Auswirkungen der Anwesenheit von zwei Ebern während der

Züchtungskunde, 85, (5) S. 388–395, 2013, ISSN 0044-5401
© Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
Original Article
Auswirkungen der Anwesenheit von zwei Ebern während der
Künstlichen Besamung auf die Fruchtbarkeitsleistung von Sauen
Corinna Zimmer1 und St. Hoy1
Zusammenfassung
Ziel der vorliegenden Arbeit war es zu überprüfen, ob die Stimulation der Sauen und davon
ausgehend die bei der Künstlichen Besamung (KB) erzielten Reproduktionsergebnisse
durch die Anwesenheit von zwei Ebern während der KB verbessert werden können. Hierzu wurden während der KB vor den Köpfen der zu besamenden Sauen entweder ein Eber
(n = 199 Sauen) oder zwei Eber nacheinander (n = 199 Sauen) positioniert. Insgesamt
wurden 398 Sauen in 33 Besamungsgruppen analysiert. Die offensichtlich stärkere Stimulation der Sauen in der 2-Eber-Gruppe im Vergleich zur 1-Eber-Gruppe bewirkte bei
Altsauen im ersten Zyklus nach dem Absetzen eine tendenziell bis signifikant bessere
Fruchtbarkeitsleistung dieser Tiere mit einer signifikant niedrigeren Umrauscherrate
(1,7 vs. 7,4%), einer signifikant höheren Trächtigkeitsrate (98,3 vs. 92,6%) und einer
tendenziell höheren Abferkelrate (97,4 vs. 92,4%) und infolgedessen mit einem höheren
Ferkelindex (68 mehr gesamt geborene Ferkel je 100 zur Besamung aufgestellter Sauen).
Bei Jungsauen wurden demgegenüber entgegengesetzte Ergebnisse mit nichtsignifikanten Vorteilen für die 1-Eber-Variante festgestellt. Aufgrund der Ergebnisse aus der vorliegenden Arbeit kann der Einsatz von zwei Ebern während der KB von Altsauen empfohlen
werden, insbesondere für Ferkelerzeugerbetriebe, die ohnehin mehrere Eber halten.
Schlüsselwörter: Eber, Sau, Brunst, Umrauscherrate, Abferkelrate, Ferkelindex
Summary
Impact of the presence of two boars during artificial insemination on fertility
of sows
The aim of the present study was to determine if stimulation of the sows, and therefore
the success of AI could be enhanced by the presence of two boars during AI. During
artificial insemination, one boar (n = 199 gilts and sows) or two boars consecutively
(n = 199 gilts and sows) were positioned in front of the heads of the sows which were to
be inseminated. A total of 398 sows in 33 insemination groups were included in the
study. The obviously improved stimulation of sows from the 2-boar group compared with
the 1-one-boar group has led to distinctly improved fertility results with a significantly
lower return-to-estrus rate (1.7 vs. 7.4%), a significantly higher pregnancy rate (98.3 vs.
92.6%) and a higher farrowing rate (97.4 vs. 92.4%) in tendency and hence to an
1
Institut für Tierzucht und Haustiergenetik, Fachgebiet Tierhaltung und Haltungsbiologie der
Justus- Liebig-Universität Gießen, Leihgesterner Weg 52, 35392 Gießen, E-Mail:
[email protected]
Auswirkungen der Anwesenheit von zwei Ebern während der Künstlichen Besamung
389
enhanced piglet index of 68 additionally born piglets per 100 sows lined up for insemination in sows in the first cycle after weaning. In contrast, opposite results were found in
gilts with non-significant benefits for the 1-boar-groups. Based on the findings of this
study, it is recommended to use two boars during AI of sows, especially for piglet producing farms that already keep more than one boar.
