Extreme Unterschiede in Wuchs

Tagung „Jungviehaufzucht auf der Weide – intensiv, gesund und wirtschaftlich“
am 18. Januar 2016 auf Haus Düsse
(Dr. Edmund Leisen, Öko-Team der Landwirtschaftskammer NRW)
Kurz die Themen: Parasitendruck und Prophylaxe bei Kälbern und Rindern 2015,
Aufzucht ohne/ mit Entwurmungsmittel oder mit homöopatischer Behandlung,
Gewichtsentwicklung und Wirtschaftlichkeit, Weidemanagement, Aufzucht mit viel Milch
und ohne Kraftfutter in Belgien und Neuseeland, Aufzucht an der Amme, Auslagerung
der Aufzucht auf einen Weidebetrieb (Näheres zum Termin siehe letzte Seite).
Aufgrund der Bedeutung für den ökologischen wie auch den konventionellen Landbau
wird die Veranstaltung gemeinsam von der Landwirtschaftskammer und den ÖkoVerbänden Bioland, Biokreis, Demeter und Naturland durchgeführt.
Die Gewichtsentwicklung von Kälbern und Rindern, wie sie auf Haus Riswick und auf 6
Praxisbetrieben in den letzten Jahren festgehalten wurde, zeigt: Die Tiere konnten sich
gut entwickeln. Abkalbealter von 25 – 27 Monate wurden meist erzielt. Die Aufzucht
auf der Weide kann also durchaus mit intensiven Verfahren mithalten.
Entscheidende Vorteile: Erhebliche Einsparungen bei den Aufzuchtkosten sind möglich.
Erhebliche Einsparungen bei den Aufzuchtkosten
(Dr. Edmund Leisen, LK NRW)
Unter Berücksichtigung geringerer Grobfutterkosten, höherer Flächenproduktivität (bei
optimalem Weidemanagement), Nutzung des Herbstaufwuchses,
Nutzung
kostengünstiger
Flächen
sowie
einer
besseren
Einzelkuhleistung
sind
Kosteneinsparungen von bis zu 1000 € pro aufgezogenem Rind möglich. Eine
kostengünstigere Aufzucht auf der Weide im Vergleich zum Stall ist auf fast allen
Milchvieh-Betrieben möglich, öko wie konventionell.
Jetzt strategisch an Parasitenprophylaxe denken, bevor die Weidesaison startet
(Prof. Marc Boelhauve, Fachhochschule Soest)
Die Winterzeit nähert sich irgendwann dem Ende und die Zeit zum Austrieb der Rinder
rückt näher – ideal, wenn man sich jetzt ein wenig Zeit nimmt, um die Tiere strategisch
gut durch die mögliche Parasitenzeit zu bringen. Zu einer strategischen
Parasitenkontrolle gehört auch ein sinnvolles Weidemanagement, dass
bedarfsgerecht auf den vorhandenen Parasitendruck und mögliche Behandlungen
abgestimmt sein sollte. In dem Vortrag wird auf mögliche Strategien zur
Parasitenkontrolle hingearbeitet mit dem konkreten Ziel, diese in Praxisbetrieben
anwenden zu können. Dazu werden Ergebnisse zur letztjährigen Untersuchung auf
Parasiten präsentiert sowie die typischen, nicht immer optimalen, Vorgehensweisen bei
der Parasitenbekämpfung zur Diskussion gestellt.
Zusammenfassend soll der Spagat gelingen zwischen dem Anspruch, den Tieren
wenige Möglichkeiten zu geben, sich mit unnötig vielen Parasiten zu infizieren und der
gleichzeitigen Beachtung, dass für die Ausbildung einer Immunität gegenüber einzelnen
Weideparasiten ein gewisser Parasitendruck wichtig ist.
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Optimierung der Weide- und Tierleistung von Jungrindern im System
Kurzrasenweide (Anne Verhoeven, Öko-Stall Haus Riswick, LK NRW)
Betrieb: 48 horntragende HF-Milchkühe, ermolkene Milch 8.100 kg ECM/Kuh, 14 dt
Kraftfutter/Kuh, 3,9 Jahre Nutzungsdauer, Boxenlaufstall, 55 % Weideanteil in
Sommerration, 27 Monate Erstkalbealter.
Aufzucht auf Weide: 2012 bis 2014 wurden Beweidungsversuche unter
Kurzrasenbedingungen mit jeweils 12 Jungrindern der Rasse Deutsche Holstein im
Alter von 6 bis 12 Monaten durchgeführt. Die Gewichtszunahmen wurden mit einer
elektronischen Waage kontinuierlich erfasst. Alle Jungrinder wurden in den ersten
beiden Versuchsjahren zur Endoparasiten-Prophylaxe vor Weideauftrieb und nach
Weideabtrieb homöopathisch behandelt. Auf Grund ansteigender MagenDarmwurmbelastungen (im Kot nach Weideabtrieb) im Herbst 2012 und 2013 wurden
während der Weideperiode 2014 monatlich eine homöopathische Behandlung
durchgeführt sowie regelmäßig tierindividuelle Kotproben analysiert.
