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Farbenzauber zur Orchideenschau
im Botanischen Garten der Universität Leipzig
n Die Gewächshäuser des
Botanischen Gartens der Universität Leipzig verwandeln
sich vom 27. Februar bis 6.
März 2016 in ein tropisches
Orchideenparadies. Tausende
Orchideen – vor allem außergewöhnliche Züchtungen und
Hybriden, die nicht in jedem
Baumarkt zu finden sind –
werden im Dschungel der Gewächshäuser kunstvoll präsentiert, so als ob sie schon
lange hier wachsen würden.
Die Orchideenschau in der
Linnéstraße ist täglich von 10
bis 18 Uhr für ihre Besucher
geöffnet.
Orchideen bestechen weniger
durch ihren Duft als durch ihre
kräftig leuchtenden Blütenfarben. Weltweit gibt es 25 000 Arten, 82 davon in heimischen Gefilden.
Weithin
leuchtende
Blütenfarben, viele in reinem Rot
oder Gelb – kennzeichnen die
Pflanzenwelt der Tropen. Die
Blüten werden meist von Vögeln
bestäubt. Aus dem Malkasten der
Natur hat die gärtnerische Züchtung einen Regenbogen an Farbtönen hervorgebracht. Die Orchideenausstellung und eine
Sonderschau zu den Farben von
Orchideenblüten vermitteln einen Eindruck davon. Die Besucher erfahren, wie die Farben zustande kommen, welche Tiere
angelockt werden, um die Blüten
zu bestäuben oder Früchte zu
verbreiten, sowie Interessantes
zur pflanzlichen und tierischen
Evolution. Drei Orchideengärtnereien bieten auch Pflanzen
zum Verkauf an. Zudem geben
sie kompetente Informationen
und Pflegetipps.
Eine Abendführung durch die
Orchideenschau wird täglich –
bis auf den 6. März 2016 – um
18 Uhr angeboten. Die Anmeldung dafür ist telefonisch unter
0341 - 97 36 850 oder jeweils bis
16 Uhr an der Tageskasse möglich. Der Eintritt kostet fünf
Euro, ermäßigt vier Euro. Erstmals wird in diesem Jahr auch
eine Familienkarte für 13 Euro
angeboten.
Susann Huster
Foto: Botanischer Garten/Universität Leipzig
Vom 27. Februar bis 6. März lockt eine bunte Pracht in die Linnéstraße
Orchidee der Gattung Phalaenopsis
Das Chip-Bakterium
bei der Katalyse beobachten
Geschrumpfte, chipbasierte Chemielabore helfen bei der Untersuchung chemischer Prozesse
Bei der Herstellung von Feinchemikalien
und Medikamenten wird zunehmend die
sanfte Biokatalyse statt klassischer Chemie
eingesetzt. Die Wissenschaftler um Prof.
Dr. Detlev Belder (Leipzig) und Prof. Dr.
Dr. Manfred Reetz (Marburg/Mülheim)
haben ein Verfahren entwickelt, in dem
dieser Prozess statt in großen Kolben in
einem integrierten Mikrochip stattfinden
und genau verfolgt werden kann. Damit
konnten erstmals selektive chemische
Umwandlungen, an denen nur wenige
Zellen beteiligt sind, untersucht werden.
Ihre Forschungsergebnisse haben die Wissenschaftler gerade in der Online-Ausgabe
der renommierten Fachzeitschrift „Journal of the American Chemical Society“
veröffentlicht.
Der Fokus lag bei ihren Untersuchungen
auf der sogenannten enantioselektiven
(asymmetrischen) Katalyse. Bei dieser
Stoffumwandlung mit einem Katalysator
werden Substanzen hergestellt, die sich so
ähneln wie Bild und Spiegelbild aber nicht
zur räumlichen Deckung gebracht werden
LIEBIGSTRASSE AKTUELL
|
Foto: Dr. Stefan Ohla/Universität Leipzig
n Chemiker der Universität Leipzig
haben in Kooperation mit Wissenschaftlern der Universität Marburg
und des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr
eine neue Methode entwickelt, um die
Biokatalyse im Mikromaßstab untersuchen zu können.
Cartoon-Darstellung einer Zelle, die als Biokatalysator im Chip wirkt.
können, im Organismus jedoch sehr unterschiedliche Wirkung entfalten. „Mit
diesem Ansatz kann man potenziell sogar
einzelne Zellen im Hinblick auf ihre Wirksamkeit in der enantioselektiven Biokatalyse unterscheiden“, sagt Belder.
Wissenschaftler in Laborkitteln, die im
Labor Kolben und Reagenzgläser schüt-
teln und tischgroße Analysegeräte bedienen – so stellt man sich normalerweise
chemische Forschung vor. Doch im Gegensatz dazu bedienen sich die Chemiker
um Prof. Detlev Belder von der Universität Leipzig der sogenannten Lab-on-aChip-Technologie, bei der geschrumpfte
chipbasierte Chemielabore genutzt wer-
den, um komplexe chemische Prozesse
und Untersuchungen in haarfeine Kanäle
zu integrieren.
Dieser Ansatz wurde nun in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von Prof. Reetz
von der Universität Marburg und dem MaxPlanck-Institut für Kohlenforschung eingesetzt, um die enantioselektive Biokatalyse
mit ganzen Zellen in bisher unerreicht kleinen Dimensionen zu studieren. Statt Abermillionen von Zellen in riesigen Bioreaktoren (Fermentern) zu verwenden, wurden
nur wenige Zellen des Coli-Bakteriums auf
einen Mikrochip aufgetragen. Dort konnten
die Forscher die Synthese zu Feinchemikalien und potenziellen Medikamenten in Volumina kleiner als ein Nebeltropfen verfolgen. „Eine wichtige Frage, die sich in diesem
Zusammenhang stellt, ist, ob sich individuelle Zellen in der gewünschten Funktion
unterscheiden, oder – bildlich gesprochen –
ob sich einzelne Schafe anders als die Herde
in ihrer Gesamtheit verhalten“, erklärt der
Chemiker. Diese Erkenntnis könnte neue
Wege in der maßgeschneiderten Bio- beziehungsweise Enzymkatalyse eröffnen und
die Entwicklung neuer, bezahlbarer Medikamente beschleunigen. Eine weitere Vision
wäre, so Reetz, „die Entwicklung einer Parallelisierung auf dem Mikrochip zwecks
Hochdurchsatz-Analyse von ganzen Mutanten-Bibliotheken für Anwendung auf
dem Gebiet der gerichteten Evolution enantioselektiver Enzyme.“
Susann Huster