PROJEKTBESCHREIBUNG Kerstin Rajnar_frau mag rosapink EINLEITUNG VAGINAMUSEUM.at ist Österreichs erstes virtuelles Museum für das weibliche Geschlecht und wirkt nicht nur als kulturelle Informationsträgerin sondern auch als informative Bildungsplattform für Menschen jeglichen Alters, Geschlechts und unterschiedlicher sozialer und ethnischer Herkunft. Aufgrund meiner bisherigen Recherchen habe ich unendlich viele Meinungen, Ideen, Wahrheiten und Ansätze von den unterschiedlichsten Personen zu dem nach wie vor tabuisiertem Thema „Das weibliche Geschlecht“ gelesen oder gehört – doch selten einen künstlerischen und allumfassenden Zugang gesehen. Aus diesem Grund war es mir wichtig, eine umfangreiche allgemein zugängliche Informationsträgerin zu diesem Thema zu konzipieren und dabei möglichst viele unterschiedliche Teilbereiche zu thematisieren. Bis zum heutigen Zeitpunkt ist mir weltweit keine neutrale und umfassend informative Plattform über/für das weibliche Geschlecht bekannt, denn entweder sind vorhandene Plattformen negativ besetzt, oder einseitig spezialisiert. In Island und in Deutschland gibt es je ein analoges und ein virtuelles Museum für den Penis. In Deutschland habe ich dann auch eine kleine virtuelle Plattform für die Vagina gefunden, die aber mittlerweile wieder verschwunden scheint. In Österreich gab es bis lang weder ein analoges noch ein virtuelles Museum für die Vagina noch für den Penis. VAGINAMUSEUM.at versteht sich als neutrale Plattform, ist nicht hetzerisch, nicht aufdringlich und nicht fordernd sondern reflektiert, erforscht und archiviert. ES WIRD NICHT RADIKALISIERT, SONDERN NORMALISIERT! IDEE Die Idee ein VAGINAMUSEUM zu entwickeln hatte ich 2011. Die Digitale Revolution Ende des 20. Jahrhunderts veränderte nicht nur den Begriff Technik, sondern wirkt auch auf fast alle Lebensbereiche (ähnlich wie die Industrielle Revolution Anfang des 19. Jahrhunderts). Das Digitale Zeitalter verändert demnach Denken und Handeln von Menschen. Der Computer und das Internet sind in sehr vielen Lebensbereichen (Arbeitsplätze, Bildungseinrichtungen, wissenschaftliche Institutionen, private Haushalte…) zur Selbstverständlichkeit geworden und eröffnen uns über das Web 2.0 eine neue Art der Kommunikation. Studien der Statista GmbH zufolge nutzen ca. 2,4 Milliarden der Weltbevölkerung das Internet. Ca. 90% der Jugendlichen sind den ganzen Tag via Smartphones mit dem Internet verbunden. Dort spielt sich auch ihr soziales Leben ab. Wichtig war mir, einen zeitgemäßen orts- und zeitungebundenen Raum zu schaffen, wo sich Menschen jeglichen Alters, Geschlechts und unterschiedlicher sozialer und ethnischer Herkunft informieren können. Die ICOM (International Council of Museums) definiert ein Museum wie folgt: „Das Museum ist eine nicht gewinnbringende, ständige Einrichtung im Dienste der Gesellschaft und ihrer Entwicklung, die für die Öffentlichkeit zugänglich ist und materielle Belege des Menschen und seiner Umwelt zum Zwecke des Studiums, der Erziehung und der Freude erwirbt, erhält, erforscht, vermittelt und ausstellt.“ (Fassung vom 4. November 1986, Artikel 3 und 4) (http://de.wikipedia.org/wiki/Museum) Digitale Museen ähneln digitalen Archiven und digitalen Bibliotheken. In digitalen Museen werden Exponate gesammelt, erforscht, aufbewahrt und diese dienen zur Vermittlung. (http://de.wikipedia.org/wiki/Digitales_Museum) IHRE ONLINEPRÄSENZ ENTSCHEIDET AUCH ÜBER IHRE OFFLINEPRÄSENZ! Seite 01 / 03 ANLIEGEN In der Alltagssprache wird der Begriff Vagina fälschlicherweise verwendet um das ganze weibliche Geschlecht zu bezeichnen. Die Vagina (lat. für Scheide) ist aber rein biologisch neben der Gebärmutter, den Eierleitern und den Eierstöcken eines der inneren weiblichen Geschlechtsorgane. Medizinisch betrachtet ist die Vagina der Verbindungskanal von Innen nach Außen. Die Vulva ist die Gesamtheit der äußeren Geschlechtsorgane. Die sprachliche Bezeichnung des