PM: Otto Brenner Stiftung zeichnet zum 11. Mal herausragenden

16. Oktober 2015
Otto Brenner Stiftung zeichnet zum 11. Mal herausragenden Journalismus aus
„Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus“ geht 2015 an den
Kriegsreporter Ashwin Raman (SWR/ARD) +++ Jury zeichnet den griechischen
Dokumentarfilmer Yorgos Avgeropoulos mit dem „Spezial“-Preis aus +++
Newcomer-Preis geht an Tagesspiegel-Autorin Elisa Simantke +++ Die
Preisverleihung findet am 17. November in Berlin statt +++
Den mit 10.000 Euro dotierten 1. Preis des „Otto Brenner Preises für kritischen
Journalismus“ erhält 2015 Ashwin Raman für „Das 13. Jahr – Der verlorene Krieg in
Afghanistan“ (Die Story im Ersten, SWR/ARD, 2. März 2015).
Ashwin Raman geht mit seiner Kamera an die Frontlinien der Krisen- und Kriegsgebiete in
der Welt. Er schaut, so die Jury, genau und ausdauernd hin – auch beim Abzug der
Deutschen aus Afghanistan. Nach mehr als 13 Jahren Einsatz in Afghanistan kann der
Reporter nur ein bitteres Resümee ziehen: Die Zivilbevölkerung ist enttäuscht, die Taliban
streben eine erneute Machtübernahme an, die Milliarden an Entwicklungshilfe sind
versickert. Schließlich: Die afghanische Armee ist so ratlos wie ihre hochprofessionellen
Trainer aus dem Westen.
Nach Auffassung der Jury gehört Ashwin Raman zu jenen Journalisten, „die sich der
Wahrheit verschrieben haben“. Sie ehrt ihn als mutigen Solisten und lobt mit ihm einen
klaren Analysten. „Unter großer persönlicher Gefahr“, schreibt die Jury, „wagt er sich seit
Jahrzehnten tief in Kriegs- und Krisengebiete, damit die Welt weiß, was wirklich passiert, wer
Täter, wer Opfer ist“. Auf schwierigem Terrain zeigt er Mut, großes Engagement und
Beharrlichkeit: So gelingen dem „Ein-Mann-Team“ beeindruckende AusnahmeDokumentationen, die in der aktuellen Berichterstattung ihres gleichen suchen. Seine
jahrzehntelangen journalistischen Erfahrungen und sein Gespür für Menschen
unterschiedlicher Ethnien machen ihn zu einem Ausnahmejournalisten in der internationalen
Korrespondenten-Szene.
Der 2. Preis (5.000 Euro) geht an Silja Kummer für die Artikelserie „Für eine Handvoll Dollar“,
die zwischen dem 25. April und 15. Mai 2015 in der Heidenheimer Zeitung erschienen ist.
Die Autorin beschreibt in ihrer Artikelserie, wie sich die Städte Heidenheim, Aalen und
Schwäbisch Gmünd mit dem "Cross-Border-Leasing" unkontrollierbaren finanziellen Risiken
ausgesetzt haben. Diese Kommunen haben ihre Abwasseranlagen in den Jahren 2002/2003
an einen US-Investor überschrieben. Was mit dieser Investition angerichtet wurde, analysiert
die Artikelserie. Nach Einschätzung der Jury ist dies eine Arbeit, die zeigt, was
Lokaljournalismus zu leisten in der Lage ist. „Die Autorin greift ein schwieriges Thema klug
auf, analysiert mit großer Klarheit und mit vorbildlicher Verständlichkeit“, urteilt die Jury. Ihr
Fazit: „Das ist Lokaljournalismus, wie es ihn besser kaum geben kann!“
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Mit dem 3. Preis wird „Der verkaufte Fußball – Sepp Blatter und die Macht der FIFA“
ausgezeichnet. Die WDR/SWR-Reportage, die am 4. Mai 2015 in der ARD lief, erhält ein
Preisgeld von 3.000 Euro.
Niemand hat dem Ansehen des Profi-Sports und besonders dem Fußball mehr geschadet
als Sepp Blatter und seine FIFA. Wie der Fußball-Autokrat die Organisation in den Abgrund
führte, wer seine Komplizen waren und wie Europas Fußballfunktionäre von Franz
Beckenbauer bis zu Michel Platini ihn gedeckt haben, das haben Jochen Leufgens und seine
Kollegen Robert Kempe, Florian Bauer und Daniel Hechler nach Einschätzung der Jury
„meisterlich recherchiert und überzeugend dargestellt“. „Mit viel Mut und großer
Hartnäckigkeit haben die Autoren nicht nur neue Zeugen gehört und neue Fakten ans Licht
gebracht, sondern erstmals auch korrupte Funktionäre vor laufender Kamera gestellt“,
begründet die Jury ihre Entscheidung und lobt den konsequenten Recherche-Journalismus
als vorbildlich. Dass Sepp Blatter, Michel Platini und weitere hochrangige FußballFunktionäre inzwischen suspendiert sind und ihnen Prozesse drohen, geht auch auf die
Recherchen dieses Films zurück.
