HELFEN LERNEN – DAS HANDBUCH FÜR FLÜCHTLINGSHILFE

 HELFEN LERNEN – DAS HANDBUCH FÜR FLÜCHTLINGSHILFE Für Menschen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren wollen Studentisches Projekt der Hamburg Media School und der Caritas Berlin unter der Leitung von Ulrike Meier 1. Ich mit anderen für andere (Das Eisbergmodell) „Ehrenamtliche Arbeit. Das ist es, was ich machen will!“ „Wow. Wirklich? Was hast du dir da genau vorgestellt?“ „Also. Zuerst dachte ich, irgendwas mit Kindern wäre schön. Und ich will Menschen helfen: Vielleicht wäre Nachhilfe ja was für mich. Und plötzlich kam ich auf die Idee: Es gibt ja Menschen, die brauchen das alles! Flüchtlinge. Asylbewerber. Das sind Männer, Frauen und Kinder. Die sind hier gestrandet, sitzen in den Erstauffanglagern fest. Sie dürfen nicht arbeiten und haben kein Geld, um etwa einen Deutschkurs zu besuchen. Dabei wollen sie doch: Lernen, sich integrieren, ein neues Leben beginnen!“ „Und wie geht es jetzt weiter?“ „Na, ich will aktiv werden! Mit anpacken. Projekte umsetzen. Deutschunterricht, Schwimmen gehen, Fußball spielen! Diese Menschen sterben doch vor Langweile. Da muss man was unternehmen!“ „Stimmt. Aber wie genau soll deine Hilfe in der Flüchtlingsarbeit aussehen?“ „Na, ich bin doch Grafiker von Beruf. Ich könnte zum Beispiel Leitfäden zur Aufklärung designen…“ „Ja, aber willst du denn wirklich deinen Beruf mit in deine Freizeit nehmen? Überleg doch mal: Was machst du denn sonst noch gerne? Wolltest du nicht was mit Kindern machen?“ „Mensch, du hast Recht. Es geht ja nicht nur darum, was ich gut kann. Sondern, was ich gerne bereit bin zu leisten – und was nicht!“ „Genau. Und sag mal: Hast du dir eigentlich schon mal die Frage gestellt, warum du das überhaupt machen willst?“ „Wie meinst du das?“ „Na, deine Motivation. Wofür, oder für wen machst du das eigentlich? Was sind deine Vorstellungen, Befürchtungen und Wünsche?“ „Aber hier geht es doch um die Wünsche der Flüchtlinge!“ „Natürlich. Aber um ihnen zu helfen, musst du dir erstmal selbst im Klaren sein, was DU willst. Und was du NICHT willst. Außerdem arbeitest du ja nicht allein, sondern mit anderen Menschen zusammen. Das bedeutet: Fremde Leute, die ihre eigenen Vorstellungen, Befürchtungen und Wünsche haben. Eure gemeinsame Motivation: Flüchtlingshilfe – ist nur die Spitze des Eisbergs!“ „Eisberg? Klingt gefährlich!“ ©Hamburg Media School Juni 2015, www.hamburgmediaschool.com 1 „Keine Panik. Es geht nur darum: Das, was du siehst, an deinen Mitmenschen bemerkst, ist nur ein Bruchteil ihrer Persönlichkeit. Quasi die Spitze des Eisbergs. Darunter liegen jede Menge Emotionen, Motive, Moralvorstellungen, Hintergründe… Das alles bestimmt dann ihr Benehmen und ihre Handlungen. Somit hast also du selbst einen Eisberg, dein Kollege hat einen Eisberg, und der Asylbewerber hat wiederum auch seinen Eisberg.“ „Ich muss mir also erst überlegen, wie mein eigener Eisberg aussieht, und dann die Eisberge der anderen?“ „Richtig. Flüchtlingsarbeit kann man nämlich nicht alleine leisten, sondern gemeinsam mit anderen. Deswegen musst du dich mit allen beteiligten Parteien auseinandersetzen. Es geht auch nicht um deine Persönlichkeit, sondern um Teamarbeit mit Menschen, die anders funktionieren als du. Du kennst ja den Spruch: Andere heißen deswegen ‚andere‘, weil sie eben anders sind.“ „Okay. Ich muss also wissen, was ich will und was ich nicht will. Ich muss mich selber wertschätzen. Und ich muss damit rechnen, auf andere Meinungen zu stoßen, obwohl wir Freiwilligen alle am selben Strang ziehen. Richtig?“ „Stimmt genau. Da kann es schon mal zu Konflikten kommen. Aber keine Sorge: Das ist ganz normal. Und dafür gibt es dann auch Beratungen in den Einrichtungen, die bei der Schlichtung helfen.“ „Alles klar. Jetzt weiß ich auch, dass ich bei mir selber anfangen muss und worauf ich achten soll.“ KEY LEARNINGS 
