Gemeinnütziger Wohnbau Bilanz und Ausblick 18.500 neue Wohnungen im Jahr 2015 5-PUNKTEPUNKTE-PROGRAMM für leistbares Wohnen „Mehr Bauen – Kosten dämpfen“ Pressekonferenz mit Prof. Prof. Mag. Karl Wurm Obmann, Österreichischer Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen Wien, 16. 16. März 2016 2016 18.500 18.500 neue GBVGBV-Wohnungen im Jahr 2015 2015 war ein überdurchschnittlich gutes Baujahr. Von den 187 gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV) wurden rd. 18.500 Wohnungen fertiggestellt. Das ist gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg um 17 17% oder 2.740 Wohnungen. Dieses Leistungshoch findet jedoch 2016 keine Fortsetzung. Die Wohnungsproduktion wird sich im aktuellen Jahr um 24% 24% oder 4.500 Wohnungen auf 14.100 14.100 Neubauwohnungen verringern (s. Anhang S. 12). Im Zeitraum von 2014 bis 2016 haben die GBV jährlich rd. 16.100 Neubauwohnungen übergeben. Das ist gegenüber dem vorangegangenen Jahrzehnt eine deutliche Steigerung um 12% oder rd. 1.700 Wohnungen. Die Gemeinnützigen erbringen damit insgesamt ein Drittel der gesamten NeuNeubauleistung (GBV, gewerbliche/private Bauträger, Privatpersonen etc.), im Mehrgeschoßwohnbau steigt dieser Anteil auf über 50%. 50% Bei einem Verwaltungsbestand von rd. 587.000 eigene Miet- und Genossenschafts- sowie 257.000 Eigentumswohnungen lebt etwa jeder fünfte Bewohner Österreichs in einer von Gemeinnützigen verwalteten Wohnung. Das Leistungshoch im Baujahr 2015 ist auf die Fertigstellung größer Wohnbauprojekte mit damit verbundenen längeren Realisierungszeiträumen zurückzuführen. Mit 29.000 29.000 in Bau befindlichen Wohnungen lag das Neubauvolumen Anfang 2015 auf dem Niveau des Wohnbaubooms in der 2. Hälfte der 1990er Jahre. Zu Jahresbeginn 2016 waren 24.100 Wohnungen in Bau. Bau Das ist ein Rückgang der Bautätigkeit gegenüber dem Vorjahr um 17% oder 5.000 Wohnungen. Davon werden noch im selben Jahr voraussichtlich 14.100 Wohnungen übergeben (Abb. 1). 2017 sollte es mit der Neubauleistung wieder leicht bergauf gehen. Von 25.700 Wohnungen, an denen zu Jahresbeginn 2017 die Arbeiten in Gang sein werden, sollten rd. 14.8 14.800 fertiggestellt werden. Das entspricht einem Plus von 6% oder 700 neuen Wohnungen. Den größten Beitrag zur Steigerung des Wohnungsneubaus leisteten die Wiener GBV. GBV Mit 6.400 6.400 neuen Wohnungen haben sie ihre Neubauleistung gegenüber dem Vorjahr um fast 40% oder 1.800 Wohnungen in die Höhe gefahren. Damit steuerten die GBV in Wien fast zwei Drittel des gesamten Fertigstellungsanstiegs bei. Eine deutliche Expansion erfuhr die Wohnungsproduktion auch in Niederösterreich (+18% bzw. 570 Wohnungen). Damit kann der auf dem Wiener und niederösterreichischen Wohnungsmarkt lagernde hohe Nachfragedruck etwas geschmälert werden, zur wirksamen Dämpfung des steigenden Wohnungsbedarfs in den östlichen Ballungsregionen bräuchte es aber 2 eine Fortsetzung der außergewöhnlich hohen Bauleistung. Diese dürfte sich jedoch in Wien in den Folgejahren 2016 und 2017 mit durchschnittlich nur mehr rd. 3.300 neuen Wohnungen pro Jahr deutlich reduzieren. In Niederösterreich wird die Neubauleistung annähernd gleich bleiben. *2016 und 2017 Prognose 32.500 30.000 27.500 25.000 22.500 20.000 17.500 15.000 12.500 Wohnungen Bauvolumen Mio Euro, reale werte Preisbasis 1997 Abb. 1 GBVGBV-Bauleistung 1997 - 2015+ Prognose 2016/17 4.000 3.750 3.500 3.250 3.000 2.750 2.500 2.250 2.000 1.750 1.500 1.250 1.000 750 500 250 0 10.000 7.500 5.000 2.500 0 Sanierungsvolumen real Neubauvolumen real Fertiggestellte Wohnungen Daten, Berechnungen: GBV in Bau befindliche Wohnungen Nach einem Anstieg im Vorjahr ist das reale Neubauvolumen 2015 um 10% 10% auf 2,6 Mrd. Euro zurückgegangen und liegt damit in etwa auf dem Niveau des langjährigen Durchschnitts (Abb. 1). 