Case Study Mada* (4 ), Mutter Dima (23) - Berlin Wenn Sie diese Fallstudie verwenden möchten, beachten Sie bitte, dass KEINE ÄNDERUNGEN am Text vorgenommen werden dürfen. Bei Fragen zur Verwendung kontaktieren sie bitte Claudia Kepp (+49-30-2759597928) oder Diane Nakschbandi (+49-30-2759597912) in der Kommunikationsabteilung. Bitte schicken Sie immer eine Kopie der verwendeten Fallstudie an [email protected]. Freigegeben am 5. Januar 2016 von Britt Kalla, Save the Children Deutschland. Verfasst von Diane Nakschbandi im Dezember 2015. Kind/Erwachsender: Mada* (4), Mutter Dima* (23) aus Syrien Thema: Flucht, Vertreibung, Notfall, Schutz, Syrien, Krieg Die Fotos sind honorarfrei nur zu verwenden unter Copyright: Save the Children. Zusammenfassung: Madas* Familie war zuerst im Libanon, aber da der Vater keine Arbeit finden konnte, sind sie nach Deutschland gekommen, wo sie sich für ihre Tochter eine bessere Zukunft erhoffen. Der Tag der Eröffnung des Kinderfreundlichen Raums, wo das Mädchen interviewt wurde, war ihr Geburtstag. Mada* mit ihren eigenen Worten: „Bevor es den Kinderfreundlichen Raum gab, gab es für uns Kinder hier nichts zu tun, ich konnte immer nur in unmittelbarer Nähe unseres Zimmers spielen und musste Blickkontakt zu meiner Mutter halten. Hier im Kinderfreundlichen Raum möchte ich jetzt immer spielen.“ „Ich kann schon ein paar Worte auf Deutsch: Bitte, danke, tschüss, hallo.“ „Mein größter Wunsch für 2016 ist eine eigene Geburtstagsparty! Und ich möchte unbedingt in Deutschland bleiben!“ Dimas* Geschichte in ihren eigenen Worten: „Wir waren vom Libanon aus zwölf Tage unterwegs, über die Türkei und Griechenland. Wir sind sehr viel gelaufen, am Ende haben wir dann Züge benutzt. Mein Mann und ich haben uns abgewechselt, um Mada* zu tragen. Auf dem Boot nach Griechenland hat die Kleine die ganze Zeit geschlafen. Ich glaube, dass sie kaum Erinnerungen an die Reise haben wird – außer, dass es anstrengend war. Wir sind direkt nach Berlin gekommen. Hier waren wir erst einen Monat in einem Hotel, seit zwei Monaten sind wir jetzt in Tempelhof.“ „In Syrien hat man mir von Deutschland erzählt, dass wir hier sofort Unterstützung, Sozialversicherung, etc. erhalten würden, es sei alles ganz unbürokratisch, aber auch, dass die Menschen kalt und unfreundlich seien. Aber meine eigenen Erfahrungen sind genau umgekehrt: Es gibt viel zu viel Bürokratie, aber dafür sind die Menschen sehr freundlich und warmherzig.“ (lacht, Anm. d. Red.). 1 Case Study „Ich fühle mich hier in Deutschland sicher und hier in Tempelhof ist es auch ok, wenn es nicht zu lange dauert. Ich wünsche mir schon wieder mehr Privatsphäre und Stabilität. Das hier ist ja nur ein Übergang. Ich möchte gerne wissen, wo ich hingehöre.“ „Mein Alltag hier unterscheidet sich jetzt nicht so sehr von früher: Ich stehe früh auf, mache sauber, unterhalte mich mit den Nachbarn,… aber es ist zu laut, um zu lernen. Ich kann mich nicht konzentrieren, auch, weil meine Tochter mich immer ablenkt. Ich habe versucht, Deutsch zu lernen, habe aber schnell gemerkt, dass das erst geht, wenn meine Tochter in einer Kita ist, dann habe ich Ruhe.“ „Mein größter Wunsch für 2016: In einem Haus oder einer Wohnung zu wohnen und das Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Wir haben einen Asylantrag gestellt und am 17.2. haben wir den Termin beim Gericht.“ „Mada* geht es hier besser als in Syrien. Dort hatte sie immer Angst und hat viel geweint. Es ist gut, dass es den Kinderfreundlichen Raum nun gibt, jetzt haben die Kinder endlich etwas zu tun.“ *Die Namen wurden zum Schutz der Betroffenen geändert. Das Interview führte Diane Nakschbandi. Informationen zum Setting: Das Interview fand während der Eröffnung des ersten „Kinderfreundlichen Raumes“ in Deutschland am 21.12.2015 statt. An ihr nahmen etwa 100 Kinder teil. Seitdem ist der Kinderfreundliche Raum für Mädchen und Jungen zwischen 0 und 13 Jahren täglich in der Zeit von 9 bis 12:30 Uhr und von 13:30 bis 17 Uhr geöffnet. Er befindet sich in einem Hangar im ehemaligen Berliner Flughafen Tempelhof, der als Notaufnahme dient und in dem derzeit (Stand Dez. 2015) über 2000 Menschen untergebracht sind, ca. 40% davon sind Kinder. Zum Zeitpunkt des Interviews waren die Duschen noch im Bau, so dass die Menschen mit Bussen ins nahe gelegene Schwimmbad am Columbiadamm gefahren wurden, um dort zu duschen. Die Infrastruktur wird ständig erweitert. Kinderfreundliche Räume (Child Friendly Spaces, CFS): Ein CFS ist internationaler Standard, um in Krisenregionen Kindern einen Schutzraum zu bieten. Mit Hilfe eines strukturierten Tagesablaufs und geschultem Personal erleben Kinder hier wieder ein Stück Normalität in einem Alltag, in dem sonst nichts mehr ist, wie es einmal war. Sie können spielen, lernen und kreativ sein – und sie fi nden Erwachsene, die ihnen zuhören. Wenn nötig, vermitteln die Mitarbeiter/innen weitergehende psychosoziale Hilfe. Die Betreuung und die strikten KinderschutzStandards schützen die Mädchen und Jungen darüber hinaus vor zusätzlichen Risiken wie Missbrauch und Übergriffen, die in den großen, oft überfüllten Unterkünften auftreten können. Save the Children Save the Children ist die weltweit größte unabhängige Kinderrechtsorganisation und in 120 Ländern aktiv. Seitdem 2014 über 1 Mio. Menschen aus den verschiedenen Krisenländern versucht haben, sich in Europa in Sicherheit zu bringen, hat Save the Children seine Flüchtlingshilfe entlang der gesamten Route ausgebaut. Auch in Deutschland leistet das Kinderhilfswerk vielfältige Flüchtlingsarbeit. 2
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