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Freiwilliges Engagement bedeutet: „Ich – mit anderen – für andere“ Stellen Sie sich selbst die Fragen: Ist Flüchtlingsarbeit das Richtige für mich? Was sind meine Motive? Vermutungen? Befürchtungen? Wünsche? Machen Sie sich bewusst, dass Sie zusammen mit anderen an einem Projekt arbeiten: mit Einrichtungen, beruflichen Mitarbeitern, Freiwilligen. Was sind deren Motive, Vorstellungen, Erfahrungen? Rechnen Sie damit, dass es zu Konflikten und Enttäuschungen kommt. Das ist nicht tragisch, sondern gehört zum Prozess Welche Fähigkeiten kann/will ich einbringen? Und welche nicht? Kennen Sie Ihre Grenzen, kommunizieren Sie diese klar und halten Sie sie auch ein Beginnen Sie lieber mit einem kleinen Arbeitspensum, das Sie nach und nach steigern können 2. Mit Hand und Fuß Nach dreißig Jahren im Berufsleben sind Klemens und Anne Köster nun fast zeitgleich in Rente gegangen. Auf der faulen Haut liegen kommt für den ehemaligen Chemielehrer und die Zahnärztin aber nicht in Frage: Sie sind immer noch mobil und voller Tatendrang! Deswegen wollen sie sich ehrenamtlich engagieren. ©Hamburg Media School Juni 2015, www.hamburgmediaschool.com 2 In einer kommunalen Einrichtung in der Nähe wollen sie sich über die verschiedenen Möglichkeiten des Ehrenamts informieren. Anne hat viel über die Flüchtlingsproblematik gelesen und brennt darauf, daran etwas zu ändern: „Ich will, dass meine Taten Wirkung zeigen! Und zwar auf politischer Ebene. Ich möchte dafür aber nicht unbedingt einer Partei beitreten.“ Klemens nickt, ihn interessiert das Thema auch. Allerdings macht er sich Sorgen, denn: „Meine Frau und ich können beide kein Englisch, und die Flüchtlinge kaum Deutsch. Wie sollen wir uns denn verständigen?“ Die Sozialmanagerin hört sich die Wünsche und Ängste der Kösters genau an. „Ihre Befürchtungen sind absolut verständlich“, sagt sie dann und lächelt. „Aber Sie brauchen sich keine Gedanken zu machen: Sprachbarrieren sind im täglichen Umgang mit den Asylbewerbern überhaupt kein Thema. Zum einen werden bereits in den Erstauffanglagern Sprachkurse mit den ersten Grundlagen angeboten. Das übernehmen am besten ausgebildete Fachkräfte: meistens pensionierte Deutschlehrer, die neben genügend Zeit auch Erfahrung mit dem Unterrichten haben. Alles, was daneben geschieht – Kleiderkammer, Bastelrunden, Sporttreffen oder Ähnliches – funktioniert einwandfrei in der Kommunikation. Sie würden staunen! Viele unserer Helfer und Flüchtlinge sprechen keine gemeinsame Sprache. Aber man braucht nur einen Fußball auf den Platz zu werfen – und alle wissen Bescheid, was gemeint ist.“ Klemens ist schon ein wenig beruhigt. Die Beraterin fährt fort: „Nach ein paar Monaten ziehen die Asylbewerber in eine Folgeeinrichtung. Die meisten können dann schon ein bisschen Deutsch. Immerhin haben sich viele Deutschland als neue Heimat ausgesucht, oder wollen zumindest für eine Weile hier bleiben. Sobald sie eine Aufenthaltsgenehmigung haben, dürfen sie an dem mehrmonatigen Integrationskurs teilnehmen. Dort lernen sie neben der Sprache auch die deutsche Kultur kennen. Werden sie dabei schon im Vorfeld von freiwilligen Helfern und Ehrenamtlichen unterstützt, ist es am allerbesten.“ Bisher hat Anne noch die Nase gerümpft: Kleiderkammer, Bastelkurse? Sie wollte doch gegen die soziale Ungerechtigkeit demonstrieren; denen eine Stimme geben, die keine haben! Doch nun ist sie hellhörig geworden: Bund und Länder arbeiten permanent daran, die Asylbewerber so schnell wie möglich in die Gesellschaft zu integrieren. Dabei trifft eine Flut an Anträgen auf einen riesigen, weit verzweigten und unflexiblen Bürokratieapparat. Ein Menschenleben auf Papier zu bannen, ist niemals einfach. Aber auch die Gesetzgebung ändert sich ständig, versucht sich den wechselnden Umständen anzupassen. Die Sozialmanagerin wendet sich Anne zu: „Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Gehen Sie zu einem Freiwilligenzentrum in Ihrer Nähe. Probieren Sie die Angebote aus, die es dort gibt. Vielleicht haben Sie selbst auch eine gute Idee, die sich innerhalb dieses Netzwerks umsetzen ließe. Eins ist nämlich klar: Gemeinsam Kuchen zu backen und sich dabei auszutauschen bringt den Menschen viel mehr, als mit einem Schild in der Hand auf der Straße zu demonstrieren!“ Klemens und Anne sehen einander an. Ja, denken sie sich. Worauf es wirklich ankommt, ist dass die Menschen miteinander in Kontakt kommen. Nur so werden die Asylbewerber in diesem neuen Land einen Platz für sich finden. Die Kösters haben ihre Sorgen abgelegt. In der Fülle an Angeboten und Möglichkeiten werden sie mit Sicherheit etwas finden, wo sie ihre Fähigkeiten optimal einsetzen können. ©Hamburg Media School Juni 2015, www.hamburgmediaschool.com 3 KEY LEARNINGS: 
