Lesen Sie hier die Konzertkritik zu unserer Aufführung der Johannes

TÜBINGEN
Freitag, 18. März 2016
SCHWÄBISCHES TAGBLATT, 18.3.2016
Spaziergang
in die Moschee
Tübingen. Einen Osterspaziergang mit Pfarrer Harry Waßmann
zu verschiedenen „Orten des
Glaubens“ bieten die Veranstalter
von „Believe Tank“ am Samstag,
19. März, ab 15 Uhr an (Treffpunkt: LTT-Foyer). Haltepunkte
sind: die Schellingstraße als gelebte Vision eines alternativen
Zusammenlebens. Gülben Sahin
und Zana Aydin führen in die Tübinger DITIB-Moschee und ins
muslimische Gebet ein. Außerdem führt der Spaziergang zu einer kleinen russisch-orthodoxen
Kapelle, und Ordensschwester
Davidika berichtet über ihre Entscheidung, Nonne zu werden.
Der Spaziergang dauert vier Stunden. Wer später dazustoßen
möchte, kann sich über die Handynummer 0179/ 678 5300 informieren, wo die Spaziergänger gerade sind.
Aus dem Leben
von Sternen
Ein passioniertes Projekt mit großem Stimmenaufgebot
Schüler und Profis gemeinsam am Werk: 170 Sänger und Musiker führten in der Tübinger Stiftskirche Bachs „Johannes-Passion“ auf
Tübingen. Es ist immer wieder erstaunlich, welche musikalischen
Mammut-Projekte die Tübinger
Waldorfschule auf die Bühne bringt.
Am Mittwochabend präsentierten
Schüler, Lehrer, Eltern und Freunde
der Waldorfschule eine gekürzte Version von Johann Sebastian Bachs
„Johannes-Passion“. Rund 170 Musiker füllten den Altarraum der Tübinger Stiftskirche: Sängerinnen und
Sänger des Oberstufenchors, ergänzt
durch den Eltern-Lehrerchor, das
Projektorchester der Schule und
Profis. Doch nicht nur die große Anzahl der Beteiligten war beeindru-
ckend, sondern auch deren vielfältiger Ausdruck: erhebende und liebliche Choräle, hauchzarte Begleitung
einer Arie sowie das frohlockende
„Jesum von Nazareth“, das der Kammerchor zu Beginn übernahm. Ein
Grund dafür liegt sicher in den Solo-Gesangsstunden, die Waldorfschüler der elften Klasse erhalten.
Aber auch die drei Leiter des Projekts sind ein eingespieltes Team: Ulrich Heck, Gabriele Salzmann-Heck
und Hans-Joachim Weber. Die beiden letzteren unterrichten Gesang
unter anderem an der Waldorfschule
und übernahmen bei dem Konzert
zudem Solo-Partien. Die Sorge der
drei Leiter, das anspruchsvolle und
mühsam zu erarbeitende Programm
könnte die Schüler nicht mitreißen,
war spätestens beim Probenwochenende verflogen. Die umfangsreichste Solo-Partie des Evangelisten
übernahm Philipp Nicklaus, ein junger professioneler Tenor, der sich
unter anderem auf die Evangelistenpartien der Bach’schen Passionen
und Oratorien spezialisiert hat, aber
auch an der Jungen Oper in Stuttgart
aktiv ist. Bereits zum vierten Mal ist
die Waldorfschule mit einem Kozert
in der Stiftskriche zu Gast. Miete für
die Stiftskirche, Podeste, zusätzliche
professionelle Musiker: All das kostet
Geld. „Ohne unseren Förderverein
würde es nicht gehen“, sagt Chorleiter Ulrich Heck. Der Verein Sirius
stemmt den Großteil der Kosten,
hinzu kommt Unterstützung von
Sparkasse und Stadtwerken. Dennoch waren die Konzertbesucher zu
einer großzügigen Spende angehalten. „Zusammen mit diesen Spenden kommt es dann meistens gerade
so hin“, sagt Heck. Es sind also viele
Menschen vor und hinter den Kulissen, die zum Erfolg dieses Mammut-Projekts beigetragen haben.
Gegen Ende des zweistündigen Konzerts mussten die Musiker allerdings
ihr Programm kurz unterbrechen –
ein Schüler im Chor brach zusammen. Ein großer Schrecken für alle –
doch Heck versicherte, dass es dem
Jungen längst wieder gut geht. Abgesehen von diesem kurzen Schrecken
also ein gelungener Abend in der mit
schätzungsweise 700 Besuchern
sehr gut besuchten Stiftskirche. „Für
uns sind solche Konzerte immer ein
Highlight“, sagt Heck. So ging es offenbar auch den Zuhörern, die anhaltenden Applaus spendeten und
jubelten.
del / Bild: Sommer
Tübingen. Die Frage nach der Natur der funkelnden Fixsterne hat
Menschen seit langem bewegt.
