Kyosai Loewe

Kawanabe Kyosai (1831–1889)
„Die Geschichte um die Liebe eines Löwen, welche man erzählt in den
Äsop-Fabeln, erstes Buch, 29. Seite“
Aus der Serie „Kyosais amüsante Bilder“
Mit den Jesuiten kommen im 16. Jh. auch die Fabeln des Äsop nach
Japan. Das Buch wird schon bald übersetzt und nicht verboten, da es
keinen religiösen Inhalt hat. Die moralisierenden Geschichten fügten sich
gut in das neue Erziehungskonzept der Regierung ein. Einige werden in
Bücher für die Grundschule aufgenommen.
Die Fabel „Der verliebte Löwe“ erzählt die Geschichte von einem Löwen,
der sich in ein Bauernmädchen verliebt. Der Bauer will ihm aber erst
dann seine Tochter geben, wenn er sich vorher die Krallen schneiden
und die Zähne ziehen lässt. Der Löwe erträgt das geduldig, wird dann
aber mit Schimpf und Schande davongejagt. Man wird eine leichte
Beute, wenn man jemandem zu sehr vertraut.
Um nicht mit der Zensur in Konflikt zu kommen, legt Kyosai seine Bilder
mehrdeutig an. Der Löwe gilt in Japan und China als Symbol der Stärke.
Zu Neujahr werden Löwentänze aufgeführt. Der Löwe kann hier für
Japan stehen, das durch die prowestliche Einstellung der Regierung
zahm gemacht wird. Er kann aber auch die westlichen Männer
symbolisieren, die man erst zahm machen muss, bevor sie sich einem
japanischen Mädchen nähern dürfen, um sie dann mit dem Stock zu
verjagen.