1 Wormser Wege in der Flüchtlingspolitik Ein Appell des Runden Tisches Stand: 14.01.2016 Autorisierte Fassung vom 21.01.2016 Der Runde Tisch „Asyl/Flüchtlinge Worms“ traf sich seit dem 16. April 2015 insgesamt acht Mal. Die letzte Sitzung fand am 14. Januar 2016 statt. 120 Minuten standen pro Sitzung zur Verfügung. Alle Sitzungen fanden öffentlich statt. Viele wurden durch online-Streaming live begleitet. Alle Sitzungen sind protokolliert worden. Die Medien haben intensiv über die einzelnen Sitzungen berichtet. 1. Selbstverständnis Die Stadt hat einen gesetzlichen Auftrag zur Unterbringung von Flüchtlingen. Diese humanitäre Aufgabe soll gleichzeitig den gesellschaftlichen und sozialen Frieden in Worms sichern. Wie kann der Zusammenhalt der Wormser Bürgergesellschaft durch die neue Aufgabenstellung gestärkt werden? Wie bleibt Worms lebenswert? Der Runde Tisch bildete als Dialogforum transparent und öffentlich ein Bürgergespräch ab, in dem Befürworter, Unterstützer, Helfer und Kritiker gleichberechtigt zu Wort kommen sollten. Die Idee und die Konstituierung des Runden Tisches erfolgten noch in einer Zeit, in der von einer sogenannten „Flüchtlingswelle“, die sich seit September 2015 in Deutschland abzeichnete, nicht geredet wurde. Insofern agierten die Wormser Bürger klug und vorausschauend mit dem Wunsch der Einrichtung eines Runden Tisches. Es war eine Initiative der Stadt und ihrer Bürger. Der Runde Tisch war eine Bürgerkammer, in der Betroffenheit, Expertisen und vor allem Argumente öffentlich in Streitgesprächen ausgetauscht wurden. Der Runde Tisch war in Worms ein Instrument neben vielen anderen, um sich den Fragen der Flüchtlingspolitik zu stellen. Der Runde Tisch sollte keineswegs allein die Flüchtlingsthematik für Worms adressieren. Alle Teilnehmer wurden angesichts der öffentlichen Berichterstattung zunehmend zu „Anwälten“ des Themas und Ansprechpartner für die Stadtgesellschaft. Die selbstgesetzten Ziele lauteten darüber hinaus: • Einbindung verschiedener Meinungs- und Interessenlagen; • Herstellen von Öffentlichkeit; • Gemeinsame Klärung und Erarbeitung von Fakten; • Streitkultur über Vor- und Nachteile der Wormser Flüchtlingspolitik; • Deutung und Urteilsbildung im Bereich der neuen Herausforderungen; • Appelle und Ideenentwicklung im Umfeld der Flüchtlings- und Asylthematik. 2 Die Bedingungen des Gesprächs im Sinne einer Geschäftsordnung (Arbeitsweise, Regeln, etc.) gaben sich die Mitglieder des Runden Tisches gemeinsam, selbstverpflichtend und kollaborativ in der ersten Sitzung. Damit erkannten alle Beteiligten die Verschiedenheit ihrer Interessen wechselseitig an. Der Oberbürgermeister sicherte dem Runden Tisch zu, dass sich der Stadtrat, als das legitim verfasste Entscheidungsgremium, mit den Fragestellungen, Ergebnissen und Wünschen des Runden Tisches in offiziellen Tagesordnungspunkten der Stadtratsversammlungen beschäftigen wird. Damit war eine institutionelle Verzahnung zwischen informellen und formellen Prozessen gegeben. 2. Teilnehmer und Auswahl Moderne inklusive Partizipation markierte das offene Auswahlverfahren: eine neue Beteiligungsarchitektur für die Stadtbürger. Zwanzig Teilnehmer waren ständige Mitglieder des Runden Tisches. Die Größe entsprach dem Erfahrungswert aus der Beteiligungs- und Partizipationsforschung. Unterschiedliche Legitimationsquellen sollten genutzt werden, um ein breites Beteiligungsverfahren am Runden Tisch zu sichern: • Es erfolgte ein Aufruf an die Stadtbürger in den Medien, sich als Teilnehmer für den Runden Tisch zu bewerben (mit „Bewerbungsmaterial“, wie Motiv und biografischem Interessenhintergrund). • Institutionelle Vertreter der Bürgergesellschaft (wie bspw. Wohlfahrtsverbände und Wirtschaftsorganisationen), die mit dem Thema Flüchtlinge befasst sind, sollten gezielt zur Teilnahme aktiviert werden – durchaus auch im Sinne einer Bündelung gemeinsamer Interessen. Die Auswahl der Zusammensetzung sollte die kontrovers diskutierte Logik der Flüchtlingsthematik abbilden und folgte der Zielsetzung, den gesellschaftlichen und sozialen Frieden der Stadt zu erhalten. Der Runde Tisch wurde von einem Moderator geleitet, der auch die einzelnen Treffen inhaltlich und organisatorisch vorbereitete. Die Auswahl der Zusammensetzung erfolgte durch die Sichtung der Bewerbungen durch ein Team an der Universität Duisburg-Essen. Die Kriterien der Auswahl orientierten sich an den Evaluationsergebnissen vergleichbarer kommunaler Beteiligungsverfahren. Da radikale Kritiker im Bereich gesellschaftspolitischer Konflikte in der Regel persönlich nicht an solchen Runden Tischen der bürgerlichen Mitte teilnehmen – anders als bei allen infrastrukturellen Problemen – wurde versucht, deren Positionen über das Verlesen von Mails und die Präsentation von Ergebnissen der Einstellungsforschung zu integrieren. Der für das Flüchtlingsthema zuständige Beigeordnete, Waldemar Herder, nahm für den Stadtvorstand am Runden Tisch teil, nicht hingegen die im Stadtrat vertretenen Parteien und Fraktionen. Der Oberbürgermeister nahm an der Konstituierung des Runden Tisches mit einem eigenen Beitrag teil. Er kam darüber hinaus auch mehrfach als Gasthörer zu den einzelnen Treffen. 3 Die Ressourcen für die einzelnen Treffen (Getränke, Beamer etc.) organisierte und finanzierte die Stadtverwaltung in Kooperation mit der Wormser Hochschule, in deren Räumen sich der Runde Tisch treffen durfte. 3. Themenschwerpunkte Die Abfolge der Sitzungen wurde durch unterschiedliche Schwerpunktthemen strukturiert. Dabei spielten folgende Themen leitmotivisch eine zentrale Rolle: • Unterbringung/Wohnversorgung/Betreuung; • Spracherwerb und Sprachförderung; • Arbeit/Beschäftigung; • Freizeit und kulturelle Bildung; • Gesundheit; • Verbesserung von Dienstleistungen/Service; • Projektvorstellungen; • Ideen-Entwicklung. Nach der Erarbeitung der Fakten durch eigene Expertise oder durch Kurz-Impulse von Referenten/Teilnehmern erfolgte die gemeinsame Urteilsbildung, die sich im Appell des Runden Tisches und dem Forderungskatalog niedergeschlagen hat. Gesellschaftsberatung durch das Dialogforum sollte so sichergestellt werden. Die Expertisen sind in Echtzeit über einen Livestream übermittelt worden. Weiterhin sind sie in die Protokolle eingegangen und in Dokumenten, Materialien und Handouts an alle Teilnehmer ausgehändigt worden. 4. Appell des Runden Tisches Das Recht auf Asyl ist ein Menschenrecht. Den Asylanspruch regelt das Grundgesetz. Flüchtlinge sind nach der Genfer Flüchtlingskonvention geschützt. Für die verschiedenen Gruppen von Geflüchteten gibt es unterschiedliche rechtliche Regelungen: Asylsuchende, Asylberechtigte, Flüchtlingen nach der Genfer Flüchtlingskonvention, subsidiär Schutzberechtigte nach EU-Qualifikationsrichtlinie, Inhaber von humanitären Aufenthaltstiteln und sogenannte Geduldete. Auch in Worms leben diese verschiedenen Gruppen von Geflüchteten. Wir verpflichten uns, diese Menschen in Not auf dem Weg in eine sichere Zukunft zu unterstützen und in Worms willkommen zu heißen. Wir bitten die Wormser Bürgerinnen und Bürger dabei um ihre Unterstützung. Der soziale und gesellschaftliche Frieden in unserer Stadt ist uns wichtig. Er soll erhalten bleiben. Dazu ist es notwendig, die Flüchtlinge menschenwürdig, sicher und in langfristigen Wohnräumen unterzubringen, für ihre Integration zu sorgen und ihnen Teilhabemöglichkeiten vielfältiger Art zu eröffnen. 