58 Human Resources Human Resources 59 RegJo Hannover Bundesfamilien- und Bundesarbeitsministerium und führen beispielsweise gemeinsame Veranstaltungen und Befragungen durch. In Hintergrundgesprächen und Dialogkreisen bringen wir unsere Stimme ein – und werden dabei auch gehört. Personal management Welches ist der häufigste und welches der schlimmste Fehler, den Personalmanager begehen? Belker: Als Profis übersehen wir schnell, dass Betroffene die Sache viel persönlicher, damit emotionaler und grundsätzlicher empfinden als wir. Nicht aus dem Erfahrungsschatz des Personalmanagers, sondern aus der Situation des vielleicht zum ersten Mal Betroffenen müssen wir in den Dialog gehen. Der schlimmste Fehler ist vermutlich, sich selber zu wichtig zu nehmen. Als Personalmanager vertritt man nicht seine eigenen Interessen, sondern die des Unternehmens, allerdings unter angemessener Berücksichtigung der Interessen von Führungskräften und Mitarbeitern. RegJo-Interview mit Thomas Belker, dem Geschäftsführenden Vize-Präsidenten beim Bundesverband der Personalmanager (BPM). Interview Stefanie Stüting • Fotografie BPM HR- und Personalmanager tragen eine hohe Verantwortung für den Erfolg und die Entwicklung von Unternehmen. Werden Sie in der Regel auch dementsprechend wertgeschätzt und gehört? Belker: Ja, Personalmanager tragen eine hohe Verantwortung für das Unternehmen und für die Mitarbeiter. Übrigens haben wir in Deutschland über alle Branchen geschätzt etwa 50 Prozent Personalmanagerinnen. Unsere Verantwortung ist vom Grundsatz her aber keine Alleinverantwortung. Personalmanager wirken integrativ und unterstützend. Sie haben eine hohe Zahl von Dienstleistungen in hoher Qualität zu erbringen – vom Recruiting über das Trainingsmanagement, die Vergütungssystematik samt Gehaltsauszahlung bis zur Beratung in Alltagsfragen. Wenn die Qualität stimmt, werden wir gehört. Wertschätzung muss man sich dagegen erarbeiten. Wer als Personaler kontinuierlich Wert schafft, dem wird auch viel Wertschätzung entgegengebracht. Das ist meine persönliche Erfahrung. Natürlich regnet es nicht ständig Lob, das wäre ja auch ein wenig übertrieben. Welches sind Ihrer Erfahrung nach die häufigsten Probleme und Themen, mit denen Personalmanager zu tun haben? Belker: Kennen Sie nicht auch Schilderungen von Bewerbern, die allzu lang auf Rückmeldung warten? Zunächst müssen Personaler ihre Kernprozesse im Griff haben. Das klingt selbstverständlich, aber es ist nicht problemlos. Zahlreiche Prozesse müssen wie am Schnürchen laufen: Reaktionszeiten, Kostenmanagement, Organisation von Weiterbildung, Statistiken, rechtzeitige Information zu gesetzlichen Veränderungen. Darüber hinaus übt ein guter Personalmanager natürlich Einfluss aus. Er oder sie arbeitet an der Schnittstelle zwischen Mitarbeiter, Führungskraft, Unternehmensleitung und Betriebsrat. Aber das häufigste Problem liegt ganz klar in der Zusammenarbeit der Menschen, und zwar in allen Aspekten, die bei unterschiedlichen Interessen natürlicherweise eine Rolle spielen. Mitarbeitergespräch, Förderung und Beförderung, Arbeitsinhalte, Arbeitsplatz, Vergütung, Regeln und deren Ausnahmen – es gibt keine Situation, die nicht auch Konfliktpotenzial beinhaltet. Bei einem gut geführten Unternehmen ist das Meiste unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Interessen geregelt. Erfahrene Manager erkennen dabei, ob ein Personalbereich nachhaltig ausgleichend tätig war und ist oder ob das Spiel der widerstrebenden Kräfte dem Unternehmen unnötig Energie entzieht. Inwiefern schärft der BPM das Bild des Personalmanagers? Belker: Vielen ist nicht bekannt, wie stark sich das Berufsbild von Personalmanagern gewandelt hat. Die Personalfunktion ist heute sehr weit aufgefächert und leistet einen echten Beitrag zum Unternehmenserfolg. Im BPM wollen wir dieses moderne Image von HR (Human Resources) vermitteln. Es geht um Zukunftsthemen, nicht nur um die Entgeltabrechnung. Zudem bringen wir uns aktiv in gesellschaftliche und politische Debatten ein und machen Personalmanager damit in der Öffentlichkeit sichtbar. Gibt es bestimmte Grundsätze, die bei Personalstrukturen und -führung beachtet werden müssen? Belker: Die gibt es. Strukturell und aus der Führungssicht stehen in der ersten Reihe folgende Themen: Business-Orientierung, Kompetenz, Eigenverantwortung, die Vorbildfunktion in der Führung und das Gespür für richtig oder falsch. An welcher Stelle werden die häufigsten Fehler durch die Geschäftsführung und die Mitarbeiter gemacht? Belker: Sie glauben nicht, wie häufig es an Dialog fehlt. Damit meine ich nicht Kommunikation im oft falsch verstandenen Sinne der einseitigen Information. Erfolgreiche Zusammenarbeit benötigt den dauerhaften, intensiven und in der Sache durchaus auch mal streitigen Dialog. Früher war das Wissen „oben“ in der Hierarchie, der Chef wusste am meisten. Heute liegt das Wissen oft bei den Mitarbeitern, den Experten und häufig sogar außerhalb des Unternehmens. Der wechselseitige Austausch ist grundlegend für den Erfolg. Strukturen und Hauptamtlich ist Thomas Belker Sprecher des Vorstands der Talanx Service AG in Hannover und ehrenamtlich Geschäftsführender Vize-Präsident beim Bundesverband der Personalmanager (BPM). Abläufe, die Dialog ermöglichen und verstetigen, sind sicherzustellen. Hierdurch werden Situationen, in denen Fehler geschehen oder falsche Entscheidungen getroffen werden, minimiert. Konflikten mitwirken. Aber im Gegensatz zu einem Mediator oder Schlichter ist er nicht „überparteilich“. Auch wenn er Lösungen und einen Ausgleich sucht, bleibt er letztendlich immer Vertreter des Arbeitgebers und dessen Interessen. Wie sollte ein Arbeitnehmer seine Beziehung zum Personalmanager verstehen? Geht es hier um ein Vertrauensverhältnis und einen AP bei Problemen mit den Kollegen? Belker: Ja, der Begriff Vertrauensverhältnis trifft es gut. Der Personalmanager sollte für den Arbeitnehmer die zweite Anlaufstelle sein, wenn Problematiken innerhalb des eigenen Arbeitsumfeldes existieren. Erster Ansprechpartner ist natürlich idealerweise der direkte Vorgesetzte. Der Personalmanager hilft, wenn es darum geht, den Dialog zum Kollegen oder Vorgesetzten wieder in Gang zu setzen. Warum sagen Sie, HR-Manager müssen unbequem sein? Belker: Etwas milder ausgedrückt: HRManager dürfen nicht bequem werden. Das klingt nicht unnötig renitent, stimmt aber. HR-Manager müssen sich positionieren – für die Einhaltung der vereinbarten Regeln, den angemessenen Ausgleich von Interessen, die angestrebte Unternehmenskultur, aber auch für die sinnvolle Flexibilität, die jede Zusammenarbeit erfordert. Es gehört dazu, einen gewissen Mut zu zeigen und den – nennen wir es mal – „Standpunkt der Vernunft“ deutlich zu vertreten. Wie wichtig sind die Stichworte Mediation und Schlichtung? Belker: Der Personalmanager arbeitet – wie bereits erwähnt – an der Schnittstelle zwischen Mitarbeiter, Führungskraft, Unternehmensleitung und Betriebsrat. Natürlich muss er da konstruktiv an der Beilegung von In welche gesellschaftlichen und politischen Debatten bringt sich der BPM ein? Und mit welchen Ergebnissen? Belker: In den letzten Jahren standen für uns die Themen Fachkräftesicherung und Geschlechtergerechtigkeit ganz oben auf der Agenda. Wir kooperieren dazu mit dem Was bietet der Verband bei seinem Coaching Days an? Belker: Die Coaching Days sind Workshops zu aktuellen HR-Themen mit starkem Praxisbezug. Unsere Mitglieder können sich dabei in Kleingruppen zu aktuellen Fragestellungen austauschen und gleichzeitig neue Methoden für ihre Berufspraxis kennenlernen. Wie aktiv ist die Region Hannover bzw. Unternehmen der Region im Bezug auf HR-Management und Fortbildung / Kongresse etc.? Belker: In der Region Hannover gibt es viele attraktive Unternehmen jeder Größe, die ein breites Spektrum an Branchen abdecken. Es existiert ein guter Austausch der Personalmanager, man kennt sich, branchenübergreifend. Es gibt viele Kooperationen, zum Beispiel bei der Jobmesse Hannover, der Vocatium – Ausbildungs- und Studentenmesse – oder auch bei der langen Nacht der Berufe. Wie hoch wird Personalmanagement bei der Talanx Service AG gehängt? Welche Personal-Philosophie vertreten Sie dort? Belker: Im Mittelpunkt unserer Personalarbeit stehen die Grundsätze werteorientierter Führung und eine Kultur des Miteinanders. Unser Ziel ist es, die Entwicklung sowohl der Mitarbeiter als auch der Organisation positiv voranzubringen. Dafür braucht es effektive und effiziente Personalprozesse. • www.bpm.de
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