Bericht der Jury

19. Internationale Kurzfilmtage Winterthur | The short film festival of Switzerland | 3.–8. Novembre 2015
Bericht der Jury | 8. November 2015
Internationaler Wettbewerb und Schweizer Wettbewerb
Die Jury:
Luciano Barisone (Direktor Visions du Réel, Nyon, ITA)
Sally Berger (Assistierende Kuratorin des Departement of Film am MoMA, Direktorin Doc Fortnight, USA)
Calmin Borel (Selektionskomitee & Koordinator Lab section, Festival du Court Métrage de Clermont-Ferrand, FRA)
Lamia Joreige (Künstlerin, LIB)
Vangelis Mourikis (Schauspieler und Produzent, GRE)
Hauptpreis Int. Wettbewerb:
«The Living Need Light, the Dead Need Music» (Vietnam 2014) von The Propeller Group
CHF 12'000.– gestiftet von SRG SSR
Der Hauptreis geht an einen aussergewöhnlichen Film, der eine Brücke zwischen Tradition und Modernität schlägt,
indem er überlieferte Kultur und Performance-Kunst, dokumentarisches und inszeniertes Filmmaterial, visuelle
Schönheit und packenden Rhythmus gekonnt vermischt. Ein Film, der uns Modernität entdecken lässt, wo wir sie
nicht erwartet hätten.
Förderpreis Int. Wettbewerb: «Totem» (Norwegen 2015) von Marte Vold
CHF 10'000.– gestiftet von Sulzer-Stiftung Winterthur
Der Förderpreis geht an einen Film, der auf überzeugende und originelle Weise den Moment eines leichten
Unwohlseins in einer Beziehung wiedergibt. Dies durch eine nüchterne Dramaturgie, welche sich mit einem kühlen,
fast grausamen Blick und einigen mit Humor und Gefühl geschickt eingesetzten Farbtupfern den Mitteln der
Tragikomödie bedient.
Preis für den besten Schweizer Film: «Nuestro Mar» (Schweiz 2015) von Eileen Hofer
CHF 10'000.– gestiftet von suissimage/SSA
Der Preis für den besten Schweizer Film geht an ein Werk, das sich durch eine feine und sorgfältige Beobachtungsgabe auszeichnet. Ein Film voller zärtlicher Blicke, tiefgründiger Dialoge, Hoffnung auf eine strahlende Zukunft trotz
trister Gegenwart, geträumt vor der Grenzenlosigkeit des Horizonts.
Lobende Erwähnung Schweizer Wettbewerb: «Moriom» (Schweiz 2015) von Francesca Scalisi/Mark Olexa
Zudem möchte die Jury die dramaturgische Stärke jenes Filmes lobend erwähnen, der uns in das Universum des
Wahnsinns eintreten lässt als Teil der realen Welt und einer Gesellschaft, in der Ungerechtigkeit und Gewalt jegliche
Humanität verunmöglichen.
Schweizer Kamerapreis:
Maxime Kathari für die Kameraarbeit in seinem eigenen Film «O som da casa» (Frankreich/Schweiz 2015)
CHF 11'500.– (Sachpreis) gestiftet von Canon
Der Schweizer Kamerapreis geht an einen Film, der uns von einem schicksalshaften Moment im Leben zweier
Menschen erzählt, vom Moment einer Trennung. Ein Film, der die Gefühle zweier Menschen auf feinfühlige und frische
Weise einfängt und uns das Mysterium des Lebens durch die Augen der Protagonisten zuteil werden lässt.
Publikumspreis: «Hausarrest» (Schweiz 2015) von Matthias Sahli
CHF 10'000.– gestiftet von der Zürcher Kantonalbank
Internationale Kurzfilmtage Winterthur I The short film festival of Switzerland I Steiggasse 2 I Postfach I 8401 Winterthur I Switzerland
Tel +41 52 212 11 66 I Fax +41 52 212 11 72 I [email protected] I www.kurzfilmtage.ch
19. Internationale Kurzfilmtage Winterthur | The short film festival of Switzerland | 3.–8. Novembre 2015
Bericht der Jury | 8. November 2015
Preise ausserhalb des Wettbewerbs
Die Jury des 7. Schweizer Filmschulentags:
Ivan Madeo (Mitinhaber und Produzent von Contrast Film, SUI)
Jing Haase (Market Manager bei Nordisk Panorama, DEN)
Laurence Boyce (Programmer Blacknights Film Festival Tallin, GBR)
Preis für den besten Schweizer Schulfilm:
«Seemannsgarn» (Schweiz 2015) von Julia Munz/Claudia Wirth (eingegeben an der HSLU)
CHF 5'000.– gestiftet von der SRG SSR
Der Preis geht an einen Film, der zeigt, dass es in Beziehungen um Geben und Nehmen geht – wenn jemand zu viel
nimmt, kann alles überborden. Diese wunderbare Animation verbindet gekonnt Feinfühligkeit und Surreales.
Lobende Erwähnung: «Julian» (Schweiz 2015) von Julia Furer (eingegeben an der HSLU)
Dieser Film ist ein feinfühliges und bewegendes Portrait eines Mannes am Rande der Gesellschaft. Er gibt Einblicke in
die verletzte und doch so schöne Seele des Protagonisten, der vom Leben gekennzeichnet wurde.
Shortrun-Preis: Für das Dokumentarfilmprojekt «Rakijada» von Nikola Ilić
CHF 12'000.– (Sachpreis) gestiftet von Tweaklab
Nikola Ilićs Kurzdokumentation «Rakijada» ist so kurios wie ungewöhnlich. Im kleinen Dorf Pranjani in Südserbien
findet alljährlich eine Schnapsolympiade statt. Standhafte Männer saufen was das Zeug hält und es gewinnt, wer als
Letzter aufrecht auf einem Baumstamm balancieren kann. Pranjani zeichnet sich neben der Rakijada durch eine
weitere Besonderheit aus, denn es ist bekannt als Hort von Gangstern und ehemaligen Tschetniks aus dem
2. Weltkrieg.
Mit neugierigem und liebevollem Blick porträtiert Nikola Ilić das idyllische Dorf vor und während der feuchtfröhlichen
Rakijada bis hin zum verkaterten Aufräumen. Dabei erfahren wir mehr über die Dorfbewohner und darüber, wie ihre
persönlichen Geschichten gar die Weltgeschichte mitgeprägt haben. Die Jury ist gespannt, wie Nikola Ilić diesen
Balanceakt zwischen skurriler Tradition und persönlicher Begegnung meistert.
Jugendjury:
Bonni Kuruvilla, Aileen Lakatos, Manolo Pinösch
Jugendfilmpreis: «If Mama Ain’t Happy, Nobody’s Happy» (Niederlande 2014) von Mea Dols de Jong
CHF 500.– gestiftet von den Internationalen Kurzfilmtagen Winterthur
Mit der Wahl dieses Films möchten wir die Regisseurin für Ihren Mut belohnen, einen so persönlichen und
authentischen Film eingereicht zu haben, der trotz seiner Dauer nie langweilig wird. Das liegt unter anderem daran
dass er auf emotionaler Ebene sehr vielseitig ist: ehrlich und berührend, gleichzeitig aber auch humorvoll. Ein großes
Kompliment geht auch an die Mutter, die mit ihrer offenen und direkten Art maßgeblich am Endprodukt beteiligt war.
Internationale Kurzfilmtage Winterthur I The short film festival of Switzerland I Steiggasse 2 I Postfach I 8401 Winterthur I Switzerland
Tel +41 52 212 11 66 I Fax +41 52 212 11 72 I [email protected] I www.kurzfilmtage.ch