2016 ist wieder mit einem geringfügigen Anstieg der Investitionen um rd. 4% auf 2,7 Mrd. Euro zu rechnen. Thermische Sanierung stagniert auf hohem Niveau Die Sanierungsinvestitionen sind in den letzten Jahren kontinuierlich auf rd. 900 Mio. Euro angestiegen. Nunmehr dürften sich allerdings erste Sättigungseffekte einstellen. Der vor 1980 errichtete gemeinnützige Wohnungsbestand wurde inzwischen zu über 90% saniert. Darauf deutet der abermalige Rückgang des Sanierungsvolumens um 6% gegenüber dem Vorjahr auf 860 Mio. Euro im Jahr 2015 hin. Auch im darauffolgenden Jahr ist mit einer Reduktion der Investitionen um 4% auf 830 Mio. Euro zu rechnen. Maßgeblich beigetragen zum hohen Sanierungsvolumen hat die thermische Sanierung des gemeinnützigen Wohnungsbestandes. In den 1980ern waren es jährlich rd. 3.500 Wohnungen, 2015 2015 3 bereits 15.000 Wohnungen, Wohnungen die auf einen besseren thermisch-energetischen Standard gebracht wurden. Die durchschnittliche jährliche Sanierungsrate des vor 1980 errichteten GBV- Mietwohnungsbestandes liegt bei 6%, 6% inkl. Eigentumssektor bei 5%. Damit rangieren die Gemeinnützigen weit vor den gewerblichen und privaten Bauträgern bzw. Vermietern mit einer Sanierungsrate zwischen 2% und 3%. Mit ihrer hohen Sanierungstätigkeit schaffen bzw. sichern die GBV nicht nur insgesamt 15.000 15.000 Arbeitsplätze im Bau- und Baunebengewerbe, sondern tragen darüber hinaus auch überproportional zur CO2-Reduktion im Wohnbau bei: die GBV-Wohnungen nehmen nur 12% der gesamten Wohnfläche ein, sind aber für 30% der Treibhausgas-Verringerung (seit 1990) verantwortlich. Die Gemeinnützigen haben auch gewichtigen Anteil daran, dass gemäß Treibhausgasemissionsbilanz 2014 des Umweltbundesamtes im Gebäudesektor nicht nur der stärkste Rückgang (seit 1990: -42%) zu beobachten ist, sondern als einzigem der größeren Sektoren auch die Klimaziele 20082012 erreicht bzw. unterschritten werden konnten. Wohnbauförderung auf neuem Tiefstand Nach einer starken Ausweitung in den letzten beiden Jahren ist die Wohnbauförderungsleistung 2015 wieder deutlich rückläufig. Während die Förderungszusicherungen 2013/14 im Schnitt bei rd. 26.400 Wohnungen lagen, sind sie im darauffolgenden Jahr um 13% auf nur mehr 22.600 geförgefö rderte Wohnungen eingebrochen und haben damit einen neuen Förderungstiefstand erreicht. Besonders stark zurückgegangen sind die Förderungszusagen im Mietwohnungssektor. Mietwohnungssektor Mit einem Minus von 18% bzw. 3.300 auf rd. 14.600 geförderte Wohnungen geht die Reduktion der Förderleistung fast zur Gänze auf Kosten jenes Segments, das von den Wohnungssuchenden aktuell besonders stark nachgefragt wird. Obgleich die aktuelle Zahl der geförderten Mietwohnungen über dem Tiefstand der Jahre 2011/12 liegt, kann der steigende Bedarf nach leistbaren Wohnungen damit keineswegs abgedeckt werden. Um die in den letzten Jahren entstandene Förderlücke wieder auszugleichen, auszugleichen bräuchte es eine Ausweitung der Wohnbauförderungsleistung um mindestens zusätzliche zusätzliche 3.500 Mietwohnungen. Mietwohnungen Auf historisch niedrigem Förderungsstand verharrt der Eigenheimsektor. Eigenheimsektor 2015 wurden nur knapp 5.200 Wohnungen gefördert, was einem weiteren Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 4% bzw. 200 Wohnungen entspricht. 