Workshop für Eltern am SSP Meran Obermais Dezember 2015

Mobbing an der Schule
Workshop für Eltern am SSP Meran-Obermais
Dienstag, 1. Dezember, Uhrzeit 20.00 – 22.00 Uhr,
Aula Magna der GS Obermais
Brunnenplatz 24/A, Meran
Liebe/r Teilnehmer/in,
ganz herzlich bedanke ich mich nochmals für die rege Teilnahme und die wertvollen Beiträge!
Hier möchte ich nur in Stichpunkten noch einmal zusammenfassen, was wir teilweise vertieft haben. Einiges ist offen geblieben. Die Möglichkeit der weiteren
Vertiefung besteht durch:
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Einzelsprechstunden bei mir
Einen Folgetermin für ein Abendtreffen. Falls eine Gruppe von mindestens 5 Eltern sich interessiert zeigt, kann ich noch einen Termin ausschreiben. Wenn
die Gruppe sich kompakt meldet, auch kurzfristig. Sonst mit Anmeldezeit, realistischerweise für Ende Jänner.
Literatur. Ich schicke euch hier 2 Links mit. Es gibt ganz viel Online-Literatur, die sich großteils inhaltlich deckt. Die 2 Vorschläge die ich liefere:
o FORUM PRÄVENTION Mobbing-Folder: ist sehr kompakt und konzentriert. Und das FORUM ist halt unsere direkte Anlaufstelle in Südtirol, die
sehr viel Expertise hält.
o BERLINER ANTI MOBBING FIBEL: ist für Lehrpersonen zugeschnitten. Darin kommen auch methodische Ansätze zur Mobbing-Intervention klar
zur Sprache. Die FARSTA Methode und der NO BLAME APPROACH. An diesem Punkt entschuldige ich mich auch nochmal für das lasche
Zeitmanagement, aufgrund dessen die fünfte Gruppenarbeit nicht mehr präsentiert werden konnte! Das tut mir echt leid und ich danke der
Gruppe dennoch ganz stark für die Arbeit. Schon dieses Versehen gibt Grund dazu, eventuell noch ein Treffen zu veranstalten wo auch mit Eltern
vertieft werden kann, welche Methoden an Schulen zur Umsetzung kommen können.
 Andere Fortbildungen mit externen Referenten / Experten: das FORUM PRÄVENTION bietet hier in Südtirol professionelle Information und auch FallBegleitung.
Stichpunkt-Protokoll zu den Inhalten vom Workshop „Mobbing an der Schule“
Mobbing-Potential besteht in jeder Gruppe von Menschen.
Mobbing kann besonders dann bestehen, wenn das Netz der Friedens-Kultur Lücken aufweist. Faktoren, die es Mobbing leicht machen, sind unter
Anderem:
o Stark hierarchische Macht-Strukturen, in denen die Macht nicht den Werten der Demokratie & Menschenrechte verpflichtet ist (diktatorische
Strukturen, wo Gewalt strukturell verankert ist)
o Auch horizontale Macht-Strukturen, in denen die Macht nicht transparent geklärt ist. Wo also „so getan wird“, als gäbe es kaum Macht-Gefälle. Die
effektive Macht-Kultur in der Gruppe dann aber das Gegenteil beweist, weil Verantwortungen nicht geklärt sind. („Wir sind ja alle auf einer Ebene“ > in Wirklichkeit herrscht die Macht des Stärkeren und allgemeines Misstrauen)
o Gesellschaften/Gruppen, in denen Werte nur oberflächlich verankert werden.
Mobbing kann vorgebeugt werden durch
o Friedens-Kultur und Zivilcourage-Kultur. „Kultur“ versteht sich hier im Sinne von tatsächlich vorgelebter Haltung. Die Kultur ist historisch
gewachsen, hängt dann in der Aktualität besonders auch von der Leitung ab, und überträgt sich auf die Gesamtstruktur. „Kultur“ wächst natürlich
langsam, und ändert sich deshalb auch nur langsam. Kultur kann aber sehr wohl geändert und beeinflusst werden. Jeder Mensch produziert und
reproduziert Kultur, und hat somit eigene Verantwortung als Kultur-Schaffender Teil der Gesellschaft.
o Investitionen in: Teamarbeit. Soziales Lernen. Konflikt-Kompetenz und Dialog-Kultur. Regeln gemeinsam aufstellen, an Werte knüpfen,
verinnerlichen. Demokratische Prozesse und Strukturen. Klärung der Machtverhältnisse: Klare Rollen-Beschreibungen, klare Beschreibungen
geltender Regeln und der Konsequenzen bei Regelbrüchen.