Nach Perioden mit unterdurchschnittlichen Tageszunahmen realisierten die Tiere ein
hohes kompensatorisches Wachstum. Über die gesamte Weideperiode wurden je nach
Jahr mittlere Tageszunahmen zwischen 799 und 921 g erzielt.
Aufzucht ohne Kraftfutter und frühzeitigem Weidegang in Belgien und Neuseeland
(Bio-Betrieb Elena Theissen, Manderfeld, Belgien)
Frau Theissen berichtet über Ihren Betrieb sowie über einen neuseeländischen Betrieb,
auf dem sie 2015 ein Praktikum machte.
Betrieb in Belgien: 100 Kreuzungs-Milchkühe, ermolkene Milch 5.700 kg ECM/Kuh, 4
dt Kraftfutter/Kuh, 5,4 Jahre Nutzungsdauer, Boxenlaufstall, Weidegang von März bis
November, 90 % Weideanteil in Sommerration, 26 Monate Erstkalbealter, reiner
Grünlandbetrieb in 560 m ü NN.
Aufzucht: sehr guter Tier-Mensch-Kontakt, saisonale Abkalbung von Januar – März,
Aufzucht der Januarkälber, spätere sind Kreuzungskälber mit Blau-Weißen Belgiern,
520 l Milch/Kalb (2015: 750 l/Kalb), Weideauftrieb 2015 mit 2,8 Monaten und Tränken
auf Weide bis 5 Monate, jüngere auch länger (Tag- und Nachtweide, Kurzrasenweide,
Schutz durch Wald, Ende April aber noch minus 5oC Nachttemperatur), Heu zur freien
Verfügung, Entwurmung Kälber jährlich 1 – 2 x. Im 2. Jahr Aufzucht im
Naturschutzgebiet. Tageszunahmen in Aufzucht in letzten 3 Jahren: durchschnittlich
670 g/Tier in 1. und 2. Lebensjahr, Kuhgewicht im Herdenmittel: 570 kg/Kuh (Mittel ab
3. Laktation). Vorgestellt wird ein Video zum Weideauftrieb der Kälber und der
Gewöhnung an Zäune.
Betrieb in Neuseeland (Bio-Betrieb): 120 Kiwicross-Milchkühe (Kreuzung HF mit
Jersey), ermolkene Milch bei nur 240 Laktationstagen (Trockenheit) 4.700 kg
ECM/Kuh, kein Kraftfutter, reines Grünland, 6 Jahre Nutzungsdauer, ganzjährig
Weidegang (Umtriebsweide, 2 x täglich Umtrieb, 43 Parzellen), 24 Monate
Erstkalbealter, 2.000 mm Niederschlag..
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Aufzucht: saisonale Abkalbung von August – September (entspricht jahreszeitlich in
Europa Februar – März), Aufzucht der Augustkälber, spätere sind Kreuzungskälber mit
Fleischbullen, 600 l Milch/Kalb bis 120 kg Lebendgewicht, Weideauftrieb mit 3 Wochen
und Tränken mit Milchtaxi (Rückzugsmöglichkeit in Stall mit Heu zur freien Verfügung,
Wetter zu der Zeit noch kalt (nachts nicht selten nur wenige Grad über Null), regnerisch
und windig). Nach wenigen Wochen Nachweide von Kuhweiden Entwurmung über
einheimische Wurmpflanze „Flax“, herkömmliche Entwurmung wird möglichst
vermieden, da teuer. Tageszunahmen bei 600 g/Tier, Idealgewicht liegt bei
Kiwicross-Kalbin vor der Abkalbung bei 410 kg.
Aufzucht mit viel Milch und ohne Kraftfutter
(Biolandbetrieb Bernd und Hermann Vollmer, Rheda-Wiedenbrück, Münsterland)
Betrieb: 30 horntragende HF-Milchkühe, ermolkene Milch 6.500 kg ECM/Kuh, 4 dt
Kraftfutter/Kuh (Ausputzgetreide), 6,9 Jahre Nutzungsdauer, Mehrraumlaufstall mit
Stroheinstreu, Weidegang von März bis November, 93 % Weideanteil in Sommerration,
27 Monate Erstkalbealter, Ackerbau, Direktvermarktung.
Aufzucht: 4 Aufzuchtrinder und 8 Mastrinder/ Jahr, Mehrraumlaufstall mit
Stroheinstreu, Weidegang von März bis November. Kälber: 1000 l Milch/Kalb,
Anlernen am Strick (viele kleine Weiden, viele Umtriebe) Auftrieb der Kälber immer auf
vorherige
Schnittflächen.
