hkeit gemäß dem Volkswillen zu formen und Recht und Gesetz Geltung zu verschaffen. Um aus Deutschland, das traditionell kein Einwanderungsland ist, eines zu ma- Der Begriff Einwanderungsland bezeichnet einen Staat, dessen Einwohner zu einem Großteil von Einwanderern abstammen oder selbst Einwanderer sind. Traditionell gelten die Länder der sogenannten Neuen Welt als Einwanderungsländer - im Gegensatz zur Alten Welt, die Europa, Asien und Afrika umfasst. Klassische Einwanderungsländer wie die USA, Australien oder Argentinien sind dünn besiedelt, haben eine vergleichsweise junge Geschichte und eine multiethnische Bevölkerung, wobei die europäische Herkunft überwiegt. Im Zuge der Masseneinwanderung wurden die Ureinwohner dieser Länder systematisch unterdrückt, verdrängt und teils ausgerottet. Heute leben viele von ihnen in Reservaten, Slums oder Ghettos. Die Eliten dieser Länder bilden fast ausschließlich die Nachkommen der Einwanderer, das heißt, die typischen Einwandererländer werden von den ehemaligen nNeubürgern" beherrscht. Ganz anders stellt sich die Situation in Europa dar. Dieser Kontinent ist dicht besiedelt, hat eine lange Geschichte und eine Bevölkerung, deren überwiegender Teil seit vielen Jahrhunderten in derselben Region lebt. Kulturell dominieren Religion und Wertvorstellungen der Alteingesessenen. Diese stellen auch die politische, wirtschaftliche und kulturelle Elite. Dennoch lässt es sich kaum abstreiten, dass - neben anderen europäischen Ländern - auch Deutschland in den letzten jahrzehnten und insbesondere diesem Jahr zum Objekt einer Masseneinwanderung geworden ist. Unter Verweis auf diese Entwicklung wird dann oft behauptet, Deutschland sei spätestens jetzt ebenfalls ein Einwanderungsland. Diese Auffassung teilen laut Umfragen die meisten Deutschen'. Nicht abgefragt wird dabei jedoch die Einstellung zu diesem neuen Phänomen, dessen Auftreten als eine Art Naturereignis dargestellt wird, das der Mensch nicht beeinflussen könne: "Die Flüchtlinge sind nun einmal da, findet euch damit ab." Um mit diesem vermeintlichen Schicksal zurechtzukommen, wurde wiederholt die Einführung eines Einwanderungsgesetzes gefordert, anfangs auch von der AfD. Dabei wird als Vorbild häufig Kanada genannt, ein klassisches Einwanderungsland mit den entsprechenden Merkmalen (geringe Bevölkerungsdichte, junge Geschichte und kulturelle Dominanz der Nachfahren der Ein~iindererl, welche auf Deutschland allesamt nicht zutreffen. Anstatt die verschiedenen Voraussetzungen ~u analysieren und daraus Schlüsse zu ziehen, wird Deutschland mit der Forderung nach einem Einwanderungsgesetz quasi zum Einwanderungsland erklärt und damit die Grenze zwischen Normativität und Faktizität, also zwischen Sollen und Sein, verwischt. Der rechtswidrige Status Quo gilt fortan als legal. Aufgabe von Politik ist es jedoch, die Wirk- chen, bräuchte es nach Ansicht des Staatsrechtiers Karl Albrecht Schachtschneider sogar eine Grundgesetzänderung, die nur über eine Volksabstimmung zu erlangen wäre. Auch der Politikwissenschaftler Werner Patzelt bemängelt die Nonchalance, mit der die Politik das Volk in dieser entscheidenden Frage übergeht: Nie hat man mit den Deutschen einen redlichen Diskurs darüber geführt, ob man ein Einwanderungsland werden wolle oder solle. Es wurde lediglich darum gestritten, ob man eines sei oder nicht sei. Das heißt also, dass man Fakten schafft und dann _ vom Volk erwartet, dass das Volk die Fakten akzeptiert,-t:md so funktioniert das am Wahltag nicht. 2 . Die Frage lautet also nicht: "Sind wir ein Einwanderungsland?", sondern "Wollen wir ein Einwanderungsland sein?". Sinn dieser noch zu führenden Debatte ist die Klärung der Hierarchie zwischen Alteingesess'enen und Zugereisten sowie ihrer jeweiligen Werte (Etablierung einer Leitkultur) und - im weiteren Sinne - zwischen Bürgerrechten und Menschenrechten. Nicht zuletzt setzt Deutschland ~it der Metamorphose zum Einwanderungsland seinen Sozialstaat aufs Spiel. Wie der Wirtschaftsnobelpreisträger Milton Friedman bereits festgestellt hat, kann man entweder einen Sozialstaat oder offene Grenzen haben, aber nicht beides zugleich. Ob Deutschland bereit wäre für einen "schlanken Staat" nach US-amerikanischem Vorbild, darf bezweifelt werden. Bevor also unsere Gesellschaft durch die derzeitige Einwanderungspolitik (oder gerade durch das Fehlen einer solchen) grundlegend verändert wird, ist zunächst die Frage zu klären, ob Deutschland überhaupt ein Einwanderungsland sein will oder nicht. Erst danach kann darüber debattiert werden, ob und wenn ja, was für ein Einwanderungsgesetz sich dieses Land geben will. Quellen: 1.) http://www.n-tv.de/politikJMehrheil-der-Deutschen-sagl-Jaarticlel5998831.html 2.) hnp://www.well.de/politiklarticleI47210973/Nie·ge· fragl-ob·wir-Elßwanderungsland-.wenlen-wnUen,hlml
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