Obfrau fürchtet Stress für Arztpraxen - Klinikum Idar

Nahe-Zeitung
6. Oktober 2015
Obfrau fürchtet Stress für Arztpraxen
Flüchtlinge DRK erhält Zuschlag für die medizinische Versorgung inder Kaserne
Von unserer RedakteurinVera Müller
Birkenfeld. Das stößt nicht überall auf Verständnis: Das DRK im Kreis Birkenfeld erhält den Zuschlag für die
ärztliche Versorgung der mittlerweile 1000 Flüchtlinge in der Birkenfelder Heinrich-Hertz-Kaserne. Angestrebt
war ursprünglich, dass die Birkenfelder Ärzte die Versorgung übernehmen. Nun hat die ADD anders
entschieden. Susanne Hautmann-Strack, Obfrau der Kreisärzteschaft, erläutert: „Was ursprünglich als spontane
ärztliche Versorgung der Asylsuchenden beim THW Idar-Oberstein durch Arabisch sprechende Ärzte aus dem
Klinikum Idar-Oberstein begonnen hatte, wurde nach deren Verlegung in die Heinrich-Hertz-Kaserne dort
fortgeführt. Die Kreisärzteschaft versuchte in Verhandlungen mit der ADD Trier, eine vertragliche Vereinbarung
zu erzielen, die die geleisteten Stunden der Ärzte honoriert. Dies sind fünf mal vier Arztstunden pro Woche bei
einer Patientenfrequenz von rund 30 Patienten pro Tag.“ Das bezog sich auf gut 400 Bewohner, bei einer
Aufstockung der Asylantenzahl auf 800 Personen müsste die doppelte Stundenzahl angesetzt werden – bei den
nunmehr 1000 Flüchtlingen hätte sich die Stundenzahl erneut erhöht.
Die Zusammenarbeit mit dem DRK, das die Grundausstattung der Ambulanz in der Heinrich-Hertz-Kaserne
stellt sowie dem auch dort tätigen Gesundheitsamt funktionierte bislang perfekt, betont Hautmann-Strack. „Im
Hinblick auf die positive Stimmung der Birkenfelder Bevölkerung gegenüber den Flüchtlingen“ sei beabsichtigt
gewesen, die medizinische Versorgung der Asylsuchenden ganz in der Kaserne zu belassen, um Unmut von den
Arztpraxen fernzuhalten, wenn durch die Schwierigkeiten der Verständigung Wartezeiten steigen oder Termine
nicht eingehalten werden können.
Nun habe die ADD die Entscheidung getroffen, die ärztliche Versorgung dem DRK zu übertragen, was bedeute,
dass nur noch drei mal zwei Behandlungsstunden angeboten werden können, wie von der ADD Trier festgelegt.
Eine Argumentation: Solange die AfA Birkenfeld eine Außenstelle des Erstaufnahmelagers in Trier ist, wird
auch alles so organisiert wie in Trier. Und dort ist das DRK autorisiert. „Schon im Hinblick auf die kommende
Erkältungswelle sind diese Zeiten unzureichend, sodass die Diensttuenden in der Kaserne, sprich das DRK, unter
unnötigen Druck kommen sowie die Praxen mit einem Ansturm von neuen Patienten rechnen müssen, was auch
dort zu erheblichem Stress führen dürfte“, betont die Obfrau. Sie wolle klarstellen, dass alle Beteiligten – das
DRK, die Arabisch sprechenden Ärzte aus dem Birkenfelder Krankenhaus sowie des Klinikum Idar-Oberstein –
hervorragende Arbeit leisten. Es sei schade ist, dass diese nicht so reibungslos weitergeführt werden könne: „Ich
denke, es sind in erster Linie Kostengründe, die bei der ADD den Ausschlag gaben. Drei mal zwei Arztstunden
kosten weniger als fünf mal vier Arztstunden. Bislang ist überhaupt noch kein Geld geflossen, was nicht
verwunderlich ist, da die geleisteten Stunden erst am Monatsende eingereicht und abgerechnet werden. Aber ich
befürchte, dass die geleistete Arbeit vom September nicht honoriert wird, da sie über dem festgelegten ADDBudget liegt. Und das macht mich schon etwas traurig, da die Ärzte sehr selbstlos und aus Solidarität gehandelt
haben und nun sicherlich die Bereitschaft sinkt, sich zu engagieren.“
DRK-Kreisgeschäftsführer Jörg Schmitt erläutert: „Die Sanitätsstation ist täglich von 9 bis 20 Uhr besetzt –
derzeit noch von zwei ehrenamtlichen Krankenschwestern, Rettungsassistenten und zusätzlichen Helfern in jeder
Schicht. Von 17 bis 19 Uhr ist werktäglich mindestens ein Arzt vor Ort.“ Sollte das nicht ausreichen, müsse man
mit der ADD verhandeln.