Wichtig für Mobbing-Interventionen an der Schule:
o Gemeinsam die Antennen schärfen: Wie geht es unseren Schüler/innen wirklich?
o Bei verhärtetem Verdacht: genaues Beobachten und Protokollieren. Wo finden Mobbing-Aktionen statt, wer ist beteiligt und wie…?
o Gut planen. Im Team. Keine überstürzten Aktionen sezten. Die Mobbing-Struktur ist ja schon verhärtet - besteht also schon lange, deshalb muss
die Zeit für Planung auch noch sein.
o Gut planen, aber auch zügig und konkret handeln, denn Mobbing ist akute Gewalt und der muss gleich ein KLARES STOP DER GEWALT
entgegengesetzt werden.
o Strategisch vorgehen. Methoden wählen: FARSTA Methode, NO BLAME APPROACH…
o In Folge als Teil der Intervention, aber natürlich auch für die Prävention dann besonders auch die „Mitte der Gesellschaft“ (die Unbeteiligten, die
Unschlüssigen, die Zuschauer/innen) in Zivilcourage trainieren. In bezug auf die Gewaltsituation sensibilisieren und dahingehend coachen, dass
sie sich aktiv gegen Gewalt einbringen.
Selbst natürlich Zivilcourage üben und den Schüler/innen vorleben. Das heißt:
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Bei Gewalt HINSCHAUEN
OPFER SCHÜTZEN ( UND SICH SELBST ABER AUCH ABSICHERN!)
HILFE UND UNTERSTÜTZUNG HOLEN
„GARANT“ SEIN FÜR BÜRGER-RECHTE (Menschenrechte, Grundrechte, …)
ALLIANZEN SCHLIESSEN
o Weiter ganz wichtig: Kontakt zwischen Elternhaus und Schule aufbauen. Vertrauensbasis schaffen und stärken. Informationen abgleichen.
Klarstellen, was gemeinsames Ziel ist = Auflösen der Gewaltstruktur. Rückführung zu sozialer Kompetenz und Kollegialität.
Was kann das Opfer machen?
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Jedenfalls Vertrauenspersonen finden und sich ihnen anvertrauen.
Von Vorfällen berichten.
Üben, klar NEIN zu sagen bei Übergriffen. (Selbstbewusst werden, die eigenen Rechte erkennen und dafür stark machen)
Positive Kontakte/Freundschaften pflegen.
Eventuell Kurse/Trainings/Coachings in Selbstbewusstsein, Selbstverteidigung
Was können die Eltern der Opfer machen?
o Kinder ernst nehmen. Sensibel werden für ihr Wohlbefinden. Bei Gewaltberichten: Ein Tagebuch führen und die Schule damit konfrontieren.
o Das Kind im Selbstbewusstsein stärken. Schuldgefühle nehmen. Positive soziale Kontakte (Freundschaften…) des Kindes unterstützen und
fördern.
o Die Beziehung zur Schule suchen, und FORDERN, dass die Schule die Schieflage im Wohlbefinden des Kindes ernst nimmt, und den Berichten
nachgeht (=> Zivilcourage!). Klare Abmachungen mit der Schule treffen (auch fordern): Was wird getan, um eine Änderung der Situation zu
bewirken? Wie und bis wann?
o Vertrauenspersonen suchen. Wenn das mit der Klassenlehrerin nicht klappt: Über den Schul Sozialpädagogen, sonst über die SchulstellenLeitung oder die Schul-Leitung (Direktor). Wenn das immer noch nicht klare Absprache gibt: über das Pädagogische Beratungszentrum. Auch da
FORUM PRÄVENTION ist eine fachliche Beratungsstelle. Ultima Ratio über die Schul-Inspektoren oder die Kinder- und Jugendanwaltschaft.
