Architekten proben Aufstand

Mittwoch, 7. Oktober 2015 / Nr. 231
Stadt/Region Luzern
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Massiver Stau
während Stosszeit
LUZERN red. In der Stadt Luzern
mussten sich Autofahrer gestern
Abend gedulden. Während der Stosszeit und darüber hinaus kam der
Verkehr teils fast zum Erliegen. Auch
die VBL meldeten auf ihren Anzeigetafeln Verspätungen von bis zu einer
Stunde. Warum es zur Verkehrsüberlastung kam, blieb gestern Abend
unklar. Die Polizei hatte auf Anfrage
weder einen Unfall noch sonst eine
Ursache zu vermelden. Offen ist, ob
die neue Verkehrsführung am Seetalplatz damit im Zusammenhang steht.
NACHRICHTEN
Bagger verursacht
Stromausfall
EMMEN red. Bei rund 1600 Kunden der Centralschweizerischen
Kraftwerke (CKW) rund um den
Seetalplatz in Emmen ist gestern
der Strom ausgefallen. Ein Bagger
habe um zirka 9.15 Uhr ein Mittelspannungskabel (20 000 Volt) beschädigt, teilen die CKW mit. Dank
Umschaltungen im Stromleitungsnetz – die Versorgung erfolgte von
einer anderen Seite – konnten alle
Kunden nach 30 Minuten wieder
mit Strom versorgt werden.
SVP beschliesst
Stimmfreigabe
EBIKON red. Die SVP Ebikon
beschliesst für die Abstimmung
zur neuen Gemeindeordnung
vom 18. Oktober Stimmfreigabe.
Sie begrüsst die Streichung der
Ressortwahl für Gemeinderäte,
äussert jedoch Bedenken gegenüber dem neuen Führungsmodell.
Das CEO-Modell werde deutlich
mehr kosten als ein «kompetenter
und volksnaher Gemeinderat im
Vollamt», teilt die SVP mit.
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Architekten proben Aufstand
KRIENS Eine neue Expertengruppe soll für gute
Architektur sorgen. Sie greife zu stark ein und sei
geschäftsschädigend, klagen nun die Planer.
BEATRICE VOGEL
[email protected]
Vor gut einem Jahr trat in der Gemeinde Kriens die neue Verordnung
zum Bau- und Zonenreglement in Kraft.
Damals wurde auch ein neues Fachgremium geschaffen. Es besteht aus fünf
Architekten sowie vier beratenden Mitgliedern aus Verwaltung und Gemeinderat. Gemäss Reglement ist das Fachgremium dafür zuständig, Bauvorhaben
hinsichtlich städtebaulicher Entwicklung, Gestaltung und architektonischer
Qualität zu beurteilen. Es berät den
Gemeinderat, hat aber keine Entscheidungsgewalt. Der Gemeinderat kann
selbst entscheiden, wann er dem Gremium ein Projekt vorlegen möchte,
zwingend muss es nur im Hinblick auf
die Ortsbildschutzzone und bei der Beurteilung von Gestaltungs- und Bebauungsplänen – also bei grösseren Bauprojekten – beigezogen werden.
Das Fachgremium soll für gute Architektur sorgen. Doch: Seit es im Amt ist,
hat es unter Architekten und Bauunternehmern für viel Frust und Ärger gesorgt.
Einer von ihnen ist Patrick Müller, Vizepräsident des Gewerbeverbands, der ein
Architekturbüro in Kriens hat. Er sagt:
«Aufgrund der Beurteilung des Fachgremiums müssen wir Bauprojekte immer
wieder anpassen.» Dadurch ziehe sich
die Planung endlos hin und die Kosten
steigen. «Wir mussten schon geforderte
Anpassungen wieder rückgängig machen.
Das ist inkonsequent.» Das Gremium
hantiere mit schwammigen Begriffen wie
städtebauliche Qualität und Ästhetik, statt
sich an gesetzliche Vorgaben zu halten,
was Bauherren verunsichere.
Verbindliche Entscheide gefordert
Hinzu komme, dass der Gemeinderat
nicht entscheidungsfreudig sei. «Bei
einem Projekt warten wir seit fast zwei
Jahren auf einen Entscheid, doch der
Gemeinderat kann sich nicht dazu durchringen – weder zu einer Ablehnung noch
zu einer Bewilligung», sagt Müller. Seine
Auftraggeber hätten dadurch mehrere
hunderttausend Franken in den Sand
gesetzt. «Das ist geschäftsschädigend.»
