Referat

Spannungsfeld konkurrierender Landnutzung / Hilbers/Engelken
Spannungsfeld konkurrierender Landnutzung
Ulrich Hilbers
Ralf Engelken
Zusammenfassung
Die Landnutzungsformen Malaysias erzeugen Spannungen vor allem in Bereichen der
Ökologie und der Sozioökonomie. Dabei treffen häufig die Interessen der Wirtschaft, der
Regierung und der Bevölkerung, die oft durch Nichtregierungsorganisationen vertreten
werden, aufeinander.
Die wichtigsten Landnutzungsarten, sowie Beispiele für Konflikte werden hier dargestellt.
Inhalt
1.
Landnutzungsformen....................................................................................................... 2
1.1. Abbau von Bodenschätzen ............................................................................................ 2
1.2. Agrarwirtschaft................................................................................................................. 2
1.3. Tropischer Feuchtwald..................................................................................................... 3
2. Spannungsfelder .................................................................................................................... 4
2.1. Sozioökonomischer Konflikt ............................................................................................. 4
2.2. Ökologische Konflikte....................................................................................................... 4
2.3. Politische Spannungen .................................................................................................... 5
2.4. Der Bakun-Staudamm als Beispiel .................................................................................. 5
Quellen ....................................................................................................................................... 6
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1. Landnutzungsformen
1.1.
Abbau von Bodenschätzen
Zinn
Merkmale:
2001 wurden 400.000 ha für den Bergbau genutzt. Das entspricht knapp 1%
der Landesfläche,
Zinn wird hauptsächlich für den Export gefördert. (MGDM)
Entwicklung: Die jährliche Förderung von Zinn betrug 1980 noch 61.400 Tonnen
(1. Weltrang) und ist bis 1998 auf 6000 Tonnen (7. Weltrang)
zurückgegangen. Die Lagerstätten sind weitgehend erschöpft. (Blotevogel
2001)
Erdöl/Erdgas
Merkmale:
Im südchinesischen Meer vor der Küste Malaysias werden Erdöl und Erdgas
für den eigenen Verbrauch und den Export gefördert. Nur 5% der Erlöse
dieses Sektors fließen in die Länderhaushalte der fördernden Länder Sabah
und Sarawak. (Engelbertz 1992)
Entwicklung: Beim Abbau von Bodenschätzen haben Erdöl und Erdgas dem Zinn den Rang
abgelaufen. Die Erdöl- und Erdgasförderungen sind innerhalb von 15 Jahren
um 60% auf 38 Mio t Fördermenge gestiegen. (Rauchwetter 1990)
1.2. Agrarwirtschaft
Subsistenzwirtschaft
Merkmale:
Subsistenzwirtschaft ist die traditionelle Form der Bedarfsdeckung der
Menschen. Der Eigenbedarf wird hauptsächlich vom Grundnahrungsmittel
Reis gedeckt.
Entwicklung: Aufgrund der Industrialisierung ist die Subsistenzwirtschaft aus West-Malaysia
weitgehend verdängt worden. In Ost-Malaysia werden noch Wanderfeldbau
(„shifting cultivation“) und kleinbäuerliche Dauerkulturen von der indigenen
Bevölkerung betrieben. Mit der Erschließung des Landes durch Straßen wird
vielfach auf den Anbau von Marktfrüchten (cash crops) umgestellt. (Blotevogel
2001)
Marktorientierte Landwirtschaft
Merkmale:
Die marktorientierte Landwirtschaft zeichnet sich durch Familienbetriebe
unterschiedlicher Größe aus, die hauptsächlich Marktfrüchte für regionale,
aber auch internationale Märkte anbauen. Dazu gehören Reis, Palmöl, Kakao,
Tee. (Blotevogel 2001)
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Entwicklung: Die Ausbeute der cash crops ist um etwa 10% gestiegen. Gründe hierfür sind
mehr Landwirtschaftsflächen, aber auch verbesserte Saaten, Einsatz von
Düngemitteln und Förderung des Maschineneinsatzes.