4 Wir erkennen auch in unserer Stadt das vom Bundespräsidenten angesprochene fundamentale Dilemma: „Wir wollen helfen. Unser Herz ist weit. Doch unsere Möglichkeiten sind endlich“. Die Aufnahmekapazität ist auch in Worms begrenzt. Aber sie ist bislang nicht ausgehandelt, wozu wir aufrufen möchten. Nur durch politische Aushandlungsprozesse in dafür vorgesehenen parlamentarisch-repräsentativen Gremien kann das Ergebnis begründet, gerechtfertigt und zustimmungsabhängig gemacht werden. Wir gehen davon aus, dass jeder Flüchtling bereit sein muss, die offene Wormser Gesellschaft nach dem Leitbild des Grundgesetzes mitzugestalten. Das Grundgesetz bietet viel Raum für kulturelle Vielfalt. Es sichert Freiheit des Glaubens, die Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann sowie die Rechte von Minderheiten. Wir erwarten, dass mit dem Erlernen der deutschen Sprache auch diese Regeln der offenen Gesellschaft anerkannt werden. Da unsere Möglichkeiten „endlich“ sind, entsteht ein doppelter Druck: (1) Es existieren organisatorische Aufnahmeprobleme, die unsere Stadtverwaltung – wie jede andere auch – überfordern: unkalkulierbare Zuteilung von Flüchtlingen, fehlender Wohnraum, zu wenig Geld für Neubauten, nicht vollzogene Abschiebungen, etc. Worms ist bei diesen Aufgaben auf die Unterstützung von außen angewiesen. Wir appellieren deshalb an Bund und Land, unsere Stadt nachhaltig finanziell und materiell zu unterstützen, um Menschen in Not auch angemessen helfen zu können. Wir regen an zu prüfen, ab wann es möglich sein sollte, anzuzeigen, dass die städtischen Kapazitäten erschöpft sind. Insgesamt muss es um einen klugen Ausbau der sozialen Infrastruktur für alle Bürger der Stadt gehen, wenn eine Neid-Debatte verhindert werden soll. (2) Es existieren Herausforderungen für die Demokratie: Der Druck auf die kommunale Demokratie ist auch kulturell erkennbar. Flüchtlinge sind Ausdruck von neuer Verschiedenheit. Sie verändern die Stadtidentität. Diese Verschiedenheit nehmen viele Bürgerinnen und Bürger auch als Ungleichheit wahr. Wie viel Ungleichheit verträgt Worms? Wie viel brauchen wir? Wichtig bleibt, diese Verschiedenheit demokratisch auszuhandeln und über die berechtigten Sorgen öffentlich zu diskutieren. Nur das kann die Angst vor Differenz nehmen. Die Angst der Mehrheitsgesellschaft vor der Minderheit ist ein weltweites Phänomen. Nur durch Erfahrung und vor allem durch Begegnung lassen sich solche Ängste abbauen. Die Flüchtlinge sind für Worms sowohl eine kulturelle Bereicherung als auch Anlass für Ängste, Sorgen, neue Verteilungskonflikte. Die Gefahr der wachsenden Konkurrenz der Armen besteht. Umso wichtiger wird es sein, dass alle Maßnahmen der Stadt auch gleichermaßen für alle sozial benachteiligen Bürger von Worms gelten, eben nicht nur für Flüchtlinge. Nur so wächst Zusammenhalt, nur so kann eine Neiddebatte um Verteilungsfragen verhindert werden. Eine Lösung für die Bewältigung der Flüchtlingskrise gibt es nicht. Aber viele einzelne Maßnahmen existieren und werden 5 zeitparallel ausgetestet. Alle Initiativen müssen sich an einem Maßstab messen lassen: jede Verletzung von Menschwürde ist unzulässig. Mit großer Sorge sehen wir, dass fremdenfeindliche Aktivitäten anwachsen. Wir wenden uns gegen alle rechtsextremen und