Der „Spezial“-Preis, dotiert mit 10.000 Euro, geht 2015 an den griechischen Filmemacher
Yorgos Avgeropoulos. Mit „Agorá – Von der Demokratie zum Markt“ wird in dieser Kategorie
eine Fernsehproduktion (5. Februar 2015, WDR) ausgezeichnet.
Der Film über die Griechenlandkrise, über Armut und Staatsverschuldung ist eine subtile
Anklage: Er fügt die Facetten der Krise mit Akkuratesse, Präzision und penibler Leidenschaft
zusammen. Die fatalen Folgen der sogenannten Rettungspolitik der EU für die griechische
Gesellschaft werden besonders eindringlich in diesem Film aufgezeigt. Dieses Werk, so die
Jury, „ist ein großer Leitartikel, ein packendes Essay mit den speziellen Mitteln des
Dokumentarfilms.“ Der Film zeigt die Größe dieser Krise und ihre gefährlichen Abgründe. Für
die Jury „bildet er nicht nur ab, er regt an zu intensiver Diskussion.“ „Das ist das Beste, was
ein Dokumentarfilm leisten kann“, urteilt die Jury in der Begründung der Vergabe des
„Spezial“-Preises.
Den Newcomer-Preis, dotiert mit 2.000 Euro, erhält die „Tagesspiegel“-Redakteurin Elisa
Simantke für ihren Beitrag „Europoly – Privatisierung unter der Troika.“
Mit zahlreichen, öffentlich kaum beachteten Fallbeispielen dokumentiert die Autorin die
Bilanz der verheerenden Troika-Politik in Griechenland und anderen EU-Krisenstaaten.
Große Teile der Infrastruktur - Flughäfen, Immobilien, die Wasser-Versorgung, Hafenanlagen
uvm. - wurden von IWF, EZB und der EU-Kommission verscherbelt. Die junge Autorin
entziffert diese „Privatisierungspolitik“ als „Riesengeschäft“ für die Investoren zum Nachteil
der Bürger. Nach Einschätzung der Jury liefert die Nachwuchsjournalistin ein Dossier, „das
sich fundamental und dicht belegt von der Troika-Berichterstattung anderer Medien
unterscheidet“. Dabei arbeitet sie selbst mit einer Trilogie: „Sehr sorgfältige Recherchen vor
Ort verknüpft sie mit analytischer Tiefenschärfe und verpackt diesen atemberaubenden
Wirtschaftskrimi multimedial mit Bezügen zum ‚Monopoly-Spiel’“, lobt die Jury. Elisa
Simantke ist für die Jury des Otto Brenner Preises nicht nur die „Newcomerin 2015“, sondern
zugleich Vertreterin einer Ausnahme-Disziplin: eines kritischen Wirtschaftsjournalismus.
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Im Wettbewerb zeichnet die Jury auch innovative und wegweisende Medienprojekte aus.
2015 geht der „Medienprojektpreis“, dotiert mit 2.000 Euro, an das Online-Projekt
Hochschulwatch.
Hochschulen sind keine herrschaftsfreien Räume. Und erst recht nicht frei von
Geldinteressen. Umso wichtiger ist die Beobachtung von Industrieeinflüssen, die das
prämierte Projekt Hochschulwatch nach Einschätzung der Jury in vorbildlicher Weise leistet:
„Mit exakten Zahlen, ganz viel Nüchternheit in der Analyse und der Möglichkeit für Nutzer,
sich durch eine Recherche auf der Website ihr eigenes Bild zu verschaffen“. Dieses
Medienprojekt, das kritisches Watchblog und dynamisch wachsende Datenbank
gleichermaßen ist, verdient nach Auffassung der Jury Unterstützung und den
Medienprojektpreis 2015.
Neben diesen Preisen werden von der Otto Brenner Stiftung auch Recherche-Stipendien
vergeben, die mit jeweils 5.000 Euro dotiert sind. Die Stipendien ermöglichen es, frei von
ökonomischen Zwängen und mit professioneller Begleitung von erfahrenen „Mentoren“,
innovative und vielversprechende Projektthemen vertieft zu recherchieren und zu realisieren.
2015 hat die Jury wieder drei Stipendien vergeben.