Aber das würde bedeuten, dass das gesamte System davor versagt. Und das ist sehr unwahrscheinlich.
Was können die Eltern der Täter machen?
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Anti-Gewalt-Training mit den Kindern.
Gewaltfreiheit selbst üben und vorleben.
Klare Regeln vereinbaren und durchsetzen.
Sich dabei bei Bedarf auch von externen Fachpersonen unterstützen lassen.
Regeln – Werte – Verantwortungen
Jeder soziale Raum ist strukturiert.
In wert-vollen sozialen Räumen gelten Regeln,
die an Werte gebunden sind,
und die durch klare (und im Dialog vereinbarte) Durchsetzungsmittel
konsequent eingefordert werden.
Sind Rollen + Verantwortungen unklar, ist bald auch nicht mehr klar, wer sich um den Regelrahmen kümmert (wer für die Durchsetzung wie verantwortlich ist).
Mobbing passiert häufig in solchen Räumen.
Bsp. Umkleidekabine der Jungs nach dem Turnunterricht: Wer hat hier noch die Aufsichtspflicht bzw. wer ist jetzt in der Gruppenleitung?
In diesen Räumen&Zeiten zeigt sich die Eigendynamik der Gruppe (die klare Leitung – z.B. durch die Lehrperson – fällt weg. Die Leitung wird jetzt über MachtProzesse neu ausgehandelt. Oft in Eigendynamik über die Macht des Stärkeren = Gewalt)
In solchen relativ locker Strukturierten Räumen zeigt sich, wie die Werte-Kultur in der Gruppe (und den Einzelnen) wirklich verankert ist:
Werden Macht-Aushandlungen friedlich (dialogisch) unternommen? Was passiert wenn Gewalt auftritt? Wie reagiert der/die Einzelne in der Gruppe?
Für die Schule bedeutet das (wie auch für die Gesellschaft insgesamt):
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Es braucht in der Gruppe eine Klärung der Rollen (wer leitet, wer folgt…) und der Verantwortungen (wer hat welche Aufträge. Wer gibt die Aufträge und
Mandate…)
Friedens-Kultur (Gewaltfreiheit, Dialogik, Zivilcourage) muss erübt werden, damit die Werte-Basis auch in jenen Momenten hält, wo die Gruppe eine
Änderung erfährt (wo z.B. mal die Leitung wegfällt oder sich die Zusammensetzung ändert)
Es braucht in der Gruppe Regeln, die an Werte gebunden sind, und transparent und klar sind
Regeln für die Schule sind unter Anderem :
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die Regeln der Gesetze.
Siehe etwa die Rahmenrichtlinien, die einen verbindlichen Rahmen darstellen. Auch diese findet ihr auf der Homepage des SSP Obermais:
http://www.ssp-meranobermais.it/index.php?option=com_content&view=article&id=2&Itemid=107
Oder auch die Schüler/innen-Charta, in der Rechte und Pflichten der Schüler/innen klar verankert sind:
http://www.provinz.bz.it/schulamt/schulrecht/landesbeirat-schueler-schuelercharta.asp
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die Schul-Regeln (Leitbild, Schulordnung inkl. der Konsequenzen welche die Leitungspersonen bei Regelverstößen anwenden können)
siehe im Schulprogramm:
http://www.ssp-meranobermais.it/index.php?option=com_content&view=article&id=2&Itemid=107
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die Klassenregeln (klärt jede Lehrperson selbst mit der Klasse. Manchmal werden sie im Kollegium abgeglichen)
Regeln für die Regeln
(Gilt auch für zuHause)
Wichtig immer zu kontrollieren: Ist eine Regel klar? Positiv? An Werte gebunden? Durchsetzbar? Ist auch klar, wer in der Verantwortung steht, sie gegebenenfalls
einzufordern?
Ich danke noch einmal fürs Mitmachen am Workshop,
Mit freundlichen Grüßen
Ivo Passler
Ivo Passler Schul Sozialpädagoge
SSP Meran Obermais
Brunnenplatz 24/A - 39012 Meran
Tel. 0473 230318 - Fax: 0473 210813
E-Mail: [email protected]
Mobil: 331 315 31 03