Bemühungen der Regierung, genügend Reis zur Deckung des Eigenbedarfs
anzubauen, sind bislang gescheitert. Malaysia gehört zu den ReisImportländern. (Blotevogel 2001)
Plantagenwirtschaft
Merkmale:
Weltmarktorientierte Großbetriebe bauen meist nur ein spezielles Produkt in
Plantagen an. Die Hauptprodukte sind Kautschuk, Palmöl und Kakao.
Entwicklung: Seitdem Gummi auch synthetisch hergestellt werden kann, ist die Bedeutung
des Naturkautschuks stark zurückgegangen. Nur noch 1/3 der
Gummiproduktion stammt aus dem Produkt des Rubberwoods (Hevea
brasiliensis).
Palmölplantagen haben an Bedeutung gewonnen. Malaysia gilt als der
weltweit wichtigste Palmölproduzent. (Rauchwetter 1990)
1.3. Tropischer Feuchtwald
Merkmale:
Der tropische Feuchtwald besitzt einen hohen Artenreichtum. Nur 5-10% der
Bäume (vor allem Dipterocarpaceaen) werden wirtschaftlich genutzt. Durch
die Holzexploitation entstehen starke ökologische und sozioökonomische
Schäden.
in Millionen FM
Entwicklung: Während in West-Malaysia der Rundholzexport in den 80er Jahren
stufenweise eingestellt wurde, gehört Ost-Malaysia wohl zu einem der
bedeutendsten Holzexporteure von tropischen Rundhölzern der Welt.
Auf dem Weg zur
50,00
Industrienation
45,00
verfolgt Malaysia
40,00
das Ziel, weniger
35,00
unverarbeitetes
Rundholz zu
30,00
Produktion
exportieren und
25,00
Export
zügig eine
20,00
verarbeitende
15,00
Industrie
10,00
aufzubauen.
5,00
(Engelbertz 1992)
0,00
1980
1982
1984
1986
1988
1990
1992
1994
1996
1998
2000
Tabelle2: Entwicklung der Rundholzproduktion
im Vergleich zum Export
(FAOSTAT Database, 2003)
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2. Spannungsfelder
Spannungsfelder entstehen vor allem an den Stellen, wo die Interessen der Regierung bzw.
der Wirtschaft und der Bevölkerung nicht übereinstimmen und wo aus meist wirtschaftlichen
Interessen heraus geltende Rechte missachtet werden. Auch ökologische Folgen durch
unterschiedliche Landnutzungsformen führen zu Spannungen.
2.1. Sozioökonomischer Konflikt
Konflikte treten zum Beispiel zwischen der ländlichen Bevölkerung und der Holzwirtschaft
auf:
Landnutzungsrechte, die die indigene Bevölkerung durch traditionelle Nutzung erworben hat,
werden häufig missachtet oder nachträglich unter Wert entschädigt. Dabei werden von den
Bewohnern bepflanzte Flächen zerstört.
Der Transport des Stammholzes erfolgt entlang von Flüssen, an denen sich auch häufig
Pflanzungen befinden.
Durch die Exploitation wird das Wild aus der Region vertrieben, womit die Jagd erschwert
wird.
Kultstätten, wie zum Beispiel Grabstätten, werden oft nicht erkannt und zerstört.
Negative Auswirkungen hat der Einsatz von Maschinen auch auf den Wasserhaushalt.
So treten Trübungen, sogar Ölverschmutzungen im Trinkwasser auf und der Fischfang wird
so erschwert.
Für die Bewältigung auftretender Konflikte fehlt es häufig an neutralen Schlichtungsstellen.
(Engelbertz 1992)
2.2. Ökologische Konflikte
Stark kritisiert werden auch die ökologischen Folgen, welche die Holzexploitation mit sich
bringt.
90% der Bodenerosion wird durch unsachgemäß angelegte Straßen, durch
Raupenschlepper und durch den Wald gestampfte Rückwege verursacht. Die Artenvielfalt
von Pflanzen und Tieren wird stark reduziert.
Mit größeren Schutzzonen, neuen Erntetechniken, weniger Holzeinschlag und neuen
Waldbewirtschaftungssystemen soll der Raubbau am Regenwald gestoppt werden.