Körperteils Vagina ist, durch die gemeinsamen Wurzeln des Lateinischen, in vielen Sprachen ident. Somit gehe ich davon aus, dass das Wort Vagina ein annähernd weltweit bekannter Begriff ist. Ich entschied mich, das Wort Vagina als Überbegriff für das weibliche Geschlecht und als Bezeichnung für das Museum zu verwenden. Diesen Entschluss auf den Punkt gebracht spiegelt sich im Designkonzept wider: Das Logo ist ein Punkt, kann aber auch als Öffnung in die Vagina verstanden werden. Beim Eintritt in das virtuelle Museum ist ein metaphorisch dargestelltes weibliches Geschlecht sichtbar, beim Navigieren werden die einzelnen Bereiche vergrößert bzw. verkleinert, oder gar verwandelt, in einen Diamanten oder in einen Blume. Die korrekte Schreibweise von VAGINAMUSEUM.at ist die Großschreibung der Buchstaben und das klein angeführte „at“. Es geht hier explizit um die Sichtbarmachung und den Verweis auf das Virtuelle. VON INNEN NACH AUSSEN POSITIV ÖFFNEN! DIE GALERIE Die virtuelle GALERIE ist eine Präsentationsplattform für (net)adäquate Kunstbeiträge und ermöglicht Interessierten und Künstler_innen aus unterschiedlichen Bereichen der Kunst die Präsentation ihrer künstlerischen Beiträge rund um das Thema des weiblichen Geschlechts. DIE VAGINA WIRD EIN TEIL VON UNS! GALERIE - ERÖFFNUNGSAUSSTELLUNG VAGINA 2.0 Die erste Ausstellung des VAGINAMUSEUM.at thematisiert die Auseinandersetzung mit den gegenwärtigen Begriffen und subjektiven Bedeutungen der weiblichen Geschlechtsorgane. Einen allgemein verwendeten Begriff für das körperliche weibliche Geschlecht in seiner Gesamtheit scheint es nicht zu geben. Oftmals werden nur einzelne Körperteile, die Vagina oder die Vulva, genannt. Diesen generalisierenden Bezeichnungen entspricht der Name des virtuellen Museums und auch der Titel der virtuellen Eröffnungsausstellung VAGINA 2.0. Der Körperteil, die Vagina, kann als Synonym für die körperliche Geschlechtlichkeit der Frau betrachtet werden und kommt in allen Mythen, Religionen und zivilen Gesellschaften in symbolischen Formen vor. Die Darstellungsweisen der weiblichen Geschlechtsorgane sind Indikatoren für das weibliche Rollenbild in gesellschaftlichen Systemen und lassen Rückschlüsse auf die Position der Frau in den unterschiedlichen Lebenswelten zu. Wirklichkeitskonstruktionen im Zusammenhang mit religiösen und politischen Systemen, sozialen Feldern, sozialpsychologischen Gruppierungen, Formen von Partner_innenbeziehungen, Individualität und damit Identität sowie menschlichen Lebensformen werden dabei kritisch reflektiert. Diese Reflexionen über den Umgang mit dem Begriff Vagina geschehen über Vorstellungen, Erwartungen, Zuschreibungen, Assoziationen und emotionale Stimmungen mit den Mitteln der Kunst. Eine Visualisierung zeigt im Überblick die vielfältigen künstlerischen Beiträge und die sie kennzeichnenden jeweiligen Stichworte. Diese sind den Konzepten der präsentierten Künstler_innen entnommen und den entsprechenden inhaltlichen Bereichen der Ausstellung VAGINA 2.0 zugeordnet. Das sich verändernde formale Erscheinungsbild wechselt zwischen visuellen und textbasierten Ansichten sowie deren Vernetzungen. Die Beiträge spannen einen thematischen Bogen früher Darstellungen von Vulva-Symbolen unterschiedlicher Kulturen und Zeiten bis hin zum Leben und Arbeiten in sozialen medialen Online-Plattformen und Sex-positivem Feminismus im Cyberspace: SYMBOLS – GODDESS – NATURE – PSYCHOLOGY – BODY NORMS – MASS PRODUCTS – PORNOGRAPHY CYBERSPACE – SEX AND GENDER – CENSORSHIP – TRANSGENDER – SEX-POSITIVE FEMINISM Doris Jauk-Hinz_Ausstellung VAGINA 2.0 (Konzept / Kuration) Seite 02 / 03 DAS ARCHIV Das virtuelle ARCHIV ist eine Präsentationsplattform für allgemeine Beiträge rund um das Thema des weiblichen Geschlechts und ermöglicht Interessierten und Wissenschaftler_innen aus verschiedenen Disziplinen eine Präsentation ihrer Ergebnisse. Es wird laufend aktualisiert und ist demnach