Text von Kajendran u. Maradzulijeta

Kajen und Mara: „Der Mann mit dem Smartphone“ (Auszug)
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Der Nationalökonom Dr. Prof. Kajen S. hat mir neulich die Augen geöffnet. »Das Kennzeichen
Frankfurts«, sagte er, »ist der Mann mit dem Smartphone.«
Ich sah um mich und dies war es, was ich sah:
Alle Männer auf der Straße tragen ein Smartphone. Es ist nicht auszudenken, was in Frankfurt
täglich für Smartphones herumgetragen werden. Die ganze Stadt schleppt Daten von einem Fleck
zum anderen. Was mag in dem Smartphone sein?
Die Apps natürlich, Musik, Navigationen, Termine und etwas zum Lesen. Die meisten Apps werden
kaum angefasst, wie ja überhaupt alle Leute von dem Aberglauben besessen sind, gewisse Sachen
»unterwegs erledigen zu können« - aber niemals wird etwas daraus. Abends zieht der Mann sein
Smartphone fast leer aus der Jacke. Bei dem allgemein gültigen Bestreben, nicht unter acht Sachen
zugleich zu tun, belastet diese Vorratsarbeit die Smartphone Nutzer, aber sie lassen nicht davon ab.
Was ist aber noch in den Smartphones?
In dem Smartphone ist das, was der Besucher nach den einleitenden Sätzen mit den Worten
herauszieht: »Ich habe hier eine App ...«, und dann geht es los. Meist findet er sie nicht auf Anhieb, er
sucht sie erst auf dem Bildschirm, in dem Menü heraus, fischt im Playstore, angelt - schwupp! Wenn
es gut geht, hat er sie noch nicht deinstalliert.
Smartphone muss sein!
Das Smartphone ziert den gemeinen Mann und deutet auf wichtige Arbeit, daher sie denn wohl
auch der Schnorrer mit steifer Grandezza in der Hand baumeln lässt. Kümmerlich verkratzt, hängt
das beschädigte Smartphone neben seinem abgeschabten Cover. Es gibt aber auch wohlhabende
Smartphones, bis zum Platzen gefüllt, leuchten sie herrlich im Sonnenschein. Die Gold-, Silber- und
Kupfer-Verzierungen protzen: »P! Wir! Uns kann keiner und uns können sie alle - !« So feine
Smartphones Nutzer sind das.
Manche Menschen mit gestörtem Empfindungsleben tragen mehrere Smartphones mit sich herum,
aber das ist selten: ein besserer Herr ist in dieser Sache iphone.
Warum tragen aber alle diese Smartphones mit sich?
Weil sie den ganzen Tag kommunizieren, weil die Neugier sie auffrisst, täglich, stündlich, minütlich,
weil sie »süchtig« sind. Ginge es logisch zu in der Welt, so müsste ja der Mann mit dem Smartphone
rumliegen und sich nur gelegentlich, zu wichtigen Terminen ans Tageslicht ziehen. Ja, die Frankfurter
Smartphone Nutzer haben es in sich.
Sie regiert den Kerl, der sie trägt, sie bestimmt dessen Dasein und nicht umgekehrt. Er
durchraschelt alle Daten, die er benutzen muss - er durchstöbert seine unübersichtlichen Daten, er
rummelt darin umher und wenn es hochgekommen ist, dann ist es Mühe und Arbeit gewesen und es
muss ja wohl Leute geben, die glauben, zu diesem Zweck berufen zu sein. Smartphone, du trauriges
Smartphone, wie beschwerst du das Leben! Nie lässt du die Leute schlendern mit den Händen in den
Taschen, ohne dich, frei! Was einer nicht im Kopf hat, dass muss er in dem Smartphone haben.
Die Stadtmitte trägt seine Weisheit in die Börsen, Bockenheim transportiert das Jus und die Zeil
wedelt mit dem Smartphone. Keine Daten dürfen da bleiben, wo sie entwickelt wurden - trage,
Liebchen, trage! […]
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