Pressemitteilung vom 26.06.2015

Pressemitteilung
Unfairtobacco.org, Forum Umwelt und Entwicklung, Brot für die Welt
Tabakproduktion fördert nicht nur Sucht sondern auch Armut und Hunger
Berlin, 26.06.2015
Tabak ist weit mehr als nur ein Gesundheitsthema. Tabakkonsum und
-produktion steigern Hunger und Armut, behindern menschenwürdige Lebensbedingungen und führen zu
ökologischen Schäden wie Entwaldung oder Wasserverschmutzung. Menschen im Globalen Süden leiden
besonders unter den Folgen. In einer gemeinsamen Studie zur Tabakproduktion stellen
Unfairtobacco.org, das Forum Umwelt und Entwicklung sowie Brot für die Welt fest: Tabak ist unsozial,
unfair und umweltschädlich.
Tabak wird weltweit in 120 Ländern auf 4,3 Millionen Hektar Land angebaut. Etwa eine Milliarde Menschen
rauchen weltweit, davon 80 % in Niedrig- und Mitteleinkommensländern. Tabak unterscheidet sich von
anderen profitablen Anbaupflanzen wie Kaffee oder Tee in drei wesentlichen Punkten: Erstens benötigt
seine Trocknung große Mengen Feuerholz, das durch Abholzung von Wäldern gewonnen wird. Zweitens ist
die Tabakpflanze giftig und verursacht starke Nikotinvergiftungen bei Bäuerinnen, Bauern sowie
Tabakarbeitern und -arbeiterinnen. Drittens sind die daraus gefertigten, süchtig machenden Produkte für
die Konsumierenden äußerst gesundheitsschädlich. „Anders als bei Tee oder Kaffee kann es aus diesem
Grund keine Lösung der sozialen, ökologischen und ökonomischen Problemen durch fairen Handel geben“,
erklärt Sonja von Eichborn von Unfairtobacco.org. Deutschland müsse die WHO-Tabakrahmenkonvention
umsetzen und in Ländern wie z.B. Malawi den Ausstieg aus dem Tabakanbau fördern.
„Multinationale Tabakkonzerne beuten kleinbäuerliche Strukturen aus, indem sie mit Knebelverträgen
Kontrolle über die Produktion, Saatgut, Düngemittel und Pestizide ausüben, während die Risiken wie
Missernten allein bei den Bäuerinnen und Bauern liegen. Tabakanbau steht außerdem in direkter
Konkurrenz zum Nahrungsmittelanbau in Ländern wie z.B. Bangladesch. Auf der weltweiten
Tabakanbaufläche könnte Nahrung für weit mehr als zehn Millionen Menschen angebaut werden“,
veranschaulicht Stig Tanzmann von Brot für die Welt.
Gerade Deutschland profitiert enorm vom Geschäft mit dem Tabak, denn es ist einer der wichtigsten
Standorte der Tabakindustrie. Jährlich werden 220.000 Tonnen Rohtabak nach Deutschland importiert und
zu Zigaretten verarbeitet. Mit einer jährlichen Ausfuhr von etwa 160 Milliarden Zigaretten ist Deutschland
der weltweit größte Zigarettenexporteur. „Tabak ist ein gutes Beispiel wie wieder einmal
Konzerninteressen über die Rechte von Menschen gestellt werden“, kritisiert Marie-Luise Abshagen vom
Forum Umwelt und Entwicklung. „Wenn die Bundesregierung ihre Bekenntnisse zur Umsetzung von
nachhaltiger Entwicklung ernst nimmt, sollte Deutschland national und international mehr Mittel für die
Reduzierung des Tabakkonsums bereitstellen.“
Zum Hintergrund der Studie: Das Jahr 2015 ist ein entscheidendes Jahr für nachhaltige Entwicklung. Die
Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) sollen im Herbst 2015 auf
UN Ebene beschlossen werden und die 2015 auslaufenden Millenniumentwicklungsziele (Millennium
Development Goals, MDGs) fortführen und ergänzen. Das globale Vorhaben, Ziele für eine nachhaltige
Entwicklung zu formulieren, ist äußerst vielschichtig. Die vorliegende Broschüre zeigt, wie sehr die
einzelnen, momentan vorgeschlagenen Ziele miteinander verflochten sind. Dazu beleuchtet sie beispielhaft
die Produktion und den Konsum von Tabakprodukten.
Die Studie kann hier heruntergeladen werden:
http://www.unfairtobacco.org/wp-content/uploads/Tabak-unsozial-unfair-umweltschädlich_web.pdf
http://www.forumue.de/wp-content/uploads/2015/06/Analyse-52-Tabak-unsozial-unfairumweltschaedlich.pdf
http://bfdw.de/tabak
Kontakte:
Sonja von Eichborn, Unfairtobacco.org
Telefon: 030 69 46 10 1, E-Mail: [email protected]
Stig Tanzmann, Brot für die Welt-Evangelischer Entwicklungsdienst
Mobil: 0174 16 30 39 3, Telefon: 030 65 21 11 82 0, E-Mail: [email protected]
Marie-Luise Abshagen, Forum Umwelt und Entwicklung
Telefon: 030 67 81 77 57 5, E-Mail: [email protected]
Unfairtobacco.org ist ein Projekt von Blue 21 und bietet entwicklungspolitische Informationen, Analysen
und Bildungsarbeit über Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen durch die Tabakindustrie an.
Mehr unter: www.unfairtobacco.org.
Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst ist das weltweit tätige Hilfswerk der evangelischen
Landes- und Freikirchen in Deutschland. Gemeinsam mit der Diakonie setzen wir uns ein für ungeteilte
globale Gerechtigkeit. Mehr unter www.brot-fuer-die-welt.de.
Das Forum Umwelt und Entwicklung wurde 1992 nach der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung
gegründet und koordiniert die Aktivitäten deutscher Nichtregierungsorganisationen in internationalen
Politikprozessen zu nachhaltiger Entwicklung. Mehr unter: www.forumue.de.