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Haben Sie keine Angst vor Sprachbarrieren: Die meisten Flüchtlinge sind gut gebildet und besitzen eine hohe soziale Kompetenz. Eine grundlegende Kommunikation, notfalls „mit Händen und Füßen“, ist in den ersten Monaten völlig ausreichend. Der Spracherwerb erfolgt in der Regel schnell und kann durch regelmäßige Unternehmungen gefördert werden Entscheiden Sie sich, ob Sie lieber bei Projekten mit kurzer Laufzeit und hohem Durchlauf (etwa in Erstauffanglagern) oder fortdauernden Kursen bzw. durch eine Patenschaft mithelfen möchten. Je genauer Sie wissen, was Ihnen liegt, desto besser kann die entsprechende Betreuung durch die Einrichtungen erfolgen. Politisches Engagement kann schwerlich im Rahmen einer sozialen Hilfseinrichtung stattfinden. Die unmittelbare Unterstützung durch gemeinsame Unternehmungen ist für die Flüchtlingsarbeit wesentlich wertvoller. Wägen Sie ab, wo Ihre tatsächlichen Neigungen und Interessen liegen (vgl. das Eisbergmodell, Geschichte 1). 3. Zu viele Indianer, zu wenig Häuptlinge Annika ist 18 Jahre alt. Zusammen mit ihrer Schulklasse hat sie ein Erstauffanglager für Flüchtlinge besucht. Seitdem hat sie den Plan gefasst, den Asylbewerbern zu helfen, denn es mangelt ihnen an allem. Eine kurze Recherche im Internet ergibt, dass eine große Flüchtlingshilfsorganisation an diesem Samstag eine Kleidertombola im Gemeindehaus veranstaltet. Über 300 Menschen zwängen sich in den Saal, fast alle haben säckeweise Kleidung und Schuhe zum Spenden mitgebracht. Was für ein Chaos! Annika ist schockiert, als die Mitarbeiter der Einrichtung rufen: „Bitte, keine Kleider spenden!“ – Die Asylbewerber brauchen diese Sachen doch! Zu Hause überlegt Annika, warum die Veranstaltung schiefgelaufen ist: Es waren so viele Hilfsbereite da, dass die Mitarbeiter völlig den Überblick verloren haben. Es war ein riesiges logistisches Problem. Als Annika bei der Flüchtlingsorganisation anruft, um ihre Hilfe anzubieten, wird sie rüde abgewiesen: „Vielen Dank, im Moment haben wir keinen Bedarf.“ Kein Bedarf!? Dabei werden doch dringend Paten für Sprachtandems oder Nachhilfelehrer für die Flüchtlingskinder gesucht! Einige Wochen später erreicht Annika ein Anruf von derselben Organisation: „Wenn du noch Lust hast, laden wir dich herzlich zu einem Kennenlerngespräch ein.“ „Ich dachte, ihr wollt meine Hilfe nicht?“ „Natürlich wollen wir sie! Einrichtungen wie die unsere bekommen aber täglich Dutzende solcher Anfragen. Sehr viele Menschen wollen ehrenamtlich tätig werden – und zwar am besten sofort. So einfach ist das aber nicht. Zunächst müssen intensive Gespräche geführt werden, damit wir die Person kennenlernen und diese auch genau weiß, was auf sie zukommt. Dann müssen auch noch Fragen zur Versicherung, zu den Qualifikationen und eventuell zu Kostenerstattungen beantwortet werden. Manche Einrichtungen verlangen auch ein polizeiliches Führungszeugnis von den Freiwilligen. Immerhin treffen sie auf Menschen aus Kriegsgebieten, die unter Umständen schwer traumatisiert sind. Deswegen muss man für eine ehrenamtliche Tätigkeit auch volljährig sein. Erst wenn all diese Themen geklärt sind, können die Freiwilligen an Projekte vermittelt werden.“ ©Hamburg Media School Juni 2015, www.hamburgmediaschool.com 4 Ach so ist das, denkt sich Annika. Die gemeinnützigen Einrichtungen brauchen eine gewisse Anlaufzeit, weil sich wenige feste Mitarbeiter um viele Freiwillige kümmern müssen. Neben den organisatorischen Aufgaben braucht es eben auch eine Weile, um gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. KEY LEARNINGS 