Wie plausibel heutigen Astronomen deren augenfällige Unterschiede in Helligkeit und Farbe
erscheinen, wie noch dazu „Sternengeschwister“ in engen Doppelsternsystemen einen dramatischen Lebensweg mit Masseaustausch beschreiten, will am morgigen Freitag, 18. März, Wolfgang
Wettlaufer von der Astronomischen Vereinigung erklären. Sein
Vortrag beginnt um 20 Uhr in der
Sternwarte in der Waldhäuser
Straße 70. Auch die Sonne gerät
dabei in den Fokus des Astronomen. Falls der Himmel klar ist,
lassen sich anschließend noch
ein paar Gestirne im und um das
Wintersternbild Orion nahe dem
Himmelsäquator im Teleskop betrachten.
NOTIZEN
Sensationelles Kreditgeschäft
Trotz Niedrigzinsphase steigen bei der Kreissparkasse auch die Kundeneinlagen stark
Mehr Kreditzusagen, höhere
Kundeneinlagen, eine stabile
Bilanzsumme, ein erhöhtes Kapitalpolster: Die Kreissparkasse
verbucht 2015 als erfolgreiches
Jahr. Doch sie muss auf neue
Entwicklungen reagieren.
RENATE ANGSTMANN-KOCH
Kreis Tübingen. Die Niedrigzinspolitik macht es schwer, ertragreiche
Anlagen zu finden. Mit Null- und
Strafzinsen will die Europäische
Zentralbank Banken zwingen, Geld
zu verleihen und die Wirtschaft anzukurbeln. Dieses Vorgehen sieht
der Vorstandsvorsitzende der Tübinger Kreissparkasse (KSK) Christoph
Gögler kritisch. „Wir haben hier keine Kreditklemme“, sagte er, als er
gestern im Carré der Presse die Bilanz des Jahres 2015 vorstellte. In
Ländern wie Griechenland oder Italien, wo Investitionen nötig wären,
fehle es dagegen an Bonität: „Da
würde ich als Bankvorstand nicht jedem einen Kredit hinterherwerfen“.
Niedrigzinsen machen
Sparkassen zu schaffen
Die Niedrigzinsen erschweren es,
mit sicheren Anlagen Erträge zu erzielen. Auch gibt es viele Fragezeichen bei der Inflationsrate, dem Ölpreis oder der Entwicklung des Dax –
aber auch bei den Prognosen über
das Wirtschaftswachstum. Derzeit
werden 1,7 Prozentpunkte für 2016
erwartet. Dabei resultiert etwa ein
halbes Prozent aus dem Flüchtlingszuzug. Staatsausgaben von 20 bis 25
Milliarden Euro zusätzlich nach einigen Schätzungen wirken wie ein
Konjunkturpaket. Die niedrige Arbeitslosenquote und hohe Konsumausgaben scheinen hingegen stabil.
Zu den Veränderungen im Bankgeschäft selbst gehört die Digitalisierung. Immer mehr Kunden bevorzugen Online-Banking. Viele Kunden
kommen allenfalls noch in eine Filiale, um sich beraten zu lassen. Beratung sei auch dringend nötig, betonte Hans Lamparter vom KSK-Vor-
Christoph Gögler
Jürgen Ferber
stand. Man müsse auch Kleinanleger davon überzeugen, zumindest
zum Teil in Aktien und Fonds zu investieren, um überhaupt noch Erträge zu erzielen: „Sonst findet etwas
statt, was ganz entsetzlich ist – dass
die großen Vermögen wachsen und
die kleinen stagnieren.“
Von 53 auf 36 Filialen möchte die
Kreissparkasse ihr Filialnetz bis Mitte, Ende 2017 verkleinern. Das sei
nötig, sagte Lamparter, um in den
Filialen Kompetenz zu bündeln –
aber auch, um eine entsprechende
Ausstattung bieten zu können: Heute schauten sich Berater und Kunden etwa Finanzierungsvorschläge
gemeinsam am Bildschirm an. In
der Mössinger Bahnhofstraße und in
Rottenburg sollen neue Beratungszentren entstehen.
Der Umbau der Hauptstelle am
Lustnauer Tor wird wohl Anfang
2017 fertig sein. Dann soll es einen
Tag der offenen Tür geben, und
dann werden wohl kleinere Filialen
schließen. Sechs der sieben Abendfilialen sind jetzt schon zu. Die Zahl
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KSK ist seit 2013 um zwanzig
auf 972 gesunken. Dennoch konnte
sie 2015 allen Auszubildenden die
Übernahme anbieten.