ständig erweiterbar. VAGINAMUSEUM.at IST IM BEGRIFF ZU ERWACH(S)EN! ARCHIV - KUNSTGESCHICHTE Das „Archiv-Kunstgeschichte“ zeigt einen kunsthistorischen Überblick über die Darstellung des weiblichen Geschlechts beginnend mit der europäischen Altsteinzeit bis hin zur Gegenwartskunst anhand exemplarischer Beispiele. Als Einführung dienen Epochentexte. Sie bieten in unterschiedlicher Gewichtung Informationen über politisches wie kulturelles Zeitgeschehen, über die Rolle der Frau als auch über stilistische Merkmale in Bezug auf die Kunst. Die Kunstwerke der Epochen wurden beispielhaft gewählt und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie illustrieren den Zeitstil und dienen als Dokument der einzelnen Entwicklungsschritte: Die Darstellung der Vulva repräsentierte in prähistorischer Zeit die Kraft der Frau als Lebensspenderin. Ihr Wert für den Fortbestand der Menschheit wurde entsprechend geachtet. Abgebildet wurden Schamspalte und Schamdreieck, bei Venusfiguren vereinzelt auch Schamlippen. In der Antike wurde der Schambereich der Frau als glattes Schamdreieck gestaltet. Das Geschlecht wird tabuisiert und unvollständig präsentiert. In dieser Zeit gab es auch Vulva- Amulette, die apotropäische Wirkung hatten, also Unheil abwehren sollten. Die Vulva der BauboFiguren wurde stilisiert gezeigt. Im Mittelalter änderte sich das Bild der Frau, u.a. bedingt durch die Kirche. Sie wurde als dem Mann unterlegen angesehen und galt als Inbegriff der Sünde. Sogenannte Vulva weisende Figuren an Kirchen sollten die Menschen vom Irrglauben abhalten, die Gefährlichkeit der Frau zeigen und könnten eine Karikatur der keltischen Göttin Mórrígan sein. In der Kunstgeschichte gibt es mehrfach Rückgriffe auf die Kunst der Antike, z.B. in der Renaissance oder im Klassizismus. Aus diesem Grund wurde die unvollständige Darstellung des weiblichen Geschlechtsorgans in Form des glatten Schamdreiecks übernommen und war in der europäischen Kunstgeschichte über Jahrhunderte gebräuchlicher Darstellungsmodus. Ausnahme bildeten die nordischen Renaissancekünstler rund um Albrecht Dürer. Deren Absicht war es, den Mensch möglichst naturgetreu abzubilden. Aus diesem Grund weisen manche Frauenbilder aus diesem geografischen Kreis und aus dieser Epoche Schamspalte und Schamhaar auf. Im Manierismus oder auch im Barockzeitalter wurde die Vulva gelegentlich mit Schamspalte gezeigt, wenn sie in einen mythologischen Kontext gebunden und somit überhöht, idealisiert war. Im Barock, in der Salonmalerei wie auch im Klassizismus und in anderen Stilrichtungen war die Frau erotisches Objekt der Begierde und diente der Schaulust des Mannes. In der Moderne schließlich kam es zu gesellschaftlichen Umwälzungen. Durch diese Umbruchszeit bedingt keimten neue Ideen und Stile auf. Die Vulva wurde selbstverständlich zum Bildinhalt und trat aus dem passiven Akt hervor. Die Frauen in den Akten wurden z.B. bei Klimt aktiv, indem er Selbstbefriedigungsszenen abbildete. Die Vulva erscheint, je nach Stil, abstrakt, stilisiert, fragmentiert, imaginär, etc. In der Postmoderne beschäftigten sich Künstler_innen u.a. mit den Themen Gender und Identität, bis feministische Kunst eine intensive Beschäftigung mit dem Thema Frau, Vagina und Vulva fordert. Sara Buchbauer_ARCHIV Kunstgeschichte (Konzept / wissenschaftliche Ausarbeitung / Text) DAS TEAM VAGINAMUSEUM.at (Idee / Konzeption / Organisation) _ Mag.ª Kerstin Rajnar, MA Ausstellung VAGINA 2.0 (Konzept / Kuration) _ Mag.ª Doris Jauk-Hinz ARCHIV Kunstgeschichte (Konzept / wissenschaftliche Ausarbeitung / Text) _ Mag.ª Sara Buchbauer AT / EN (Übersetzung) _ Mag.ª Christine Wilhelm, Mag.ª Karin Seifter CMS / Screendesign _ Kerstin Rajnar / http://rosa.mur.at CMS / VAGINA 2.0 und KUNSTGESCHICHTE _ Scalar / http://scalar.at BLOG _ Ankerlos / http://ankerlos.at © 2011 // Kerstin Rajnar_frau mag rosa pink Seite 03 / 03
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