die Predigt von Pater Markus zum

Predigt zum Faschingssonntag - 7.2. 2016 – Münnerstadt, St. Maria Magdalena
(Die Predigt bezieht sich auf die am 5. Sonntag vorgesehenen Schriftstellen; Alle drei haben mit
Berufung zu tun
Jes 6,1-8; 1 Kor 15,1-5.8-10a; Lk 5,1-11 )
Liebe Schwestern und Brüder, ihr seid es gewohnt,
dass der Pfarrer euch nicht mal an Fasching verschont
mit 'ner Predigt, der ihr dann wohl zuhören müsst.
Nur wird sie euch heute mit Reimen versüßt.
Ein Schlager vom Fasching, den kennt jedes Kind,
da heißt's, dass wir alle kleine Sünderlein sind.
Ob der Text nun gescheit ist oder aber eher schlicht das erörtern, das wollt ich heut eigentlich nicht.
Doch wenn du gesagt kriegst: "Ein Sünder bist du!",
ist's ein schwerer Vorwurf als "du blöde Kuh".
Und beides lässt man sich so leicht nicht gefallen.
Gell, wenn einer schimpft, so zeigst du die Krallen
und wehrst dich und gibst ihm Paroli zurück,
und wenn nicht mit Worten, dann mit deinem Blick.
Ob "Sünder", ob "Schwächling, ob "Angsthas", ob "dumm" wenn's ein anderer sagt, dann nimmt mer des krumm.
Nur höchstens im Schlager und wenn's alle betrifft,
da ist es verniedlicht und der Vorwurf umschifft;
denn ein paarmal will jeder mal nicht heilig sein.
Wenns Spaß macht, ist mer gern mal ein klein's Sünderlein.
So sind halt wir Mensche: mal empfindlich, mal schwach.
Doch wenn and're das sagen, dann sind wir hellwach.
Selbst wenn's wahr ist, und wenn wir es selber so seh'n,
wenn's ein anderer sieht, ist das gar nicht so schön.
Nur wir selber schaun manchmal hinter Maske und Schminke,
und spürn in der Nase: "Da scheint was zu stinke.
Da liegen im Keller doch noch ein paar Leiche;
Mann, ist mir das peinlich, die will ich nicht zeige.
Das geht keinen was an, wo ich damals geloche,
wie beim Steuer erklär'n ich hab e bische betroche.
Wie ich Dickkopp hab damals mein Vater verletzt;
wie mein' Freund ich hab damals beim Nachbarn verpetzt.
Als ich damals der Liesel hab den Laufpass gegeben:
das war schäbig, das hat sie geknickt für ihr Leben.
Wie ich damals besoffe mich gesetzt hab ans Steuer;
wenn ich ehrlich bin - da war viel nicht geheuer.
So sind halt wir Mensche: unvollkomme und schwach;
doch wenn's andere sagen, da schlägt mer gleich Krach.
So war auch der Petrus: unvollkomme und schwach.
Doch bei dem kam's ans Licht, am hell-lichte Tag.
Der war so erschüttert, als die Fische er fing,
wo doch vorher, bei Nacht, nix in Netz hinein ging.
Er hatte am Ufer grad am Netz rumgeflickt,
hat zerknirscht diese Nachricht nach Hause geschickt:
Mir ham nix gefange, der Teller bleibt leer;
ach, wie ist doch mein Leben so mühsam und schwer.
Er zweifelt an sich, was er kann; sieht nur grau;
und genau so wie er zweifelt auch seine Frau.
Doch wie er das Wunder vom Fischfang erlebt,
ist's wie wenn in sei'm Innern die Erde erbebt.
Und als zweites Wunder wird gelöstet der Bann:
Er bekennt sich nun stammelnd als sündiger Mann.
Und er schämt sich, wie er das alles erkennt.
Und fürchtet, das Jesus sieht, dass er flennt.
Deswegen sagt er: "Herr, geh weg, weg von mir!"
Doch der sagt: "Nein, nein, grad jetzt bleib ich bei dir!
Ich weiß, wie du bist, ich kenne dich gut.
Ich kenn deinen Hitzkopf, deine Feigheit, dein' Mut.
Grad so wie du bist, so brauche ich dich!
Den Sünder in dir, nicht den Held, suche ich.
Wie der Petrus das hört, ist er wieder geplättet.
Denn er kriegt noch gesagt, dass er Menschen nun rettet er, der selber doch Rettung und Halt für sich sucht,
den hat jetzt der Jesus als Jünger gebucht.
Kein Supermann, kein Eins-mit-Stern-Aspirant;
ein' durchschnittlich Graue, und nicht elegant;
ein' einfache Fischer, ein Mensch so wie du dem sagte er Zukunft und Hochachtung zu.
Da muss mer sich wundern: ist der Herr nicht gescheit?
Er bräuchte doch Helden, die zu allem bereit,
und nicht so ein Schwanker zwischen Großmaul und feige.
Als es ernst wurde und er sein Mut soltle zeige,
da hat er geloge, aus dem Staub sich gemacht.
erst ein Gockel hat ihn zur Besinnung gebracht.
