Hin und weg: Das Pop-up-Prinzip

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Hin und weg: Das Pop-up-Prinzip
ALEX STRANIG
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15. September 2015, 09:00
Geschäfte sperren auf, um kurz danach wieder zu schließen –
so funktioniert das Pop-up-Prinzip – Temporäre Läden liegen im
Trend: auch im gastronomischen Bereich
foto: boxircus
Neben Slow Tacos bietet Boxircus Pop-up-Boxen an.
Gastronomen, Designer und Möbelhändler nutzen das
Angebot.
foto: tclb / stephi böhm
Pop-up-Geschäfte sind flexibler und nicht so
kostenintensiv wie feste Locations.
Egal ob Lagerhalle, Metallcontainer oder leer stehendes
Geschäftslokal – es gibt kaum eine Fläche, die David Bock von
"Pop it up" nicht zum Laden auf Zeit umfunktionieren kann. Der
Unternehmer hat sich mit seinem Geschäftspartner auf die
Umsetzung von Pop-up-Konzepten spezialisiert. Und damit trifft
er wohl genau den Zahn der Zeit. Immer mehr Restaurants,
Modelabels oder Kleinbetriebe eröffnen temporäre
Geschäftslokale an den ungewöhnlichsten Orten.
Die Gründe dafür liegen auf der Hand. "Es ist möglich, für einen
begrenzten Zeitraum auszuprobieren, ob das geplante
Shop-Konzept aufgeht und wie die Kunden das Angebot
annehmen. Bei vielen Unternehmen gibt es außerdem Zeiten
mit Umsatzflauten. Ein Pop-up-Store bietet sich hier an, weil
man den Laden nicht das ganze Jahr betreiben und vor allem
nicht bezahlen muss", sagt Bock.
Doch nicht nur Quereinsteiger und Neo-Gastronomen finden
Gefallen an dem Konzept, das es in vielen europäischen
Städten bereits seit Jahren gibt. Auch Großunternehmen sehen
hier einen neuen Geschäftszweig: Das deutsche Versandhaus
Zalando, das vielen vor allem durch kreischende Frauen beim
Öffnen von Modepaketen bekannt ist, betrieb für drei Tage einen
Pop-up-Store im Weltmuseum am Wiener Heldenplatz. Für das
Unternehmen ist das eine perfekte Werbeplattform.
Alter Hut
Ganz neu ist die Idee nicht. 1997 hat der Eventmanager Patrick
Courrielche die Ritual Expo in Los Angeles ins Leben gerufen,
wo er einen Tag lang Markenkleidung angeboten hat. Wenn
man es genau nimmt, gibt es das Phänomen Pop-up auch in
Österreich schon lange – in Form von Christbaumverkäufern in
der Weihnachtszeit, Raketengeschäften vor Silvester oder
Kostümläden zu Fasching. Jetzt ist das Ganze natürlich hipper
und auch bei der Umsetzung wird man kreativer.
Vor allem für gastronomische Konzepte bieten sich Pop-upLokale an, hat man doch bei Restaurants meist sehr hohe
Investitionskosten und weiß vorher nicht, wie das Konzept
später ankommt. Das ganze Inventar dann wieder loszuwerden
ist auch nicht einfach. Wir kennen sie alle, die Chinarestaurants,
die in ehemaligen Gasthäusern eröffnet haben, oder die
Pizzerien, die vorher Griechen waren.
Pop-up am Donaukanal
Doch was sich so einfach anhört, erfordert zumindest ein
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gewisses Know-how, weiß Küchenchef Peter Zinter: "Es gibt
viele Quereinsteiger, die mit Gastronomie nichts zu tun haben.
Die geringen Investitionskosten machen es einfach. Ein
bisschen Ahnung muss man schon haben, um ein erfolgreiches
Pop-up-Konzept auf die Beine zu stellen. Man muss wissen, wie
man schnell so viele Leute wie möglich mit gutem Essen
versorgt." Er weiß es offenbar, setzt er doch gemeinsam mit
Brian Patton und der "The Culinary Love Band" gastronomische
Pop-up-Konzepte um, die ankommen.