fremdenfeindlichen Aktivitäten und treten diesen gemeinsam entschieden entgegen. Wir appellieren an alle Wormser, uns dabei zu unterstützen! Wir bitten die Wormser, wie bisher ihr vielfältiges ehrenamtliches Engagement für die Flüchtlinge nicht zu reduzieren, sondern weitere Aktivitäten der nachbarschaftlichen Zivilgesellschaft zu starten. Menschen in Not benötigen angemessene Verpflegung, Unterkünfte, medizinische Versorgung, Spracherwerb, Bildung/Ausbildung und Beschäftigung. Nach der unmittelbaren Katastrophenhilfe sollten Integrationsmaßnahmen einsetzen. Konkret fordert der Runde Tisch: a) Von der Landesregierung: • Die Landesregierung soll am Ziel der Erarbeitung eines Einwanderungsgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland festhalten. • Die Landesregierung soll sich dafür einsetzen, dass gerade in Zeiten neuer innerer und äußerer Bedrohungen grundlegende rechtsstaatliche, humanitäre und soziale Errungenschaften, die unseren politischen Standort markieren, gesichert werden. • Die Landesregierung soll eine konzertierte Aktion anregen: Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften und die Zivilgesellschaft sollten jetzt gemeinsame Pläne entwickeln: Weg vom Modus des Katastrophenschutzes, hin zu einer Politik der Einwanderungsgesellschaft. • Wir fordern die unmittelbare Weitergabe der finanziellen Mittel, die das Land vom Bund für Menschen in Not erhält, an die Stadt Worms - ohne Abzüge. • Die Landesregierung soll den Verteilerschlüssel für die Unterbringung von Flüchtlingen in Rheinland-Pfalz überprüfen. Strukturschwache Regionen sollten stärker einbezogen werden. • Wir fordern eine kurzfristige, befristete Erhöhung der Lehrerstunden an Schulen, die von Zuwanderung stark betroffen sind. • Wir fordern die generelle Einrichtung von Sprachförderklassen an besonders betroffenen Schulen (Lerngruppen-Größe maximal 10 Personen). • Wir fordern eine Verbesserung des Zugangs zu medizinischer Versorgung für Flüchtlinge, insbesondere der chronisch Kranken. Das beinhaltet neben der verbindlichen Einführung der elektronischen Gesundheitskarte für Flüchtlinge auch die freie Arztwahl und Dolmetscherdienste. Die Landesregierung soll den Rahmen für 6 eine konzertierte Aktion zur Verbesserung der Lage unter Einbezug von Land, Kommunen, Ärzten und Krankenkassen schaffen. • Die Kommunen müssen von dem Morbiditätsrisiko (hohe Kosten durch spezifische Krankheiten) der ihnen zugewiesenen Asylbewerber entlastet werden. Andernfalls ist eine Versorgung chronisch Kranker nicht durchführbar. b) Vom Stadtrat: Der Stadtrat soll nachfolgende Themen öffentlich beraten und möglichst in Beschlüsse überführen. • Wir fordern, dass das „Konzept zur Unterbringung und Betreuung von Asylbewerbern im Stadtgebiet Worms“ (v. 5.3.2014) ständig an die jeweils neuen Lagen angepasst wird, ohne die im Konzept enthaltenen Mindeststandards zu unterlaufen. Unter Beteiligung des Stadtrats sind die im Konzept zugrunde gelegten Standards permanent zu überprüfen. Ehrenamt • Der Stadtrat soll alle Aktivitäten im Bereich des ehrenamtlichen Engagements besonders wertschätzen, die Anerkennungskultur konkret ausbauen und Rahmenbedingungen für ein gelingendes Ehrenamt schaffen. Dazu sind zusätzliche (personelle und finanzielle) Ressourcen notwendig. Bildung und Ausbildung • Wir fordern besondere Fördermaßnahmen für alle Kinder und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen, um einen nachhaltigen Bildungserfolg zu ermöglichen und damit der Segregation entgegen zu wirken. Sondermaßnahmen für einzelne Gruppen lehnen