4 Weiter rückläufig sind auch die geförderten Sanierungsmaßnahmen. Sanierungsmaßnahmen Bereits 2014 sind die durch Förderungsmittel ausgelösten Sanierungsinvestitionen um 29% auf 1,2 Mrd. Euro bzw. die Zahl der sanierten Wohnungen um 11% 11% auf 70.000 70.000 Einheiten stark zurückgegangen. zurückgegangen Im folgenden Jahr verringerten sich die Sanierungsinvestitionen um 9% auf 1,1 Mrd. Euro bzw. 68.000 geförderte Einheiten. Gegenüber dem Sanierungshype und der damit verbundenen Umschichtung von Fördergelder in den Sanierungssektor in der 2. Hälfte der 2000er Jahre hat sich damit die Förderleistung im Sanierungssegment um mehr als Drittel reduziert. Verantwortlich dafür dürften neben einer in den letzten Jahren wieder stattfindenden Verlagerung der Förderungsausgaben in das Neubausegment auch Kompensationseffekte durch den BundesBundes-Sanierungsscheck sein. Wohnungsknappheit in den Ballungsregionen Österreichs Städte und Ballungsregionen wachsen immer schneller. Beschleunigt wird das Bevölkerungswachstum durch die verstärkte Zuwanderung. Erst jüngst musste die Statistik Austria ihre Bevölkerungsprognose nach oben revidieren. Das rapide Bevölkerungswachstum und die seit Jahren schwächelnde Wohnbauförderungsleistung verschärfen die Wohnungsknappheit. Wohnungsknappheit Aufgrund stagnierender bzw. rückläufiger Realeinkommen Reale inkommen breiter Bevölkerungsschichten konzentriert sich die Nachfrage vor allem auf erschwingliche Mietwohnungen. Mietwohnungen Zwischen 2000 und 2014 gingen die mittleren realen Nettojahreseinkommen der unselbständig Erwerbstätigen um 3% zurück. Von den Einbußen sind dabei vor allem die unteren Einkommensschichten betroffen. Während die höheren Einkommen des 3. Quartils in diesem Zeitraum stagnierten, fielen die Einkommen des 1. Quartils um 15%. Bestätigt wird der Run auf den preisgünstigen Mietwohnungssektor durch die immer länger werdenden Vormerklisten der GBV. In den letzten 5 Jahren ist die Zahl der Wohnungsinteressenten um über 50% angestiegen. Dass der Wohnungsfehlbestand in den Städten zuletzt immer größer wurde, ist auf den Einbruch des geförderten Geschoßwohnungsbaus zurückzuführen. Er ist zwischen 2010 und 2013 um 30% auf durchschnittlich rd. 15.000 fertiggestellte Wohnungen zurückgegangen, sodass der Neubau geförderter Mietwohnungen in diesen Jahren nahezu zur Gänze von den Gemeinnützigen getragetragen wurde. Sie waren es auch, die in den Folgejahren nun auch wieder für einen signifikanten AufAu fwärtstrend im Mietwohnungsbau sorgen. Nach rd. 16.500 Wohnungen im Jahr 2014 steigt die Neubauleistung im gesamten Mietwohnungssektor 2015 um 13% auf rd. 18.600 errichtete Wohnungen weiter an. Das höhere Fertigstellungsni- 5 veau, das in den darauffolgenden Jahren nur leicht unterschritten werden dürfte, kann die entstandene Angebotslücke im geförderten Mietwohnungssektor aber nicht füllen (Abb. 2). Abb. 2 Fertigstellungen, 1991/95 - 2015, 2016/17 Prognose 60.000 *2016 und 2017 Prognose Wohnungen 50.000 40.000 30.000 20.000 10.000 0 geförderter