Nach "Big Smoke" haben die Unternehmer diesen Sommer das
Pop-up-Restaurant "Slow Tacos" am Wiener Donaukanal
eröffnet. Wehmütig, dass es bald wieder schließt, sind sie nicht
– schließlich arbeitet man bereits am Konzept für nächstes Jahr.
Die Profis wissen natürlich genau, worauf sie achten müssen.
Ein Pop-up-Lokal in einer Bretterbude funktioniert anders als ein
normales Restaurant. "Man hat weniger Platz in der Küche, und
auch die Hygienestandards sind ein Thema. Holzwände müssen
beispielsweise verkleidet werden. Wir versuchen, mit wenigen
Ressourcen das bestmögliche Ergebnis zu erzielen", sagt
Zinter, der aus der Spitzengastronomie kommt. Dass das Team
Spaß hat, bei dem, was es tut, merkt man sofort.
foto: boxircus
Tonstube Beach am Donaukanal.
Spitzengastronomie
Der gebürtige Ire Shane Mulhall beschäftigt sich schon länger
mit dem Phänomen Pop-up in Wien und hat eine
Forschungsarbeit dazu verfasst. Die Vorteile überwiegen für ihn.
"Man bekommt sofort Medienaufmerksamkeit, weil man
natürlich immer was Neues zu erzählen hat. Gäste finden es
spannend, neue Dinge auszuprobieren. Außerdem kann man
ohne viel Aufwand neue Konzepte testen und sieht sofort, ob sie
ankommen. Wenn das Pop-up-Lokal erfolgreich ist, kann man
auch ein langfristiges Geschäft an einem festen Standort daraus
machen. Außerdem ist es super, Lokale in Locations zu
eröffnen, an die man langfristig oft gar nicht rankommen würde",
erzählt Mulhall, der das Marketing von "The Culinary Love
Band" leitet.
Vielleicht ist auch das der Grund, warum immer mehr
Spitzenrestaurants Pop-up-Lokale eröffnen. Das dänische
Sternerestaurant Noma beispielsweise wird ab Jänner 2016 für
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zehn Wochen in Sydney seine Zelte aufschlagen. Und
Spitzenkoch Harald Irka aus der Saziani Stub'n will im Winter in
Wien statt in der Steiermark kochen.
foto: reuters/shino
René Redzepi im "Noma at Mandarin Oriental Tokyo". Im Februar war das Noma
von Kopenhagen für vier Wochen nach Japan übersiedelt.
Leere Geschäftslokal aufspüren
An eine geeignete Location zu kommen, ist oft gar nicht so
einfach. Schließlich wäre es lediglich für den Makler ein gutes
Geschäft, für jeden Pop-up-Laden eine Provision zu kassieren.
Genau deshalb arbeitet Bock ohne Immobilienmakler. "Am
Anfang sind wir mit dem Fahrrad die Hotspots von Wien
abgefahren, um nach leeren Geschäftslokalen Ausschau zu
halten. Auch Eisgeschäfte sind interessant für uns. Da sie im
Winter meist ohnehin geschlossen haben, kann man sie perfekt
nutzen und es ist eine Win-win-Situation", sagt Bock, der ein
Vorreiter in der Konzeptionierung von Pop-up-Stores in
Österreich ist und erklärt sein Geschäftsmodell: "Wir suchen für
unsere Kunden eine geeignete Location, übernehmen das
Marketing und die PR. Auch die Warenwirtschaft läuft über uns
sowie Verträge mit Eigentümern und die Personalverwaltung.
Wir sind kein reiner Location-Vermittler".
Mit seinem Angebot spricht Bock vor allem große Unternehmen
an. Für kleine Geschäfte gibt es aber ausreichend Angebote
und Anbieter von Freiflächen für Pop-up-Locations. Man kann
sich also nicht sicher sein, wo demnächst wieder ein neuer
Laden aufpoppt. (Alex Stranig, Rondo, 15.9.2015)
Ausgewählte aktuelle Pop-up-Stores:
Eis' nhower, Schottengasse 3, 1010 Wien
Slow Tacos, Franz-Josefs-Kai 3, 1010 Wien
Pub Klemo am Wasser, Rotenturmufer, 1010 Wien
© STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H. 2016
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