20 Tages-Anzeiger – Montag, 7. Dezember 2015 Bellevue Mit dem Seehund über das Eisfeld rutschen Züritipp Kino Lieblingsfilm am Montag Fehlt der Schnee, sorgen Eisfelder für Winterstimmung. Von Benno Gasser Burnt Adam Jones erkochte einst zwei «Michelin»-Sterne, doch dann geriet sein Leben durch Drogen und Alkohol aus den Fugen. Scheinbar geläutert, heuert er im Londoner Restaurant eines Freundes an. Zunächst geht das ganz gut, doch dann … Der Plot mag etwas gar simpel wirken, aber punkto kulinarischer Ästhetik war Hollywood nie besser. (ak) Diverse Kinos Die Eisflächen im Heuried und in Oerlikon sind diese Saison für das Publikum geschlossen. Da bleibt den Schlittschuhfans nur noch das Dolder als Alternative – und die beiden temporären Eisfelder in der Innenstadt. Eines befindet sich auf dem Sechseläutenplatz und wird umrahmt vom Weihnachtsdorf mit seinen unzähligen Ess- und Verkaufsständen. Glühwein- und Käseduft liegen in der Luft, aus den Lautsprechern klingen Discohits aus den 80er-Jahren. Rund zwei Dutzend mehrheitlich Erwachsene und ein paar Kinder ziehen ihre Runden auf der stattlich grossen Fläche. Die meisten Kinder tragen Sturzhelme, die neben dem Kopf auch noch die Wangen bedecken. Sicher ist sicher. Schneeberg als Nebenprodukt Konzert Lennon mit Jazzklavier Bühne Mehr als Magie Iiro Rantala 666 – The Group Piece Er scheint ein Berserker der Fröhlichkeit zu sein, der finnische Pianist Iiro Rantala. Lyrische Passagen, wildes Gehämmer, Manipulationen der Saiten – all das steht im Dienste einer unüberhörbaren Lebensfreude. Auch dann, wenn er John Lennon interpretiert. (ZT) Moods, Schiffbaustr. 6, 20.30 Uhr Mitten in der Adventszeit wird in der Gessnerallee eine Walpurgisnacht gefeiert: Das Stück «666 – The Group Piece» des jungen Performers Nils Amadeus Lange stellt die Hexe und deren Kräfte in das Zentrum: heilen, hexen, pflegen und zaubern. (ZT) Gessnerallee, Gessnerallee 8, 20 Uhr Weniger geübte Läufer setzen sich auf kleine Holzschlitten mit Kufen und lassen sich über die Fläche stossen. Scheinwerfer lassen das Eis abwechselnd im blauen, roten und grünen Licht erstrahlen und die Fläche zur Bühne für die Läufer mutieren. Das Opernhaus in unmittelbarer Nähe passt perfekt zur Kulisse. Tausende kleiner Lichter des Weihnachtsdorfes, die Beleuchtungen in den Geschäftshäusern rund um den Platz kreieren eine Melange aus weihnachtlicher Gemütlichkeit und Grossstadtatmosphäre. Winterliche Gefühle kommen nicht nur auf, sondern auch neben dem Feld hoch. Auf einem grossen Schneeberg tollen Kinder herum. Genau genommen handelt es sich dabei nicht um Schnee, sondern um den Abraum, der nach der Eisreinigung übrigbleibt. Doch mit solchen Details halten sich die Kinder nicht auf. Für Erwachsene kostet das Eisspektakel – Schlittschuhe und Eintritt – 16 Franken. Das angebotene Eisstockschiessen wird separat verrechnet, der Preis hängt ab von der Teilnehmerzahl. New York als grosses Vorbild Montag Kino Citizen Ruth Von Alexander Payne USA 1995; 106 min. Xenix, Helvetiaplatz, 21.15 Uhr In grazia di Dio Von Edoardo Winspeare I 2013; 127 min. Xenix, Helvetiaplatz, 18.45 Uhr Konzerte Peaches Dance / Disco Punk (Ka). Support: Black Cracker Rote Fabrik, Seestr. 395, 20 Uhr Bühne Night-Märchen für Erwachsene Theater. «Räuber Hotzenplotz» Regie: Eric Vock Theater am Hechtplatz, Hechtplatz 7, 20 Uhr Dies & Das Circus Conelli «That’s Entertainment!» Bauschänzli, Stadthausquai 2, 14 + 18 Uhr Familie/Kinder Zauberflöte für Jung & Alt Märchenmusical Volkshaus, Stauffacherstr. 60, 17 Uhr Fotos: Jean-Vincent Simonet, PD Anzeige Ensemble Werktag «Im Kreis» Werke von Dominique Girod Walcheturm, Kanonengasse 20, 20.30 Uhr The Burning Hell, Folk / Indie (Ka/D). Support: Susie Asado El Lokal, Gessnerallee 11, 20.20 Uhr Clubs Cool Monday Nu Disco Mit DJs Luke Redford, Jin Chillah Eintritt frei Mascotte, Theaterstr. 10, 22 Uhr Level the Vibes Reggae / Dancehall / Rocksteady Stall 6, Gessnerallee 8, 22 Uhr Der Samichlaus im Roten Doppelpfeil * Besuchen Sie uns und den Roten Doppelpfeil «Churchill» am Donnerstag, 10. Dezember 2015 von 16.00 bis 21.00 Uhr am Hauptbahnhof Zürich auf Gleis 13. Lassen Sie sich vom Samichlaus überraschen. 