Fr. 2.70 FREITAG, 9. OKTOBER 2015 FREIAMT Daniela Ryf Sie startet als Favoritin am Ironman Hawaii INSERAT AZ 5000 Aarau | Nr 274 | 20. Jahrgang [email protected] 058 200 58 58 [email protected] 058 200 55 55 [email protected] 058 200 53 53 Swetlana Alexijewitsch Die Nobelpreisträgerin schreibt menschlich über Unmenschliches SPORT 15 KULTUR 19 Sepp Blatter wird vom Thron gestossen und geht in die Ferien Fussball Der Fifa-Präsident wird für 90 Tage suspendiert und akzeptiert seine Niederlage VON FRANÇOIS SCHMID-BECHTEL 90 Tage lang kein Rampenlicht. 90 Tage lang kein aufsehenerregender Auftritt als Fifa-Präsident. Sepp Blatter hat sich sein 40-Jahr-Jubiläum bei der Fifa anders vorgestellt. Nun aber ist er von der eigenen Ethikkommission für 90 Tage von allen fussballerischen Tätigkeiten suspendiert worden. Aber nicht nur er. Michel Platini, den Präsidenten der Uefa, hat es ebenfalls erwischt. Auch der Franzose muss für 90 Tage ins Fussball-Exil. Während Blatter für den nächsten Fifa-Kongress im kommenden Februar seinen Rücktritt angekündigt hat, dürften die Konsequenzen für Platini dramatischer sein. Zwar hat die Lichtgestalt des französischen Fussballs unmittelbar vor dem Urteil seine Kandidatur als Fifa-Präsident offizialisiert. Aber sei- ne Ambitionen auf das Erbe Blatters sind aussichtslos. Zurück zu Blatter: Der 79-jährige Walliser ist ein zäher, häufig auch ein trotziger Kämpfer. Trotzdem will er die Sperre akzeptieren. «Nach aktuellem Stand wird Sepp Blatter nicht in Berufung gehen», sagt sein Berater Klaus J. Stöhlker. «Blatter wird jetzt drei Monate Ferien machen, was er sich redlich verdient hat. Schliesslich ist der Herbst im Wallis besonders schön. Aber in 90 Tagen wird er wieder in die Fifa-Zentrale zurückkehren. Das garantiere ich.» In der Zwischenzeit übernimmt Vizepräsident Issa Hayatou aus Kamerun das Ruder bei der Fifa. Das Problem: Hayatou ist schwer krank und er steht im Verdacht, Geld für seine Stimme für die WM-Vergabe nach Katar kassiert zu haben. Kurz: De facto ist die Fifa führungslos. KOMMENTAR RECHTS, SEITEN 2/3, 4 Gestern wurde in St. Gallen zum 73. Mal die Olma, die Schweizer Messe für Landwirtschaft und Ernährung, eröffnet. Zum dritten Mal zeigte sich dabei der Aargau als Gastkanton von seiner besten Seite. Dazu gehören auch sogenannte Elitekühe, die der Aargau mitbrachte. Stolz begutachtete die Delegation um Landammann Urs Hofmann die Tiere bei einem Besuch im Messestall. SEITE 26 S epp Blatter spricht gerne und häufig über Fairplay, über den Fussball als Lebensschule. Doch als guter Verlierer ist der Walliser nicht bekannt. Das wissen die Menschen, die schon mit ihm oder gegen ihn Fussball gespielt haben. Denn da gilt von François Schmid-Bechtel das Gesetz: Blatter muss mindestens ein Tor erzielen. Im Notfall erstarren die gegnerischen Verteidiger halt zu Salzsäulen. Blatter wird nicht 90 Sabbattage einlegen. Er wird einen Nachfolger aufbauen, der ihn nicht aus der Familie verbannt. Der ihm die Option offeriert, sein Kind, die Fifa, zu behüten, bis der Tod die beiden scheidet. Denn die Fifa ist Blatters Lebenselixier. Weiter wird er wohl alles daransetzen, der Ethikkommission Fehler bei ihrer Untersuchung zu unterstellen und gleichzeitig seine Unschuld zu beweisen. Und seinen Intimfeind Michel Platini, den er mit in den Abgrund gerissen hat, definitiv zu versenken. FOTO: SANDRA ARDIZZONE Betrug und ungetreue Geschäftsbesorgung EU Swisscom bastelt am Ammann unter Anklage: Walter Dubler Netz der Zukunft muss sich vor Gericht verantworten Ausschaffungen sollen beschleunigt werden Telefonieren ist out, stattdessen werden immer mehr Daten verschickt. Das stellt die Mobilfunknetze vor besondere Herausforderungen. Sie müssen zuverlässig sein und ausserdem brauchen sie eine ausreichend hohe Kapazität. Die Swisscom bereitet sich darauf vor. Gestern hat sie ihre Massnahmen für das künftige Netz vorgestellt – und das Ende eines Standards verkündet. SEITE 5 Die EU will jene Menschen, die keinen Anspruch auf Asyl haben, schneller in ihre Heimatländer abschieben können. Nur so könne die Flüchtlingskrise bewältigt und jenen Schutzsuchenden Zuflucht gewährt werden, welche das Recht darauf hätten. Die EU-Innenminister diskutierten ein Massnahmenpaket. Für die Schweiz nahm Simonetta Sommaruga am Treffen in Luxemburg teil. SEITE 9 INSERAT Bis der Tod sie scheidet Blatter ist ein schlechter Verlierer. Trotzdem nimmt er die 90-Tage-Suspendierung scheinbar klaglos hin. Sprich: Er verzichtet auf einen Rekurs. Was man auch als Schuldeingeständnis interpretieren kann. Sein Ruf ist ihm natürlich nicht egal. Aber Blatter hat unmittelbar Wichtigeres im Sinn, als seinen Kopf in den Tornado zu halten. Besuch im Stall Kommunikation KOMMENTAR Seit gut drei Monaten läuft ein Strafverfahren gegen Walter Dubler – nun wird es eng für den parteilosen Gemeindeammann von Wohlen. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage erhoben, diese lautet auf mehrfachen Betrug und ungetreue Geschäftsbesorgung. Dafür beantragt sie eine bedingte Geldstrafe von 150 Tagessätzen und eine Busse von 5000 Franken. Dubler soll zu hohe Pensionskassenbeiträge bezogen und Sitzungsgelder nicht in die Gemeindekasse abgeliefert haben. Der angeklagte Ammann weist die Vorwürfe zurück. Er sieht sich als Opfer einer Kampagne von SVP-Einwohnerrat Jean-Pierre Gallati. Dieser hält an der Forderung nach einer Amtsenthebung fest, der Gemeinderat will heute über das weitere Vorgehen informieren. SEITEN 24/25 Das alles braucht Zeit und Energie. Ein Rekurs würde ihm beides rauben. Und Blatter liefe Gefahr, definitiv durch die Hintertüre abtreten zu müssen. Denn in 90 Tagen ist erst Anfang Januar. Danach steht die pompöse Wahl zum Fussballer des Jahres mit Sepp Blatter in der Hauptrolle des Gastgebers auf dem Programm. Die Eröffnung des FifaMuseums in Zürich. Und natürlich der Fifa-Kongress am 26. Februar, wo sein Nachfolger gewählt wird. Ein Nachfolger, der ihm die grässlichen Verteidiger vom Leibe hält, damit er weiterhin den Ball im leeren Tor versenken kann. @ [email protected] AZ
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