Bericht von Prof. Dr. Brigitte Braun

Anbieter-Workshop mit der IAS Karlsruhe und dem BA AIMAbschlusssemester am Department Wirtschaft
In einem simulierten Anbieterworkshop stellte sich der Industrial Application Software- (IAS-)
Beratungs- und Projektleiter, Herr Tomislav Zeljko, aus Karlsruhe den Studierenden des
Abschlussjahrgangs Außenwirtschaft/ Internationales Management (AIM) im Sommersemester 2015
am Department Wirtschaft und verteilte Zertifikate
Zur Unterstützung der innerbetrieblichen Wertschöpfung, aber auch der Buchhaltung und des
Rechnungswesens setzen Groß- und mittelständische Unternehmen so genannte Enterprise Resource
Planning- (ERP-) Systeme ein. Während es in Großunternehmen ganze IT-Abteilungen gibt, die sich
auch um Auswahl und Einführung solcher Systeme kümmern, müssen in mittelständischen
Unternehmen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Fachabteilungen parallel zu ihrem
Tagesgeschäft solche Projekte abwickeln. Mehr als die Hälfte solcher ERP-Auswahl- und
Einführungsprojekte scheitern aus unterschiedlichen Gründen. Einer davon liegt darin, dass häufig
angebotsorientiert und eben nicht bedarfsorientiert solch ein System ausgewählt wird.
Wie schwierig es ist, ein Lastenheft bedarfsgerecht und „angebotstauglich“ zu schreiben, hat der
Abschlussjahrgang des BA Außenwirtschaft/ Internationales Management (AIM) am Department
Wirtschaft in einem Projekt erfahren müssen/ dürfen. Das Projekt wurde im Sommersemester 2015
in mittlerweile bewährter Zusammenarbeit mit der Industrial Application Software (IAS) GmbH aus
Karlsruhe angeboten. Die IAS stellt schon seit mehreren Semester ihr caniasERP-System für die Lehre
zur Verfügung. Auch der BA-AIM-Abschlussjahrgang hat zunächst anhand von Fallstudien das ERPSystem kennengelernt.
Im zweiten Teil der Veranstaltung sind insgesamt vier Projektteams mit jeweils acht bis neun
Personen angetreten, um für „ihr“ Unternehmen, einem mittelständischen Bohrmaschinenhersteller,
ein Lastenheft als Basis für die Einholung von Angeboten zu konzipieren. Es gab Prozess-Profis aus
den Bereichen Verkauf, Einkauf, Produktion, Lager und Buchhaltung, die zunächst ihre Prozesse
beschrieben und daraus ihre Anforderungen an das System ableiteten. Jedes Projektteam hat ein um
die 50 Seiten starkes Lastenheft entworfen und dieses dann am Ende der Veranstaltung präsentiert.
Eines dieser Lastenhefte war schließlich Gegenstand eines „Anbieterworkshops“, zu dem der
Beratungs- und Projektleiter Dipl. Kfm. Tomislav Zeljko aus Karlsruhe angereist war. Ferner hat auch
das vierte Fachsemester des AIM-Studiengangs teilgenommen, das sich im Rahmen einer
Veranstaltung mit ERP-Systemen befasst. Herr Zeljko hat sich die wichtigsten Anforderungen aus
dem Lastenheft angehört, nachgefragt und dargestellt, inwieweit sein System die Anforderungen
erfüllen könnte. Dabei ging es durchaus konkret zur Sache. Das Projektteam war sehr gut vorbereitet
und hat detaillierte Fragen nach funktionalem Leistungsumfang, Support, Kosten und
Zukunftsfähigkeit der Software für „ihre HAW-Bohrmaschinen GmbH“ gestellt. Diese sind auch alle
zur Zufriedenheit des Projektteams beantwortet worden.
Am Ende äußerte Herr Zeljko sein Erstaunen darüber, wie detailliert und sorgfältig die Lastenhefte
konzipiert worden sind. Sogar Fragen zur Datenübernahme bei einer möglichen Einführung seien
gestellt worden. Damit hätte er vor dem Workshop nicht gerechnet.
Frau Braun lobte das sehr große Engagement der vier Projektteams in den vorangegangenen Wochen
und bedankte sich bei den Studierenden für ihre Ausführungen und Beiträge. Ein ganz besonderer
Dank ging aber an Herrn Zeljko, der im Rahmen dieses simulierten Anbieterworkshops in einem sehr
erfreulichen Umfang die Studierenden an seinen vielfältigen Praxiserfahrungen hat teilnehmen
lassen. Ein ganz besonderer Dank ging auch an das IAS-Systemhaus in Karlsruhe für seine
Unterstützung. Mit ihrer Mittelstandslösung können die Studierenden am Department Wirtschaft
viele wichtige praxisrelevante Erfahrungen sammeln.