Geschoßbau freifinanzierte Eigenheime freifinanzierter Geschoßbau GBV geförderte Eigenheime Daten, Berechnungen: GBV Während es nach einer Phase sehr niedriger Fertigstellungsziffern mit den geförderten Mietwohnungsbau wieder leicht bergauf geht, kommt der Bauboom im freifinanzierten Wohnungsbau nun allmählich zu einem Ende. Ende In den Jahren 2010 – 2013 erhöhte sich die Neubauleistung durch die veranlagungsorientierten Investitionen in den Eigentumswohnungsbau um 80% auf durchschnittlich 13.000 neue Wohnungen pro Jahr. In den Folgejahren kommen die Wohnungsfertigstellungen nur mehr bei jährlich knapp über 9.000 Wohnungen zu liegen. Zwischen dem geförderten und freifinanzierten Geschoßwohnbau ist es zu einer leichten leichte n G ewichtsverschiebung zugunsten der ersteren gekommen. Betrug das Kräfteverhältnis zuletzt 55% zu 45%, liegt es aktuell bei 2/3 zu 1/3. 1/3 Zum Vergleich: im letzten Jahrzehnt belief sich die Relation geförderter vs. freifinanzierter Geschoßwohnungsbau auf 85% 85% zu 15% 15%, Eine gegenläufige Entwicklung zeigt sich im Eigenheimbau. Hier expandieren die freifinanzierten Eigenheime. Nach einem leichten Rückgang 2015 ist mit einem weiteren Anstieg der ohne Wohnbauförderungsmittel errichten Ein- und Zweifamilienhäuser auf rd. 17.500 Wohnungen zu rechnen. Das ist ein Anstieg gegenüber dem letzten Jahrzehnt um mehr als das Doppelte. Verantwort6 lich dafür, dass zuletzt auch immer mehr Haushalte mit geringerem Einkommen keine öffentlichen Fördermittel in Anspruch nehmen und ihren Eigenheimbau freifinanziert in Angriff nehmen, dürften vor allem attraktive Bankenfinanzierungen durch das historisch niedrige Zinsniveau und die hohen qualitativen und energetischen Auflagen im geförderten Wohnbau sein. Umgekehrt ist es dementsprechend dem geförderten Eigenheimbau ergangen. Er ist in den letzten Jahren um mehr als die Hälfte auf 6.300 Wohnungen zusammengeschrumpft. Wohnungsbedarf und Neubauleistung – Schere geht auseinander Insgesamt lässt sich die Neubauleistung der letzten Jahre auf etwas über 51.000 51.000 Wohnungen veranschlagen. Der auf Basis der jüngsten Haushaltsprognose errechnete Wohnungsbedarf beläuft sich im Zeitraum 2015 – 2020 auf bis zu 60.000 Wohnungen pro Jahr. Gegenüber der Vorjahresprognose bedeutet dies aufgrund der verstärkten Zuwanderung ein Plus von 6.000 Wohnungen. Ohne eine rasche Ankurbelung der Wohnbauleistung u.a. durch die zeitnahe Umsetzung der 2015 beschlossenen Wohnbauoffensive im Wege einer zu gründenden Wohnbauinvestitionsbank (WBIB) droht damit die Schere zwischen Wohnungsbedarf und –fertigstellung noch weiter auseinander zu gehen. G emeinnützige Mietwohnungen besonders günstig Wenn die Wohnungsnachfrage vor allem in den Ballungszentren stark steigt und die Einkommen, wie erwähnt, real immer weniger werden, bekommt ein hoher Bestand erschwinglicher Mietwohnungen besondere Bedeutung. Mit rd. 600.000 Wohnungen verfügen die Gemeinnützigen über einen starken preisgebundenen Mietwohnungssektor. Er nimmt einen Anteil von rd. 40% aller Mietwohnungen in Österreich ein. Mit 6,6 Euro/m2/Monat liegt die Miete (inkl. BK und USt.) von Wohnungen gemeinnütziger Bauvereinigungen (GBV) um rd. 20% unter dem Niveau von privaprivaten/gewerblichen Vermietern (8,1 Euro/m2/Monat). Besonders günstig sind dabei jene GBV-Wohnungen, bei denen die zur Finanzierung der Objekte aufgenommenen Darlehen