Ja, man muss sich schon wundern, ist der Herr noch gescheit?
Er bräucht' doch eher Helden, die zu allem bereit.
Wobei - wenn mer nachschaut, wen Gott so erwählt da wer'n noch ganz andre Geschichten erzählt:
In der Lesung heut wird Jeremias Prophet,
der klagte sehr oft, dass es miserabel ihm geht.
Der war depressiv, fühlt betrogen sich gar,
Würd' gern aussteige aus dem Amt ganz und gar.
Doch Gott hält ihn fest, ist der Herr noch gescheit?
Er bräuchte doch Helden, die zu allem bereit.
Statt dessen sagt er: Wie du bist brauch ich dich!
Den Angsthas in dir, nicht den Held suche ich.
Und von Paulus ham' wir heut auch noch vernommen.
Gut, der war ein Held. Doch bekennt er beklommen,
dass er ist es nicht wert, Apostel zu heißen.
Denn vor der Bekehrung und vor seinen Reisen
da hat er verfolgt, wer als Christ sich bekannt.
Als ein Opfer ist Stefanus mit Namen benannt.
Solchen Strolchen wie Paulus gibt Gott eine Chance,
mer könnte verlieren drum die Contenance,
und kopfschüttelnd sage: "Was ich daraus lern mit dem Personal kann aus der Kirche nix wer'n.
Ich kann mich nur wundern, ist Gott noch gescheit?
Er bräuchte doch Helden, die zu allem bereit.
Doch Gott sagt: Wie du bist, so brauche ich dich.
Den Schwache in dir, nicht den Held suche ich.
Und mein Kopfschütteln lässt Gott anscheinend kalt:
Als er Abraham rief, war der auch schon zu alt.
Dem Alten versprach er: Hör mir mal gut zu:
ein ganz großen Volk sollst du werden, ja du.
Der Abraham glaubt's und zieht fort von daheim,
und zweifelt wohl oft: Wem ging ich auf den Leim,
ich hab ja noch nit mal nen einzigen Sohn.
Wann seh ich denn endlich was von Gottes Lohn?
Zwanzig Jahr bringt er zu mit zweifelndem Ringe(n),
doch Gott lässt sich nicht von sei'm Zeitplan abbringe(n):
So alt wie du bist, so brauche ich dich.
Den noch Hoffenden in dir, nicht den Held suche ich.
Beim Simson hat sich ganz ähnlich benomme.
Der Frauenheld war nun wirklich kein Fromme.
Doch grad den wählt Gott aus, das Volk zu befreie.
Für sein Ziel scheint Gott auch krumme Weg nit zu scheue.
Ich kann mich nur wundern, bist du Gott noch gescheit?
Du bräuchtest doch Helden, gegen Böses gefeit.
Doch Gott sagt: Du bist wild, und so brauche ich dich.
Dich mit deinen Schwächen, nicht den Held suche ich.
Auch seine Propheten wählt Gott nicht viel schlauer.
Der Jona haut ab, der ist richtig sauer,
weil Gott ihn will schicken nach Ninive rein.
Er nimmt den Aufrag zwar an, jedoch nur zum Schein.
Er flieht übers Meer, wird gefressen vom Wal.
Gott probiert es mit ihn trotzdem noch ein Mal.
Und wieder wird Jona darauf richtig bös.
Denn Gott schont Ninive. Und ein Wind, so ein Käs,
weht heiß aus der Wüste, lässt verdorren den Baum,
der dem Jona gab Schatten, und aus war sein Traum,
so mal richtig die Zerstörung der Stadt zu erlebe,
so mit Blitze und Feuer, und mit Erde erbebe.
Nein, Gott schont seine Menschen, ihm ist um sie Leid,
und auch um das Vieh, das da steht auf der Weid'.
So ein Hampelmann wie den Jona ruft Gott,
mit ihm bringt er seine Pläne ins Lot.
Ich kann mich nur wundern, ist Gott noch gescheit?
Er bräuchte doch Helden, die zu allem bereit.
Doch Gott sagt: Grad wie er war, so brauchte ich ihn.
Mit Ecken und Kanten, die ich ihm verliehn.
So könnte man weiter die Leute aufzähle,
die Gott hat die Güte, für sich auszuwähle:
Ob David, ob Jakob, ob Marta, ob Mose.
Von sich aus waren die alle kei Große.
Doch jedem sagt Gott: Wie du bist brauch ich dich.
Ich such nicht nen Helden, nein, dich als Mensch suche ich.
Nur eines, das haben sie alle gemeinsam:
In die eigenen Tiefen, wo es ist furchtbar einsam,
wo man trifft seine Fehler, seine Sünden und Schwächen da hinab mussten sie. Um für sich auszusprechen:
Ach herrje, lieber Gott, ich erschreck' über mich,
wenn ich das alles seh! Herr, da brauche ich dich.
Und der Herr sagt zu jedem, wie beim Petrus gescheh'n:
Nun fürchte dich nicht, du wirst es schon seh'n
Mit all dem, was in dir ist, brauche ich dich.
Mit all dem, was in dir ist, liebe ich dich.
Pater Markus, Münnerstadt