Keywords: Boar, sow, estrus, return-to-estrus rate, farrowing rate, piglet index
1 Einleitung
Nach Angaben des Zentralverbandes der Deutschen Schweineproduktion e.V. wurde
2010 in 93,5% der deutschen Betriebe die Künstliche Besamung (KB) angewendet, wofür
allein die Besamungsstationen 11,9 Millionen (Mio.) Spermaportionen zur Verfügung
stellten (Gatzka et al., 2011). Der Befruchtungserfolg bei der KB wird durch sehr viele
Faktoren, wie Stimulation der Sauen, Inseminationstermin, Besamungshäufigkeit, Dauer
der Besamung, eingesetzte Besamungshilfen, Technik der Samenübertragung, Samenqualität, Hygiene, Körperkondition und Gesundheitszustand der Sau sowie von der Jahreszeit und dem Stallklima beeinflusst. Die beste Stimulation erfolgt durch einen bei der
KB anwesenden Eber, da dieser alle Schlüsselreize auf sich vereinigt (Schnurrbusch,
2007). Die einzelnen vom Eber ausgehenden Stimuli und ihre Bedeutung für die Auslösung
des Duldungsreflexes bei der Sau wurden von der Arbeitsgruppe um Signoret ausführlich untersucht (Signoret, 1970a, 1970b, 1971 und 1972) und durch die Arbeit von
König et al. (1972) bestätigt. Nach Untersuchungen von Langendijk et al. (2000) zeigten 46% der Sauen den Duldungsreflex unter Nachahmung der taktilen Eberstimuli
(Flankenstoß, Reiben des Rückens, Rückendruck) ohne Eberanwesenheit. Dieser Anteil
erhöhte sich auf 90%, wenn unter Eberanwesenheit die Rückendruckprobe durchgeführt
wurde. Zwischen einzelnen Ebern gibt es Unterschiede in ihrer stimulativen Wirkung
(Soede, 1993), die teilweise auf deren Alter, aber auch auf ihr Verhalten sowie die Konzentration und Zusammensetzung der von ihnen abgegebenen Pheromone zurückzuführen sind (Wodzicka-Tomaszewska et al., 1981; Hughes et al., 1990; Musslick, 2000).
Zur besseren Stimulation kann es daher sinnvoll erscheinen, die Sauen während der
Besamung durch mehrere Eber gleichzeitig bzw. nacheinander zu stimulieren. Ziel der
vorliegenden Arbeit war es somit zu überprüfen, ob durch die Anwesenheit von zwei
fertilen Ebern während der KB die Stimulation der Sauen und daraus resultierend die
Fruchtbarkeitsleistung verbessert werden können.
2 Material und Methoden
Die Untersuchungen erfolgten auf der Lehr- und Forschungsstation Oberer Hardthof des
Institutes für Tierzucht und Haustiergenetik an der Justus-Liebig-Universität Gießen. In
die Untersuchung gingen alle Sauen ein, die während des Untersuchungszeitraums von
zwei Jahren zur KB aufgestellt wurden. Hierbei handelte es sich um insgesamt 33 Besamungsgruppen mit 398 Sauen der Paritäten 0 bis 14. Die Sauen wurden in der ersten
Hälfte des Untersuchungszeitraumes während der KB durch die Anwesenheit eines Stimulierebers (n = 199 Sauen) und in der zweiten Hälfte mit zwei Ebern, die nacheinander
vor den Köpfen von jeweils vier Sauen fixiert wurden, stimuliert (n = 199 Sauen). Diese
Untersuchungsreihenfolge wurde bewusst einem abwechselnden Einsatz von einem bzw.
zwei Stimulierebern vorgezogen, um einen jahreszeitlichen Einfluss auf die Fruchtbarkeitsergebnisse möglichst gering zu halten. Es wurden fünf verschiedene Eber im Alter
390
Corinna Zimmer und St. Hoy
von acht bis 35 Monaten verwendet, wobei innerhalb einer Besamungsgruppe aber
immer der gleiche Eber bzw. die beiden gleichen Eber zum Einsatz kamen. Die Sauen
wurden zur Besamung in Einzelständen aufgestallt. Die Stimulationseber wurden während der Brunstkontrolle bzw. KB durch Tore im Eberlaufgang vor den Köpfen von jeweils
vier Sauen fixiert (Abb. 1).
In den Ein-Eber-Gruppen stand jeweils nur ein Eber während der KB vor den zu besamenden Sauen. In den Zwei-Eber-Gruppen wurde ein 2. Eber jeweils hinter dem ersten
fixiert. Nach Abschluss der Besamungen aller Sauen einer Sauen-Vierergruppe wurde
der 1. Eber (“1) zur nächsten 4er-Gruppe getrieben und Eber 2 (“2) zur Nachstimulation
der bereits besamten Sauen vor diesen fixiert (Abb. 1). Nach Abschluss der Besamungen
bei allen Sauen wurden die Tiere in den Ständen 5 bis 8 noch für fünf Minuten durch den
Eber 2 stimuliert. Die Sauen wurden alle duldungsorientiert durch Eigenbestandsbesamer
besamt. Eine medikamentelle Brunststimulation oder Ovulationssynchronisation wurde
nicht durchgeführt.