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Bringen Sie besonders in der Anlaufphase Geduld mit: Einrichtungen brauchen Zeit, um Anfragen und Projekte zu koordinieren Vor der Vermittlung an einem Projekt müssen sich die Parteien zunächst kennenlernen Zu klärende Themen in einem Erstgespräch in einer Einrichtung sind unter anderem: Versicherungsfragen, Fahrtkosten‐/Auslagenerstattung, Qualifikationen, Ansprechpartner, (evtl.) Führungszeugnis, Schweigepflicht, Umgang mit Medien und Öffentlichkeitsarbeit, Beendigung der Tätigkeit Freiwillige, die Projekte suchen, gibt es viele. Projekte, die über Freiwilligenzentren oder andere Einrichtungen Helfer suchen, sind jedoch begrenzt vorhanden. Daher: geplante Projekte publik machen, damit Helfer vermittelt werden können Pflegen sie, wenn möglich, Kontakte zu anderen Hilfsorganisationen, um aktuell zu bleiben 4. Hilfe für die Helfenden (Indianer und Häuptlinge II) Ich arbeite schon seit zwei Jahren als ehrenamtlicher Helfer in einem gemeinnützigen Verein für Flüchtlingshilfe. Der Verein organisiert viele Projekte und Aktionen, an denen wir Ehrenamtlichen mitwirken: Deutschkurse, Tauschbörsen, Filmabende, Hausaufgabenbetreuung, Nachhilfe. Die meisten Programme werden auch von Wohlfahrtsbehörden, dem Staat oder der Wirtschaft gefördert. Vor einiger Zeit hatte ich einen Einfall: Um die Asylbewerber besser willkommen zu heißen, könnte auf dem Vereinsgelände ein Infocafé eingerichtet werden. Die Flüchtlinge haben ja eine Menge Fragen. An dieser zentralen Stelle könnte man ihnen eine erste Orientierung geben in Form eines Stadtplans, einer Liste mit Ansprechpartnern oder einer Anleitung, wie man sich in einem Notfall verhält. Wenn man alles mit einfachen Worten und vielen Bildern erklärt, verstehen das selbst die Menschen, die noch kein Deutsch können. Ich stellte die Idee der Geschäftsleitung vor. Alle waren begeistert und versprachen, sich um die Einrichtung des Infostands zu kümmern. Viele Wochen vergingen, aber es schien sich nichts zu tun. War meine Idee doch nicht so gut gewesen? Ich fragte nach. „Natürlich ist das noch aktuell! Wir arbeiten fieberhaft daran, dass wir bald starten können. Weil der Infostand aber am besten rund um die Uhr besetzt sein muss, werden viele Helfer benötigt. Die müssen aber erstmal koordiniert werden.“ ©Hamburg Media School Juni 2015, www.hamburgmediaschool.com 5 Ich erfuhr, dass der Verein extra eine eigene Koordinationsstelle eingerichtet hatte, der sich nur um die Organisierung der Ehrenamtlichen kümmert. Eine Frau arbeitet nun in Vollzeit daran, dass die Projekte reibungslos funktionieren. Alles nur wegen meines Vorschlags! Nun weiß ich, wieviel Planungsarbeit in der Umsetzung einer Projektidee steckt. Und dass es nicht nur Zeit, sondern auch eigene Berufsfelder braucht, damit so ein Projekt erfolgreich ist. Dank der Koordinatorin weiß jeder Helfer, was er zu tun hat und kann bei Bedarf um Rat fragen. Das macht die Arbeit viel entspannter! KEY LEARNINGS 
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Der Erfolg eines Flüchtlingshilfsprojekts steht und fällt mit der Organisation der Ressourcen. Von Vorteil ist, wenn die Hilfseinrichtung eine eigene Koordinationsstelle hat, die von professionellen Sozialmanagern bekleidet wird Die Planung eines Projekts braucht Zeit. Je genauer die Vorstellung davon, welches Anliegen damit erfüllt werden soll, desto besser können Materialien und Helfer koordiniert werden Bieten Sie als Helfer im Dialog mit den Hilfseinrichtungen lieber Qualifikationen an statt fertige Projekte zu fordern. So können die geschulten Mitarbeiter abschätzen, wo Ihre Unterstützung am besten eingesetzt werden kann 5. Der perfekte Kreislauf (Comfort and Support) Neulich war ich auf den Grillabend meines besten Freundes Frank eingeladen. Frank ist Referendar an einer Realschule und wird bald Lehrer für Deutsch und Erdkunde. Außerdem arbeitet er in einem Erstauffanglager für Flüchtlinge. Ich war neugierig, was man da so macht, und kam mit Frank ins Gespräch. „Oh, wir unternehmen ganz verschiedene Dinge: Wir haben eine Bastelgruppe für die Kinder, eine eigene Kleiderkammer und geben Deutschunterricht. Unser Lager hat sogar eine Turnhalle auf dem Geländer, die nur von den Flüchtlingen genutzt werden darf. Ich sage dir, Fußball verbindet die Welt!“ „Die Flüchtlinge bleiben ja nur für ein paar Monate in dem Erstauffanglager. Danach ziehen sie in eine Folgeeinrichtung um, nicht wahr? Bestimmt gibt es dann einen tränenreichen Abschied.