Patrick Müller ist nicht der Einzige,
der Kritik übt. Ein anderer Krienser
Architekt, der anonym bleiben will, sagt,
er kenne einige «haarsträubende Fälle».
Das Fachgremium übe starken Einfluss
auf den Gemeinderat aus. Dieser müsse entscheidungsfreudiger sein, denn
als Planer wolle man Verbindlichkeit.
«Häuser gehören den Leuten»
Bevor das aktuelle Fachgremium eingesetzt wurde, gab es in Kriens die
«Fachkommission schützenswerte Kulturobjekte». Die drei Mitglieder hatten
ebenfalls die Aufgabe, den Gemeinderat
zu beraten. Von 1999 bis Juni 2014 prä-
sidierte der Krienser Architekt Peter Deshalb habe man Ende letzten Jahres
Schönenberger die Fachkommission. neu beurteilt, welche Projekte ins FachAuch er findet, das Gremium urteile zu gremium kommen. «Auch dieses Jahr
streng. «Wir haben den Gesuchstellern werden wir die Abläufe überprüfen»,
mehr Freiheiten gelassen, solange es sagt Senn.
gesetzlich möglich und der Ortsbildschutz gewährleistet war.» Natürlich sei Prozesse beschleunigen
Das Fachgremium trifft sich einmal
es wichtig, Bausünden möglichst zu verhindern. Aber: «Die Häuser gehören im Monat zu einer Sitzung, bei der es
immer noch den Leuten. Man darf sie im Schnitt fünf bis sechs Projekte benicht zwingen, etwas zu bauen, was sie urteilt, erklärt Mitglied Daniel Lengacher.
nicht wollen», sagt Schönenberger. Er Er findet, es brauche ein bis zwei Jahre,
bis sich die Abläufe
selbst hat sich auch
eingespielt haben.
schon über das Gre«Unser Ziel ist es, Promium geärgert, weil
er gezwungen war, bei
zesse zu beschleunieinem Haus die Balgen.» Dass Projekte
kone, statt am Haus
ständig überarbeitet
selbst, vom Haus
werden müssen, liege
weggerückt zu bauen
auch daran, dass
und mit Brücken zum
manche zu lange warten, bis sie die ArbeiHaus zu verbinden.
ten vorlegen. «Die
Gemeindeam«Seit es das Gremium Architekten sollten
mann Matthias Senn
verteidigt die Arbeit
möglichst früh zu uns
gibt, beanspruchen
des Fachgremiums:
kommen, nicht erst
Baubewilligungen
mit der fertigen BauEs gebe Architekten,
mehr Zeit.»
die in einzelnen
eingabe, wenn sie
Punkten ungenügenschon viel Geld inM ATT H I AS S E N N ,
de Arbeit abliefern
vestiert haben.» Das
GEMEINDEAMMANN KRIENS
und sie deshalb überFachgremium sei zuarbeiten müssen.
dem dazu da, dem
Schliesslich sei das Gremium ins Leben Gemeinderat den Rücken frei zu halten,
gerufen worden, um Qualität sicherzu- so Lengacher. Und, sein eigentlicher
stellen, so Senn. «Im Fachgremium Zweck: «Verdichtung erfordert höhere
sitzen fünf fachkompetente Personen. Qualität. Diese muss dem Anspruch der
Dadurch ist seine Meinung breit abge- Öffentlichkeit genügen.» Dazu gehören
stützt.» Dennoch räumt er ein: «Seit es nicht nur ästhetische Aspekte, sondern
das Fachgremium gibt, beanspruchen Kriterien, die den Kontext eines Hauses
Baubewilligungsverfahren mehr Zeit.» betreffen, wie Umgebung und Zugang,
Das Ziel sei, die Abläufe zu verbessern. aber auch die Funktionalität.
Beschwerde blockiert Überbauung Kreuzmatte
Puppen-Musical
im Le Théâtre
KRIENS red. Im Le Théâtre Kriens
wird im nächsten März das Puppen-Musical «Avenue Q» aufgeführt. Es handle sich um ein freches und satirisches Musical über
eine Gruppe einzigartiger, junger
Menschen, die nach ihrer Bestimmung suchen, teilt das Le Théâtre
mit. Die meisten Darsteller spielen
mit Handpuppen im Stil der Sesam-Strasse. Dafür wurden mittels
Crowdfunding 10 000 Franken für
die Puppen gesammelt.