wir ab. • Der Stadtrat soll darauf hinwirken, allen Flüchtlingen einen kostenlosen Zugang zu Grundbildung zu ermöglichen, um möglichst auch einen Übergang in berufliche Bildung und damit in Arbeit zu fördern. Die Steuerung und Stärkung von nachhaltigen Bildungsmaßnahmen soll durch ein vernetzt arbeitendes Bildungsmanagement erfolgen. • Wir fordern, dass qualifizierte Bildungsberatung angeboten wird. Der Stadtrat soll eine träger- und konfessionsübergreifende, koordinierende Stelle für Bildungs- und Beschäftigungsangebote für Asylbegehrende schaffen. • Der Stadtrat soll sich zur Aufgabe machen, den deutschen Spracherwerb für Flüchtlinge sicher zu stellen, denn Sprache ist das zentrale Integrationsmittel. • Der Stadtrat soll Rahmenbedingungen schaffen, um zusätzliche Unterrichtsräume für den Unterricht von Jugendlichen und Erwachsenen zu erschließen (z.B. 7 Ortsverwaltungen, Kirchengemeinden, oder Versammlungsräume in Sportheimen). Dabei sollte die Stadt die Mehrkosten (z.B. zusätzliche Heiz- und Reinigungskosten) übernehmen, um wohnortnahe Sprach- und Grundbildungskurse anbieten zu können. • Wir fordern, auch den Zugang zu kultureller Bildung zu ermöglichen (z.B. durch den Sozialausweis, Kultur-Paten etc.). Frühkindliche Bildung • Wir fordern, Kita-Leistungen auszubauen, sowohl von öffentlichen, als auch von freien Trägern. Das beinhaltet: o Um der inklusiven Arbeit und der sprachlichen Bildung der Kinder gerecht zu werden, benötigen die Kindertagesstätten ausreichend qualifiziertes Personal und genügend Kita-Plätze. o Für die Arbeit mit Kindern aus unterschiedlichen Herkunftsländern benötigen die Erzieher/innen besondere Kenntnisse, entsprechende Förderung und Unterstützung, um der Vielfalt der Herkunftsländer gerecht zu werden. o Dolmetscher/Sprachmittler sollen zur Verfügung stehen, die bei Bedarf kostenfrei, unbürokratisch und bedarfsgerecht von den KitaMitarbeiter/innen zur Verständigung mit den Eltern genutzt werden können. Kapazitäten • Wir fordern, zusätzliche Personalressourcen für die Herausforderungen der Flüchtlingsthematik zu schaffen. • Der Stadtrat soll den sozialen Wohnungsbau für alle bedürftigen Wormser vorantreiben. c) Von der Stadtverwaltung: • Wir fordern eine Zentralisierung der Aufgaben, im Idealfall durch Ernennung eines sogenannten Flüchtlingsbeauftragten, der dem Büro des Oberbürgermeisters unmittelbar zugeordnet ist. Der Beigeordnete könnte so entlastet werden. • Wir fordern klar erkennbare Ansprechpartner. Diese Ansprechpartner sollten Aufgaben koordinieren, an die richtigen Stellen weiterleiten und sich miteinander vernetzen. Sie sollten darüber hinaus über interkulturelle Kompetenzen verfügen. Fortbildungen sollten aktiv angeboten werden. • Die Stadtverwaltung soll eine stärkere Mitwirkung der Flüchtlinge hinsichtlich ihres Lebensalltags in den Gemeinschaftsunterkünften ermöglichen. Wer mitgestalten kann, fühlt sich auch verantwortlich. 8 • Wir fordern von der Stadtverwaltung Angebote für Beschäftigungsmöglichkeiten: Dafür ist eine Reflektion darüber nötig, wo Flüchtlinge unmittelbar – auch ohne deutsche Sprachkenntnisse – über die Dezernate der Stadt (z.B. freiwillige Bürgerdienste) oder die Agentur für Arbeit eingesetzt werden können. • Wir fordern eine stärkere Koordinierung und Begleitung ehrenamtlicher Helfer. • Eine Prüfung der Umnutzung leer stehender Gebäude bleibt wichtig, konkret: o Eine Prüfung, welche Optionen genutzt werden sollten: zentrale Unterbringung (Gemeinschaftsunterkünfte) oder dezentrale; o eine offensive Information der Vermieter über