“ Auf einmal wird Frank ganz ernst. „Eigentlich gar nicht. Stell dir mal vor: In deiner Heimat herrscht Krieg. Jeden Tag fliegen Bombenflugzeuge über dein Haus. Womöglich hast du ein Familienmitglied verloren. Oder du wurdest auf der Flucht von deiner Frau und deinen Kindern getrennt. Obwohl du viel Geld für die Ausreise bezahlt hast, weißt du nicht, wo sie sind. Du weißt auch nicht, wo du landest: Dein einziges Ziel heißt ‚Deutschland‘. Aber du warst ja noch nie dort und hast keine Ahnung, was dich erwartet. Hier herrscht eine völlig andere Kultur. Dein Zimmer in dem Containerdorf teilst du dir mit anderen Flüchtlingen. Vielleicht sprechen sie deine Sprache, vielleicht auch nicht. Du hast einen Antrag auf Asyl gestellt, aber du weißt nicht, ob du bleiben darfst oder abgeschoben wirst. Während du wartest, darfst du nicht arbeiten gehen. Da sind zwar Menschen, die dir helfen, aber ihr versteht euch ja kaum. Überhaupt, wie sollen sie auch begreifen, dass du mit deinen Gedanken die ©Hamburg Media School Juni 2015, www.hamburgmediaschool.com 6 ganze Zeit bei deiner Frau und deinen Kindern bist? Wie kannst du ihnen erklären, was dich bedrückt? – Ich sage dir: Viele Flüchtlinge können gar kein Glück oder Dankbarkeit mehr empfinden.“ Ich bin ganz bestürzt und kann mir gar nicht vorstellen, wieso Frank trotzdem so zufrieden und ausgeglichen sein kann. Jeder Mensch braucht schließlich Aufmerksamkeit und Anerkennung für seine Bemühungen. Frank erzählte weiter: „Zum Glück bin ich in einem guten Netzwerk. Ganz am Anfang habe ich mich bei einer sozialen Einrichtung gemeldet und habe lange Gespräche mit den Mitarbeitern geführt. Dort finden nicht nur Hilfsprojekte statt, es werden auch kompetente Beratung und Weiterbildungen für die freiwilligen Helfer angeboten. Es gibt Koordinatoren, Sozialarbeiter und Seelsorger. Die Ehrenamtlichen sind der verlängerte Arm für die offiziellen Beratungsstellen. Es ist ein perfekter Kreislauf: Soziale Einrichtungen, Flüchtlinge, Helfer.“ Ich nickte: Frank ist in dem Netzwerk gut aufgehoben. Er bekommt professionelle Unterstützung, um seinerseits den Menschen helfen zu können, die in Not sind. KEY LEARNINGS: 
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Suchen Sie sich für die Flüchtlingshilfe ein passendes Netzwerk. Spezialisierte soziale Einrichtungen sind gut organisiert und bieten Unterstützung für alle Parteien Besonders Erstauffanglager sind zumeist mit der Organisation grundsätzlicher Lebensumstände für die Flüchtlinge beschäftigt. Zusätzliche Angebote wie Sprachkurse können nur begrenzt umgesetzt werden. Machen Sie sich klar, dass die Arbeit in einer Erstaufnahmeeinrichtung flexibler und unmittelbarer abläuft, da Probleme meist rasch gelöst werden müssen Es passiert gelegentlich, dass die Menschen, denen etwas Gutes getan wird, weder Dankbarkeit noch Freude zum Ausdruck bringen. Das kann verschiedene Gründe haben und sollte auf keinen Fall zur Frustration auf Seiten des Helfers führen. Sprechen Sie mit den Beratern in den Einrichtungen und seien Sie sich bewusst, dass Ihre Unterstützung stets wertgeschätzt wird – auch, wenn es nicht danach aussieht 6. Kleine Ursache, große Wirkung Tobias ist Mitglied im Fußballverein und kickt für sein Leben gern. Diese Begeisterung teilt auch sein Freund Amir, der mit seinen Eltern vor einem halben Jahr aus Afghanistan geflohen ist. Nachdem sie die ersten paar Monate in einem Erstauffanglager verbracht haben, lebt die Familie nun in einer Containersiedlung am Stadtrand. Amir hat sich schon gut eingelebt und lernt dank Tobias schnell Deutsch. Die beiden gehen oft zusammen auf den nahegelegenen Bolzplatz. Allerdings ist Amir unglücklich: Er wünscht sich nichts sehnlicher als ein gutes Paar Fußballschuhe mit Stollen dran. Tobias ist wild entschlossen, ihm diesen Wunsch zu erfüllen. Kurzerhand fragt er bei seinem Trainer nach und bekommt tatsächlich ein ausrangiertes Paar Schuhe in der richtigen Größe. Amir ist überwältigt! ©Hamburg Media School Juni 2015, www.hamburgmediaschool.com 7 Als Tobias am nächsten Tag ins Containerlager kommt, um Amir zum Training abzuholen, gibt es einen riesigen Tumult: Etliche Jugendliche stürmen auf ihn zu und wollen auch Fußballschuhe mit Stollen haben. Dabei war das doch nur ein kleines Geschenk für Amir gewesen! Damit hat Tobias aber bei allen fußballbegeisterten Lagerbewohnern die Hoffnung geweckt, gute Fußballschuhe zu bekommen. Hilfesuchend wendet sich Tobias wieder an seinen Trainer. Der hat den rettenden Einfall: Sie gründen eine Kooperation zwischen dem Fußballverein und der Flüchtlingseinrichtung. So können Amir und seine Freunde nun nicht mehr auf einem Bolzplatz, sondern auf einem richtigen Fußballfeld spielen. Und zwar mit echten Fußballschuhen mit Stollen dran. KEY LEARNINGS 