Die Kreuztrotte in
Meggen. Wegen
einer Beschwerde
sind deren
Sanierung und
die Überbauung
Kreuzmatte
blockiert.
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MEGGEN Zwei Baugenossenschaften wollen 26 günstige
Wohnungen realisieren. Doch
bevor sie loslegen können,
muss sich das Gericht mit dem
Bauvorhaben beschäftigen.
An zentraler Lage in Meggen sollen
preisgünstige Wohnungen entstehen.
Die Liberale Baugenossenschaft Meggen
und die Wohnbaugenossenschaft Meggen wollen das Projekt gemeinsam realisieren. Auf einer Fläche von 4427
Quadratmetern planen sie den Bau von
26 Wohnungen. Der Nettomietzins würde sich zwischen 1320 und 1545 Franken
bewegen. Zudem verpflichteten sich die
Genossenschaften, die rund 160-jährige
Kreuztrotte, die unter Denkmalschutz
steht, für rund 2,3 Millionen Franken
zu sanieren. Dafür erhalten sie von der
Gemeinde Meggen ein zinsloses Darlehen von 1,6 Millionen Franken. Diesen
Sonderkredit genehmigte das Megger
Stimmvolk im letzten Dezember.
Zwei Einsprachen
Doch nun gerät das Vorhaben ins
Stocken. Gegen den Gestaltungsplan,
der auf der Gemeinde öffentlich auflag,
sind zwei Einsprachen eingegangen.
Eine wurde wieder zurückgezogen, die
zweite hat der Gemeinderat abgewiesen.
Im August genehmigte er den Gestaltungsplan. Doch damit gibt sich der
Einsprecher nicht zufrieden. Er hat seine
Einsprache in Form einer Verwaltungsgerichtsbeschwerde weitergezogen, wie
das Bauamt der Gemeinde auf Anfrage
unserer Zeitung bestätigt. Es handle sich
um eine sehr umfangreiche Beschwerde, die mehrere Seiten umfasse. Darüber muss nun das Luzerner Kantonsgericht entscheiden. Nähere Angaben,
etwa zum Inhalt, wollte die Gemeinde
mit Verweis auf das laufende Verfahren
nicht machen. Gemäss Recherchen
unserer Zeitung steht ein Megger Unternehmer hinter der Beschwerde. Er kritisiert unter anderem, dass die Ausnützung der Überbauung zu hoch sei.
Für eine Stellungnahme war er jedoch
nicht erreichbar.
Verzögerungen drohen
Klar ist jetzt schon, dass die Beschwerde das Projekt verzögert. «Ich hoffe
deshalb auf einen raschen Gerichtsentscheid», sagt Ruedi von Ah, Präsident
der Liberalen Baugenossenschaft und
Präsident der Baukommission Kreuzmatte. Denn er weiss, die Behandlung
von Beschwerden kann viel Zeit in Anspruch nehmen. «Das kann gut ein Jahr
oder länger dauern.»
Bis zum Gerichtsentscheid steht die
Planung für die Überbauung Kreuzmatte
und die Sanierung der Kreuztrotte
still. Solange der Gestaltungsplan nicht
rechtskräftig sei, könne der Architekt
nicht weiterplanen, sagt von Ah. «Unser
Ziel ist und bleibt es jedoch, den dringenden Bedarf an preisgünstigen Wohnungen für Jung und Alt in Meggen mit
dem Projekt zu decken.» Man sei weiterhin zuversichtlich, dass das Gericht die
Beschwerde abweist, so von Ah weiter.
«Der Gestaltungsplan wurde vom Gemeinderat bewilligt. Das zeigt doch, dass
unser Architekt alle Gesetzesvorlagen
eingehalten hat.»
Dass gegen den Gestaltungsplan eine
Beschwerde eingereicht wurde, enttäuscht Ruedi von Ah sehr, wie er sagt.
Der günstige Wohnraum, der in der
Kreuzmatte entsteht, soll es auch Jungen
ermöglichen, in Meggen zu wohnen.
Das Projekt stösst laut von Ah in der
Bevölkerung auf grossen Anklang. Für
die 26 Wohnungen (2½, 3½ und 4½
Zimmer) gebe es rund doppelt so viele
Interessenten. Und auch die Trotte
könnte schon heute komplett vermietet
werden.
CHRISTIAN GLAUS
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