicht alleine ausschlaggebend für den Erfolg auswirkt. Öfen Software Schlusswort ■ WERDEGANG Christian Vordermayer hat 2006 seine Meisterprüfung abgelegt und eröffnete noch im selben Jahr sein eigenes Labor „BeautyDent“ in seiner Heimat Grabenstätt am Chiemsee. Heute arbeitet er in einem Team mit 16 Personen. Die Arbeit mit und für den Patienten ist fester Bestandteil der Laborphilosophie. Seine Erfahrungen mit diesem Material teilt er seit 2009 mit seinen Kollegen in einer Opinion Leader Gruppe der Creation Willi Geller GmbH und gerne auch mit seinen Kursteilnehmern. Dr. Stefan Hochleitner ist nach Fortbildungsaufenthalten in den USA an der Penn University und einem Masterstudiengang für Parodontologie an der Universität Freiburg sowie unzähligen Fortbildungen im In- und Ausland in eigener Praxis in einem Team von Spezialisten tätig. Die Behandlung umfasst vor allem die Rehabilitation komplexer Patientenfälle zur Wiederherstellung der eigenen, festen Zähne unter funktionellen, biologischen und ästhetischen Gesichtspunkten. 7/15 – dental dialogue 16. JAHRGANG – 91
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