Eine gut gemeinte Kleinigkeit kann ungeahnte Folgen haben. Daher sollten Vorhaben (zum Beispiel ein spontaner Ausflug oder ein größeres Geschenk) mit der Einrichtung oder einem Berater abgesprochen werden. Häufig spielen versicherungstechnische Fragen wie die Aufsichtspflicht oder unterschiedliche kulturelle Gepflogenheiten eine Rolle, über die man im ersten Moment keinen Überblick hat 7. Der Pate (Der Seelsorger) Robert und seine Frau Eva engagieren sich seit vielen Monaten für die Flüchtlinge in ihrem Stadtteil. Sie sind bereits im Patenprogramm und kümmern sich seit einiger Zeit um eine vierköpfige Familie aus Syrien. Robert geht mit den Kindern oft in den Park, während Eva mit der Mutter einkaufen geht, damit die anhand von Alltagssituationen Deutsch lernt. Ein paarmal haben die beiden die Familie auch schon zu sich zum Essen eingeladen. Es war ein Heidenspaß, zusammen zu kochen und die unterschiedlichen Kulturen kennenzulernen. Eines Tages stehen die vier ohne Vorwarnung vor Roberts und Evas Haustür: Ein Überraschungsbesuch! Die Syrer strahlen sie an, während Eva gar nicht so recht weiß, wie ihr geschieht. Ganz selbstverständlich marschiert die Familie in ihre Wohnung und macht es sich im Wohnzimmer bequem. Robert und Eva können nicht anders, als sie zu bewirten: Die Syrer scheinen den Unterschied zwischen einer offiziellen Einladung und einem spontanen Besuch nicht zu kennen. Wie sollen die beiden ihnen klar machen, wo das Ehrenamt endet und die Privatsphäre beginnt? Während des Essens erzählt der Vater, dass er noch einen Sohn in Syrien habe. Er versuche schon seit Monaten, ihn nach Deutschland zu schleusen. Der Krieg hat die Familie auseinandergerissen. Robert und Eva tun ihr Bestes, um sie zu trösten. Als die Familie spät am Abend nach Hause geht, sind die beiden total erschöpft. Aus eigener Kraft können sie der Familie nicht helfen. Deswegen spricht Robert zunächst mit einem Seelsorger in der Flüchtlingseinrichtung. Gemeinsam mit dem Vater aus Syrien überlegen sie die nächsten Schritte. Ihm tut es sichtlich gut, über seine Sorgen zu sprechen. Mit Hilfe des Seelsorgers stellen sie eine Eingabe an die Landesregierung. ©Hamburg Media School Juni 2015, www.hamburgmediaschool.com 8 Ein paar Monate später erreicht Robert und Eva die frohe Botschaft: Der Sohn ist wohlbehalten aus Syrien angekommen! Mittlerweile wurde der Asylantrag der Familie auch bewilligt. Der Vater, ein Arzt, darf sich nun endlich eine Arbeit suchen und will bald aus dem Containerlager in eine richtige Wohnung ziehen. Natürlich helfen Robert und Eva ihnen dabei von Herzen gern! KEY LEARNINGS 
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Informieren Sie sich über die kulturellen Eigenschaften der Asylbewerber: Gastfreundschaft gilt in vielen Kulturen als höchstes Gut – und wird in gleicher Weise auch eingefordert Geben Sie Ihre persönlichen Daten, Telefonnummer oder Wohnort nicht leichtfertig weiter – unabhängig von persönlicher Sympathie Ehrenamt und Privatsphäre sollten deutlich voneinander getrennt werden: Unternehmen Sie gemeinsame Aktivitäten lieber im neutralen Rahmen einer sozialen Einrichtung. Dies dient auch dem Selbstschutz der freiwilligen Helfer Zuhören, Verständnis und Anteilnahme zeigen klingt nach wenig, ist aber eine große Erleichterung bei Kummer und stärkt das Gemeinschaftsgefühl Übersteigt eine Situation Ihre eigenen Möglichkeiten, zögern Sie nicht, Hilfe von außen aufzusuchen: Offizielle Beratungsstellen wie Seelsorger leisten professionellen Beistand und haben oft mehr Mittel, eine schwierige Lage zu lösen. Lernen Sie, ‚Nein‘ zu sagen und sich bewusst gegen Situationen abzugrenzen, die belasten oder Ihre Fähigkeiten übersteigen. Auch hier gilt: Keine Scheu davor, Hilfe zu suchen! 8. Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie den Juristen Ihres Vertrauens Hussam ist vor einem Jahr nach Deutschland gekommen. Er hatte sehr viel Glück: Schon nach wenigen Monaten wurde ihm eine Aufenthaltsgenehmigung erteilt, mit der er über die Agentur für Arbeit eine Beschäftigung suchen und Leistungen vom Sozialamt bekommen kann. Es fehlen nur noch ein paar Formulare… Hussam stellt fest: Die Deutschen scheinen Formulare sehr zu mögen. Er versteht kein Wort! Zum Glück ist sein Pate Ulrich Meyer Jurist. Ihn fragt Hussam um Rat. „Kein Problem“, sagt Ulrich, „wir gehen jetzt zusammen aufs Amt und füllen diese Formulare aus. Auf einen Termin bei der Rechtsberaterin warten wir ja ewig!“ Und er zwinkert ihm aufmunternd zu. Hussam staunt nicht schlecht: Nicht nur scheint Ulrich dieses diffuse Beamtendeutsch zu verstehen, er gibt ihm darüber hinaus interessante Hinweise: „Nein, wir schreiben nicht ‚Duldung‘, sondern ‚Aufenthaltserlaubnis‘. Damit könnte dir nicht nur ein Praktikum, sondern ein richtiger Job bewilligt werden…“ Hussam versteht nicht alles, was Ulrich ihm erklärt, aber er ist von seinem Expertenwissen sehr beeindruckt. „Das ist ja total praktisch“, ruft er begeistert aus. „Kannst du mir dann auch bei dem Aufenthaltsantrag meiner Frau helfen? Wenn sie unbefristet bleiben darf, könnten wir endlich ihren Bruder aus Syrien zu uns holen…“ ©Hamburg Media School Juni 2015, www.hamburgmediaschool.com 9 Ulrich stockt einen kurzen Moment, besinnt sich. Schließlich legt er den Stift zur Seite und schüttelt den Kopf. „Entschuldige, Hussam. Das war ein Missverständnis.“ Ulrich legt die Formulare zu einem ordentlichen Stapel zusammen und packt sie ein. „Ich hätte nicht anfangen sollen, diesen Antrag für dich auszufüllen. Ich kenne mich damit ja gar nicht aus. Wir sollten lieber zu der Rechtsberaterin im Flüchtlingszentrum gehen.“ „Habe ich einen Fehler gemacht?“, fragt Hussam erschrocken. Er möchte ja nichts falsch machen! „Nein“, lächelt Ulrich Meyer, „aber ich hätte fast einen gemacht! Manchmal vergesse ich, dass das ja gar nicht meine Aufgabe als Pate ist: Für rechtliche Fragen bezüglich der Leistungen für Asylbewerber gibt es offizielle Behörden. Dort bist du besser aufgehoben. Aber wenn du willst, machen wir den Termin gemeinsam aus und ich begleite dich dorthin.“ „Ja, gern“, sagt Hussam. Er ist sehr froh, so einen Freund wie Ulrich zu haben. KEY LEARNINGS: 
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Für Rechtsfragen und ähnliche Themen existieren entsprechende Beratungsstellen. Die Flüchtlinge sind mit dem deutschen Behördensystem nicht vertraut und nehmen jeden Hinweis oder gutgemeinten „Trick“ gerne an. Damit es nicht zu Missverständnissen kommt, sollten ausschließlich Fachleute konsultiert werden. Es ist sehr wichtig, seine Grenzen als freiwilliger Helfer zu kennen. Besinnen Sie sich auf Ihre Fähigkeiten und holen Sie sich Unterstützung bei Themen, wo Sie sich nicht sicher fühlen. Bei der Freiwilligenberatung können die Einsatzfelder klar benannt und abgesteckt werden. Unterstützung in anderen Belangen können Sie jederzeit anbieten. 9. Tandemprogramme für Unternehmen: Gemeinsam in die Pedale treten Nicht nur Privatpersonen leisten ehrenamtliche Arbeit. Auch Firmen engagieren sich mit sozialen Programmen, oft im Zuge von Nachhaltigkeit und Gesellschaftsverantwortung (CSR). Leider existieren in Bezug auf Flüchtlingshilfe kaum fertige Tandemprogramme. Es obliegt den Unternehmen, ihre Mitarbeiter und Kapazitäten zu organisieren und sich direkt mit den Einrichtungen zu vernetzen. Eine erfolgreiche Kooperation aufzubauen, erfordert viel Zeit und Geduld. Eventuell muss innerhalb des Unternehmens ein eigener Abschnitt für die Koordination gebildet werden. Amadeus Hajek ist Projektleiter einer großen Cateringfirma. Gemeinsam mit 150 Mitarbeitern versorgt er 2500 Flüchtlinge in einer Erstaufnahmeeinrichtung täglich mit Essen. Dafür hat er sich mit einem sozialen Dienstleistungsunternehmen zusammengetan. Der Caterer garantiert einen gleichbleibend hohen Standard – und hat sich für die Lagerbewohner noch etwas Besonderes ausgedacht: Gekocht wird nach den Rezepten von Flüchtlingen. So bekommen sie Asylbewerber leckere Gerichte aus ihrer eigenen Heimat. Das klingt banal, ist aber enorm wichtig: „Essen ist für die Menschen in den Lagern eine der wenigen Lustmöglichkeiten am Tag“, weiß Hajek. Solche Tandemprogramme entstehen (genauso wie die meisten Hilfsprojekte) erst, wenn sich Menschen ausführlicher mit den Bedürfnissen von Flüchtlingen und den Umständen vor Ort ©Hamburg Media School Juni 2015, www.hamburgmediaschool.com 10 auseinandersetzen. Es müssen viele Hürden genommen und Zeit in Aufklärungsarbeit investiert werden. Amadeus Hajek hat speziell hierfür eine eigene Arbeitskraft in der Firma engagiert und viele Wochen in Planung und Vorbereitung investiert, ehe er das fertige Konzept an eine geeignete Hilfsorganisation herantrug. Trotzdem war der Weg bis zur Umsetzung immer noch lang. Gelohnt hat es sich allemal: Die Kooperation ist stabil und die stets leergefutterten Teller sprechen ihre eigene Sprache. KEY LEARNINGS 