Dadurch
„saubere“
Weide
und
Verzicht
auf
Entwurmungsmittel. Tageszunahmen in Aufzucht in letzten 4 Jahren: durchschnittlich
770 g/Tier in 1. und 2. Lebensjahr. Kuhgewicht im Herdenmittel: 680 kg/Kuh (Mittel ab
3. Laktation).
Aufzucht an der Amme (Bio-Betrieb Thomas Scholz, Gersfeld, Rhön, Hessen)
Betrieb: 80 Jersey-Milchkühe (ausgesprochener Zuchtbetrieb mit Zuchtbullenverkauf),
teils genetisch hornlos, übrige enthornt, ermolkene Milch 6.535 kg ECM/Kuh, 8 dt
Kraftfutter/Kuh, über 6,0 Jahre Nutzungsdauer (wegen Zuchtkuhverkauf nicht genau
kalkulierbar), Boxenlaufstall, Weidegang von März bis November, 90 % Weideanteil in
Sommerration (2015 trockenheitsbedingt nur etwa 50 %), 24 Monate Erstkalbealter,
550 – 800 m ü NN, nur 4,9oC Jahresdurchschnittstemperatur.
Aufzucht: Teils bei Amme teils herkömmlich, genauer beschreiben, 3 Monate
Gruppenhaltung mit saurer Vollmilch, Wasser Heu, Müsli, Kuhgewicht im Herdenmittel:
450 kg/Kuh (Mittel ab 3. Laktation).
Aufzucht an der Amme (Biolandbetrieb Ludger Strotdrees, Harsewinkel, Münsterland)
Betrieb: 40 horntragende HF-Milchkühe, ermolkene Milch 6.500 kg ECM/Kuh, 4 dt
Kraftfutter/Kuh (Ausputzgetreide), Boxenlaufstall, Weidegang von März bis November,
44 % Weideanteil in Sommerration, 30 Monate Erstkalbealter, Ackerbau,
Direktvermarktung.
Erfahrungen nach 10-jähriger Ammenaufzucht: gesündere Kälber, keine
Arbeitseinsparung
(Kälber
müssen
versorgt
werden),
aber
ein
wenig
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Arbeitserleichterung (die Milch muss nicht herangeschleppt werden, sondern ist schon
da), frühes Heranführen an die Grundfutteraufnahme mit einhergehender früherer
Ausprägung des Pansens, damit wir grundfutterbetonte Milchkühe bekommen.
Auslagerung der Aufzucht auf einen Weidebetrieb
(Bioland-Betriebe Christoph Meier, Heuerßen-Kobbensen und Heinrich Meier-Köpke, HessischOldendorf, Niedersachsen)
Betrieb Meier-Köpke: 85 HF-Milchkühe, ermolkene Milch 8.000 kg ECM/Kuh, 18 dt
Kraftfutter/Kuh, 3,9 Jahre Nutzungsdauer, Boxenlaufstall, 35 % Weideanteil in
Sommerration, 27 Monate Erstkalbealter, Ackerbau mit Feldgemüseanbau.
Ab 1997: Kooperation mit Betrieb in Nachbarort, Übernahme von Milchviehherde und
Grünland, Kollege übernimmt Aufzucht (nach Tränkephase bis hochtragend), dazu
Wochenenddienste und Urlaubsvertretung sowie Mithilfe bei Ernte und Ackerbau.
2012/2013: nach gesundheitlichen Problemen des Kollegen Nutzung seines Stalles
durch Trockensteher, Aufstockung zu Hause, Auslagerung der Aufzucht auf Betrieb
Meier (Einzelheiten zu Vertrag und Kalkulation werden auf der Tagung vorgestellt).
Aufzucht auf Betrieb Christoph Meier: 40 Stück Jungvieh, aufgeteilt auf 2 Gruppen,
über 7 – 8 Monate Weide (in dieser Zeit: 75 % Weideanteil).
Zwischenbilanz nach 3 Jahren: Beide Seiten sind mit dem bisherigen Ergebnis
zufrieden. Herr Meier-Köpke erhält gesunde Kühe und Herr Meier ist auf seine Kosten
gekommen (Einzelheiten zur Kalkulation, durchgeführt von Dr. Volling vom Ökoring
Niedersachsen, werden auf der Tagung vorgestellt).
Weitere Infos zur Tagung:
Termin und Ort: Montag, 18. Januar 2016, von 10.00 bis 15.30 Uhr, Haus Düsse,
Ostinghausen, 59505 Bad Sassendorf
Kosten: 80 €, 60
Tagesverpflegung)
€
Infos und Anmeldung:
02512376593.
für
Schüler/Studenten
(incl.
[email protected],
Münster, den 05. Januar 2016
Seminarunterlagen
Tel.
01739317440,
und
Fax: