Ausarbeitung Biotechnologie Seminar; Anna Gebler Analysis of the Molecular Response of Pseudomonas putida KT2440 to the Next-generation Biofuel n-Butanol Simon et al. Journal of Proteomics 2015 1. Einleitung n-Butanol stellt eine wichtige Bulk-Chemikalie dar, die in der plastikverarbeitenden Industrie, als industrielles Lösungsmittel, als Kraftstoffzusatz oder als kompletter Benzinersatz verwendet wird. n-Butanol wird hauptsächlich durch chemische Synthese aus Reinbenzin gewonnen, kann aber auch durch mikrobiologische Fermentation hergestellt werden. Die biotechnologische Herstellung mithilfe von Clostridium erzielt jedoch schlechte Ausbeuten. Eine Limitierung stellen dabei die Sporenbildung, der Verlust der Plasmide, die die essentiellen lösungsmittelbildenden Gene tragen, und die Degradation der Stämme durch Ansammlung von toxischen organischen Verbindungen dar. Das größte Problem stellt die Cytotoxizität von Butanol dar. Butanol und seine Nebenprodukte interferieren mit der Zellmembran und erhöhen dadurch die Membranfluidität, wodurch der Ionengradient an der Zellmembran schlecht aufrecht erhalten werden kann, was wiederum Zellschädigung zur Folge hat. Die Butanolproduktion mit Clostridien ist auf 13 g/l begrenzt. Ein alternativer Wirt für die Butanolproduktion muss folgende Eigenschaften mitbringen: hohe intrinsische Toleranz gegenüber Butanol, leichte Zugänglichkeit für Metabolic Engineering, Verwendung von Lignozellulose als Substrat, um die Kosten für Rohstoffe möglichst gering zu halten. 2. Pseudomonas als potentieller Wirt für die n-Butanol Produktion Pseudomonas Spezies sind Gram-negative Bakterien. Die meisten oben genannten Voraussetzungen für die Butanolproduktion werden von Pseudomonas erfüllt, sie sind metabolisch wandelbar und zeigen eine gute Toleranz gegenüber einem breiten Spektrum von aromatischen und aliphatischen Verbindungen. Im Rahmen dieser Studie wurde der Referenzstamm P. putida KT2440 ausgewählt um die Auswirkungen von n-Butanol auf das Proteom zu untersuchen. Im Zuge dessen wurde der Abbau von n-Butanol untersucht um die Stoffwechselwege zu rekonstruieren, die involviert sind. Dabei können Schlüsselenzyme identifiziert 1 Ausarbeitung Biotechnologie Seminar; Anna Gebler werden, die in weiteren Studien zur Butanolproduktion verwendet werden können. Voraussetzung für die erfolgreiche Produktion von n-Butanol ist zunächst die Kenntnis über den Abbau, um diesen zu vermeiden, bzw. die Nebenproduktbildung einzugrenzen. Wachstumsexperimente mit verschiedenen Butanolkonzentrationen zeigten, dass Butanol das Wachstum von P. putida deutlich erhöht. 3. Proteomik Um den Abbau von Butanol möglichst gut untersuchen zu können und möglichst viele Proteine identifizieren zu können wurden drei komplementäre ProteomikAnsätze verwendet. Abbildung 1: komplementäre Proteomik. Alle drei Ansätze wurden mit P. putida KT2440 Zellen durchgeführt, die vor der Zugabe von Butanol und jeweils eine Stunde nach der Zugabe von 0,5 oder 3 g/l Butanol geerntet wurden. 2 Ausarbeitung Biotechnologie Seminar; Anna Gebler Im Rahmen der 2-D DIGE wurden 86 Proteinspots gefunden, die erhöhtes Vorkommen aufwiesen, wenn Butanol zugefügt wurde. Innerhalb dieser 86 Proteinspots konnten 109 Proteine identifiziert werden. Bei dem Ansatz der LCMS/MS konnten 41 % der 524 gefundenen Proteine identifiziert werden und bei der GeLC-MS/MS konnten 125 Proteine identifiziert werden, die mit einer veränderten Häufigkeit auftraten. Zusammengefasst wurden 1467 Proteine identifiziert und quantifiziert, was ca. 28 % des gesamten Genoms von P. putida KT2440 ausmacht. 4. Butanol Metabolismus Durch die Proteomanalysen konnte ein erhöhtes Auftreten der Proteine festgestellt werden, die zum agmR Gencluster gehören. Außerdem wurde eine erhöhte Menge an Enzymen des Fettsäure-β-Oxidationsweges festgestellt. Hinzu kommt, dass der Stoffwechselweg durch den Citratzyklus erhöht ist, wenn Butanol vorhanden ist. Die Enzyme, die ein erhöhtes Vorkommen in der Anwesenheit von Butanol zeigen sind in Abb. 2 blau markiert. Abbildung 2: Anordnung der Gene, die im Butanolabbau in P. putida KT2440 beteiligt sind (verändert nach Simon et al.) Der Butanolabbau, der in dieser Studie vorgeschlagen wird ist in der folgenden Abbildung dargestellt. Butanol wird zunächst durch die Alkoholdehydrogenasen PedE und PedH zu Butylaldehyd oxidiert und anschließend durch die Aldehyddehydrogenase PedI zu Butylsäure umgewandelt. Die Butylsäure wird dann weiter durch Enzyme des Fettsäure-β-Oxidationsweges abgebaut, bis Acetyl-CoA entsteht, welches in den Citratzyklus eingeschleust werden kann. Dieser Stoffwechselweg zum Abbau von Butanol wurde aufgrund des deutlich erhöhten Vorkommens der beteiligten Enzyme bei der Zugabe von Butanol rekonstruiert. 3 Ausarbeitung Biotechnologie Seminar; Anna Gebler Abbildung 3: Stoffwechselweg des Butanolabbaus in P. putida KT2440. 5. Analyse von PedE und PedH Mutanten Da die beiden Alkoholdehydrogenasen in der Anwesenheit von Butanol signifikant hochreguliert waren und da sie den Anfang des Butanolabbaus darstellen wurden Mutanten dieser Enzyme untersucht. Die erzeugten Einzelmutanten zeigten keine signifikanten Änderungen im Wachstum, was darauf hindeutet, dass P. putida KT2440 in der Lage ist die Enzyme PedE und PedH in redundanter Art und Weise einzusetzen. Die Doppelmutanten hingegen zeigten ein deutlich verringertes Wachstum. Ein weiteres Experiment mit zusätzlicher Deletion von PedI führte zu einer weiteren Reduktion der Wachstumsrate, jedoch wurde das Wachstum nicht komplett inhibiert. Dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass die Enzyme PedE, PedH und PedI zumindest teilweise durch andere ersetzt werden können. Durch die Experimente mit verschiedenen Mutanten konnte verifiziert werden, dass alle drei Enzyme am Butanolabbau beteiligt sind. 4 Ausarbeitung Biotechnologie Seminar; Anna Gebler 6. Zusammenfassung und Ausblick Zusammenfassend wurde durch diese Studie ein erhöhtes Vorkommen folgender Enzyme nachgewiesen: Enzyme, die am Butanolabbau beteiligt sind, Enzyme des Citratzyklus, Quinoprotein Alkoholdehydrogenasen, Aldehyddehydrogenasen und Enzyme des Fettsäure-β-Oxidationsweges. Diese Enzyme stellen interessante Ziele für Metabolic Engineering dar. Weiterhin könnte die komplette Aufklärung des Butanolabbaus ein Ziel für die anknüpfende Forschung darstellen. Auch die Enzyme, die PedE und PedH ersetzen müssen identifiziert und im Falle einer Butanolproduktion mit P.putida KT2440 deletiert werden. 5
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