Die Besamungen erfolgten während der Zeiten, in denen auch die Brunstkontrolle
durchgeführt wurde. Der Zeitpunkt der ersten Besamung (KB1) richtete sich individuell
für jede Sau nach deren Duldungsbeginn (erstmalig festgestellter Duldungsreflex), wobei folgendes Schema eingehalten wurde:
• frührauschige Sauen (Duldungsbeginn am 3. oder 4. Tag nach dem Absetzen): KB1
24 h nach Duldungsbeginn,
• normalrauschige Sauen (Duldungsbeginn am 5. oder 6. Tag nach dem Absetzen): KB1
während der folgenden BK, also acht bis 16 h nach Duldungsbeginn,
• spätrauschige Sauen (Duldungsbeginn nach dem 6. Tag nach dem Absetzen): KB1
sofort nach Feststellung der Duldung.
Nachbesamungen (KB2 bzw. KB3) erfolgten jeweils zur nächsten Brunstkontrolle (also
im Abstand von 8–16 h), solange die Sau einen Duldungsreflex zeigte, jedoch maximal
“2
Eberlaufgang mit Toren
Sauenstände
1
2
“1
3
4
5
6
7
8
Besamergang
Nachstimulation
besamter
Sauen
KB
Abb. 1. Schema zur Anordnung der Einzelstände für Sauen und der Position der Eber vor den Köpfen
der Sauen (“1 = Eber 1 (KB-Eber); “2 = Eber 2 (Nachstimu-Eber))
Scheme of experimental design with single crates for sows and position of the boars in front of
sows’ heads
Auswirkungen der Anwesenheit von zwei Ebern während der Künstlichen Besamung
391
bis zur dritten Besamung (KB3). Vor Durchführung der KB wurde bei den Sauen mittels
manueller Stimulation (Klitoris- und Gesäugemassage, Flankendruck, Stützprobe) der
Duldungsreflex ausgelöst. Als zusätzliche Besamungshilfen kamen Besamungsbügel
(Top-Clip) zum Einsatz. Die Sauen wurden nach Einführen des Besamungskatheters und
Fixation der Spermatube sowie direkt im Anschluss an die KB nach Abnahme des Besamungsbügels nochmals manuell mittels Rückendruck stimuliert. Aus den anhand der
Umrauschkontrollen sowie der Trächtigkeitsuntersuchung (TU) und nach der Abferkelung der Sauen ermittelten Daten wurden Umrauscherrate (UR), Non-return-Rate,
Trächtigkeitsrate (TR) und Abferkelrate (AFR) nach Schnurrbusch (2006 und 2007)
und Busch (2009) ermittelt. Aus den Abferkelergebnissen wurden der Ferkelindex I und
II berechnet = Anzahl der gesamt geborenen Ferkel (ggF) je 100 belegte (I) bzw. zur
Belegung aufgestallte Sauen (II). Eine detaillierte Darstellung der Untersuchungen kann
der Arbeit von Zimmer (2012) entnommen werden. Die Prüfung auf Signifikanz der
Unterschiede im Mittelwertvergleich erfolgte mit Hilfe des Statistik-Programmpakets
SPSS (t-Test), wobei zunächst eine Prüfung auf Normalverteilung der Daten durchgeführt wurde. Häufigkeitsunterschiede wurden mittels Kreuztabelle und Chi-Quadrat-Test
nach Pearson auf Signifikanz geprüft.