10.12.15, 16-21 Uhr, Zürich Hauptbahnhof http://www.sbb.ch/weihnachten * Anzeige gebucht über eventbooster.ch Ein weiteres Eisfeld liegt in der Europaallee. Im Vergleich mit dem Pendant auf dem Sechseläutenplatz ist hier alles eine Dimension kleiner geraten. Die Eisfläche ist nicht ganz so gross, und die Zahl der Verkaufs- und Essstände beschränkt sich auf ein paar Glühwein-, Raclette- und Café-Buden. Statt auf kleinen Holzschlitten lassen sich die Kinder auf Plastik-Seehunden mit einer grossen Schwanzflosse über das Eisfeld stossen. Mitunter ein Grund dürften die Seehunde sein, warum in der Europaallee die Kinder in der Mehrheit sind. Der an- Einmal rumkutschieren, bitte!: Auf dem Eisfeld in der Europaallee. Foto: Reto Oeschger dere hängt mit den Kunstläufern des Eislauf-Clubs Heuried zusammen, die hier trainieren und ihr Können zeigen. Auch die Preise in der Europaallee sind etwas kleiner als auf dem Sechseläutenplatz – Schuhe und Eintritt kosten 10 Franken. Das Eisfeld wird regelmässig gereinigt. Kaum gibt der Eismeister die geputzte, spiegelglatte Fläche wieder frei, stürmen die Kinder los. Die Veranstalter bieten neben Seehunden auch einen Pirouettenkurs für angehende Eisprinzessinnen und -prinzen an und einen Einsteigerkurs für Eisnovizen. Eingerahmt von den grossen Wohn- und Bürobauten an der Europaallee, der Strasse auf der einen und den Gleisen auf der anderen Seite, wirkt dieser Eisfeld-Standort sehr urban. Schlittschuhlaufen auf grossen, städtischen Plätzen ist in Zürich zunehmend populär. Das grosse Vorbild dafür ist New York mit seinem berühmten Ice Rink vor dem Rockefellercenter. Dieser existiert bereits seit 1936 und ist damit so etwas die Mutter aller städtischen Eisfelder, was auch seinen Preis hat: Für Schuhe und Eintritt werden mindestens 37 Dollar fällig. Gute Nachtgeschichten Alex Flach Der goldige Schuss Aus dem Stripclub King’s Club wird ein Gay-Club gleichen Namens. Im traditionsreichen Ausziehlokal unweit des Paradeplatzes werden sich künftig also keine osteuropäischen Frauen mehr um Stangen wickeln, sondern schwule Zürcher Clubber die Tanzfläche mit Füssen treten. Die mit Technobrettern unterlegte Underground-Ära des Labyrinth-Clubs wird trotzdem nicht wiederkehren: Geführt wird der King’s Club von Oliver Bachmann, einem langjährigen Geschäftspartner von Claudio Scattina (Mondo Valentino). Bachmann ist seit vielen Jahren Partyveranstalter und war mit seinen Milkshake-Partys im Adagio sehr erfolgreich. MilkshakePartys bieten alles, was auch Valentino mit seinen Coiffeur- und Beautysalons bietet, und das ist in erster Linie zu viel von allem. Alles wird in Farbe und Plüsch ertränkt, wo man hinguckt lauter Nachbildungen griechischer Statuen, überschminkte Männer und Frauen, Stuck und Spiegel mit vergol- deten Rahmen – wer einen Minimalisten wie Philippe Starck traumatisieren möchte, der braucht ihm nur einen Tag in Valentinos Beauty-Villa im Seefeld zu schenken und ihn nachher an eine Milkshake-Party zu schicken. Understatement? Nur mehr ist mehr! Diese Maxime scheint man im King’s Club auch auf den Humor anwenden zu wollen, denn wie Bachmann «20 Minuten» verraten hat, wird einer der Räume im King’s Club «Der goldige Schuss» heissen. Ja, da lacht der Junkie. Die Schwulenszene hält sich vorderhand noch bedeckt, wenn auch mit wohlwollendem Tenor. Euphorie herrscht keine, obschon sich doch nicht wenige eine Alternative zum eher kleinen Heaven Club im Niederdorf wünschen. Dessen Betreiber Marco Uhlig freut sich über den neuen Mitbewerber: «Wir freuen uns über die weitere Belebung des Kreis 1 und sind überzeugt, dass Zürich genügend Platz für einen weiteren Gay-Club bietet. Vor allem wenn dieser eine eher edlere und auch heterosexuelle Klientel anspricht.» Patrick Juen, Programmchef des Café Gold und Mitglied der Zürcher Gay-Community, sieht das etwas anders: «Ich glaube nicht, dass es einen weiteren Gay-Club braucht. Dort sollen ja Gays neben Heteros feiern, aber das ist schon in vielen Underground-Clubs wie Frieda’s Büxe, Café Gold oder dem Hive der Fall. Die Frage ist, ob die Lücke bei den Zürcher Gay-Clubs überhaupt existiert. Mit dem Heaven wird der Ausgang für Männer, die unter Männern bleiben wollen, nach dem Wegfall vom T & M gut abgedeckt. Zudem gibt es ja noch zahlreiche Gay-Events in diversen Clubs.» Beat Stepan vom Gay-Magazin «Display» hingegen freut sich auf den neuen King’s Club und kann der Versailles-meets-Studio-54-Attitüde von Bachmanns Partyschaffen Gutes abgewinnen: «Ich habe von einigen Gays gehört, dass sie sehr gespannt sind. Wieder mal Plüsch und Bling-Bling, das ist neu und aufregend nostalgisch.» Über Geschmack lässt sich nicht streiten, und Bachmann scheint den Nerv seines Zielpublikums zu treffen: Die Milkshake-Partys waren stets sehr gut besucht. Die Chancen stehen gut, dass auch sein King’s Club ein Erfolg wird. Alex Flach ist auch Club-Promotor. 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