abbezahlt sind. Während private bzw. gewerbliche Eigentümer die Mieten nach Abstattung aller Darlehen auf Marktniveau anheben dürfen, muss sie bei den Gemeinnützigen auf eine streng limitierte „Grundmiete“ von 1,75 1,75 Euro/m2/Monat zuzüglich eines Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrages (EVB) abgesenkt werden. Liegt die Miete darunter, bleibt sie nach Ausfinanzierung unverändert. Zu Absenkungen dieser Mieten ist es in den letzten Jahren allerdings kaum gekommen, da sie deutlich unter dem Grenzbetrag lagen: Im Durchschnitt betragen die Mieten in ausfinanzierten Objekten rd. 1,3 Euro/m2/Monat exkl. EVB. Ihre Mieten sind konkurkonkur7 renzlos güns günstig. tig Die Gemeinnützigen sind gesetzlich verpflichtet, die aus den Mieteinnahmen erwirtschafteten Erträge wieder in die Errichtung von günstigen Wohnungen für künftige Bewohner zu investieren. Kapitalmarktfinanzierung zu sehr günstigen Konditionen Weiter verbessert haben sich die Finanzierungskonditionen für die GBV am Kapitalmarkt. 2015 ist ein weiterer Rückgang der Zinsaufschläge zu beobachten. Insgesamt können die Gemeinnützigen gegenwärtig bei der Finanzierung ihrer Wohnbauprojekte auf sehr günstige Darlehenszinssätze zurückgreifen. • Nach einer Phase sehr hoher Zinsaufschläge infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise im Ausmaß von 140 Basispunkten (1,4 Prozentpunkte) im Jahr 2012, sind sie 2015 auf 96 Basispunkte (0,96 Prozentpunkte) zurückgegangen. Aufgrund des zuletzt negativen Referenzzinssatzes (Euribor) bewegen sich die Bankzinsen auf Höhe der Aufschläge. • Weitgehend unverändert zeigt sich die Situation bei den Darlehenskonditionen. Darlehenskonditionen Infolge der erschwerten Refinanzierungsbedingungen bzw. der Fristentransformationsproblematik haben sich die Darlehens- von den Konditionslaufzeiten in den letzten Jahren stark auseinanderentwickelt. Waren früher kongruente Laufzeiten üblich, werden heute Konditionsvereinbarungen auf durchschnittlich 16 Jahre und die Darlehenslaufzeiten Darlehenslaufzeiten im Schnitt auf 28 Jahre befristet angeboten (siehe Abb. 3, S. 13). 5-PunktePunkte -Programm für leistbares Wohnen Der steigende Wohnungsbedarf durch das erhöhte Bevölkerungswachstum in den Städten und Ballungsräumen auf der einen Seite sowie die gestiegenen Wohnkosten durch immer teureres Bauen auf anderer Seite erhöht den Handlungsbedarf zur Wohnbauankurbelung und Kostendämpfung. Die Gemeinnützigen legen hierzu ein 5-Punkte-Programm vor: 1. Wohnbaupaket rasch umsetzen – ohne Auflagenwust Auflagenwu st Die gemeinnützige Wohnungswirtschaft begrüßt die Ende 2015 im Parlament beschlossene Einrichtung einer Wohnbauinvestitionsbank, mit der in fünf bis sieben Jahren die Errichtung von zusätzlich insgesamt rd. 30.000 kostengünstigen Wohnungen vor allem in den Ballungsregionen angestoßen werden soll. Damit die Wohnbauoffensive des Bundes rasch Fahrt aufnehmen kann, gilt es die To-do-Liste (Gründung, Konzession etc.) zeitnah abzuarbeiten, sodass die Wohnbauinitiative bereits im 2. Halbjahr 2016 starten kann. 8 Für das Gelingen bzw. die rasche Umsetzung der Wohnbauoffensive ist insbesondere auch darauf zu achten, dass • die administrativen und bautechnischen Verfahren sowie auch die Richtlinien und Voraussetzungen zur Vergabe der Finanzierungsmittel eine möglichst effiziente Umsetzung der Projekte ermöglicht. • die mit WBIB-Gelder