Audi TT Roadster

Gefahren und getestet
Innerhalb von zehn Sekunden
öffnet der TT sein Verdeck. Seitenscheiben und das elektrisch
hochfahrende Windschott
regulieren die Sturmstärke im
penibel verarbeiteten Cockpit.
Da gibt es wenige Ablagen, dafür im Heck 280 Liter Laderaum
Audi TT Roadster
Das ist der aktuelle Top-TT diesseits des TTS: 230 PS, DSG,
Allrad. Zu viel Technik für reines Vergnügen? Geht schon. Test.
I
n den alten Tagen hätten wir
vielleicht noch kurz bemerkt,
wie sich beim hektischen Gegenlenken ein kleiner Schweißfilm zwischen Handf lächen und
den schweinsledernen Handschuhen bildet. Doch wahrscheinlich hätte diese Eiche, die
gerade mit ungesundem Tempo
auf uns zielte, eher unsere Aufmerksamkeit gefesselt. Schon
damals wäre sie stabil gewachsen gewesen, nur das bremsende
Gestrüpp davor dürrer.
Im neuen TT dagegen biegst
du mit einer Geschwindigkeit in
die Kurven, die einst mindestens
waghalsig gewesen wäre, drehst
dabei gemütlich am unten abgef lachten Lenkrad und überlegst,
ob du im schattigen Forst nicht
das Windschott hochfahren
oder den Nackenföhn anstellen
magst. Noch bevor die Entscheidung darüber gefällt ist, tapst
du aufs Gas, die 19-Zoll-Räder
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grippen sich in den Asphalt.
Dann drischt sich der TT auf die
kurze Gerade hinaus, mit der
Wucht des Allradantriebs und
370 Nm, schnalzt mit Zwischenwummern durch die Gänge seines Doppelkupplungsgetriebes.
Ist Perfektion perfekt?
Die sechs Gänge lassen sich auch
per Schaltwippe durchf lippern,
was das Fahrerlebnis etwas intensiviert, nicht aber das Temperament, das ja keiner Steigerung bedarf. Wie so vieles am
TT, der auch als Roadster ein
bemerkenswert vollkommenes
Auto wurde – was vielleicht sein
einziger Makel ist.
An sich passt alles: der kultivierte, doch drehfreudige und
durchzugswuchtige Motor, die
direkte Lenkung, die aber selbst
auf der Autobahn zappelfreien
Geradeauslauf ermöglicht. Das
schnelle, bestens gedämmte Ver-
deck, die haltstarken Sportsitze
trotz nicht geglückter Gurtführung. Selbst die Bedienung per
Drehdrücker oder Lenkradtasten gelingt nach etwas Einarbeit. So gewöhnt man sich auch
an die Digitalinstrumente, bei
denen sich Tacho und Drehzahlmesser den Raum mit dem Navi
teilen müssen. Und dass er straff
federt, gehört ja irgendwie zur
Grundidee eines Sportwagens.
Wenn man sich bei einem so
dynamischen Roadster aber um
Alltagskram wie Ablagen Gedanken macht, zeigt das, was für ein
Universaltalent der TT ist. Doch
dass ihm ein wenig Drama fehlt,
merkst du, wenn dich der TT
verabschiedet. Durch die Lautsprecher wummern dann zwei
Herzschläge – während sich deine weniger beschleunigt haben.
Text: Sebastian Renz
Fotos: Hans-Dieter Seufert
TECHNISCHE DATEN
Motor
Vierzylinder-Reihenmotor mit Abgasturbolader und Ladeluftkühler, Hubraum
1984 cm3, Leistung 169 kW (230 PS)
bei 4500/min, maximales Drehmoment
370 Nm bei 1600/min.
Fahrleistungen
Höchstgeschwindigkeit........... 250 km/h
Beschleunigung
0 – 80 km/h.................................. 4,0 s
0 – 100 km/h.................................. 5,8 s
0 – 140 km/h................................ 10,9 s
0 – 180 km/h................................ 19,5 s
Bremsweg
aus 100 km/h kalt....................... 35,1 m
aus 130 km/h kalt....................... 58,7 m
aus 130 km/h warm.................... 57,2 m
Kraftstoffverbrauch
Testverbrauch..................S 9,4 l/100 km
Grundpreis
Audi TT Roadster
2.0 TFSI Quattro.................. 42 400 Euro
➔ Bewertung
★★★★
+ Sicheres, sehr agiles Handling,
makellose Traktion, gieriger und
temperamentvoller Motor, treffsicheres
Doppelkupplungsgetriebe, gut gedämmtes Verdeck, feine Verarbeitung
− Wenig Ablagen, mühsame Bedienung