Angebote der Landesregierung bei der Unterbringung von Flüchtlingen ist erforderlich. d) Von den Ortsbeiräten: Die Ortsvorsteher und die Ortsbeiräte sollen nachfolgende Themen öffentlich beraten und möglichst in Beschlüsse überführen. • Wir fordern eine Ideenbörse, die festhält, wie jeder Stadtteil das ehrenamtliche Engagement steigern kann. • Alle Ortsbeiräte der Stadt sollte in einen humanitären Wettbewerb eintreten: Wer findet die meisten Wohnraum-Potentiale? Wer hat die originellsten IntegrationsIdeen? Wer motiviert die meisten Helfer? Was können Ortsbeiräte ganz konkret zur Hilfe der Menschen in Not anbieten? e) Von der Zivilgesellschaft (Vereine, Kirchen, etc.): • Die konkreten Angebote zur Hilfe, Unterstützung und Integration durch Bürger, Vereine, Kirchen, Wohlfahrts-Einrichtungen etc. unserer Stadtgesellschaft sind extrem vielfältig und unschätzbar wichtig. Wir wünschen uns, dass weder Vielfalt noch Engagement nachlassen. • Die Zivilgesellschaft soll aktive Werbung für Patenschaften für Flüchtlinge betreiben. Das könnte z.B. über kirchliche Einrichtungen koordiniert werden. Solche Patenschaften könnten sich auch auf viele kulturelle Aktivitäten wie z.B. für Museumsbesuche (für Inhaber von Sozialausweisen) erstrecken. • Die Zivilgesellschaft soll Helfer- und Unterstützerkreise in möglichst allen Stadtteilen etablieren. • Die Zivilgesellschaft soll weiterhin Begegnungsfeste initiieren, die von vielen Organisationen bereits bewährt angeboten werden. 9 • Sport eignet sich sehr als Integrationsvehikel. Der Landessportbund hat alle rechtlichen, finanziellen und versicherungstechnischen Rahmenbedingungen als Hilfe für die Menschen in Not abgestimmt. Jeder Verein sollte Maßnahmen anbieten. f) Von den Unternehmen/der Wirtschaft: • Wir fordern von den Unternehmen, eine Willkommenskultur für Flüchtlinge zu schaffen. Ängste und/oder Vorbehalte in den Belegschaften müssen abgebaut werden. Das beinhaltet auch, interkulturelle Kompetenzen in den Belegschaften durch Weiterbildungen zu stärken. • Unternehmen sollen Praktikums-, Einstiegsqualifizierungs- und Ausbildungsplätze für ausbildungsfähige junge Flüchtlinge bereitstellen. • Unternehmen sollen prüfen, ob bei noch nicht ausreichender Sprachkompetenz niedrigschwellige Beschäftigungsmöglichkeiten bestehen oder geschaffen werden können. • Die Wirtschaft soll in Kooperation mit bestehenden Netzwerken spezielle berufsvorbereitende Maßnahmen für Flüchtlingsklassen anbieten. • Wir fordern von Unternehmen, die Flüchtlinge einstellen, die Bereitschaft, in Arbeitsund Einsatzplänen „Zeit für sprachliche Bildung“ zu lassen. • Unternehmen sollen innerhalb ihrer Betriebe Ansprechpartner für Flüchtlinge installieren. Diese sollen besonderen Unterstützungsbedarf erkennen und in Kooperation mit Partnern Hilfe organisieren. • Die Interessenvertretungen der Wirtschaft sollen auf eine stärkere Vernetzung mit der Stadt und den Hilfseinrichtungen für Flüchtlinge hinarbeiten. g) Von Bildungseinrichtungen: • Die Anerkennung von ausländischen beruflichen, schulischen, hochschulrelevanten Qualifizierungen durch Bildungseinrichtungen muss beschleunigt werden. • Wir fordern von den Trägern der Bildungseinrichtungen, mehr Ressourcen für Bildung, Fortbildung und Qualifikation von Flüchtlingen und andere Menschen in Not zur Verfügung zu stellen, damit sie sich schneller intergieren können, schneller aus der Abhängigkeit vom Staat herauskommen, eine Arbeit finden können, und damit schließlich selbst Steuerzahler werden können.
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