errichten Wohnbauprojekte mit deutlich maßvolleren QualitätsanQualitätsanforderungen versehen werden. Die baukostenintensiven Vorschriften der Wohnbauförderungen werden für die Wohnbauoffensive als nicht adäquat erachtet. Vielmehr sollten hier als Maßstab die Vorschriften der jeweiligen Bauordnungen zur Anwendung kommen. • für das Wohnbauprogramm ausreichend Bauland bereitgestellt werden muss. Gerade der Mangel an Grundstücken zu angemessenen Konditionen wird als Hindernis Nr. 1 für den leistbaren Wohnbau angesehen. 2. Baulandmobilisierung forcieren Zur Forcierung des Wohnungsneubaus hat daher die Mobilisierung von geeigneten Grundstücken Priorität Nr. 1. Dazu braucht es wirksame Instrumente. Die Gemeinnützigen schlagen hierzu folgenden Maßnahmen vor: • Verfassungsrechtliche Klarstellung gem. Art. 11 Abs. 1 Z 3 B-VG zur rechtlich „wasser„wasserInstrumenten nten in den Ländern und dichten“ Anwendung von baulandmobilisierenden Instrume Gemeinden (d.h. wie die Wohnbauförderung sollen auch Maßnahmen zur Grundstücksbeschaffung in die Gesetzgebungs- und Vollziehungskompetenz der Länder fallen), • Umsetzung des im Regierungsprogramms verankerten Vorhabens, Grundstücksflächen (Kasernenareale) der öffentlichen Hand für den geförderten Wohnbau zu reservieren, • Forcierung von Vertragsraumordnungsmaßnahmen in den Kommunen, • in Kombination mit einer auf die Kriterien der Wohnbauförderungsrichtlinien verweisenden Widmungskategorie Wid mungskategorie „förderbarer Wohnbau“, Wohnbau“ • Einführung und auch Sicherstellung von im Gemeinbedarf liegenden Vorbehaltsflächen für den förderbaren Wohnbau in den Raumordnungsgesetzen der Länder, • Rückwidmung von länger als 10 Jahren unbebauten Grundstücken, • verstärkter Einsatz von Baurechtsmodellen. Baurechtsmodellen 3. Verfahren vereinfachen und beschleunigen Naturschutzrechtliche Auflagen führen insbesondere bei größeren Projektentwicklungsgebieten zu immer größeren zeitlichen Verzögerungen und werden dadurch zusehends zu einem erhebli- 9 chen Kostenfaktor. Kostenfaktor Die extensive Inanspruchnahme von Nachbarschafts Nachbarschaftsrechten schaftsrechten führt häufig zur Verzögerungen und damit Verteuerung von Bauvorhaben. Die Widmung von Grundstücken wird durch überbordende Verfahrensauflagen und vorgeschaltete BürgerbeteiligungsBürgerbeteiligungs- und MitbeMitbestimmungsprozesse stimmungsprozesse wie z.B. kooperative Planungsverfahren oft über Gebühr verzögert. Überzogene ökonomische Auflagen und bürokratische Prozedere durch diverse Expertenbeiräte zur (mehrstufigen) Qualitätssicherung im geförderten Wohnbau verursachen im Rahmen von Wettbewerbsverfahren beträchtliche Zusatzkosten. Bauverfahren nehmen im Genehmigungs- und Verhandlungsprozess zu viel Zeit in Anspruch. Zur forcierten Schaffung bezahlbaren Wohnraums braucht es eine Beschleunigung der WidWidmungsmungs-, PlanungsPlanungs- und Bauverfahren Bau verfahren. verfahren Kürzere Entscheidungswege lassen sich durch eine EntEntrümpelung der Verfahrensprocedere bewerkstelligen. Die Anforderungskriterien von Qualitätsbeiräten sowie Architektur- und Bauträgerwettbewerben sollten überdies in einem ausgewogenen Verhältnis zum jeweiligen Bauvorhaben stehen. Die Entscheidung und Übernahme der Kosten für Architektur- und Bauträgerwettbewerbe sollte beim Grundstückseigentümer liegen. 