30 I schweine BLW 2 I 15. 1. 2016 Verbrauch an Strohpellets Gewichtsentwicklungen im Verlauf der Aufzucht im Vergleich 60 Verbrauch Strohpellets, g Tier u. Tag 30 000 Lebendgewicht, kg 25 000 20 000 15 000 10 000 5 000 0 Kontrolle Versuchswochen 1 2 mit Strohpellets 3 4 5 50 40 30 20 10 0 6 7 1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 Tage im Versuch Eine Möglichkeit, Stroh zu füttern Was geschieht, wenn Ferkel Strohpellets neben dem Aufzuchtfutter aus der Flüssigfütterung erhalten? Ein Versuch in Schwarzenau ging der Frage nach. Foto: LfL S troh, auch in geringen Mengen verfüttert, hat einen positiven Einfluss auf die Gesundheit und das Verhalten der Tiere. In Praxisbetrieben stehen für die Strohfütterung Strohautomaten, -raufen oder -türme zur Verfügung. Wer das umständlich findet, bietet den Schweinen Stroh oder Strohpellets in zusätzlichen Trögen oder am Boden an. In einem Versuch am Schweinefachzentrum Schwarzenau prüften Wissenschaftler in mehreren Durchgängen den Einfluss verschiedene Faserträger (Luzerneheu, Grascobs, Maissilage) (siehe Wochenblätter 47 und 50/2015) bei Ferkeln als faserreiche Zulage. Es stellte sich heraus, dass die Vorlage der Faserfutter in einem extra Trog den Abruf von Ferkelaufzuchtfutter aus der Station oder bei Flüssigfütterung die Aufzuchtleistungen gegenüber den Kontrollgruppen ohne Faserangebot nicht beziehungsweise nur geringfügig beeinträchtigten. In diesem Versuch sollte geprüft Kaum Unterschiede Die Strohpellets erhielten die Ferkel in einem extra Futtertrog. werden, ob sich beim Einsatz von Strohpellets die Ergebnisse auch unter Praxisbedingungen bestätigen. Dafür liefen die Ferkel in Buchten mit einer Gruppenflüssigfütterung. Aufzuchtleistungen der Ferkel n 95 Testgruppe mit Strohpellets 94 kg kg kg kg g g MJ kg MJ 8,57 15,1 27,5 19,0 462 772 10,6 1,68 22,9 8,74 14,9 27,2 18,4 450 799 10,9 1,78 24,3 (1 – 4) 2,0 2,0 € € 8,84 0,47 9,12 0,49 Gruppen Tiere Lebendmassen Beginn Phasenwechsel Ende Zuwachs Zunahmen Futterverzehr/Tag Energieverzehr/Tag Futteraufwand (kg Futter/kg Zuwachs) Energieaufwand (MJ ME/kg Zuwachs) Kotkonsistenzen (1 – 4: hart, normal, weich, wässerig) Futterkosten (21,3 kg Zuwachs) pro Ferkel pro 1 kg Zuwachs der Woche. Sie vergaben Noten von 1 (=hart) bis 4 (=wässrig). Alle Tiere erhielten die gleichen Ferkelaufzuchtfutter (FAF I und FAF II). Die Versuchsrationen enthielten Weizen, Gerste, Sojaextraktionsschrot mit 48 % Rohprotein und Mineralfutter mit vier Aminosäuren, Sojaöl und Fumarsäure. Die Energie- und Lysingehalte lagen knapp über den zu Beginn des Versuches berechneten Werten. Kontrolle Für den Versuch wurden 192 Ferkel gleichmäßig in Gruppen aufgeteilt: ●● Gruppe A: Kontrollgruppe ohne Strohpelletszulage. ●● Gruppe B: Testgruppe mit Zulage. Die Ferkel lebten in 16 Buchten zu je zwölf Tieren auf Kunststoffspalten ohne Einstreu. In acht Buchten wurden für die Vorlage der Strohpellets zusätzliche Tröge eingebaut. Die Pellets wurden täglich eingewogen, vorhandene Futterreste täglich zurückgewogen. Das Ferkelaufzuchtfutter erhielten die Ferkel über eine Spotmix-Fütterungsanlage am Kurztrog mit Sensor. Der Verbrauch von Ferkelaufzuchtfutter wurde täglich pro Bucht ermittelt. Es gab zwei Fütterungsphasen: ●● Phase 1: 10 bis knapp 15 kg Lebendgewicht (LG). ●● Phase 2: 15 bis > 28 kg LG. Die Lebendgewichte der Ferkel wurden wöchentlich immer zur gleichen Zeit am Einzeltier erfasst. Die Wissenschaftler bonitierten während des Versuchs den Kot einmal in Die Gewichtsentwicklung der Ferkel verlief in beiden Futtergruppen nahezu gleich. Die Tiere wurden nach drei Wochen auf das Ferkelaufzuchtfutter II umgestellt und beendeten nach sechs Wochen den Versuch. Die täglichen Zunahmen der Testgruppe mit Strohpelletsangebot lagen mit 450 g nur unwesentlich niedriger