Test Wandlautsprecher · Totem Tribe V Wandschmuck Die Zeiten wandeln sich – Lautsprechertürme sind in modernen Wohnlandschaften nicht mehr en vogue. Die Technik muss sich den Lebensgegebenheiten anpassen. Und das muss nicht immer mit einem Verzicht auf Qualität einhergehen – im Gegenteil. Auf dem Werksbild von Totem ist der Design-Fuß zu sehen, mit dem die Tribe V auch frei stehen kann V ince Bruzzese heißt der Macher und Besitzer des kanadischen Lautsprecherherstellers Totem. Seit über 20 Jahren entwickelt und baut er die außergewöhnlichen Lautsprecher, die nur ein Ziel verfolgen, nämlich sein Klangziel zu erreichen. Dabei geht er ganz eigene Wege. Wo die große Mehrzahl der Hersteller auf messtechnisch perfekte und damit oftmals auch totgedämpfte Konstruktionen setzt, ist Bruzzese vielmehr der Ansicht, dass Lautsprecher durchaus auch Spaß machen und die Spielfreude der Musiker so umsetzen dürfen, wie sie ursprünglich auf der Bühne vorhanden war. Alle Lautsprecher, die ich bisher von Totem in der Hand hatte, waren eines mit Sicherheit nicht: langweilig. Da mag man an der einen oder anderen Stelle ein paar Kritikpunkte sehen können – aber Spaß haben sie immer gemacht, von der ganz kleinen Kompaktbox über den extrem günstigen Standlautsprecher bis hin zu den anspruchsvolleren Modellen mit den charakteristischen Chassis aus eigener Fertigung. Sie haben richtig gelesen: Totem baut für die exklusiveren Modelle die Chassis selbst. Dabei Aus eigener Fertigung stammen die kleinen Hochleistungstreiber, mit denen eine solche Box überhaupt erst möglich wird 84 6/2015 HiFi Test TV HiFi 6/2015 ist das Aussehen der Treiber durchaus entsprechend der nonkonformen Firmen-Philosophie: Rustikale und sehr massive Druckgusskörbe wie aus den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts prägen das Erscheinungsbild der großen Boxen. Und hier schlagen wir den Bogen zu den Modellen der „Tribe“-Serie, die zwar alles andere als groß sind, aber dennoch von der Technologie-Erfahrung Totems profitieren. Viel kleiner, aber nicht weniger beeindruckend sind die technischen Details und die unglaublich massive Ausführung der sogenannten Torrent Driver. Vier der kleinen Technologieträger sind so zusammengeschaltet, dass sie eine Gesamt-Nennimpedanz von 8 Ohm ergeben – mithin also unproblematisch für jeden Verstärker. Dazwischen sitzt ein Hochtöner mit Hartmembran, der bis zur Obergrenze menschlichen Hörens perfekt kolbenförmig schwingt. Untergebracht – und hier wird’s interessant – sind die 5 Chassis in einer extrem schlanken und schmalen Säule, die für die Montage an der Wand oder eine zumindest sehr wandnahe Aufstellung vorgesehen ist. Die vier kleinen Treiber sind nämlich in dem kleinen Gehäuse so abgestimmt, dass sie unterhalb von 200 Hertz kontinuierlich im Pegel abfallen – siehe unsere Messungen. In Wandnähe oder direkt an der Wand wird dieser Abfall durch die benachbarte Grenzfläche aufgefangen und kompensiert, was zu einem verblüffend vollen Klangbild führt. Ganz nebenbei: Dies ist auch der Grund, warum große Boxen immer frei stehen müssen – ihre ohnehin schon profunde Tieftonwiedergabe wird an der Wand des Guten zuviel. Apropos gut: Natürlich mussten die Tribe V auch zeigen, was in ihnen steckt – und das ist nicht wenig. Korrekt an der Wand montiert legen die vier kleinen Tieftöner los, dass es eine wahre Freude ist: Das hat Antritt, Schnelligkeit, Dynamik und Spielfreude, dass kein Auge trocken bleibt. Auch die ganz tiefen Töne bleiben bei den hubstarken Treibern pegelfest und knochentrocken – obwohl ich bei dem klanglichen Potenzial der Boxen für Pegelorgien dann doch eher zu einem zusätzlichen Subwoofer greifen würde. Aber alles unter dem Level „Konzertlautstärke“ meistern die Totems souverän und Test-Information 0° 15° 30° Frequenzgang Im Freifeld gemessen sinkt der Tieftonpegel unterhalb von 200 Hertz ab – durch Wandaufstellung wird dieses Verhalten bis unter 50 Hertz kompensiert. Der Frequenzgang ist totem-typisch nicht ganz linear, aber sehr breitbandig. Das Rundstrahlverhalten ist hervorragend. Klirr und Resonanzen sind quasi nicht vorhanden. k2 k3 Klirrfaktor Das Klirrverhalten der Totem Tribe V ist oberhalb von 40 Hertz vorbildlich – Verzerrungen zweiter und dritter Ordnung (k2, k3) liegen unter 0,3 %. mit einer Lockerheit, dass man sich bei geschlossenen Augen wesentlich größeren Lautsprechern gegenüber wähnt - die spezielle Konstruktion mit der speziellen Aufstellung macht es möglich. Und natürlich liegt hier der Gedanke nahe, mit ein paar mehr dieser begnadeten Klangmaschinen ein Heimkino der Sonderklasse aufzubauen, mit dem man sich bei Konzertmitschnitten wie live dabei fühlen kann. Fazit Eine außergewöhnliche Lösung, mit außergewöhnlichen Mitteln umgesetzt – das Ergebnis ist einfach nur exzellent! Thomas Schmidt Wandlautsprecher Totem Tribe V · Vertrieb · Telefon · Internet High End Company, Schweiz +41 071 9118690 www.highendcompany.ch Ausstattung · Abmessungen (B x H x T) · Gewicht · Ausführungen 122 x 16 x 9,5 cm 20 kg schwarz, weiß, verschiedene RAL-Farben · Bauart Bassreflex · Tieftöner (Membrandurchmesser) 4 x 100-mm Torrent Driver · Hochtöner (Membrandurchmesser) 1 x 25-mm Kalotte Klang · Tonale Ausgewogenheit · Abbildungsgenauigkeit · Detailauflösung · Räumlichkeit · Dynamik/Lebendigkeit 70 % Labor · Frequenzgang · Verzerrung · Pegelfestigkeit 15 % Praxis · Verarbeitung · Ausstattung · Bedienungsanleitung 15 % 20 % 15 % 15 % 10 % 10 % 5% 5% 5% 5% 5% 5% 1,1 1,4 1,0 1,0 1,0 1,1 1,2 1,4 1,1 1,2 1,1 1,2 1,0 1,0 Bewertung + + perfekt an den Wandeinsatz angepasst einmalig impulsive Wiedergabe Klang Labor Praxis HiFi Test TV HiFi 6/2015 70 % 15 % 15 % 1,1 1,2 1,1 HiFi Test TV•HIFI Referenzklasse Preis/Leistung angemessen Note 6/2015 Kurz und knapp: 1,1 6/2015 85
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