Huldigung an Bach Orgelmusik von Schumann, Liszt und Reger

Huldigung an Bach
Orgelmusik von Schumann, Liszt und Reger
Hundert Jahre lang galt sie als schwülstig, schwer und vor allem veraltet.
Dann aber entdecken die Nachgeborenen Bachs Musik neu. Die
Wiederaufführung der Matthäuspassion durch Felix Mendelssohn-Bartholdy
1829 markiert den Beginn einer Entwicklung, die nicht allein die Werke
des Meisters wieder ins Konzertleben holte und Einzelheiten seiner
Biografie erstmals wissenschaftlich beleuchtete. Die Zeitgenossen
studierten die Kompositionstechniken Bachs und empfingen dadurch
Impulse fürs eigene Schaffen. Die thematische Verwendung der
Tonbuchstaben B-A-C-H macht die Hommage an wiedererkannte Größe
vor aller Ohren deutlich. In den sechs Fugen über BACH, im Jahr 1846 als
Opus 60 veröffentlicht, entfaltet Robert Schumann die kontrapunktischen
Möglichkeiten – mit rhythmischen Veränderungen und Umkehrungen des
Themas – in stark kontrastierenden Sätzen. Dass die Stücke eigentlich für
Pedalklavier geschrieben sind, tut ihrer Wirkung auf der Orgel keinen
Abbruch – im Gegenteil: pianistische Techniken geben dem Orgelklang
ungewöhnliche Frische. Noch weit mehr mag dies für Franz Liszts
Präludium und Fuge über BACH gelten: Sein Umgang mit der Orgel ist
gänzlich unorthodox. Die alterwürdige Fugentechnik verschmilzt er nahtlos
mit seinem rhapsodischen Personalstil zu einem so ausdrucksstarken wie
unbekümmert-virtuosen Glanzlicht von großer Überzeugungskraft. Die
Huldigung an den barocken Meister war auch dem 27-jährigen Max Reger
Herzensanliegen und Ausweis eigenen Könnens. In seiner Fantasie und
Fuge über BACH op. 46 aus dem Jahr 1900 erfährt das Liszt’sche Modell
eine weitere Steigerung. Alle musikalischen Mittel scheinen hier auf die
Spitze getrieben - die Monumentalität an der Schmerzgrenze ist nicht
zuletzt Ausdruck ihrer wilhelminischen Zeit. Ralf Bibiella ergänzt sein
romantisch geprägtes Konzertprogramm durch die Fuga a tre soggetti aus
der Kunst der Fuge. Bach hat in dem Fragment gebliebenen Stück selbst
seinen Namenszug als drittes Thema eingeführt – quasi als Prototyp für
die späteren Bewunderer.
Sonntag, 30. Mai, 19 Uhr: Fantasien und Fugen über BACH; Orgel: Ralf
Bibiella; Karten zu 12, ermäßigt 9 Euro (VK 10/7 Euro).