Raps Anbauempfehlung Herbst 2015

Raps Anbauempfehlung Herbst 2015
Sortenwahl
Als erstes muss zwischen HOLL-Raps und klassischen
Sorten unterschieden werden. Innerhalb dieser
Kategorien sind die Unterschiede nicht extrem gross.
Die Züchtung macht zurzeit beträchtliche Fortschritte
wodurch die bestehenden Sorten relativ rasch abgelöst
werden. Der Erfolg des Produzenten ist allerdings
meist mehr von anderen Faktoren als der Sortenwahl
abhängig. Auf der Folgeseite sind die Sorten genauer
beschrieben.
Anbausystem
Zur Entwicklung einer kräftigen Pfahlwurzel braucht die
Rapspflanze einen gut gelockerten Boden und reagiert
empfindlich auf Verdichtungen und Schmierschichten.
Das Saatbett selber sollte krümelig und gut abgesetzt
sein. Unter der Voraussetzung einer guten
Bodenstruktur sind auch Mulchsaaten gut möglich.
Einzelkornsaaten und Drillsaaten sind praktisch
gleichwertig, sofern die Saattechnik eine exakte
Ablagetiefe und Körnerzahl erlaubt.
Saatzeitpunkt und Saatstärke
Der Saatzeitpunkt sollte so gewählt werden, dass eine
kräftige Herbstentwicklung mit 10-12 Blättern und ein
Wurzelhalsdurchmesser von min. 12-15mm vor dem
Winter möglich ist. Dazu sollte der Raps bis Ende
September das 6-Blatt-Stadium erreichen. Eine zu
frühe Saat erhöht allerdings das Risiko der
Stängelbildung im Herbst. Zudem ist in Frühsaaten
auch mit stärkeren Schäden durch Erdfloh, Kohlhernie
etc. zu rechnen. 25-30 kräftige Rapspflanzen im
Frühjahr reichen für einen Vollertrag aus.
Die empfohlene Saatstärke:
Augustsaaten 35-45 Körner/m2
Septembersaaten 45-55 Körner/m2
Stickstoffdüngung im Herbst?
In einem milden Herbst kann in Böden mit gutem
Mineralisierungspotential auf N-haltige Dünger vor
dem Winter verzichtet werden. Eine allfällige Düngung
(z.B. in Form von Gülle) ist aber auch nicht verloren
und ermöglicht allenfalls mehr Flexibilität im Frühjahr.
Bis 100 kg N/ha kann ein üppiger Bestand im Herbst
bereits aus dem Boden aufnehmen. Dabei wird
allerdings das Blattwachstum ebenfalls stark angeregt,
was meist auch höhere Blattverluste über Winter zur
Folge hat.
Schädlinge in der Jugendentwicklung
Schnecken: Die relativ tiefen Saatmengen pro
Quadratmeter setzen neben einem guten Saatbett
auch eine gute Bestandeskontrolle voraus. Ab Saat bis
zum 4-Blattstadium ist (insb. in Mulchsaaten) den
Schnecken besondere Beachtung zu schenken.
Erdfloh: Kontrollen sind ab Saat nötig (seit Wegfall des
Beizschutzes). Eine allfällige Bekämpfung sollte 10-14
Tage nach ersten Einflügen vor der Eiablage erfolgen
und
erfordert
eine
Sonderbewilligung.
Die
Behandlungswürdigkeit ist kritisch abzuwägen, da
regelmässige Pyrethroid-Behandlungen zu ResistenzProblemen führen.
Fungizide und Wachstumsregulierung
Das Ziel einer Fungizidbehandlung im Herbst ist die
Stauchung des Haupttriebes und der Schutz gegen die
Wurzelhals- und Stängelfäule Phoma lingam. Die
Behandlung im Herbst verbessert die Frostresistenz
und die Ausbildung der Wurzel und der Seitenknospen.
Hat der Raps bei geringem Phoma-Druck bis Ende
September weniger als sechs Blätter gebildet, kann auf
eine Fungizidbehandlung im Herbst verzichtet werden.
Bei erhöhtem Phoma-Druck und in dichten Bestanden
kann die Fungizidbehandlung auch im Frühjahr
erfolgen. Positive Nebeneffekte sind dann die
Förderung der Seitentriebe, eine gleichmässigere Blüte
und die Verhinderung des frühen Lagerns.
Martin Bertschi, Strickhof
Rapssorten für die Ernte 2016
Klassische 00-Sorten
Attletick Sortenliste per Ernte 2016, Saatbau Linz (A)
 Geringe Neigung zu Stängelbildung im Herbst
 Mittelfrüher Vegetationsbeginn nach Winter
 Gute Phoma-Resistenz
 Mittelspäte Sorte bei Blüte und Reife
(Ernte oft nach Extenso-Weizen)
 Mittellang und standfest
 Höchstes Ertragspotential auf guten Böden
 Hoher Ölgehalt
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Sortenliste per Ernte 2012, NPZ (D)
Sehr winterhart und regenerationsfähig
Mittlere bis gute Phoma-Resistenz
Früheste Blüte und auch relativ frühe Reife
Sehr gute Standfestigkeit
Ertragsstark auf guten Rapsböden
Höchster Ölgehalt
Bonanza Sortenliste per Ernte 2014, Saatbau Linz (A)
 Mittlere Neigung zu Stängelbildung im Herbst
 Mittelfrüher Vegetationsbeginn nach Winter
 Sehr gute Phoma-Resistenz
 Relativ späte Sorte bei Blüte und Reife
(Ernte oft nach Weizen)
 Mittellang und sehr standfest
 Sehr hohes Ertragspotential
 Hoher Ölgehalt
Hybrirock Sortenliste per Ernte 2012, KWS (D)
 Starke Neigung zu Stängelbildung im Herbst
 Früher Vegetationsbeginn nach dem Winter
 Sehr gute Phoma-Resistenz
 Mittelfrühe Sorte bei Blüte und Reife
 Lang aber standfest
 Oft hoher, etwas inkonstanter Ertrag
 Mittelmässiger Ölgehalt
SY Carlo Sortenliste per Ernte 2014, Syngenta (CH)
 Starke Neigung zu Stängelbildung im Herbst
 Mittelfrüher Vegetationsbeginn nach Winter
 Gute Phoma-Resistenz
 Frühe Blüte und mittelfrühe Reife
 Mittellang und standfest
 Erträge mässig, mit Schwankungen
 Hoher Ölgehalt
Visby Sortenliste per Ernte 2008, NPZ (D)
 Älteste aber bewährte Sorte
 Auch für spätere Saaten, gute Frosttoleranz
 Mittelmässige Phoma-Resistenz
 Relativ frühe Sorte bei Blüte und Reife
 Sehr gute Standfestigkeit
 Konstante Erträge, auch auf mässigen Böden
 Mittelmässig bis guter Ölgehalt
HOLL-Sorten
V280OL Sortenliste per Ernte 2011, DSV (D)
 Mittelmässige Phoma-Resistenz
 Mittelfrühe Sorte bei Blüte und Reife
 Gute Standfestigkeit
 Nur leicht tiefes Ertragspotential
 Mittlerer Ölgehalt mit sehr wenig Linolensäure
V316OL Sortenliste per Ernte 2014, DSV (D)
 Sehr gute Phoma-Resistenz
 Mittelfrühe Sorte bei Blüte und Reife
 Sehr gute Standfestigkeit
 Gute, mit klassischen Sorten vergl. Erträge
 Guter Ölgehalt
Martin Bertschi, Strickhof