Der Vertreter der Departmentleitung und Leiter des Studiengangs AIM, Herr Prof. Dr. Christian
Decker, betonte in einem Grußwort die Bedeutung derartiger praxisrelevanter Veranstaltungen für
den Studiengang und wünschte sich eine Fortsetzung dieser sehr erfreulichen Kooperation.
AIM-Studierende aus dem vierten und siebten Semester fassten ihre Eindrücke wie folgt zusammen:
„Ich fand, es war eine interessante und sehr aufschlussreiche Veranstaltung. Ich als im vierten
Semester Studierender konnte dem Konzept der studentischen Referenten gut folgen. Schnell hat man
gemerkt, wie verschiedene Fächer unseres Studiengangs sich im geplanten ERP-System für den
Bohrmaschinenhersteller wiederfinden. Dies wurde insbesondere verständlich durch die genaue
Verteilung von Rollen und Verantwortungsbereichen auf die jeweils geordnet nacheinander
vortragenden Studenten. Dadurch, dass jeder Student seinen Bereich (Einkauf, Produktion, Vertrieb
etc.) präsentiert und seine individuellen Wünsche an das ERP-System aufgezeigt hat, konnte man sich
gut in die Situation der einzelnen Teilbereiche hineindenken. Am spannendsten war es zu sehen, wie
sich im Studium erworbene Fähigkeiten und Wissen konkret in die Praxis umsetzen lassen und somit
auf einmal tatsächlich angewandt werden. Das im Anschluss direkte Kommentieren des
Anforderungskatalogs durch den Kundenbetreuer von canias hat die Umsetzung von Theorie in Praxis
weiter sehr greifbar gemacht. Einige Anforderungen ergeben in der Praxis keinen Sinn oder sind viel
zu kostspielig. Gut war auch das konkrete Nennen von Zahlen und Preisen des canias Vertreters, so
bekommt man auch hier mal eine eindeutig reale Einsicht. Auf Sinnfragen des Experten zu gewissen
Anforderungen konnten die HAW Studenten sehr gut und fundiert antworten - auch wenn manche
Anforderungen vielleicht zuviel der Wünsche oder nicht realisierbar sind - hat dies doch gezeigt, dass
die Studenten gutes fachliches Wissen haben. Die anschließende Urkundenverleihung war
unterhaltsam und vielleicht macht sich diese ganz gut in einem studentischen Lebenslauf und als
Erfahrung für das Bewerbungsgespräch :-)“
D. H. (4. FS AIM)
„Durch die eigenständige Erstellung eines Lastenheftes bekamen wir die Möglichkeit zu erkennen, wie
Geschäftsprozesse dargestellt werden müssen, damit sie IT-basiert ablaufen können. Besonders
wichtig während der Projektarbeit waren dabei Time Management und die kontinuierliche
Koordination durch die Projektleitung, da der Kurs auf acht Wochen begrenzt war und es dabei fünf
Abteilungen alias sieben Studierende zu vereinen galt. Die abschließende Bewertung unseres
Lastenheftes durch Herrn Zeljko war letztendlich noch einmal besonders hilfreich, Tücken, die in der
Praxis vermehrt vorkommen, zu erkennen. Dies stellte einen besonderen Praxisbezug des WI 4 Kurses
her.“
Jessica Karch & Lena Lomotowski (7. FS AIM)
"Es war interessant eine andere Sicht auf ein ERP-System zu bekommen. Anstatt es nur zu benutzen,
um bestimmte Aufgaben zu erledigen, bot sich uns die Möglichkeit dies dahingehend zu hinterfragen,
was ein ERP-System überhaupt können muss, um diese Aufgaben auszuführen. Das Feedback, was wir
während der Präsentation der von uns formulierten Anforderungen bekommen haben, war eben
hilfreich."
"Außerdem haben wir durch die Fallstudie auch ein ERP-System für KMU kennengelernt, sodass wir
unser Spektrum über SAP hinaus erweitern konnten."
Projektgruppe 4 (7. FS AIM)
„Das Projekt hat uns einen sehr guten Praxisbezug gegeben. Der Besuch von Herrn Zeljko am Ende der
Veranstaltung hat einen realistischen Eindruck in seinen beruflichen Alltag, sowie in die Auswertung
von Lastenheften gegeben.
Es war gut, dass wir eigene Ideen und Verbesserungsvorschläge einbringen konnten. Hierzu mussten
wir uns intensiv mit der Software auseinandersetzen. Das ist das, was eine praxisorientierte
Hochschule ausmachen sollte.“
Vasyl Kushnir & Melanie Wittenberg (7. FS AIM)
Die AIM-Siebtsemester mit ihren canias-Zertifikaten.