4,8 Milliarden Euro: Mit diesem
Betrag lag die 2015 minimal rückläufige Bilanzsumme auf dem seit 2011
üblichen Niveau. Der Zinsüberschuss war Gögler zufolge „erfreulich“. Das Betriebsergebnis stieg auf
57,7 Millionen Euro. Mit Steuern von
21,2 Millionen Euro – etwa 100 Euro
pro Kreisbewohner – war die KSK einer der größten, vielleicht sogar der
größte Steuerzahler im Kreis, sagte
Hans Lamparter
Gögler. Sie erhöhte ihr Eigenkapital
um 12 Millionen Euro. Zuletzt blieb
ein leicht gesunkener Jahresüberschuss von 2,7 Millionen Euro.
Bei den Krediten berichtete Hans
Lamparter von einem „fantastischen
Geschäftsjahr“. Es gab neue Kreditzusagen über 835 Millionen Euro, 30
Prozent mehr als 2014, „ein absolutes Rekordergebnis – darauf sind wir
stolz“. Mit 3,254 Milliarden Euro lag
das Volumen um 4,2 Prozent über
dem Vorjahrsniveau – und das, obwohl gleichzeitig viel getilgt wurde.
Der Bestand der Wohnungsbaukredite betrug 1,8 Millionen Euro. „Fast
noch erfreulicher“ sei eine Steigerung bei den gewerblichen Krediten
von knapp 8 Prozent. „Wir schaffen
Arbeitsplätze, ermöglichen Investitionen“, schwärmte Lamparter – „wir
sprechen mittelständisch, und das
jeden Tag“.
„Existenzgründungen sind so etwas wie die Frischzellenkur für die
Wirtschaft“, bekräftigte Vorstandsmitglied Jürgen Ferber. 2015 habe
die Kreissparkasse 69 Gründungen
ermöglicht. Durch sie seien 158 Arbeitsplätze entstanden – gegenüber
49 Gründungen im Jahr zuvor.
Um 4,5 Prozent wuchs der Bestand der Kundeneinlagen. „Wenn
ich bei Nullzins keine Kapitalsteigerung mehr habe, heißt das: Das Vertrauen ist gewaltig“, sagte Lamparter. Nun scheue man weder Mühen
noch Kosten, „um auch normale
Bürger ins Wertpapiergeschäft zu
beraten“. Über 5000 Beratungsprotokolle „mit Top-Qualität“ seien angefertigt und über 3000 Sparpläne
erstellt worden – ein Plus von über
50 Prozent.
Die KSK führt fast 152 000 Girokonten, gut 1700 mehr als 2015, sagte Ferber. Es gibt auch 4168 Bürgerkonten, die nicht überzogen werden
dürfen, und 1702 Pfändungsschutzkonten. Die Erhöhung der Kontoführungsgebühr mangels Zinsüberschüssen hat zu keinen Auflösungen
geführt, berichtete Gögler. Bei den
Girokonten liege der Marktanteil der
KSK Tübingen bei 55 Prozent und
damit um 10 Prozent höher als im
Durchschnitt der baden-württembergischen Sparkassen.
KSK wirbt auch
weiter fürs Bausparen
Der Verkauf von Versicherungen
oder die Vermittlung von Immobilien auf dem knappen Tübinger
Markt waren weitere erfolgreiche
Geschäftsfelder des Kreditinstituts.
Auch Bausparen habe trotz Niedrigzinsen noch seine Berechtigung,
versicherte Lamparter – sogar mehr
denn je. Schließlich laufen Kredite
irgendwann aus, und die Anschlussfinanzierung kann bei möglicherweise wieder deutlich höheren Zinsen teuer werden.
Rund 800 000 Euro für Kultur, Soziales und Vereine
Wie in den Vorjahren unterstützte die Kreissparkasse 2015 Projekte von
Vereinen, sozialen Einrichtungen, Kommunen, Schulen, im Bereich des Sports
und der Kultur und die
Agentur für Klimaschutz
mit rund 800 000 Euro.
Ihre Jugend- und Seniorenstiftung mit einem Kapital von 2,5 Millionen
Euro schüttete aus Erträgen gut 25 000 Euro aus.
Das Kreditinstitut betrachtet auch Veranstaltungen
im Sparkassen-Carré als
Teil seines gesellschaftlichen Engagements. Es sei
inzwischen ein etablierter
Veranstaltungsort mit
Konzerten, Lesereihen,
Comedy, Diskussionen
und Dialogen.