3 Ergebnisse
Insgesamt wurden 398 Sauen zur Belegung aufgestallt. 25 Tiere wurden nicht besamt,
da sie keine oder eine zu kurze Duldung zeigten. Von den 373 auswertbaren belegten
Sauen zeigten 19 Tiere bei der Umrauscherkontrolle drei Wochen nach der Belegung
erneut Brunstsymptome. Bei vier weiteren Sauen wurde ein azyklisches Umrauschen zu
einem späteren Zeitpunkt beobachtet. Zwei dieser Sauen rauschten noch vor der Trächtigkeitsuntersuchung (TU) um, eine hatte einen fraglichen Graviditätsbefund und eine
wurde als nicht tragend bereits vor dem Auftreten der erneuten Brunstsymptome erkannt. Zwei Sauen, die bei der Umrauscherkontrolle keine Brunstsymptome zeigten,
wurden bei der TU als nicht tragend erkannt. Von den 348 tragenden Sauen abortierten
zwei und fünf verendeten während der Gravidität oder mussten krankheitsbedingt
euthanasiert werden. Die übrigen 341 Sauen kamen zur Abferkelung. Die einzelnen Leistungsparameter der Untersuchungsgruppen sind in den Tabellen 1 und 2 zusammengefasst. Die Sauen in den Untersuchungsgruppen, die durch die Anwesenheit von zwei
Ebern stimuliert wurden, erzielten eine bessere Umrauscher- bzw. Non-return-Rate (4,8
bzw. 95,2%) als die Sauen der 1-Eber-Variante (7,5 bzw. 92,5%). Unter Einbeziehung
nur der Altsauen zeigte sich ein signifikanter Vorteil der Tiere der 2-Eber-Gruppen (nur
1,7% Umrauscher) im Vergleich zu Kontrollsauen der 1-Eber-Variante (7,4% Umrauscherrate). Außerdem waren die Trächtigkeits- und Abferkelrate (94,6 bzw. 93,5%) in der
2-Eber-Variante höher als in der 1-Eber-Variante (92,0 bzw. 91,8%). Bei Auswertung
ausschließlich der Altsauen ohne Jungsauen und Problemsauen erreichten die Tiere der
2-Eber-Variante eine signifikant höhere Trächtigkeitsrate (98,3% vs. 92,6%, Tab. 1) und
eine tendenziell höhere Abferkelrate (97,4% vs. 92,4%, Tab. 2) als die vergleichbaren
Sauen der 1-Eber-Gruppen. Bedingt durch eine etwas niedrigere Wurfgröße bei den Tieren der 2-Eber-Variante ergab sich ein identischer Ferkelindex I (1148 bzw. 1150 gesamt
geborene Ferkel je 100 belegte Sauen) in der Zusammenfassung aller Tiere. Werden nur
Altsauen im ersten Zyklus miteinander verglichen, erreichten die Tiere der 2-Eber-Gruppen 36 gesamt geborene Ferkel mehr je 100 belegte und sogar 68 gesamt geborene Ferkel
mehr je 100 zur Belegung aufgestallte Sauen (Ferkelindex I bzw. II) als die Vergleichssauen der 1-Eber-Variante (Tab. 2). In der Tabelle 3 sind die Leistungsdaten nur für die
an der Untersuchung beteiligten Jungsauen und primiparen Sauen aufgeführt. Diese
392
Corinna Zimmer und St. Hoy
Tab. 1. Ergebnisse zur Gravidität der Sauen der 1-Eber- bzw. 2-Eber-Gruppen im Mittel aller Sauen bzw.
nur bei Altsauen im ersten Zyklus nach dem Absetzen, ohne Jungsauen und Problemsauen
Results on fertility of sows in one-boar- or two-boar-groups on average of all sows or only of
older sows in first cycle after weaning without gilts and problem sows
Leistungsdaten
n (zur Belegung
aufgestellte Sauen)
keine/zu kurze Duldung [Anzahl]
n (besamte Sauen)
zyklische Umrauscher [Anzahl]
azyklische Umrauscher [Anzahl]
Umrauscherrate [%]
Non-return-Rate [%]
tragend [Anzahl]
Trächtigkeitsrate [%]
alle Sauen
1-Eber- 2-Ebergesamt Gruppen Gruppen
398
25
373
19
4
6,2
93,8
348
93,3
199
12
187
10
4
7,5
92,5
172
92,0
199
13
186
9
0
4,8
95,2
176
94,6
nur Altsauen im ersten Zyklus
nach dem Absetzen, ohne
Jungsauen und Problemsauen
1-Eber- 2-Ebergesamt Gruppen Gruppen
258
6
252
9
3
4,8
95,2
240
95,2
140
5
135
7
3
7,4 a
92,6 b
125
92,6 c
118
1
117
2
0
1,7 a
98,3 b
115
98,3 c
a, b, c = Unterschiede zwischen 1- und 2-Eber-Gruppen sind signifikant (p < 0,05).