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Unternehmen und soziale Einrichtungen funktionieren unterschiedlich. Es muss eine gemeinsame Basis gefunden werden, um einander zu verstehen und Vertrauen aufzubauen Dem Tandemprogramm geht eine lange Phase der Planung und Strukturierung voraus. Oft fehlen den Hilfseinrichtungen dafür die Kapazitäten. Daher beginnt das soziale Engagement von Unternehmen bereits mit dem Aufbau des Programms und der selbstständigen Organisation All jene Prozesse müssen in Absprache mit den Einrichtungen geschehen: Mit einer offenen, engen Kommunikation wird Missverständnissen und Rechtsfolgen vorgebeugt Es sollen sich keine „Arbeitsinseln“ bilden, also Zusammenschlüsse, die ohne Blick nach außen und nur für sich existieren. Daher gilt es, sich mit verschiedenen Einrichtungen und Initiativen zu verknüpfen. So können weitreichende Netzwerke entstehen, die Raum bieten für gegenseitige Unterstützung und mehr Programme DO’s and DON’Ts: 
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Aufteilung: allgemeine Regeln + Besonderheit Erstaufnahme – Leute noch traumatisiert ‐> medizinische u. psychologische Betreuung das Allerwichtigste; das können Ehrenamtliche nicht leisten, dafür sind Offizielle zuständig. Flüchtlinge dürfen mit anderen Angeboten nicht überfordert werden; Bewusstsein für diese besondere Situation! Menschen brauchen STABILITÄT, Helfer dürfen nicht nach 1 Woche wieder abhauen, brauchen einen langen Atem Patenschaften = viel mehr Verbindlichkeiten, Ansprechpartner in Einrichtungen Erstaufnahmeeinrichtung = 3 Monate Aufenthalt, viel mehr Organisation, Durchlauf, es geht drunter und drüber ‐> flexibel im Kopf bleiben, sich auf wechselnde Zustände einstellen; wissen, worauf man sich einlässt Allgemein: Entweder sporadisch ODER langfristig helfen; bei Entscheidung für sporadische Hilfe kein Anspruch auf Planbarkeit, Hilfe auf Abruf ‐> Stichwort: Hilfe mit anderen für andere ‐> nicht der Helfer steht im Mittelpunkt, sondern der Bedarf der Flüchtlinge – daher nicht beleidigt sein Einleitungstext: Das sind die Erstaufnahmelager. (Container, Bundeswehreinrichtungen, leer stehende Häuser… = besondere Umstände, kein Luxus, schnell eingerichtet für akuten Bedarf) Dann Punkte für Key Learnings. – Nächste Seite: Allgemeine Regeln (selbe Aufteilung) Erstaufnahmelager sind bewacht, man muss sich bei der Security melden (zum Schutz der Flüchtlinge!) – nicht abschrecken lassen, aber man kann nicht einfach reinmarschieren Bei längerer Beteiligung: die meisten Organisationen bieten Einarbeitung und Schulungen Vorsicht bei übermäßigem Engagement / Überengagement vermeiden ©Hamburg Media School Juni 2015, www.hamburgmediaschool.com 11 
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Eigene (emotionale) Grenzen kennen: Man kann keinen Menschen retten. Manchen Menschen kann man nicht helfen. Westliche Werte sind nicht immer der Maßstab! „Immer versuchen, den Stuhl zu wechseln“ ‐
> Perspektive des anderen einnehmen, fremde Kultur anerkennen Nichts persönlich nehmen, keine Dankbarkeit erwarten (beachte: Eisberg) Aufgaben klar abstecken, Rahmen akzeptieren: Immer Erstgespräch führen, klar werden: Was will ich? Was darf ich? Was kann ich? Was will ich NICHT? Finger weg von Rechtsberatung! Angebote der Organisationen/Träger wahrnehmen, sich weiterbilden Klare Kommunikation: Mut haben, auch mal nein sagen zu können; Ehrenamt von Privatheit trennen (beachte Hektik in der Erstaufnahme vs. Privatheit u. Vertrauen im Folgelager!) Projekte den Situationen und Bedürfnissen anpassen  Lockere Aufteilung über 2 Doppelseiten ©Hamburg Media School Juni 2015, www.hamburgmediaschool.com 12