Bericht in der Lindauer Zeitung - Bodensee

LINDAU
Mittwoch, 3. Februar 2016
Lindauer Zeitung
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Weil Zivilcourage gerade heute wieder wichtig ist, wollen Bodensee-Gymnasium und Valentin-Heider-Gymnasium das ihren Schülern in einem gemeinsamen Projekt anhand des Vorbilds der Widerstandsgruppe Weiße Rose um Sophie Scholl nahebringen (von links): VHG-Direktor Waldemar Schmitt,
die Projektleiterinnen Michaela Kröll (VHG) und Irene Heß (Bogy) sowie Bogy-Schulleiter Edward König.
ALLE FOTOS: DIRK AUGUSTIN
Bogy und VHG ermutigen ihre Schüler
Weiße Rose soll Zeichen für Zivilcourage setzen
n – Ausstellung ist bis Freitag zu sehen
Von Dirk Augustin
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LINDAU (dik) - Ein Zeichen für Zivil-
courage setzen die beiden Lindauer
Gymnasien mit dem gemeinsamen
Sophie-Scholl-Projekt. Bei der Eröffnung der Ausstellung zur Nazi-Widerstandsgruppe „Die weiße Rose“ stellten die Redner deutliche Bezüge zur
Gegenwart her: Denn auch jetzt ist Zivilcourage nötig.
„Eigentlich schäme ich mich dafür“, dass es in Deutschland wieder
Hass auf Andersdenkende, Ausländer
oder Homsexuelle gibt, sagt BogyLehrerin Irene Heß, die mit ihrer
VHG-Kollegin Michaela Kröll das
Projekt gestaltet hat. Auch OB Gerhard Ecker hätte sich nicht denken lassen, dass es wieder Zeiten gibt, in denen hierzulande nicht alle „ohne
Angst verschieden sein können“. Er
rief deshalb Schüler, Eltern und Lehrer auf: „Bleiben Sie aufrecht!“
VHG-Direktor Waldemar Schmitt
sieht es als Aufgabe der Schulen an,
die Lehren aus der Vergangenheit
nicht nur theoretisch zu vermitteln.
Das Beispiel der Weißen Rose um Sophie und Hans Scholl zeige den Wert
von Toleranz und Zivilcourage. Noch
deutlich wurde sein Bogy-Schulleiterkollege Edward König, der von etwa
tausend Angriffen auf Flüchtlinge in
Deutschland allein im vergangenen
Jahr berichtete: „Das sind fast drei am
Tag. Da wird man doch nachdenklich.
Warum steht die Republik nicht langsam auf angesichts dieser Ereignisse?“, fragte König und fügte den Appell eines der Flugblätter der Geschwister Scholl hinzu: „Zerreißt den
Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr
um Euer Herz gelegt! Entscheidet
euch, es es zu spät ist!“
Die Gymnasien wollen Schülern
einen besseren Zugang zu jungen
Menschen zu geben, die sich schon
drei Jahre vor Kriegsende gegen das
Nazi-Regime in Deutschland gestellt
haben, dabei an der Münchner Uni
und unter Studenten in ganz Deutsch-
Lorenz Baumann, Veronika Stierle, Tilmann Heider und Emilia Rabauer
(von links) bringen das Verhör der Sophie Scholl auf die Bühne.
land mehrere Flugblätter verteilten,
bis sie im Frühjahr 1943 hingerichtet
wurden. Dazu dient eine Ausstellung
der Weiße-Rose-Stiftung, die in dieser
Woche alle höheren Jahrgänge anschauen sollen, die aber auch jedem
interessierten Bürger offensteht.
Erstes gemeinsames Projekt
der beiden Gymnasien
Zusätzlich waren Eltern und Lehrer
am Montagabend zu einer Aufführung
des Eukitea-Theaters eingeladen, die
am Tag drauf auch für alle Zehntklässler auf dem Programm stand. Leider
sahen am Montag nicht mal 50 Zuschauer, wie Sandra Pagany Sophie
Scholl als lebenslustige, sensible junge Frau darstellte, die das Leben, die
Musik, die Blumen und ihren Freund
Fritz liebte, die dabei aber keineswegs
oberflächlich blieb, sondern weiter
war als andere mit gut 20.
Schüler beider Gymnasien hatten
zuvor in einem selbst erarbeiteten
szenischen Spiel „Das Verhör“ ge-
zeigt, wie Sophie Scholl sogar in den
Verhören durch die Gestapo aufrecht
blieb, wie die Protokolle beweisen.
Veronika Stierle, Emilia Rabauer, Lorenz Baumann und Tilmann Heider
brachte dies beeindruckend auf die
Bühne.
Welchen Stellenwert beide Gymnasien diesem Projekt geben, zeigt die
Tatsache, dass dies das erste schulübergreifende Projekt überhaupt ist.
Jedenfalls kann sich keiner erinnern,
dass es etwas Ähnliches schon mal gegeben hat. Aber ungewöhnliche Zeiten, eröffnen eben auch neue Wege.
Die Ausstellung „Die weiße Rose.
Der Widerstand von Studenten
gegen Hitler, München 1942/43“
ist bis zu diesem Freitag, 5.
Februar, im ersten Stock des
Valentin-Heider-Gymnasiums zu
sehen. Öffnungszeiten: Mittwoch
und Donnerstag jeweils 8 bis 17
Uhr, Freitag 8 bis 13 Uhr.
Sandra Pagany stellt in einem jugendgerechten Theaterstück Sophie
Scholl vor.
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Die Schaufensterkrankheit wird unterschätzt
Verschlüsse der Arterien sind gefährlich – Informationen am Tag der Gefäßmedizin
Die periphere arterielle Verschlusskrankheit, auch
Schaufensterkrankheit oder Arterienverkalkung
genannt, hat ein Problem: Ihr wird
nicht die nötige Aufmerksamkeit
zuteil. „Die Arterienverkalkung ist
eine Erkrankung aller Gefäße des
Körpers. Je nachdem, wo sie sich
zuerst äußert, zeigen sich die ersten
Symptome: bei Schmerzen in den
Beinen nennt man diese Erkrankung
periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK). Über kurz oder lang
werden auch andere Blutgefäße
befallen, etwa die Halsschlagadern
oder die Herzkranzgefäße“, sagt
Dr. Annette Häßler, Fachärztin für
Chirurgie und Gefäßchirurgie am EK
in Ravensburg. Dann kann es aufgrund einer Minderdurchblutung zu
einem Herzinfarkt oder Schlaganfall
kommen. Bei rechtzeitigem Erkennen und Behandeln der Symptome
jeder Spielart der Arterienverkalkung
kann die Krankheit aufgehalten und
die Folgen minimiert werden.
„Besonders gefährdet sind Menschen, die rauchen. Aber auch
Diabetes, Bluthochdruck, zu hohe
Blutfette und Bewegungsmangel
können Ursachen der Arterienverkalkung sein“, so Dr. Annette Häßler. Die meisten Patienten sind über
70 Jahre, doch auch bei Jüngeren
können diese Symptome auftreten.
Die Schaufensterkrankheit verläuft
in vier Stadien. Im Stadium I zeigt
sich die Arterienverkalkung nur als
Nebenbefund bei Röntgen- oder
Ultraschalluntersuchungen, da es
erst bei einer Einengung der Arterien
um mehr als 50 Prozent zu Durchblutungsstörungen kommt.
Wer an jedem Schaufenster stehen
bleibt und interessiert hineinschaut,
den muss nicht unbedingt interessieren, was er in der Auslage sieht. Vielleicht hat er auch die Schaufensterkrankheit und befindet sich bereits
im Stadium II. Verkalkte Arterien in
den Beinen führen weniger Blut, das
mit frischem Sauerstoff und Nähr-
Oberärztin Dr. Annette Häßler
stoffen angereichert ist. Die Kraft
reicht nur noch für eine kurze Gehstrecke, etwa so weit wie zwischen
zwei Schaufenstern. Der Schmerz in
den nach frischem Blut lechzenden
Muskel zwingt zur Pause. „Der Betroffene sollte seinen Hausarzt konsultieren. Dieser kann dann durch
die Verordnung von konsequentem
Gehtraining und Nikotinkarenz,
durch die Einstellung der Risikofaktoren und die Verschreibung eines Blutgerinnungshemmers die
Krankheit zum Stillstand bringen“,
rät die Oberärztin des Gefäßzentrums am EK.
Gefäßes mit einem Ballon, das Einbringen einer Gefäßstütze (Stent),
die operative Ausschälung einer verkalkten Arterie oder die Anlage eines
Gefäßersatzes (Bypass).
Werden die Symptome nicht beachtet, klagt der Patient schließlich auch
in Ruhe über Schmerzen. Er kann
die Beine nicht mehr im Bett liegen
lassen, wacht wegen Schmerzen auf
und muss die Beine aus dem Bett
hängen, um Blut zu den Muskeln
„tröpfeln“ zu lassen. Man spricht
dann von einem Stadium III, das verbunden ist mit Untergang von Muskelgewebe. In diesem Fall schaltet
der Hausarzt die Spezialisten – interventionelle Radiologen und Gefäßchirurgen – ein. Sie können dem
Patienten mit einem operativen oder
interventionellen Eingriff helfen. Je
nach Ort und Länge des Gefäßverschlusses können die passenden
Maßnahmen eingesetzt werden:
Eine Aufdehnung des betroffenen
Das vierte Stadium der PAVK ist erreicht, wenn Wunden an den Beinen
über Wochen nicht heilen: Dann
ist der berüchtigte „offene Fuß“
entstanden. Es besteht eine echte Notfallsituation mit der Gefahr
des Beinverlustes. Hier ist schnelles
Handeln und sofortige ärztliche Hilfe
erforderlich. Die Schaufensterkrankheit reduziert die Lebenserwartung
im Schnitt um zehn Jahre. Dreimal
mehr Männer als Frauen sind betroffen, doch die Frauen holen auf und
die Krankheit ist auf dem Vormarsch!
Dr. Annette Häßler: „Wir bitten die
Patienten, sich bei Beschwerden
sofort vorzustellen und nicht erst
auf eine Besserung zu warten – um
frühzeitig alle Möglichkeiten der Behandlung zur Verfügung zu haben!“
info : : : : : : : : : : : : : : : :
Tag der Gefäßmedizin
Sonntag, 21. Februar,
10 bis 16 Uhr
im Krankenhaus
St. Elisabeth Ravensburg
13 Uhr Vortrag
Oberärztin Dr. Annette
Häßler: Damit der Schaufensterbummel nicht zur
Schaufensterkrankheit wird
Das komplette Programm
unter www.oberschwabenklinik.de
Klinik für Gefäß-, Endovascular- und Thoraxchirurgie
Telefon 07 51 / 87-22 56