waren erwartungsgemäß schlechter als der Durchschnitt der in die Untersuchung eingegangenen Altsauen. Zwischen 1- und 2-Eber-Gruppen ließen sich keine signifikanten Unterschiede ermitteln. Die Östrusrate und Trächtigkeitsrate waren in der 2-Eber-Variante
sehr geringfügig höher als in der Vergleichsgruppe. Bei der Abferkelrate und der Wurfgröße gesamt geborener Ferkel erreichten hingegen die Sauen der 1-Eber-Gruppen etwas
bessere Resultate, sodass sich der Unterschied im Ferkelindex I zwischen beiden Varianten auf 73 Ferkel mehr je 100 belegte und 96 Ferkel mehr je 100 zur Belegung aufgestallte Sauen (Ferkelindex II) zugunsten der 1-Eber-Gruppen multiplizierte (Tab. 3).
4 Diskussion
Die Umrauscherrate für alle Sauen lag mit 6,2% leicht über der von Schnurrbusch
(2006 und 2007) festgelegten Zielgröße von 5%. In diesen Wert sind alle belegten Sauen
des Untersuchungsbetriebes eingegangen, also auch Jungsauen und Problemsauen aus
vorherigen Gruppen, die entweder im Zyklus vorher keine Duldung zeigten oder nach
der Belegung umrauschten. Der Vergleich zwischen den beiden Untersuchungsvarianten
ergab eine deutlich niedrigere Umrauscherrate für die Sauen, die während der KB durch
die Anwesenheit von zwei Ebern stimuliert wurden. Während in den 1-Eber-Gruppen die
UR mit 7,5% noch im Normalbereich lag, erreichte sie bei den Sauen der 2-Eber-Gruppen
4,8% – alle Sauen zusammen ausgewertet. Die Auswertung ausschließlich der Altsauen
im ersten Zyklus nach dem Absetzen ergab einen signifikanten Vorteil der Sauen der
2-Eber-Gruppen (1,7%) gegenüber den Vergleichssauen (7,4%). Der Unterschied in der
Auswirkungen der Anwesenheit von zwei Ebern während der Künstlichen Besamung
393
Tab. 2. Abferkelergebnisse der Sauen der 1-Eber- bzw. 2-Eber-Gruppen im Mittel aller Sauen bzw.
nur für Altsauen im ersten Zyklus nach dem Absetzen, ohne Jungsauen und Problemsauen
Farrowing results of sows in one-boar- or two-boar-groups on average of all sows or only of
older sows in first cycle after weaning without gilts and problem sows
Leistungsdaten
n (zur Belegung
aufgestellte Sauen)
n (belegte Sauen)
Abgänge
(vor der Abferkelung
verendet/getötet)
n (belegte Sauen ohne Abgänge)
n (zur Belegung aufgestellte
Sauen ohne Abgänge)
abgeferkelt [Anzahl]
Abferkelrate (AFR) [%]
Wurfgröße, ggF
Mittelwert
Standardabweichung
Ferkelindex I
Ferkelindex II
alle Sauen
1-Eber- 2-Ebergesamt Gruppen Gruppen
nur Altsauen im ersten Zyklus
nach dem Absetzen, ohne
Jungsauen und Problemsauen
1-Eber- 2-Ebergesamt Gruppen Gruppen
398
373
199
187
199
186
258
252
140
135
118
117
5
368
4
183
1
185
5
247
4
131
1
116
393
341
92,7
195
168
91,8
198
173
93,5
253
234
94,7
136
121
92,4
117
113
97,4
12,4
12,5
12,3
± 2,73 ± 2,79
± 2,68
1149
1148
1150
1076
1077
1075
12,6
12,7
12,4
± 2,78 ± 2,81
± 2,75
1194
1173
1209
1165
1130
1198
Unterschiede zwischen 1- und 2-Eber-Gruppen sind nicht signifikant.
UR führte auch zu einer Verbesserung der AFR von 92,4% für die Sauen der 1-Eber-Gruppen auf 97,4% durch die Stimulation mit zwei Ebern (nur Altsauen). Trotz annähernd
gleicher Wurfgrößen beider Untersuchungsvarianten bewirkte die bessere Abferkelrate
in den 2-Eber-Gruppen eine Erhöhung des Ferkelindex I um 36 mehr ggF je 100 Erstbesamungen und des Ferkelindex II auf 68 mehr geborene Ferkel je 100 zur Besamung
aufgestellter Sauen. Diese Daten belegen den ökonomischen Vorteil, der dem Ferkelerzeugerbetrieb durch die gleichzeitige Stimulation mit zwei Ebern entstehen kann; insbesondere wenn im Betrieb ohnehin mehrere Eber gehalten werden. Hilgers und Hühn
(2009) verweisen darauf, dass die durchschnittliche Anzahl der Leertage je Sau, die
insbesondere von der UR bestimmt wird, in einem stärkeren Maße Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit eines Ferkelerzeugerbetriebes nimmt als die mittlere Wurfgröße.