Die Durchführung von Kontrollen ist jedoch kaum möglich. (gtz 1993)
Die Abnahme des Waldes wird nicht nur durch die Holzwirtschaft verursacht. Ein weiterer
Grund hierfür ist die Landwirtschaft. Durch den Wanderfeldbau werden nach einer Studie
des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel (1991) weltweit 45% des Regenwaldes zerstört. Durch
die Verkleinerung der Gebiete, die den Nomaden für den Wanderfeldbau zur Verfügung
stehen, kehren die Wanderbauern nach Nutzung des Landes zu früh zurück, so dass das
Brachland zu wenig Zeit hat sich zu regenerieren. (gtz 1993)
Starke ökologische Schäden werden auch durch den Zinnabbau verursacht. Rund um Ipoh
in Perak, wo das Zinn den meisten Reichtum brachte, wurden wüstenartige Landstriche
hinterlassen. (Rauchwetter 1990)
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2.3. Politische Spannungen
Ein weiteres Spannungsfeld herrscht zwischen den Landesregierungen von Sabah und
Sarawak und der Bundesregierung bezüglich der geringen Erlöse aus der Öl- und
Gaswirtschaft. Nur 5% gehen in die Landeshaushalte. Wegen der umfangreichen
Entwicklungsaufgaben fordern die Landesregierungen einen höheren Anteil.
Etwa 50% der Einnahmen Sarawak stammen aus dem unter Landeshoheit stehenden
Forstsektor. (Engelbertz 1992)
2.4. Der Bakun-Staudamm als Beispiel
Ein konkretes Beispiel für die Interessenkonflikte ist der Bakun-Staudamm in Sarawak.
Erste Studien wurden 1960 gemacht, 1990 wurde das Projekt fallengelassen, da der mit
Wasserkraft erzeugte Strom gegenüber Erdgas zu teuer war. 1993 wurde das Projekt wieder
aufgenommen, aber 1997 wegen der Finanzkrise eingestellt. 1999 wurde die Fortsetzung
des Dammbaus beschlossen.
Die Regierung will die Energiegewinnung auf mehrere Energiequellen verteilen (im Moment
sind die Hauptquellen Erdöl und Erdgas). Der Staudamm ist dabei ein wichtiges Projekt.
Außerdem soll genügend Energie zur Industrialisierung des Landes vorhanden sein.
Die Notwendigkeit des Dammes ist umstritten.
Die Leistung wird 2.400 Megawatt betragen, etwa das Fünffache der Ende der 90’er Jahre in
Sarawak verbrauchten Energie. Schätzungen zur Entwicklung des Energiebedarfs sind
widersprüchlich, aber da die Energie-Überkapazitäten in Malaysia generell sehr hoch sind,
und die Energiekapazitäten auch ohne den Staudamm steigen ist es fraglich, ob so viel
Energie in naher Zukunft wirklich benötigt wird. Anscheinend plant man aber jetzt, den Strom
in Nachbarländer zu verkaufen.
Es gibt vielfältige Kritik an dem Projekt:
Der Stausee wird eine Fläche von 70.000 ha überfluten (das ist in etwa die Fläche
Singapurs). In diesem Gebiet lebten ca. 10.000 Bewohner. Noch mehr Bewohner der
Umgebung werden von der Umleitung der Flüsse betroffen sein.
Der malaysische High Court hat den Bau 1996 gestoppt, weil die Rechte dieser Menschen
bei der Planung und des Projektes missachtet worden waren. Das Urteil wurde aber später
revidiert. (IDSNET)
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Quellen
Rauchwetter 1990:
Malaysia sehen und erleben
Engelbertz 1992:
Die Entwicklung der Holzexploitation ins Sarawak im Spannungsfeld
nationaler und internationaler Interessen
gtz 1993:
Umwelt- und Ressourcen-Schutzprogramme in Malaysia
Blotevogel 2001:
Vorlesung „Ost- und Südostasien“
MGDM:
Minerals and Geoscience Department Malaysia
http://www.jmg.gov.my/Exploration___Mining/exploration___mining.html
IDSNET:
International Development Studies Network
http://www.idsnet.org/Resources/Dams/Bakun/BakunDam.html
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