Der Journalist Andreas Maisch geht in „Unsaubere Auftragsvergabe“ der mangelhaften
Selbstkontrolle der Behörden nach. Ein zweites Stipendium erhalten Katharina Zabrzynski
und Maike Brzoska zum Thema: „Wer profitiert von Polens Sonderwirtschaftszonen?“ Der
freie Wissenschaftsjournalist Hinnerk Feldwisch-Drentrup recherchiert über „Psychiatrie
unter Ökonomisierungszwang“.
Die Vergabe von drei Recherche-Stipendien und die intensive Betreuung der Gewinner
durch profilierte Journalisten gehören zum Markenkern des Brenner-Preises. Inzwischen
liegen 25 erfolgreich abgeschlossene, zum Teil spektakuläre Recherche-Ergebnisse vor, die
in renommierten Medien erschienen sind.
Die Gewinner der Ausschreibung 2014 (siehe www.otto-brenner-preis.de) werden über die
Ergebnisse und persönliche Erfahrungen ihrer Recherchen bei der diesjährigen
Preisverleihung berichten.
Die Preisverleihung findet am 17. November in Berlin statt (Hotel Pullman Berlin,
Schweizerhof). Anja Höfer, TV- und Hörfunk-Journalistin (SWR), moderiert die
Festveranstaltung. Neben allen Preisträgern und den Mitgliedern der Jury, die laudatieren
werden, erwartet die Otto Brenner Stiftung mehr als 350 Gäste.
Die Otto Brenner Stiftung der IG Metall verleiht 2015 den „Otto Brenner Preis für kritischen
Journalismus“ zum elften Mal. Prämiert werden journalistische Arbeiten, die das Motto der
Ausschreibung „Gründliche Recherche statt bestellter Wahrheiten“ in ihren Beiträgen
beispielhaft umgesetzt haben. Aus 642 Bewerbungen wählte die Jury am 29. September die
Preisträger in fünf Kategorien. Das Preisgeld beträgt in diesem Jahr insgesamt 47.000 Euro.
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Mitglieder der Jury des Otto Brenner Preises 2015 sind Sonia Seymour Mikich
(Chefredakteurin Fernsehen, WDR), Prof. Dr. Thomas Leif (SWR-Chefreporter), Prof. Dr.
Volker Lilienthal (Rudolf-Augstein-Stiftungsprofessur für Qualitätsjournalismus, Universität
Hamburg), Prof. Dr. Heribert Prantl (Innenpolitik-Chef und Mitglied der Chefredaktion,
Süddeutsche Zeitung) und Harald Schumann (Redakteur für besondere Aufgaben, Der
Tagesspiegel) sowie Detlef Wetzel (OBS-Verwaltungsratsvorsitzender).
Informationen zu den prämierten Beiträgen und den diesjährigen Preisträgern haben wir auf
www.otto-brenner-preis.de zusammengestellt. Hier finden Sie auch weitere Informationen
zum „Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus“, zur diesjährigen Preisverleihung, zur
Festrede, über alle Preisträger und die Preisverleihungen seit 2005 sowie zu den Mitgliedern
der Preis-Jury.
Kontakt:
Otto Brenner Stiftung
Jupp Legrand
Geschäftsführung
Tel.: (069) 6693-2810
[email protected]
Infos zum Journalistenpreis der OBS: www.otto-brenner-preis.de
Themen und Publikationen der OBS: www.otto-brenner-stiftung.de
Der „Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus“ wurde erstmals 2005 von der
Otto Brenner Stiftung ausgelobt und steht seitdem unter dem Motto „Gründliche
Recherche statt bestellter Wahrheiten“.
Zu den Preisträgern zählen u.a. Kerstin Kohlenberg, Petra Pinzler und Wolfgang
Uchatius („Im Namen des Geldes“), Michael Obert („Im Namen des Todes“), Carolin
Emcke („Liberaler Rassismus“), Anita und Marian Blasberg („Abschiebeflug FH
6842“), Christoph Lütgert („Kik-Story“) und Wilfried Huismann („Der Pakt mit dem
Panda“). Träger des „Spezial“-Preises sind u.a. Armin Thurnher („Falter“, Wien),
Katja Thimm („Vaters Zeit“), Willi Winkler (SZ), Tom Schimmeck (freier Autor),
Christian Bommarius (Berliner Zeitung), Mathias Greffrath und Christian Semler (ϯ).
Die Jury hat bisher u.a. Jonas Rest („Die Klon-Krieger“), Jonathan Stock („Peters
Traum“), Karin Prummer und Dominik Stawski (Serie über Missbrauchsfälle in der
katholischen Kirche) sowie Maximilian Popp („Passauer Neue Mitte“) mit dem
Newcomerpreis ausgezeichnet. Medienprojekt-Auszeichnungen gingen u.a. an
„NSU-Watch“, die österreichische Non-Profit-Plattform „Dossier“, den „KlimaLügendetektor“ sowie Andrea Röpke für ihre Recherchen im rechtsextremen Milieu.
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