als die der Kontrolle mit 462 g. Die täglichen Zunahmen erreichten nicht das gewohnte Leistungsniveau. Zurückzuführen ist das höchstwahrscheinlich auf die Sommerhitze, die während der Säugezeit der Tiere draußen herrschte. Die Ferkel suchten den Futtertrog mit den separat angebotenen Strohpellets häufig auf und nahmen die Pellets sowohl als Beschäftigungsmaterial als auch als Nahrung gut an. Die Aufnahme an Strohpellets steigerte sich von 10 g pro Tag in der ersten Versuchswoche auf über 50 g in der letzten Versuchswoche und lag damit vergleichbar mit den Faseraufnahmen vorausgegangener Versuche. Der Verzehr von Ferkelaufzuchtfutter war mit 799 g pro Tag in der Test- und 772 g in der Kontrollgruppe nicht zufriedenstellend. Da die Tiere der Testgruppe bei etwas geringerer Leistung mehr Ferkelaufzuchtfutter verbrauchten, ergab sich dadurch ein ungünstigerer Futterund Energieaufwand (1,78 kg/kg Zuwachs zu 1,68 und 24,3 MJ/kg Zuwachs zu 22,9). Wie in den vorangegangenen Versuchen mit Faserträgern wurde beobachtet, dass die Tiere der Testgruppe mehr Ferkelaufzuchtfutter aufnahmen als die der jeweiligen Kontroll- SCHWEINE I 31 BLW 2 I 15. 1. 2016 Aufnahme an Ferkelaufzuchtfutter u. Strohpellets Ferkelaufzuchtfutter- und Strohpelletswerte im Verlauf der Aufzucht im Vergleich Futteraufnahme in g Tier u. Tag (88 % T) 1400 Ferkelaufzuchtfutter 1200 Strohpellets Weizen Gerste Sojaöl Sojaschrot 48 % RP Fumarsäure Mineralfutter1 Trockenmasse (TM) Rohasche Rohprotein Rohfett Rohfaser Stärke ME Lysin Methionin Calcium Phosphor Kosten2 1000 800 600 400 Kontrolle Testgruppe Kontrolle Testgruppe Kontrolle Testgruppe Kontrolle gruppe. Eine Verdrängung von Kraftfutter durch Grundfutter fand aber auch in diesem Fall nicht statt. Möglicherweise stimulierte das ständige Angebot an Strohpellets und die damit verbundene Kautätigkeit die Aufnahme von Ferkelfutter. Verletzungen: Aus der Kontrollgruppe wurden zwei Tiere, bei der Testgruppe ein Tier wegen Beinverletzungen aus dem Versuch genommen. Weitere zehn Ferkel wurden wegen Beinverletzungen behandelt. Testgruppe Kontrolle Testgruppe Kontrolle Testgruppe 200 0 Ferkelaufzuchtfutter FAF I FAF II 35,5 37 40 40 1 1 18,5 17,5 1 1 4 3,5 892 886 48 46 176 170 28 27 30 32 456 445 13,58 13,46 12,4 12,3 3,5 3,7 7,3 6,5 4,5 4,2 28,71 27,92 Futter/ Inhaltsstoffe Kotbonitierung: In der Kotbeschaffenheit gab es keine Unterschiede. Der Kot wurde mit der Note 2 als normal bewertet. Die Futterkosten je Ferkel lagen ohne Berücksichtigung der Kosten für die Strohpellets aufgrund der ungünstigeren Futterverwertung in der Testgruppe um knapp 30 ct pro Ferkel oder 2 ct pro kg Zuwachs höher. Das Leistungsniveau des Versuchs war niedrig. Der Verbrauch an Strohpellets steigerte sich während % % % % % % g g g g g g MJ g g g g €/dt des Versuchs. Sie dienten in erster Linie als organisches Beschäftigungsmaterial (Tierwohl). Auch in diesem Versuch konnten die Ergebnisse der Vorgängerversuche bestätigt werden, dass durch die Beifütterung von Rau- landen, Österreich und Deutschland in einer Spanne von 43 bis 45 % und entsprach damit etwa dem EUDurchschnitt. Relativ gebremst verlief der Strukturwandel im Vereinigten Königreich, wo zwischen 2005 und 2013 nur 11 % der Schweinehalter ausstiegen. Allerdings hatten dort bereits viele Betriebe wegen des Ausbruchs der Maul- und Klauen- 473 1,92 1,2 0,5 seuche aufgegeben. Einziges Land mit einer Zunahme der Schweinehalter war Irland. Die Schweinebestände sind von 2005 bis 2013 teils kräftig gestiegen. In Dänemark hat sich die durchschnittliche Zahl der Tiere je Betrieb innerhalb der acht Jahre auf 3128 Stück mehr als verdoppelt – dort gibt es die größten Bestände je Halter in der EU. futter Tiere etwas mehr Ferkelaufzuchtfutter aufnahmen. Günther Propstmeier Simone Scherb Dr. Wolfgang