Die besseren Werte für UR bzw. Non-return-Rate und TR in der 2-Eber-Variante belegen, dass die zusätzliche Stimulation durch den zweiten Eber den Befruchtungserfolg
der KB verbessern kann – auch bei einem bereits erreichten guten Leistungsniveau. Berücksichtigt man für die Auswertung nur Jungsauen und primipare Sauen, also Tiere mit
bekanntermaßen niedrigeren Reproduktionsergebnissen als bei älteren Sauen mit bereits
nachgewiesener (hoher) Fruchtbarkeitsleistung, so kann die zusätzliche Stimulation durch
394
Corinna Zimmer und St. Hoy
Tab. 3. Leistungsdaten der Jungsauen und primiparen Sauen der 1-Eber- bzw. 2-Eber-Gruppen
Reproduction results of gilts and primiparous sows in one-boar- or two-boar-groups
Leistungsdaten
zyklische Umrauscher [Anzahl]
azyklische Umrauscher [Anzahl]
Umrauscherrate [%]
Non-return-Rate [%]
tragend [Anzahl]
Trächtigkeitsrate [%]
n (belegte Sauen)
abgeferkelt [Anzahl]
Abferkelrate [%]
n (tragende Sauen)
Wurfgröße, ggF
Mittelwert
Standardabweichung
Ferkelindex I
n (belegte Sauen ohne Abgänge)
Ferkelindex II
n (zur Belegung aufgestellte
Sauen ohne Abgänge)
gesamt
JS und primipare Sauen
1-Eber-Gruppen
2-Eber-Gruppen
7
1
9,4
90,6
77
90,6
85
75
89,3
84
2
1
9,7
90,3
28
90,3
31
28
90,3
31
5
0
9,3
90,7
49
90,7
54
47
88,7
53
11,6
± 2,84
1036
84
870
12,0
± 3,18
1084
31
933
11,4
± 2,63
1011
53
837
36
64
100
Unterschiede zwischen 1- und 2-Eber-Gruppen sind nicht signifikant.
den zweiten Eber keine Verbesserung des Befruchtungserfolges bewirken. Im Gegenteil,
die Abferkelergebnisse dieser Tiere in der 2-Eber-Variante sind sogar etwas niedriger als
in den 1-Eber-Gruppen, was aber darauf zurückzuführen ist, dass von den 49 tragenden
Tieren der 2-Eber-Gruppen eine abortierte und eine vor der Abferkelung getötet wurde,
während in den 1-Eber-Gruppen alle 28 tragenden Tiere zur Abferkelung kamen. Ein
Erklärungsansatz für die fehlende Verbesserung der Reproduktionsergebnisse bei den
Jung- und primiparen Sauen, die durch zwei Eber stimuliert wurden, könnte in einer
stärkeren Stresseinwirkung auf die jüngeren Tiere durch den zweiten Eber liegen, wie es
die Untersuchungen von Van Lunen und Aherne (1987) nahe legen. Bei der Bewertung
der vorliegenden Ergebnisse ist allerdings auch zu berücksichtigen, dass die Untersuchungen nur innerhalb eines Bestandes erfolgten. Da die Reproduktionsleistung von
Sauen ein multifaktorielles Geschehen darstellt, auf das insbesondere bei jüngeren Sauen
Haltungsbedingungen und Handling der Tiere großen Einfluss haben, sollten weitere
Untersuchungen in anderen Herden die vorliegenden Ergebnisse bestätigen, bevor allgemeingültige Aussagen getroffen werden können.
Die Ergebnisse aus der vorliegenden Arbeit zeigen deutlich, dass eine zusätzliche
Stimulation durch einen zweiten Eber während der KB bei bereits hohem Leistungsstand
und gutem Besamungsmanagement den Besamungserfolg und somit die Leistungsdaten
zumindest bei Altsauen nochmals verbessern kann.
Auswirkungen der Anwesenheit von zwei Ebern während der Künstlichen Besamung
395
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