4. Einfacher und günstiger Bauen Leistbares Wohnen ist in den letzten Jahren durch kostentreibende bautechnische Anforderungen und Auflagen energieeffizienten Bauens immer stärker unter Druck geraten. Ziel muss daher ein Kurswechsel für einfacheres und kostengünstigeres Bauen ohne Qualitätseinbußen sein. Zur Senkung der Baukosten wäre anzusetzen an • der maßvollen Lockerung des 100%100%-igen barrierefreien Bauens zugunsten flexiblerer und praxisgerechterer Regelungen. • der Entschärfung der Brandschutzauflagen Brandschutzauflagen. auflagen Hier haben zuletzt Auflagen der Feuerwehr, Brandabschottungen, Rauchwarnmelder etc. beträchtliche Mehrkosten verursacht. • der Reduktion der Schallschutzstandards Schallschutzstandards der Außenfenster eines Wohngebäudes führt zu keinen Einbußen der Lebensqualität, aber spürbarer Kostenminderung. • einer raschen Umsetzung der in einer Vielzahl schon vorhandenen VereinfachungsvorVereinfachungsvo rschläge im Bereich der ÖNORMEN sowie einer Reform des Normerstellungsprozesses für mehr Transparenz und Wirtschaftlichkeit. Wirtschaftlichkeit Künftig sollten vor jeder neuen Norm folgende Fragen geklärt werden: Was kostet sie? Was bringt sie den Bewohnern? Was nützt sie und wem nützt sie? • den energetischen Anforderungen durch eine Rückkehr auf den kosteneffizienteren Standard der Generation „Wohnbauförderung Wohnbauförderung 2010“ 2010 und damit dem Niedrigenergiehaus 10 als Standardbauweise. Womit auch eine Überarbeitung des „Nationalen Plans“ zur Umsetzung der EU Gebäuderichtlinie verbunden wäre. • der Abschaffung der kostenintensiven Stellplatzverpflichtungen in den Gemeinden. Die Errichtung von Stellplätzen sollte in der Verantwortung der Bauherrn liegen. • der bedarfsgerechten und bewohnerorientierten Gestaltung von GemeinschaftseinrichGemeinschaftseinric htungen. tungen • einer für alle baurelevanten Entwürfen von Gesetzen, Verordnungen und Normen geltenden verpflichtenden Folgenabschätzung Folgenabschätzung für die Kosten des Wohnens. Wohnens Insgesamt ließe sich durch diese Vereinfachungen ein Baukosteneinsparungspotential von ca. 10% realisieren. • Zusätzlich sollte im geförderten Wohnbau eine vielfältigere Angebotspalette mit einer stärstärkeren Differenzierung in den Ausstattungsdetails Einzug halten. Nicht jedes Projekt muss auch die höchsten bautechnischen Standards der Wohnbauförderung erfüllen. Es darf auch einfacher sein. Es braucht flächendeckend flächend eckend Wohnbauprogramme für unterunte rschiedliche Zielgruppen. Zielgruppen Einzelne Bundesländer sind auf diesen Zug schon aufgesprungen und machen sich an die Umsetzung von differenzierten Wohnungsangeboten. 5. Baukostensenkungs Baukostensenkungsbeirat ensenkungsbeirat einrichten Zur Umsetzung der im Arbeitsprogramm der Bundesregierung angekündigten „Durchforstung“ der Baustandards, Baustandards -normen, Richtlinien und Wohnbauförderungsvorschriften auf EinsparungspoEinsparungsp otenziale wird die Einrichtung eines Baukostensenkungsbeirats Baukostensenkungsbeirats vorgeschlagen. Diese sollte sich aus Vertretern von Bund, Ländern, Gemeinden, Experten der gemeinnützigen und gewerblichen Wohnungswirtschaft, Bauwirtschaft und Baustoffindustrie und Architekten zusammensetzen und kostensenkende Vereinfachungsvorschläge bzw. Verbesserungsmöglichkeiten zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit des Bauens erarbeiten. Eine 1. Sitzung dieses Gremiums könnte bereits im Rahmen