Preißinger LfL Tierernährung, Grub/Schwarzenau Niederländische Schweineproduzenten hielten 2013 im Mittel 2208 Tiere – das waren fast 90 % mehr als 2005. Im krassen Gegesatz dazu steht die klein strukturierte Schweinehaltung in Osteuropa, auch wenn es dort einige moderne Großbetriebe gibt. Im Durchschnitt hatte ein Erzeuger 2013 in Rumänien drei Schweine, in Bulgarien elf und in Ungarn 25. Selbst in Polen, viertgrößter EU-Schweinefleischproduzent, gab es im Mittel nur 41 Schweine pro Betrieb. Strukturwandel der deutschen Schweinehaltung hält an I n der deutschen Schweinehaltung schreitet die Tendenz zu immer größeren Beständen ähnlich wie in den Vorjahren weiter fort. Vor allem kleinere Halter geben ihre Produktion auf, während andere diesen Struktur der Schweinehalter in Deutschland 187 141 124 116 108 103 91 89 83 79 Schweinehalter in 1.0 00 67 63 33 32 30 28,1 Schweinebestand in Mio. 26,3 26,0 25,8 26,0 26,3 26,5 26,3 27,0 26,8 26,8 26,9 26,7 26,8 26,5 794 Foto: Evgeni Hecht/fotolia n der Europäischen Union (EU) ist in den vergangenen Jahren fast die Hälfte aller Schweinehalter aus der Produktion ausgestiegen. Wie aus Zahlen des Statistikamtes der Europäischen Union (Eurostat) hervorgeht, nahm die Zahl der schweinehaltenden Betriebe in den Mitgliedsländern von 2005 bis 2013 um rund 1,65 Mio. oder 43 % auf 2,17 Mio. ab. Dagegen war beim Schweinebestand im gleichen Zeitraum nur ein Rückgang um gut 6 % auf 145 Mio. Tiere zu verzeichnen. Die durchschnittliche Zahl der Schweine auf einem Hof erhöhte sich dadurch im EU-Mittel um 65 % auf 67 Tiere. In Bezug auf die Stärke des Strukturwandels und der Größe der Schweinehaltungen gab und gibt es in der EU große Unterschiede. Vor allem in den östlichen Beitrittsländern stiegen überdurchschnittlich viele Schweinehalter aus der Produktion aus – wobei es sich dabei hauptsächlich um Kleinerzeuger handelt. So verringerte sich im Betrachtungszeitraum die Zahl der Schweinebetriebe in Bulgarien, Estland und der Slowakei um jeweils mehr als 70 %. In Polen, Ungarn, Litauen und Lettland waren es über 60 %. In den alten EU-Ländern hatte nur Italien mit 77 % eine solch hohe Abnahmerate. Es folgten die größeren Produzentenländer Spanien, Frankreich und Dänemark mit einem Minus von jeweils etwa 55 %. Der Anteil der Betriebe, die die Schweinehaltung aufgaben, lag in den Nieder- 872 60 37 1 15,5 % Ca, 3,5 % P; 5 % Na, 10 % Lys, 3 % Met, 3,5% Thr, 0,5 % Trp; 2 Getreide 17 €/dt, Soja 48er 42 €/dt, Mifu 125 €/dt, Fumarsäure 220 €/dt, Futteröl 90 €/dt EU-Schweinehaltung im stetigen Wandel I Strohpellets (88 % TM) 844 928 28 27,7 27 26 28,1 28,1 985 1037 1089 r lte Schweine pro Ha 398 427 342 288 304 323 256 244 209 225 141 184 98 99 00 01 02 03 04 05 05 07 08 09 10 © AMI 2015/G-874 | AMI-informiert.de 11 12 13 14 15 Wegen geänderter Erfassungsmethode, ab 2010 nur eingeschränkte Vergleichbarkeit mit den Vorjahren möglich Quelle: Statistisches Bundesamt, Mai-Viehzählung Betriebszweig ausdehnen, um Kostendegression und Spezialisierungseffekte zu nutzen. Im Mai 2015 wurden rund drei Viertel aller Schweine in Deutschland in Beständen von über 1000 Tieren gehalten. Gegenüber 2014 stieg die durchschnittlich gehaltende Schweinezahl um 52 Tiere auf nun 1089 Schweine je Halter. Immer höhere Anforderungen durch gesetzliche Rahmenbedingungen führen dazu, dass meist kleinere Einheiten aufgegeben werden. Während der gesamte Schweinebestand in Deutschland nahezu unverändert blieb, verringerte sich die Halterzahl weiter. Regional sind deutliche Unterschiede in der Struktur festzustellen. In Bayern und Baden-Württemberg wirtschaften eher kleinere Halter, während in Ostdeutschland die größeren Durchschnittsbestände mit 6217 Schweinen je Halter anzutreffen sind.
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