Viele Spenden
für das Stüble
Tübingen. Vor zwei Wochen veröffentlichten wir einen Artikel, in
dem der Tübinger Kinderschutzbund um Spenden bat: Erstlingsausstattung, Kleinkinderkleider –
aber auch um Kinderwagen. Die
Resonanz war seitdem derart
groß, dass uns gestern Regina
Bamberg vom Kinderschutzbund
erneut anrief: Die Lager sind vorerst gefüllt, im Büro stapeln sich
weitere Kartons mit Spenden.
„Manche haben sogar Kleider
neu gekauft und sie gespendet!“,
berichtete Bamberg, überwältigt
von der großen Hilfsbereitschaft.
Den Dank an alle Spender verknüpfte sie mit der Bitte, in den
nächsten vier bis sechs Wochen
vorerst keine weiteren Sachspenden mehr ins Kinderschutzbund-Stüble zu bringen, weil diese dort nicht mehr gelagert werden können. Wer danach helfen
will, kann sich auch telefonisch
nach dem aktuellen Stand der
Dinge erkundigen: 0 70 71 / 613 34.
Datenschutz
in E-Mails
Tübingen. Alternativen zum „Datenkraken“ Google und E-MailAnbieter, denen am ehesten zu
trauen ist, zeigt der Rottenburger
Internist Ulrich Boesenecker bei
der „Kryptoparty“ am Samstag,
19. März, von 15 Uhr an im Gemeindehaus Lamm, Am Markt 7.
Unter dem Titel „Privacy matters!
Ich habe nichts zu verbergen –
oder doch?“ gibt Manuel Kämpf
zunächst
Diskussionsanstöße
zum Thema. Nach einer Pause
gibt es dann Workshops, in denen
unter anderem gezeigt wird,
wie eine E-Mail-Verschlüsselung
eingerichtet wird und wie das
E-Mail-Programm Thunderbird
funktioniert. Die Teilnehmer
sollten ihr eigenes Laptop mitbringen. Zur Vorbereitung der
Party bittet Boesenecker um
Anmeldung
per
E-Mail
an
[email protected]. Materialien und Hinweise zur Veranstaltung und dem Thema gibt es auf
www.cryptoparty-tuebingen.de.
Urlaub vom Alltag
Tübingen. Mit den sanften Übungen des chinesischen Qi Gong
lässt sich dasselbe erreichen wie
durch Urlaub. Mittels ruhigen,
fließenden Bewegungen werden
beim Workshop am Sonntag, 20.
März, um 15 Uhr die Energieströme in die richtigen Bahnen
gelenkt. Weitere Informationen
und Anmeldung bei der Familien-Bildungsstätte unter Telefon
0 70 71/ 93 04 66.
Durch das Univiertel
Tübingen. Der Bürger- und Verkehrsverein führt am Sonntag, 20.
März, im Rahmen der „Tübinger
Themenführungen“ durch das
Univiertel entlang der Wilhelmstraße (Neue Aula, Bonatzbau etc.).
Anders als in der Tübinger Altstadt
herrscht hier keine Fachwerkidylle,
sondern es offenbart sich eine
planmäßig, für das 19.Jahrhundert
typische Architektur. Diese Themenführung ist sonst nur privaten
Gruppen bei vorheriger Buchung
vorbehalten. Tickets gibt es wie immer nur im Vorverkauf beim Verkehrsverein.
Durch Streuobstwiesen
Hagelloch. Der NABU lädt am
Sonntag, 20. März, zur Wanderung
mit Landschaftsführung durch die
„Kulturlandschaft Streuobstwiesen
und Wald“ ein. Treffpunkt ist um
11 Uhr am Borgentor in Hagelloch.
Glaube und Gehirn
Pfrondorf. In der Reihe „Gott als
Gedanke – Neurotheologie“ spricht
Michael Blume am Sonntag, 20.
März, 10 Uhr, in der evangelischen
Kirche Pfrondorf über den Zusammenhang von Glauben und Gehirnaktivitäten. Blume ist Leiter
des Referats „Kirchen und Religion,
Integration und Werte“ im Staatsministerium Baden-Württemberg.
Frieden durch Erinnern
Tübingen. Der Historiker und
TAGBLATT-Redakteur Hans-Joachim Lang ist am Montag, 21.
März, 15 Uhr, Gast bei den Tübinger „Senioren für den Frieden“.
Er spricht über das Thema:
„Durch Erinnern dem Frieden
dienen – Tübinger Beispiele“
(Hirsch-Begegnungsstätte für Ältere, Hirschgasse 9).