der Finanzausgleichsverhandlungen 2016 stattfinden. Rückfragehinweis: Mag. Artur Streimelweger Österreichischer Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen Tel.: 01/505 58 24 227 Email: [email protected] 11 ANHANG: GBV Neubauleistung: fertiggestellte Wohneinheiten in eigenen und fremden Bauten 1981 - 2016/17 22.000 20.000 nach Sitz der Bauvereinigung im jeweiligen Jahr; *2016 und 2017 Prognose 18.000 16.000 14.000 12.000 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000 0 1981/85 1986/90 1991/95 1996/2000 2001/05 2006/10 2011/12 2013 2014 2015 2016* 2017* W 5.289 4.929 5.440 6.106 3.588 3.939 3.776 4.597 4.653 6.415 3.385 3.283 V 346 309 506 311 179 199 339 215 164 179 293 245 T 834 1.064 965 1.244 1.113 1.021 1.384 1.270 1.339 1.364 1.147 1.062 St mk 1.943 1.762 2.191 2.576 1.962 1.718 1.529 1.444 1.603 1.890 1.537 1.439 Sbg 1.416 961 1.197 1.352 975 1.254 1.250 1.227 1.254 1.315 909 1.042 OÖ 2.639 2.013 3.271 3.331 1.880 2.095 1.934 1.990 2.221 2.001 2.078 2.131 NÖ 1.206 1.531 2.021 2.869 2.510 2.892 2.991 2.783 3.080 3.647 3.315 3.644 Ktn 1.155 965 1.364 1.320 841 869 820 810 600 874 520 840 846 2013 15.181 15.181 874 2014 15.788 15.788 842 2015 18.527 18.527 877 2016* 14.061 14.061 1.153 2017* Bgld 1981/85 274 Ö ÖSTERREICH 450 641 1996/2000 618 1986/90 1991/95 15.102 13.982 13.982 17.597 17.597 19.727 19.727 15.102 778 2001/05 13.825 13.825 1.091 2006/10 15.076 15.076 1.187 2011/12 15.207 15.207 14.839 14.839 GBV Neubauleistung: in Bau befindliche Wohneinheiten in eigenen und fremden Bauten 1981 - 2015/16 36.000 nach Sitz der Bauvereinigung im jeweiligen Jahr; Jahreszahl steht für Winter des angegebenen Jahres/Frühjahr Folgejahr, ab 2005 Anfang des Folgejahres *2015 = Anfang 2016 Prognose 32.000 28.000 24.000 20.000 16.000 12.000 8.000 4.000 - 1981/85 1986/90 1991/95 1996/2000 2001/05 2006/10 2011/12 2013 2014 2015 2016* W 11.684 10.617 11.677 10.067 6.382 7.452 7.887 11.226 10.046 6.490 6.432 V 782 892 1.353 481 323 241 301 211 286 366 387 T 1.179 1.497 1.612 1.791 1.800 2.149 1.907 1.990 1.808 1.575 1.704 St mk 2.589 2.870 3.215 4.056 2.474 1.895 2.708 2.740 2.346 2.480 2.140 Sbg 1.799 1.372 2.056 1.926 1.440 1.737 1.414 1.727 1.783 1.378 1.458 OÖ 3.686 3.520 6.119 5.143 2.899 3.428 3.030 3.620 3.876 3.741 4.116 NÖ 1.807 2.716 4.582 4.552 4.172 5.159 5.772 6.348 6.246 5.843 6.289 Ktn 2.105 2.010 2.812 2.653 1.518 1.739 1.399 1.200 1.411 731 1.269 Bgld ÖSTERREICHÖ 1981/85 1986/90728 1991/959821996/2000806 2001/05 1.365 2006/10 1.499 2011/12 1.571 2013 456 26.086 26.221 34.40834.40831.47631.47622.374 22.374 25.299 25.299 25.989 25.989 30.444 26.086 26.221 12 2014 29.154 2015 24.116 2016* 25.708 1.382 1.352 1.512 1.913 30.444 29.154 24.116 25.708 Abb. 3 Entwicklung Wohnbaukreditzinsen und Zinsaufschläge April 2008 - Februar 2017 6 300 5 250 4 3 140 BP % 2 150 112 BP 110 BP 100 1 0 70 BP 11 BP 69 BP 70 BP -1 126 BP 96 BP 50 0 Aufschläge Wohnbaukreditzinssatz auf EURIBOR 6 Monat (rechte Skala) Zinsaufschläge GBV (Erhebung), rechte Skala EURIBOR 6 Monat (linke Skala) Zinssätze Wohnbaukredite (lt. OeNB, inkl. private Kreditnehmer), linke Skala Zinssätze GBV (linke Skala) Anm.: Zinsaufschläge definieren sich als Differenz zwischen Wohnbaukreditzinsen und EUIRBOR 6-Monat, BP (Basispunkte) Quelle: OeNB, Erhebung u. Berechnungen GBV Basispunkte 200
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